Heike Kemmer im Portrait

Heike Kemmer im Portrait

Heike Kemmer zählt zu den herausragenden Dressurreitern Deutschlands. Mit einer erfolgreichen Karriere, die sich über mehrere Jahrzehnte erstreckt, hat sie sich sowohl national als auch international einen Namen gemacht. Ihre Partnerschaften mit erstklassigen Pferden und ihre kontinuierlichen Erfolge auf großen Turnieren haben sie zu einer der führenden Persönlichkeiten im Dressursport gemacht.

Inhaltsverzeichnis

Heike Kemmers Werdegang

Heike Kemmer, geboren am 24. April 1962 in Berlin, ist eine der bekanntesten deutschen Dressurreiterinnen. Mit ihrem beeindruckenden Reitstil und einer Leidenschaft für Pferde hat sie sich weltweit einen Namen gemacht. Die diplomierte Betriebswirtin begann ihre Karriere früh und konnte im Laufe der Jahre zahlreiche nationale und internationale Erfolge verbuchen.

Frühe Jahre und erste Erfolge

Die reiterliche Laufbahn von Heike Kemmer begann im zarten Alter von vier Jahren. Ihr pferdebegeisterter Vater setzte sie auf ein Pferd vor sich, und so begann ihre Liebe zu den edlen Tieren. In Berlin aufgewachsen, zog es die Familie Kemmer jedoch bald ins niedersächsische Winsen, wo sie eine große Zuchtstätte, den Amselhof Walle, gründeten.

Ihre ersten Turniererfahrungen sammelte Heike auf Schulpferden und ihrem eigenen Pony „Polly“. Später ritt sie die Rappstute „Waidfee“, mit der sie 1978 den fünften Platz bei den Deutschen Jugendmeisterschaften erreichte. Mit Pferden wie „Gottberg“ und „Lotus“ begann sie ihre bemerkenswerte Karriere im Dressursport. 1983 gewann sie mit „Gottberg“ den Vizemeistertitel bei den deutschen Juniorenmeisterschaften und holte bei der Junioren-Europameisterschaft in München-Riem auf „Lotus“ den Titel im Einzel sowie den Mannschaftssieg.

Aufstieg zur Weltspitze

Der Durchbruch in die absolute Weltspitze gelang Heike Kemmer Ende der 1990er Jahre. Mit dem Pferd „Albano“ gewann sie im Jahr 2000 eine Silbermedaille bei den Deutschen Meisterschaften, was ihr die erneute Berufung in den deutschen A-Kader und die Nominierung als Ersatzreiterin für die Olympischen Spiele 2000 in Sydney einbrachte. 2001 errang sie eine Bronzemedaille bei den nationalen Meisterschaften und sicherte sich bei den Europameisterschaften in Verden das Mannschaftsgold.

Erfolge mit Bonaparte

Ein bedeutender Meilenstein in Kemmers Karriere war die Partnerschaft mit dem Hannoveraner Fuchswallach „Bonaparte 67“. Gemeinsam mit ihm gewann sie bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen die Mannschaftsgoldmedaille und wiederholte diesen Erfolg bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking. In Peking erzielte sie zudem eine Bronzemedaille in der Einzelwertung. Für ihre herausragenden Leistungen erhielt sie das Silberne Lorbeerblatt, eine der höchsten Auszeichnungen für Sportler in Deutschland.

Der Amselhof und die Zucht

Der Amselhof Walle, gegründet von Heikes Eltern, wurde zu einem zentralen Punkt in ihrem Leben. Hier züchtete und trainierte sie zahlreiche erfolgreiche Pferde. Der Amselhof war und ist nicht nur ein Zentrum für Zucht und Training, sondern auch ein Ort, an dem Heike ihre Leidenschaft für den Dressursport an kommende Generationen weitergab. Sie veranstaltete Lehrgänge und bot Unterricht für Reiter aller Altersgruppen an, um ihr Wissen und ihre Erfahrung weiterzugeben. In der ClipMyHorse.TV Academy gibt sie auch ihr Wissen an hunderte Reiter und Reiterinnen weiter, so zum Beispiel in diesem Beitrag, in dem sie 3 Übungen zur Losgelassenheit erklärt:

Heike Kemmers Erfolgspferde

Heike Kemmer hat im Laufe ihrer Karriere mit vielen bemerkenswerten Pferden gearbeitet. Neben „Bonaparte“ und „Albano“ zählen „Feleciano“, „Royal Rubin 5“, „Quantico“ und der legendäre „Lotus“ zu ihren bekanntesten Pferden. Jedes dieser Pferde hat auf seine Weise zur beeindruckenden Erfolgsbilanz von Heike Kemmer beigetragen. Die bekanntesten Pferde sind:

Feleciano (* 1995)

  • Geschlecht: Hengst
  • Abstammung: Vater: Florestan I, Muttervater: Barbados

Bonaparte 67 (* 1993; † 2023)

  • Geschlecht: Wallach
  • Abstammung: Vater: Bon Bonaparte, Muttervater: Consul
  • Hinweis: 2011 aus dem Sport verabschiedet

Bonaparte, ein Hannoveraner Wallach, wurde im April 1993 geboren und stammt von Bon Bonaparte (Sohn von Bolero) und Consul (von Akzent II) ab. Er verbrachte seine frühen Jahre auf den großzügigen Weiden des Amselhofes im Kehdinger Land, wo er als Absetzer ankam und seine Jugend verbrachte. Unter der Betreuung von Heike Kemmer begann seine Dressurkarriere im Jahr 1996.

Bonaparte war für sein angenehmes Wesen und sein ideales Temperament bekannt, was die Ausbildung zum Dressurpferd erleichterte. Er lernte schnell und meisterte die Grundlagen sowie die höheren Lektionen der Dressur ohne große Schwierigkeiten. Neben dem Training genoss er Ausritte in die Umgebung, wobei er mit gespitzten Ohren und aufmerksam die Landschaft erkundete.

Seine Aufmerksamkeit und Zuverlässigkeit im Training und bei Wettkämpfen machten ihn zu einem geschätzten Partner. Er war stets engagiert und zeigte sich immer voll bei der Sache. Bonaparte war unkompliziert im täglichen Umgang, jedoch auch sensibel und hatte einen ausgeprägten Geruchssinn, der ihn gelegentlich gegenüber unbekannten Personen oder Gerüchen zurückhaltend machte.

Nach seiner Verabschiedung auf den German Classics 2011 in Hannover genoss Bonaparte seinen Ruhestand auf dem Amselhof Walle in vollen Zügen. Er durfte sich nach Lust und Laune auf der Weide austoben und wurde bis Sommer 2014 fast täglich geritten, bevor er sich ganz dem entspannten Rentnerdasein hingab.

Bonaparte wurde im Laufe seiner Karriere mit mehreren bedeutenden Auszeichnungen geehrt, darunter der Sieg im „Nürnberger Burgpokal“ 2001, die Verleihung des „Otto Lörke-Preis“ 2002 und Mannschaftsmedaillen bei den Olympischen Spielen 2004 und 2008. Sein Erfolg und seine Zuverlässigkeit machten ihn zu einem herausragenden Vertreter des Hannoveraner Dressursports.

Besondere Auszeichnungen:

  • 2001 – Sieg im „Nürnberger Burgpokal“, Frankfurt
  • 2002 – Verleihung des „Otto Lörke-Preis“ in Stuttgart
  • 2004 – Ehrung zum „Hannoveraner des Jahres“ während der German Classics in Hannover
  • 2004 - Mannschaftsgoldmedaille bei den Olympischen Spielen in Athen
  • 2008 - Mannschaftsgoldmedaille und Bronzemedaille in der Einzelwertung bei den Olympischen Spielen in Hongkong

Albano 7 (* 1987; † 2012)

  • Geschlecht: Wallach
  • Abstammung: Vater: Argentinus, Muttervater: Grundstein I

Albano, ein sensibles Oldenburger Pferd, kam im Alter von sieben Jahren zu Heike Kemmer. Von Beginn an zeigte er sich als kämpferischer Charakter mit einem starken Vorwärtsdrang, was ihm half, den Weg in die Championatsmannschaft zu finden. Unter Heikes Führung durchlief er erfolgreich die Ausbildung vom Stand St. Georg bis zum Grand Prix-Level, wo er mit seinem Ehrgeiz und seiner schnellen Auffassungsgabe glänzte.

Täglich zeigte Albano eine enorme Arbeitsbereitschaft und Vorfreude, oft wartete er bereits gespannt in seiner Box, bereit, seiner Bewegungslust nachzugehen. Seine Sensibilität machte sich auch in seiner Umgebungswahrnehmung bemerkbar; er entdeckte Veränderungen frühzeitig und konnte vor Prüfungen von einer Begehung des Vierecks profitieren, um sich besser zu konzentrieren. Auf Turnieren genoss er die Aufmerksamkeit des Publikums und setzte sich gerne in Szene.

Trotz seines jugendlichen Aussehens und seines lebhaften Wesens war Albano auch im fortgeschrittenen Alter von 18 Jahren noch fit und aktiv. Nachdem er seine aktive Karriere beendet hatte, genoss er seine Pension auf dem Amselhof, wo er mit seinem langjährigen Boxennachbarn Caesar die Weiden erkundete. Leider vertsarb Albano durch eine schwere Kolik im Dezember 2012, kurz vor Albanos Tod konnte sein Züchter Herr Robert Wilkens ihn noch einmal besuchen.

Lotus (* 1973; † 2003)

  • Geschlecht: Wallach
  • Abstammung: Vater: Lotse, Muttervater: Wulf

Lotus, ein Hannoveraner geboren im Mai 1973, war für Heike Kemmer ein einzigartiges Pferd, das ihre Karriere im Dressursport maßgeblich geprägt hat. Bereits im September 1983 gewannen sie gemeinsam die Doppel-Europameisterschaft der Jungen Reiter, nur zwei Monate nachdem Heike das erste Mal auf ihm saß. Dieser Erfolg markierte den Beginn ihres Aufstiegs in die höchsten Kreise der nationalen Dressurszene.

Als Lotus in die Senioren-Kategorie wechselte, stellte er seine Klasse unter Beweis und ermöglichte Heike den Eintritt in den Grand Prix-Bereich. Sie siegten im Intermediaire II und platzierten sich erfolgreich im Grand Prix, wobei sie sogar international renommierte Reiter wie Kyra Kyrklund und Christilot Hansen-Boylen beim Hamburger Derby herausforderten. Dies führte zu Heikes Berufung in den deutschen Dressur-B-Kader.

Lotus' außergewöhnliche Persönlichkeit und sein Kampfgeist machten ihn zu einem herausragenden Partner. Selbst als sie 1986 deutsche Vize-Meister wurden, behaupteten sie sich weiterhin auf nationaler und internationaler Ebene. Im Berliner Stall hatte Lotus eine besondere Stellung inne, genoss die beste Box und wurde als Persönlichkeit behandelt. Nach seiner aktiven Laufbahn verbrachte er seine wohlverdiente Rente auf den großzügigen Weiden des Amselhof Walle, wo er zusammen mit Golo seine Tage genoss.

Lotus war nicht nur ein erfolgreicher Sportpartner für Heike, sondern auch ein Lehrmeister, der ihr den nötigen Biss verlieh, um auch in schwierigen Zeiten immer nach vorne zu schauen und sich weiterzuentwickeln.

Royal Rubin 5 (* 1998)

  • Geschlecht: Hengst
  • Abstammung: Vater: Rubinstein I, Muttervater: Brandenburger

Royal Rubin, ein Sachsen-Anhaltiner Hengst, wurde als Fohlen von Joachim Kemmer erworben und auf dem Amselhof aufgezogen. Er zeigte sich im Umgang als brav und angenehm, ohne typisches Hengstverhalten. Nach einer erfolgreichen Körung und einem starken 70-Tage-Test stieg er unter Heike Kemmer in die Turnierszene ein, wobei er sich für das Bundeschampionat qualifizierte und bei der Weltmeisterschaft der Jungen Dressurpferde den achten Platz belegte.

Seine Karriere entwickelte sich beständig weiter, wobei er sich sowohl in Dressurprüfungen als auch in Showauftritten bewährte, darunter bei der Equitana und auf internationalen Grand Prix-Ebene. Besonders beeindruckte er bei der Pferdewertung auf dem Hamburger Derby 2008, wo er mit 71,63% zum besten Pferd gekürt wurde. Seine Arbeitsbereitschaft und Lektionssicherheit machten ihn zu einem geschätzten Partner von Heike Kemmer.

Nach seiner aktiven Sportkarriere zog Royal Rubin nach England, um dort als Deckhengst zu wirken. Auf der Brownscombe Farm hat er bereits erfolgreich Stuten gedeckt, und man ist gespannt, ob er seine herausragenden Eigenschaften an seine Nachkommen weitergeben kann, während er weiterhin als bedeutender Vertreter der Dressurwelt gilt.

Heike Kemmers größte Erfolge

Heike Kemmer kann auf eine beeindruckende Liste von Erfolgen zurückblicken, die ihren Platz als eine der führenden Dressurreiterinnen der Welt unterstreichen.Heike Kemmer ist eine erfolgreiche deutsche Dressurreiterin mit einer beeindruckenden Karriere. Zu ihren größten Erfolgen gehören:

1983: Doppel-Europameisterin bei den Jungen Reitern

1984: Sieg in Intermediaire II, Platzierungen im Grand Prix, Berufung in den nationalen B-Kader

1985: Erster Grand Prix-Sieg, Berufung in den A-Kader

1986: Deutsche Vize-Meisterin

1991: Silber bei den Deutschen Meisterschaften

1992: Sieg im Grand Prix und Grand Prix Special in München-Riem

1994: Beginn der Erfolge mit „Albano“ auf Grand Prix-Niveau

2000: Silber bei den Deutschen Meisterschaften mit „Albano“

2001: Gold bei der Europameisterschaft mit der Mannschaft in Verden, Neuer Weltrekord

2003/2004: Führung im Dressur-Weltcup durch Siege in Kaposvar und Maastricht

2004: Gold bei den Olympischen Spielen in Athen (Einzel) mit „Bonaparte“

2005: Silber bei den Deutschen Meisterschaften, Gold bei der Europameisterschaft in Hagen mit der Mannschaft

2006: Deutsche Meisterin, Mannschafts-Weltmeisterin in Aachen

2008: Deutsche Vize-Meisterin, Gold bei den Olympischen Spielen in Hongkong (Mannschaft) und Bronze (Einzel)

Weitere Erfolge: Zahlreiche Platzierungen und Siege in nationalen und internationalen Turnieren, kontinuierliche Teilnahme an Weltcup- und Championatsprüfungen, sowie die erfolgreiche Ausbildung und Präsentation verschiedener Dressurpferde auf Grand Prix-Niveau.

Heike Kemmer hat sich über mehrere Jahrzehnte hinweg als eine der erfolgreichsten deutschen Dressurreiterinnen etabliert und zahlreiche bedeutende Titel und Medaillen gewonnen, darunter olympische Gold- und Silbermedaillen sowie Europameister- und Weltmeistertitel mit verschiedenen Pferden. Sie zählt zu den renommiertesten deutschen Dressurreiterinnen ihrer Zeit.

Vermächtnis und Einfluss

Neben ihrer aktiven Karriere als Reiterin engagierte sich Heike Kemmer auch in verschiedenen Gremien und Organisationen des Reitsports. Sie war Mitglied der niedersächsischen Körkommission und setzte sich als Aktivensprecherin der Dressurreiter für die Belange ihrer Kollegen ein.

Mit ihrem Engagement, ihrer Hingabe und ihren beeindruckenden Erfolgen hat Heike Kemmer den Dressursport geprägt und inspiriert zahlreiche junge Reiterinnen und Reiter. Ihr Lebensweg und ihre Leistungen sind ein beeindruckendes Beispiel dafür, was mit Leidenschaft, harter Arbeit und Durchhaltevermögen erreicht werden kann. Heike Kemmer bleibt eine herausragende Persönlichkeit im Dressursport und eine Quelle der Inspiration für kommende Generationen.

Autor*in
Nele SchimmelpfennigKlinikenMehr VON CMH.TV

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