Der Nürnberger Burg-Pokal – Highlight der jungen Dressurpferde
Beim Nürnberger Burg-Pokal werden seit 1992 die aussichtsreichsten Dressurnachwuchspferde ausgezeichnet. In zwölf Turnieren über die Saison hinweg können sich Reiter-Pferd-Paare für das spektakuläre Finale beim Frankfurter Festhallenturnier im Dezember qualifizieren.
Inhaltsverzeichnis
Der Nürnberger Burg-Pokal ist eine seit mittlerweile 30 Jahren bestehende Turnierserie in der Dressur und richtet sich an sieben- bis neunjährige Dressurpferde. Das Finale dieser Reihe findet jährlich beim Frankfurter Festhallenturnier, traditionell Mitte Dezember, statt und kann live bei ClipMyHorse.TV vom 14. bis 17. Dezember 2023 gestreamt werden.
Im Jahr 2022 war dafür der 15. bis 18. Dezember terminiert. Am Turniersamstag, den 17. Dezember, stand 2022 das große Finale für die vielversprechendsten Nachwuchspferde in der Dressur an. In den Pandemiejahren 2020 und 2021 wurde das Finale auf dem Schafhof in Kronberg ausgetragen – dieses Jahr ist die Festhalle mit ihrer beeindruckenden Kulisse und der einzigartigen Atmosphäre wieder Gastgeber für Reiter und Zuschauer des Nürnberger Burg-Pokals.
1. Die Finalisten des Nürnberger Burg-Pokals 2022
Die Qualifikationen für das Finale in Frankfurt wurden nach zwölf Prüfungen Ende September beim Dressurfestival in Ludwigsburg beendet. Auch in diesem Jahr stehen Weltklasse-Reiter und vielversprechende Pferde auf der Starterliste.
Beim Auftakt bei Horses & Dreams in Hagen konnten sich Susan Pape und Harmony’s V-Plus das erste Finalticket sichern. Der achtjährige Rapphengst von Vivaldi gewann bereits fünfjährig Bronze beim Bundeschampionat und wurde mit einer Note von 74,268 Prozent beurteilt – das reichte in Hagen für den Sieg.
Dorothee Schneiders Quaterline T von Quaterback erreichte in der Qualifikationsprüfung in Ludwigsburg bisweilen über 80 Prozent in der Trabtour und eine Gesamtprozentzahl von 75,195. Schneider qualifizierte zudem den achtjährigen Dante’s Hit OLD von Dante Weltino OLD x Sandro Hit für Frankfurt.
Ebenfalls doppelte Chancen kann sich Andrina Suter ausrechnen, denn auch sie darf mit zwei Pferden starten: Westfalenwallach Briatore NRW (v. Bellissimo M x Dresemann) und Hannoveranerwallach Del Curto (v. Dimaggio x Wolkentanz II), mit dem sie bei der Pferd International in München mit einem Ergebnis von 77,56 Prozent die beste Prozentzahl aller Finalisten erreichte, sind im Finale in der hessischen Hauptstadt dabei. Mit Briatore NRW erritt sie beim Mannheimer Maimarkt-Turnier das zweitbeste Ergebnis der Qualifizierten von 76,561 Prozent – die Schweizerin führt die Rangliste also mit beiden Pferden an und dürfte somit zu den Favoriten des diesjährigen Burg-Pokal-Finales zählen.
Insgesamt zwölf Top-Pferde sind qualifiziert.
Das sind alle Qualifizierten des Nürnberger Burg-Pokal 2022:
2. Der Nürnberger Burg-Pokal – wichtigste nationale Dressurreihe für Youngster
Der Nürnberger Burg-Pokal – benannt nach dem Sponsor, der Nürnberger-Versicherung – gilt als die bedeutendste nationale Turnierreihe für die Elite der Dressur-Youngster auf St.Georg-Special-Niveau. Viele siegende Pferde waren später hocherfolgreich im Sport unterwegs: Vom geradezu legendären Rubinstein, einem der wichtigsten Hengste in der westfälischen Zucht, über Olympia-Gold-Stute Weihegold OLD bis hin zu Matthias Alexander Raths Newcomer-Hoffnung Destacado – der Burg-Pokal kürt seit jeher Youngster mit den besten Aussichten. Der erste Sieger der Reihe war 1992 der Halbblüter Sir Lenox unter Nicole Uphoff, der nach 103 Platzierungen überraschend mit schon 14 Jahren starb.
2013 entschieden Beatrice Buchwald und Weihegold OLD das Finale für sich. Weihegold OLD, die später in den Besitz von Isabell Werth überging, gilt als eine der besten Dressurstuten, gewann etwa Olympia-Gold und -silber, viermal Gold bei Europameisterschaften. Weihegold OLD erreichte stolze 50 Male eine Wertnote von mehr als 80 Prozent in Grand-Prix-Prüfungen. Beim diesjährigem Weltcup-Finale in Leipzig verabschiedete Werth die Stute von Don Schufro in den sportlichen Ruhestand.
Weihegold OLD findet sich aber weiterhin im Burg-Pokal wieder: 2019, als das Finale zuletzt in Frankfurt ausgetragen wurde, gewann Isabell Freese mit Nachkommin Total Hope OLD die goldene Schleife. Total Hope OLD vereint allerbestes Dressurblut: Vater Totilas, Mutter Weihegold OLD: Mit 79,22 Prozent erreichte die Stute das zweitbeste Ergebnis jemals im Burg-Pokal-Finale. Besser waren nur Nadine Capellmann und Elvis VA 2004 mit 81,17 Prozent – der Rekord des Fuchswallachs von Espri und einer Garibaldi-II-Mutter ist seit 18 Jahren ungebrochen. Insgesamt platzierte Elvis VA sich 115 Mal auf Grand-Prix-Niveau.
Im vergangenen Jubiläumsjahr entschieden Helen Langehanenberg und ihre Zack-Tochter Straight Horse Ascenzione die 30. Finalprüfung mit 77,27 Prozent für sich. Langehanenberg startete mit zwei Pferden: Neben Ascenzione hatte sie außerdem Schöne Scarlett gesattelt, mit der sie ein Ergebnis von glatten 77 Prozent vorlegte – und nur noch von sich selbst als letzte Starterin übertroffen wurde, wodurch sie sich Platz Eins und Zwei sicherte.
Hier geht’s zum Siegesritt von Helen Langehanenberg und Straight Horse Ascenzione:
Erfolgreichste Burg-Pokal-Teilnehmerin ist derweil noch immer Isabell Werth. Sie gewann den Burg-Pokal bereits viermal, unter anderem 2008 mit ihrem Ehrentusch-Sohn El Santo NRW, der später mehr als 40 S-Siege sammeln konnte – “Ernie”, wie der Wallach von Werth genannt wird, ist eines der erfolgreichsten Pferde, die je am Burg-Pokal teilnahmen.
3. Alle Siegerpaare des Nürnberger Burg-Pokal seit 1992
1992: Nicole Uphoff & Sir Lenox
1993: Klaus Balkenhol & Ehrengold
1994: Martina Hannöver & Rubinstein
1995: Isabell Werth & Aurelius FRH
1996: Isabell Werth & Giorgio
1997: Alexandra Simons-de Ridder & Chacomo
1998: Nicole Uphoff & Relevant
1999: Nadine Capellmann & Cockney
2000: Karin Rehbein & Miss Holstein
2001: Heike Kemmer & Bonaparte
2002: Ann Kathrin Linsenhoff & Wahajama-UNICEF
2003: Karin Rehbein & Cherie
2004: Nadine Capellmann & Elvis
2005: Monica Theodorescu & Whisper
2006: Carola Koppelmann & Comic Hilltop FRH
2007: Victoria Max-Theurer & Augustin OLD
2008: Isabell Werth & El Santo NRW
2009: Brigitte Wittig & Blind Date
2010: Kathrin Meyer zu Strohen & Rassolini
2011: Carola Koppelmann & Desperado OLD
2012: Charlott-Maria Schürmann & Burlington
2013: Beatrice Buchwald & Weihegold OLD
2014: Matthias Alexander Rath & Samba King
2015: Dorothee Schneider & Santiago
2016: Isabel Freese & Vitalis
2017: Isabell Werth & Flamboyant OLD
2018: Dorothee Schneider & First Romance
2019: Isabel Freese & Total Hope OLD
2020: Matthias Alexander Rath & Destacado FRH
2021: Helen Langehanenberg & Straight Horse Ascenzione
4. Das Reglement
Am Nürnberger Burg-Pokal dürfen nur sieben- bis neunjährige Pferde teilnehmen, die noch nicht im Grand Prix platziert sind. In insgesamt zwölf Finalqualifikationsprüfungen auf St.-Georg-Special-Niveau qualifiziert sich jeweils nur das siegende Pferd-Reiter-Paar für das Finale in Frankfurt. Traditionell wird die Saison bei “Horses & Dreams” in Hagen auf dem Hof Kasselmann eröffnet. Es folgen weitere Turnier-Events mit hochkarätigen Starterfeld, beispielsweise das Schafhof Dressurfestival, die Verdener Championate und die Deutschen Meisterschaften beim Longines Balve Optimum. Sollte in einer dieser Qualifikationsprüfungen in mehreren Abteilungen platziert werden – sodass es zwei oder mehr erste Plätze gibt – wird der oder die Punktbeste qualifiziert.
Sollte ein startberechtigter Reiter nicht antreten können, gibt es die Möglichkeit des Nachrückens: Über die gesamte Saison wird eine Rangliste nach den prozentualen Ergebnissen über alle Qualifikationen hinweg geführt. Fällt ein Reiter oder Pferd aus, rückt der nächste dieser Liste nach. Jeder Reiter darf mit maximal zwei Pferden beim Festhallenturnier in Frankfurt starten, auch wenn er sich mit mehr als zwei Pferden qualifiziert hat. Hier wird in der Finalprüfung im St.-Georg-Special das beste Pferd ermittelt.
Hier geht's zum Finale des Nürnberger Burg-Pokal 2021:
Die drei besten Paare des Finales sind wiederum für die Kür nach freiem Ermessen am Abend, ebenfalls auf St-Georg-Special-Niveau, qualifiziert — der sogenannte Siegerpreis.
5. Die Geschichte des Nürnberger Burg-Pokals
Gegründet wurde die Youngstertour 1992 vom damaligen Vorstandsvorsitzenden der Nürnberger Versicherung, Hans-Peter Schmidt, selbst pferdesportbegeistert, in jungen Jahren aktiver Reiter und FN-Ehrenmitglied. An der Seite des inzwischen 80-Jährigen stand der verstorbene Dr. Reiner Klimke, viele Jahre lang erfolgsreichster Dressurreiter der Welt, der eigens für den Burg-Pokal den “Prix St. Georg Special” (auch als Prüfung S5 im Aufgabenheft zu finden), eine besondere, anspruchsvollere Fassung des Prix St. Georg. Im St.Georg-Special wird etwa das Rückwärtsrichten doppelt gewertet - eine Überprüfung für Durchlässigkeit, Gehorsam und Rittigkeit der Pferde und der korrekten Hilfengebung des Reiters. Auch Sitz und Einwirkung werden mit dem Koeffizienten Zwei gewertet.
6. Nürnberger Burg-Pokal der Junioren
Seit 1995 gibt es zusätzlich den Nürnberger Burg-Pokal der Junioren, bei dem die jüngeren Reiterinnen und Reiter ihr Talent in der Dressur und teils im Springen unter Beweis stellen können. 2022 wurde die Serie in zehn Pferdesportverbänden ausgetragen:
Bayern, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Baden Württemberg, Norddeutschland, Rheinland, Rheinland-Pfalz, Saarland und Thüringen. Die Niveaus unterscheiden sich hierbei von Verband zu Verband und reichen von E bis M.In Baden Württemberg findet zusätzlich eine Turnierserie im Springreiten der Klasse M statt. Das Reglement ähnelt der “großen Tour”: Über die grüne Saison können sich die Junioren in mehreren Prüfungen für das jeweilige Finale des ausrichtenden Verbandes qualifizieren.
Die Finals werden im entsprechenden Bundesland oftmals noch während beziehungsweise zum Ende der Saison ausgetragen. In Hessen findet das Finale (kombinierter Wettbewerb Dressur/Springen) der Junioren beim Frankfurter Festhallenturnier am 15. Dezember 2022 statt.
7. Führzügelklasse beim Nürnberger Burg-Pokal
Tradition ist bei allen Qualifikationen und besonders beim Finale außerdem der Wettbewerb für die allerjüngsten Nachwuchsreiterinnen und -reiter: Die Führzügelklasse des Nürnberger Burg-Pokals im Rahmen des Frankfurter Festhallenturniers erfreut sich bei Publikum und den kleinen Teilnehmern immer größter Beliebtheit. In der Führzügelklasse werden die vier- bis achtjährigen Kinder auf ihren Ponys von einem Helfer geführt. Neben den ersten reiterlichen Grundlagen wie einem ausbalancierten Sitz im Schritt und Trab wird auch das Hergerichtsein des Ponys bewertet. Die Führzügelklasse des Burg-Pokals ist durch die Kulisse der Location, der Frankfurter Festhalle, für die Jüngsten ein ganz besonderes Erlebnis – sie dürfen im gleichen Viereck reiten wie die ganz Großen des Reitsports. Genannt werden kann der Wettbewerb nicht: Potentielle Starter müssen sich bewerben und werden dann gegebenenfalls von der hessischen Landeskommission eingeladen.
8. Der Louisdor-Preis – Grand Prix der jungen Pferde
Beim Frankfurter Festhallenturnier findet nicht nur das Finale des Burg-Pokals statt: Dressur und Springen bis zur Klasse S*** mit internationalen Top-Reiterinnen und -Reitern stehen auf dem Plan. Unter anderem auch das Finale des Louisdor-Preises – eine Turnierserie, ähnlich dem Nürnberger Burg-Pokal, für acht- bis zehnjährige Dressurpferde auf Grand-Prix-Niveau. Der Louisdor-Preis soll junge, aussichtsreiche Dressuryoungster mit einer etwas verkürzten Version des Grand Prix an die schwerste Klasse heranführen. Im Jahr 2022 wird in der Einlaufprüfung zum Finale in Frankfurt nun zum ersten Mal der eigens erstellte “Louisdor-Grand-Prix” verlangt. Im entscheidenden Finale selbst wird der lange Grand Prix geritten. Auch im Louisdor-Preis nehmen von Jahr zu Jahr Pferde teil, denen eine große Zukunft im Dressursport prophezeit ist – einige davon, wie etwa Total Hope OLD, auch vorige Teilnehmer und Gewinner des Burg-Pokals.
9. Die Sieger des Louisdor-Preises seit 2007
2021: Isabel Freese & Total Hope OLD
2020: Sandra Nuxoll & Bonheur de La Vie
2019: Senta Kirchhoff & L’Arbuste OLD
2018: Daniel Bachmann Andersen & Blue Hors Veneziano
2017: Jessica von Bredow-Werndl & Dalera BB
2016: Dorothee Schneider & Sammy Davis Jr.
2015: Isabell Werth & Emilio
2014: Beatrice Buchwald & Weihegold
2013: Brigitte Wittig & Balmoral
2012: Thomas Wagner & Very Keen
2011: Dorothee Schneider & Diva Royal
2010: Isabell Werth & El Santo
2009: Anabel Balkenhol & Dablino
2008: Oliver Luze & Carabas
2007: Patrik Kittel & Floresco
Autorin: Laura Schmidl