Reiten lernen: Alle wichtigen Tipps und Tricks

Reiten lernen: Alle wichtigen Tipps und Tricks

Beim Reiten tritt der Mensch in Kontakt mit einem großen, kräftigen und schnellen Tier und bildet durch scheinbar unsichtbare Hilfen eine harmonische Einheit mit ihm. Dabei spielt es keine Rolle, ob man mit sportlichem Ehrgeiz am Reitsport teilnimmt und sich auf Turnieren mit anderen misst, oder ob man im Freizeitreiten Motivation und Entspannung sucht. Unabhängig vom persönlichen Ziel ist der erste Schritt immer das Erlernen der grundlegenden Reitfähigkeiten. Diese werden am besten in einer qualifizierten Reitschule mit gut ausgebildeten Lehrpferden und erfahrenen Ausbildern vermittelt.

Inhaltsverzeichnis

Kann jeder reiten lernen?

Reiten ist eine Sportart fürs Leben. Es gibt kaum eine andere Disziplin, in der Olympiateilnehmer oder Weltmeister über 60 Jahre alt sind. Tatsächlich ist es nie zu spät, mit dem Reiten zu beginnen. Auch im fortgeschrittenen Erwachsenenalter können durch gezieltes Training altersbedingte Einschränkungen in Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit nicht nur aufgehalten, sondern sogar verbessert werden.

Erwachsene Spät- oder Wiedereinsteiger

Beim Erlernen des Reitens spielen neben dem Alter auch individuelle Faktoren wie Fitness, Lebensstil und Gesundheit eine Rolle. Personen, die regelmäßig Sport treiben, sich gesund ernähren und keine gesundheitlichen Probleme haben, lernen in der Regel schneller reiten als jene, die übergewichtig und inaktiv sind.

Zwischen Spät- und Wiedereinsteigern gibt es Unterschiede. Späteinsteiger sind Erwachsene, die das Reiten erst im späteren Leben für sich entdecken. Wiedereinsteiger hingegen haben oft schon in ihrer Kindheit Reitfähigkeiten erworben und können auf dieser soliden Basis aufbauen. Das Ziel beim Reitunterricht für Erwachsene ist meist dasselbe: gut genug reiten zu lernen, um sich mit dem Pferd konfliktfrei verständigen zu können und sich auf dem Pferderücken sicher und wohlzufühlenn. Der Reitunterricht konzentriert sich dabei auf die Grundlagen von Horsemanship, Sitz und Einwirkung, auf denen individuelle Ziele und Wünsche aufbauen können. 

Wenn du als Erwachsener mit dem Reiten beginnst, nimm dir die Zeit, die du brauchst. Reiten ist anspruchsvoll und erfordert sowohl mentale als auch körperliche Anstrengung. Berücksichtige deine individuelle Situation.

Beim Einstieg ins Reiten als Erwachsener ist es entscheidend, eine Reitschule zu wählen, die zu dir passt. Um eine solche zu identifizieren, solltest du auf qualifizierte Trainer, gut gepflegte Pferde und eine angenehme Atmosphäre achten. Ein vertrauensvolles Verhältnis zu deinem Lehrer und dem Pferd erleichtert das Lernen. Zusätzlich ist es förderlich, mit Aufwärmübungen zu beginnen und deine Fitness mit gezielter Gymnastik und Ausdauertraining zu stärken. So machst du Fortschritte im eigenen Rhythmus und das Reiten bringt dir Freude und Erfüllung.

Kinder

Kinder sind oft begeistert, wenn es darum geht, in den Sattel zu steigen. Pferde und alles, was damit zu tun hat, üben eine große Faszination auf sie aus. Allerdings sollte man beachten, dass die Wirbelsäule von kleinen Kindern noch sehr empfindlich ist. Neugeborene haben eine C-förmige Wirbelsäule, die sich erst im Alter von vier bis sechs Jahren zu einer stabilen S-Form entwickelt. Daher kann regelmäßiges Reiten oder längere Ausritte für kleine Kinder gesundheitsschädlich sein und sollten vermieden werden.

Kinder lernen am besten, wenn der Reitunterricht speziell auf sie zugeschnitten ist.Viele Reitschulen bieten bereits für die Kleinsten Programme an, wie Voltigieren, Ponyreiten oder Reiterferien. Der Unterricht für Kinder variiert jedoch stark. Manche Reitlehrer sind darauf spezialisiert, Kindern spielerisch den Umgang mit Pferden und das Reiten beizubringen. Dabei lernen die Kinder nicht nur, wie man im Sattel sitzt, sondern auch theoretisches Wissen über Pferde. 

Spielerischer Unterricht: Kinder lernen am besten durch spielerische Methoden. Der Einsatz von Bällen, Reifen und ähnlichen Hilfsmitteln kann das Bewegungsgefühl fördern. Abwechslung im Unterricht, wie das Führen über Stangen, hilft ebenfalls.

Pferdegröße: Die Größe des Pferdes sollte zur Größe des Kindes passen. Meistens bedeutet das, dass Kinder auf Ponys reiten lernen sollten. Dies fördert das Sicherheitsempfinden, da die Proportionen stimmen und die Kinder auf Augenhöhe mit dem Pony sind.

Gruppenunterricht: Unterricht in Gruppen mit Gleichaltrigen kann die sozialen Kompetenzen der Kinder fördern. Wichtig ist dabei, dass jedes Kind individuell betrachtet und entsprechend unterstützt wird.

Verantwortung: Um Verantwortungsbewusstsein zu entwickeln, sollten auch das Putzen, die Pflege und der normale Umgang mit dem Pferd Teil der Reitstunden sein.

Die richtige Ausrüstung für Anfänger

Die Auswahl an Reitkleidung, Schuhen, Helmen und Accessoires ist riesig, aber für den Anfang reicht eine Grundausstattung, um sicher und bequem im Sattel zu sitzen. Wenn du dir noch unsicher bist, ob Reiten wirklich etwas für dich ist, kannst du die ersten Reitstunden auch ohne spezielle Reitbekleidung absolvieren.

Helm und Handschuhe

Ein sicherer Reithelm ist unverzichtbar, nicht nur in Reitschulen, sondern auch bei Wettkämpfen. Stelle sicher, dass dein Helm den Normen entspricht und vom TÜV geprüft ist. Achte auf eine solide Mehrpunktbefestigung – das ist entscheidend für guten Halt. Spar nicht am falschen Ende: Ein gebrauchter Helm kann verborgene Mängel haben. Investiere also lieber in ein neues Modell. Mit etwa 70 bis 150 Euro bist du dabei, und eine professionelle Beratung zur richtigen Passform ist Gold wert. Ein gut sitzender Helm sollte auch bei offenem Kinnriemen auf deinem Kopf halten, wenn du diesen schüttelst oder dich nach vorne beugst. In unserem Artikel "Reiten mit Köpfchen: Ein Leitfaden zur Auswahl des richtigen Reithelm" findest du weitere Tipps.

Auch Handschuhe sollten von Anfang an Teil deiner Ausrüstung sein. Sie schützen vor Blasen und verhindern, dass die Zügel durch verschwitzte Hände rutschen. Reithandschuhe sollten eng anliegen und aus dünnem Material bestehen, um ein gutes Gefühl für die Zügel zu ermöglichen. Du brauchst sie nicht nur auf dem Pferd, sondern auch beim Führen.

Schuhe, Stiefeletten oder Stiefel

Für die ersten Reitstunden sind feste Wanderschuhe oder Stiefeletten mit einem kleinen Absatz ausreichend. Der Absatz verhindert, dass dein Fuß durch den Steigbügel rutscht. Viele Reiter entscheiden sich später für klassische Reitstiefel, da sie die Schenkellage verbessern und guten Beinschutz bieten. Lederstiefel sind teuer, daher solltest du dir vor dem Kauf sicher sein, dass du sie lange nutzen wirst. Eine gute Alternative sind Stiefeletten in Kombination mit Chaps, die du über die Stiefeletten ziehen kannst. Diese sind besonders kostengünstig und praktisch, wenn du noch wächst.

Hinweis: Gummireitstiefel sind aufgrund ihres weiten Schafts und starren Materials zum Reiten und Reiten lernen ungeeignet, da sie die Beweglichkeit einschränken und die korrekte Schenkellage erschweren.

Bevor Du in den Sattel steigst, ist die Wahl der richtigen Reithose entscheidend. Ob Du Dich für schicke Reitstiefel oder bequeme Schuhe entscheidest, Deine Hose sollte stets komfortabel sein. Eine gut sitzende Hose mit Voll- oder Teilbesatz verhindert Rutschen und bietet Halt. Anfangs tut es ein einfaches Modell, später lohnt sich die Investition in eine qualitativ hochwertige Reithose, die Bewegungsfreiheit und Langlebigkeit verspricht. So bist du bestens ausgerüstet für deine Reitabenteuer.

Sicherheitsweste

Eine Sicherheitsweste ist vor allem beim Springen über feste Geländehindernisse erforderlich. Zu Beginn ist sie nicht zwingend notwendig und kann, wenn sie nicht richtig passt, sogar hinderlich sein. Dein Trainer wird die Bedingungen so sicher wie möglich gestalten, aber ein gewisses Restrisiko bleibt. Wenn du dir eine Weste kaufst, achte darauf, dass sie deine Beweglichkeit nicht einschränkt und du beispielsweise noch eine Rolle vorwärts machen kannst.

Erste Schritte im Sattel

Die ersten Reitstunden sollten an der Longe stattfinden. Dabei führt der Reitlehrer das Pferd an einer langen Leine im Kreis und kontrolliert Tempo und Gangart. So kann sich der Reitschüler voll auf die Bewegungen des Pferdes konzentrieren und seine Balance finden. Interessanterweise feilen die Lehrlinge an der Spanischen Hofreitschule mehrere Jahre lang an ihrem Sitz, indem sie an der Longe reiten. Auch für erfahrene Reiter ist es sinnvoll, zur Sitzkorrektur regelmäßig an die Longe zurückzukehren. Wie lange ein Reitschüler an der Longe reitet, hängt individuell ab, aber die ersten zwei bis zehn Reitstunden sollten mindestens an der Longe stattfinden.

Danach können die Reitschüler anfangen, frei auf dem Platz oder in der Halle zu reiten. Zunächst geschieht dies oft in Einzelstunden, später in der Gruppe. In manchen Reitschulen wird in der Abteilung geritten, wobei alle Pferde in einer Reihe hintereinander laufen. So orientieren sie sich am Pferd vor ihnen, und der Reiter muss Richtung und Tempo weniger selbst bestimmen. Mit der Zeit verbessern sich Sitz und Einwirkung stetig.

Du weißt bestimmt schon, dass Geländereiten super ist, um dein Gleichgewicht zu stärken und flexibel auf neue Herausforderungen zu reagieren. Das Tolle am Reiten: Man lernt ständig dazu, egal wie erfahren man ist. Selbst die Profis verbessern ihre Skills immer weiter. Und stell dir vor, jedes Pferd bringt dir was Einzigartiges bei – so bleibt es immer spannend!

Wie finde ich den passenden Reitlehrer?

Wenn Du Reiten lernen willst, nimm Dir Zeit, um den richtigen Reitstall zu finden. Überprüfe vor Ort, ob die Pferde gesund und glücklich aussehen und ob sie genug Auslauf bekommen. Ein guter Lehrer sollte nicht nur Ahnung haben, sondern auch geduldig und verständlich erklären können. Verlass Dich nicht nur auf Titel oder Einträge in Verzeichnissen –

Wenn Du nach einem Reitlehrer suchst, ist es gut zu wissen, welche Qualifikationen es gibt. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung unterscheidet zwischen Trainer C, B und A. Im Basissport konzentrieren sich die Trainer auf Freizeitreiter und Anfänger, egal ob jung oder alt. Solltest Du aber Turnierambitionen haben, wäre ein Trainer im Leistungssport besser für Dich. Auch wenn Du neu oder wieder einsteigst, kann ein Trainer C Dir helfen, wieder in den Sattel zu finden. Und keine Sorge, selbst wenn ein Trainer höher qualifiziert ist, kann er trotzdem Anfänger unterrichten.

Ob Westernreiten, Distanzreiten, klassisch-barocke Reiterei oder Gangreiten – Verbände wie die FN, EWU und IPZV bieten Dir vielfältige Möglichkeiten, Dich in Deiner bevorzugten Reitweise zu qualifizieren. So kannst Du Deine Leidenschaft zum Beruf machen und Dein Wissen professionell an Reitschüler weitergeben. Erkunde die verschiedenen Ausbildungswege und finde den passenden für Dich!

Wenn du auf der Suche nach einer qualifizierten Reitschule bist, können dir diese Punkte bei der Entscheidung helfen:

  • Pferdehaltung: Artgerechte Pferdehaltung ist entscheidend. Pferde sollten in harmonischen Gruppen auf großen, befestigten Auslaufflächen mit offenem Stallzugang und regelmäßigem Weidegang leben. Boxenhaltung ist nur akzeptabel, wenn die Pferde täglich mehrere Stunden gemeinsam auf Paddocks oder Koppeln verbringen können.
  • Reitbetrieb: Die Anlage sollte gepflegt sein und einen Reitplatz sowie optional eine Reithalle für den Unterricht bieten. Ein Raum für Theorieunterricht ist ebenfalls von Vorteil.
  • Reitlehrer: Der Reitlehrer sollte qualifiziert, freundlich und geduldig sein und gut erklären können. Er sollte auch beim Putzen und Satteln helfen oder einen erfahrenen Helfer zur Seite stellen. Ein guter Reitlehrer geht auf Fragen und Ängste ein und achtet auf das Wohl der Schulpferde.
  • Atmosphäre: Wie ist die Stimmung im Stall? Unterstützen sich die Reitschüler gegenseitig? Fühlen Sie sich wohl? Gibt es Raum für Austausch und gemeinsame Aktivitäten?
  • Angebot: Gibt es spezielle Reitstunden für Erwachsene, zum Beispiel vormittags oder abends? Erwachsene Anfänger haben andere Bedürfnisse als Kinder. Gibt es Kurse, die Sie interessieren, und die Möglichkeit, später an geführten Ausritten teilzunehmen?
  • Pferde rundum erleben: Bietet der Stall die Möglichkeit, bei der Stallarbeit zu helfen, ein Pflegepferd zu übernehmen oder eine Reitbeteiligung zu bekommen? Diese Erfahrungen können Ihnen helfen, eine bessere Beziehung zu den Pferden aufzubauen und mehr zu lernen.

Reiten lernen: Kosten und Zeitaufwand

Reiten ist zweifellos kein günstiges Hobby. Die Einnahmen aus den Reitstunden werden benötigt, um die Anlage zu pflegen, die Pferde zu versorgen und die Trainer zu bezahlen. Dennoch können die Preise variieren. Für Longen- und Gruppenunterricht solltest du mit 15-20 € pro 30 Minuten rechnen, während Einzelunterricht mindestens 25-35 € kostet. Je nach Trainer, Lage der Reitschule und Ausstattung können die Preise auch höher sein. Viele Reitschulen bieten günstigere Preise für Vereinsmitglieder oder vergünstigte Zehnerkarten an. Auch die Grundausrüstung kann ins Geld gehen: Für einen Helm, Reitstiefel, Reithandschuhe und eine Reithose mittlerer bis guter Qualität solltest du 200-300 € einplanen.

Es braucht durchaus einige Jahre, um ein wirklich guter und sicherer Reiter zu werden, aber der Weg dorthin ist das eigentliche Ziel. Reiten zu lernen erfordert kontinuierliches Training, da es eine hohe koordinative Herausforderung darstellt. Anfangs müssen Reiter lernen, einen stabilen Sitz auf dem Pferd zu entwickeln, indem sie ihr Gleichgewicht halten, sich entspannen und sich den Bewegungen des Pferdes anpassen. Im Verlauf der Zeit lernt der Reiter dann, durch feine Veränderungen in seiner eigenen Körperhaltung die Bewegungen des Pferdes zu beeinflussen, sei es durch Anspannung oder Aufrichtung.

Ähnlich wie beim Erlernen einer Sprache entwickelt der Reiter ein Verständnis für die Hilfengebung, also die Kommunikation mit dem Pferd durch Gewichtsverlagerung, Schenkel- und Zügelhilfen. Mit zunehmender Übung verbessert sich das Zusammenspiel dieser Hilfen, und der Reiter entwickelt ein feineres Gespür für sein Pferd. Dadurch können Reiter und Pferd immer harmonischer, gesünder und ästhetischer miteinander agieren – und genau das ist das Ziel guten Reitens.

Autor*in
Sina SchulzeKlinikenMehr VON CMH.TV

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