Wissenschaft bestätigt: Mehr Weidegang senkt Kolikrisiko bei Pferden

Studien zeigen deutliche Zusammenhänge zwischen Haltung und Verdauungsproblemen

Inhaltsverzeichnis

Erfahrungen vs. Evidenz

Obwohl einzelne Pferdebesitzer berichten, dass ihre Pferde trotz oder gerade wegen Weidehaltung Koliken erlitten, belegen groß angelegte wissenschaftliche Studien ein anderes Bild: Pferde mit regelmäßigem Weidegang sind im Durchschnitt deutlich weniger kolikanfällig als Tiere, die hauptsächlich in Boxen gehalten werden. Die Diskrepanz zwischen individueller Wahrnehmung und statistischem Trend ist dabei nicht ungewöhnlich, betont die Redaktion des Fachmagazins EQUUS.

Fundierte Datenlage

Eine zentrale Quelle zu diesem Thema ist die systematische Übersichtsarbeit von Curtis et al. (PlosOne, 2019), die zahlreiche Einzelstudien analysiert und zusammenführt. Sie kommt zu dem Schluss, dass das Kolikrisiko unter anderem steigt bei:

  • mehr als 12 Stunden täglicher Boxenhaltung
  • keiner oder deutlich reduzierter Weidezeit
  • häufigem Stallwechsel
  • längerer Boxenhaltung bei Pferden mit Verhaltensauffälligkeiten wie Koppen
  • unter 50 % Außenzeit (z. B. bei Enterolithenrisiko)

Die Studien wurden über die medizinische Forschungsdatenbank PubMed recherchiert und stammen aus peer-reviewed Fachjournalen.

Physiologische Grundlagen

Die Empfehlung zugunsten von Weidegang ergibt auch aus biologischer Sicht Sinn: Pferde sind von Natur aus Dauerfresser mit bis zu 18 Stunden täglicher Nahrungsaufnahme im Schritt. Bewegungsmangel, Unterbrechung der Futteraufnahme oder plötzliche Managementwechsel können das empfindliche Verdauungssystem erheblich belasten.

Was das für die Praxis bedeutet

Auch wenn gut gemanagte Boxenhaltung mit regelmäßigem Zugang zu Heu das Kolikrisiko senken kann, bleibt die kontinuierliche Bewegung auf der Weide eine der besten präventiven Maßnahmen. Wichtig ist zudem ein konstanter Tagesablauf, ausreichend Raufutter und behutsames Vorgehen bei Haltungsänderungen.

Fazit

Die Forschung liefert klare Hinweise: Weidehaltung schützt – statistisch gesehen – signifikant vor Koliken. Das bedeutet nicht, dass Ausnahmen nicht vorkommen, doch für das Management des durchschnittlichen Pferdes sollte regelmäßiger Weidegang eine zentrale Rolle spielen.

Weitere Informationen: equusmagazine.com

Autor*in
Sophia WilhelmMehr VON CMH.TV

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