Pferde scheren: Ausrüstung, Zeitpunkt und Wissenswertes
Im Sommer oder im Winter scheren? Welche Schermaschine brauche ich? Muss mein Pferd geschoren werden? All dieses Fragen stellen sich Pferdebesitzer, wenn ihr Pferd zur Plüschkugel mutiert. Doch ist das Scheren von Pferden immer nötig?
Inhaltsverzeichnis
Die Nächte werden länger, die Tage werden kürzer, und somit auch das Fell unser Fellnasen. Nun stehen viele Pferdebesitzer vor der alljährlichen Frage, soll ich mein Pferd scheren oder nicht scheren? Kaum ist die Frage gestellt, beginnt meistens schon die erste Diskussion mit anderen Pferdebesitzern, die Ihr Pferd nie scheren. Aber warum eigentlich? Viele verwenden das Argument der Thermoregulation des Pferdes, denn diese wird durch das Scheren der Pferde gestört.
Thermoregulation? Wie funktioniert sie bei Pferden? Thermoregulation ist der natürliche Schutzmechanismus des Pferdes gegen Temperaturschwankungen.
Sie können sich durch eine erhöhte Stoffwechseltätigkeit warm halten und ihre Blutzirkulation sowie die Herzfrequenz steuern: Bei Kälte verlangsamt sich der Herzschlag und die Gefäße ziehen sich zusammen. Dadurch dringt weniger Blut an die Körperoberfläche und es geht weniger Wärme verloren. Hat das Pferd ein dichtes Winterfell, kann es außerdem die Deck- und Unterhaare aufstellen, wodurch ein isolierendes Luftpolster entsteht. Der Haarstrich und ein natürlicher Fettfilm sorgen außerdem dafür, dass Feuchtigkeit abfließt und das Wollhaar schön trocken bleibt.
Bei hohen Temperaturen kann sich das Pferd über seine Schweißdrüsen abkühlen, durch die Atemluft bis zu 20% seiner Körpertemperatur abgeben und sogar durch das Gewebe Wärme im Körper transportieren (Konduktion). Dieser ausgeklügelte Mechanismus heißt Thermoregulation.
Die Komforttemperatur von Pferden liegt zwischen -15 und +25 Grad Celsius, wobei das Optimum bei 5 Grad liegt – also deutlich unter den Temperaturen, die von uns Menschen noch als angenehm empfunden werden.
Das solltest du wissen, bevor du dein Pferd scherst:
Warum schert man Pferde?
Wer mal einen gemütlichen Ausritt macht, das Pferd leicht dressurmäßig arbeitet oder hier und da mal in die Springstunde geht, braucht sein Pferd in der Regel im Winter nicht zu scheren. Denn ein bisschen schwitzen gehört dazu und wenn man sich das mal genau anschaut, ist das Fell am Haaransatz auch trocken und nur die Spitzen sind ein bisschen nass. Pferde, die wenig Kondition haben oder viel bewegt werden, können bei der regelmäßigen Arbeit aber ganz schön ins Schwitzen kommen und werden dann auch nicht innerhalb von 30 Min. unter dem Solarium oder mit einer Abschwitzdecke wieder trocken. Und das kann ganz schön gefährlich werden, Rückenschmerzen sind da dann eher das kleinere Übel, dein Pferd kann sich erkälten oder auch Koliken, wenn es nicht ganz trocken wieder zurück in seine Box kommt.
Wann sollte man Pferde scheren?
Wann man Pferde scheren sollte lässt sich gut an einem Beispiel erklären. Vor ein paar Jahren habe ich mal an einem Stall gearbeitet, der Pferde ausgebildet hat. Ende Sommer, Anfang Herbst kam ein neues Berittpferd in den Stall, nennen wir ihn Max, Max war 1,70m groß, 7 Jahre alt und kam aus Norddeutschland. Bis er in diesen Stall kam, um weiter gefördert zu werden, stand Max bei Wind und Wetter draußen. Zunächst wurde der große Teddybär nicht geschoren und leicht an die Arbeit gewöhnt, diese wurde kontinuierlich gesteigert, sodass er genug Kondition aufbauen konnte. Nach ungefähr 8 Wochen war er gut im Training und man konnte auch die ein oder anderen Sprünge mit ihm machen. An einem Samstag im November war dann Parcours springen angesagt, Max wurde als erstes gesprungen, so gegen 12 Uhr Mittags. Nach einer sehr guten Trainingsrunde war Max klitschnass geschwitzt. Nun gut, Trense ab, Sattel ab und erstmal unter das Solarium gestellt, nach zwei Stunden unter dem Solarium, kam der Teddybär mit zwei Abschwitzdecken in seine Box. Auch um 18 Uhr war Max immer noch nass und wurde nicht trocken. Irgendwann gegen 22 Uhr war Max dann einigermaßen trocken, sodass man ihn mit einem guten Gewissen ausdecken konnte.
Jedoch hat nicht jeder Pferdebesitzer die Zeit 4-8 Stunden zu warten, bis das Pferd getrocknet ist. Auch Max wurde in dieser Woche noch geschoren, nicht nur um dem Reiter das Leben leichter zu machen, sondern auch dem Pferd. Denn Stundenlang mit zwei Abschwitzdecken, mit nassem Fell in der Box zu stehen ist nicht sonderlich angenehm für das Pferd.
Pferde im Sommer scheren
Prinzipiell ist das Scheren im Sommer nicht notwendig. Dennoch gibt es auch hier Ausnahmen, besonders bei alten Pferden, die nicht mehr so gut durch den Fellwechsel kommen, kann das Scheren eine gute Maßnahme sein, um die wichtigen Funktionen des Pferdes im Sommer zu erhalten. Denn im Sommer ist die Thermoregulation hauptsächlich darauf ausgerichtet, die Temperatur des Pferdes konstant zu halten. Im Gegensatz zum Winter muss das Pferd sich nicht durch das dicke Fell warmhalten, sondern muss gegen die hohen Temperaturen kämpfen und kühlt sich dann durch den Schweiß auf dem Fell. Wenn aber nun ein altes oder krankes Pferd nicht durch den Fellwechsel kommt, ist es ähnlich wie bei uns Menschen, wenn wir bei dem warmen Wetter mit einer dicken Daunen Jacke durch die Gegend spazieren würden. Wir Menschen können die dicke Winterjacke einfach ausziehen, die Pferde aber leider nicht. Hier kann man die Pferde dann durch das Scheren unterstützen.
Auch nordische Pferde wie zum Beispiel Isländer kann man im Sommer scheren und Abhilfe schaffen, wenn der Pelz besonders dick ist. Auch ein Ausdünnen des dicken Pelzes kann schon helfen, hier schert man dann nicht gegen die Wuchsrichtung, sondern mit der Wuchsrichtung und macht das dicke Fell schon etwas dünner. Der ideale Zeitpunkt zum Scheren im Sommer ist vom Pferd abhängig und kann sporadisch definiert werden. Es gilt wichtige Punkte zu beachten: Ist es schon Mai/ Juni und dein Pferd hat immer noch den dicken Winterpelz? Schwitzt dein Pferd mit seinem dicken Fell, ohne sich groß zu bewegen oder steht es apathisch in der Ecke ohne klinische Ursache? Wenn du dir unsicher bist, ob du dein Pferd im Sommer scheren solltest, kannst du auch deinen Tierarzt fragen, viele Raten ihren Patienten aufgrund von Krankheiten oder des Alters und einem schlechten Fellwechsels, den Pferden Abhilfe zu schaffen.
Wann schert man Pferde im Winter?
Man schert Pferde meistens erst im Winter, wenn das Winterfell komplett ausgeprägt ist. Je nach Pferd kann das auch schon Ende Oktober sein, der beste Zeitraum zum Pferde scheren ist meistens von Ende Oktober bis Mitte/ Ende November. Turnierpferde werden oft aber auch später geschoren, da auch ein gutes Deckenmanagement den Zeitpunkt des Scherens hinauszögern kann, wenn nicht sogar das Scheren der Pferde komplett unnötig machen kann.
Aber auch hier gilt es, dass jedes Pferd individuell ist, als Pferdebesitzer sollten sie ihr Pferd kennen und selbst entscheiden, ob es nötig ist ihr Pferd zu scheren oder ob es bei leichter Arbeit auch andere Möglichkeiten gibt, dass das Pferd nicht geschoren werden muss.
Scheren im Frühling und Herbst
Im Frühjahr werden Pferde oft geschoren. Einige benötigen dies, da sie im Winter nicht geschoren wurden und mit ihrem dicken Fell Schwierigkeiten haben, wenn die Temperaturen steigen. Andere, insbesondere ältere Pferde, können den Fellwechsel nicht alleine bewältigen und benötigen Unterstützung. Ein verzögerter Fellwechsel kann auch auf eine Hormonstörung namens Cushing zurückzuführen sein, die durch eine Erkrankung der Hirnanhangsdrüse verursacht wird.
Es gibt zwei Hauptgründe, warum Pferde im Frühjahr geschoren werden: Erstens, um sie bei sportlicher Betätigung bei höheren Temperaturen zu entlasten, und zweitens, um älteren Pferden mit Fellwechselproblemen zu helfen. Einige Pferde, besonders im Hochleistungssport, werden regelmäßig geschoren, um ihre Leistung zu optimieren.
Der März und April sind beliebte Monate für das Scheren, um den Fellwechsel vorwegzunehmen. Manche Pferde werden komplett geschoren, während andere nur teilweise geschoren werden, je nachdem, wie schnell ihr Fellwechsel voranschreitet. Pferde mit Cushing-Erkrankung werden oft regelmäßig geschoren.
Obwohl Scheren im Herbst und Winter umstritten ist, wird es zunehmend akzeptiert. Im Frühjahr und Sommer kann Scheren jedoch helfen, Pferde vor übermäßiger Hitzebelastung zu schützen und ihr Wohlbefinden zu verbessern. Viele Besitzer und Tierärzte empfehlen das Scheren im Frühjahr für betroffene Pferde.
Pferde scheren: Vor- und Nachteile
Das Scheren von Pferden hat sowohl Vorteile als auch Nachteile. Welche Nachteile aber auch Vorteile es gibt haben wir dir in dieser Tabelle einmal zusammengefasst. So kannst du für dich persönlich besser abwägen, ob das Scheren deines Pferdes für euch Sinn macht oder ob ihr euch vielleicht auch anderweitig Abhilfe schaffen könntet.
Methoden und Techniken des Pferdescherens
Beim Scheren von Pferden gibt es verschiedenen Techniken, Schnitte oder auch Muster, die man ins Pferd scheren kann. Wo das eine Muster ein süßer oder lustiger Eyecatcher ist, ist der richtige Schnitt wichtig, um die Gesundheit und das Wohlbefinden des Pferdes nicht zu gefährden. Denn, ein Pferd, das im Offenstall steht, profitiert von einem anderen Scherschnitt als ein Pferd, das im Winter nur im Stall steht und ab und an auf den Paddock kommt.
Verschiedene Schermuster und -schnitte
Das richtige Schermuster für das Pferd hängt stark von dem Trainingsvolumen und der Haltung ab. Bei einem Hochleistungssportpferd, das jedes Wochenende auf ein Turnier geht und mittel bis schwere Arbeit verrichtet, wird meistens die Hunter - Vollschur, wohlgemerkt sind das aber meistens Pferde, die voll im Training stehen und in keinem Vergleich zu einem Pferd stehen, welches alle paar Wochen mal auf einem Turnier vorgestellt wird und sonst eher ein lockeres Training hat. Auch Pferde, die im Offenstall stehen können geschoren werden. Im Gegensatz zum Aberglauben, dass nur Freizeitpferde im Offenstall stehen, ist diese Haltungsform auch bei vielen sportlichen Reitern beliebt und auch diese Pferde können im Winter ganz schön ins Schwitzen kommen und das Scheren dieser Pferde kann auch von Vorteil sein.
Der Bib-Clip (Lätzchen-Schur)
Bei Pferden, die viel Zeit auf der Weide verbringen, im Offenstall gehalten werden oder nur leichte Arbeit verrichten, ist es ratsam, einen Großteil ihres wärmenden Winterfells zu belassen. Die Bib-Schur ist eine Option, bei der lediglich die Vorderseite des Halses, die Brust und bei Bedarf ein Stück der Gurtlage geschoren werden, da dies die Hauptstellen sind, an denen Pferde stark schwitzen können. Durch diese gezielte Schur wird vermieden, dass das Pferd zu stark auskühlt, während es dennoch in der Lage ist, effizient zu schwitzen und überschüssige Wärme abzugeben. Dies trägt dazu bei, das Wohlbefinden und die Gesundheit des Pferdes auch während der Wintermonate zu gewährleisten.
Die Streifen-Schur: Unterhals und Bauch
Ähnlich wie bei der Bib-Schur, wird hier zusätzlich auch der Bauch mit geschoren und ist quasi die Vorstufe zum Irish-Clip, wobei hier das meiste vom Hals des Pferdes stehen gelassen wird und nur die Unterseite des Halses, die Brust und ein Teil vom Bauch geschoren wird. Auch diese Schur eignet sich für Pferde, die leichte Arbeit verrichten und im Offenstall stehen, dennoch kann eine leichte Winterdecke von Vorteil sein.
Die Irische-Schur: Irish Clip
Die Irish-Schur bietet eine praktische Möglichkeit, das Fell an den entscheidenden Stellen zu entfernen, während gleichzeitig die kälteempfindlichen Bereiche geschont werden. Beim Irish-Schnitt wird das Fell am Hals, an den Vorderbeinen und hinter den Vorderbeinen geschoren, wodurch das Schwitzen an diesen Stellen reduziert wird. Dabei bleibt das Fell an der kälteempfindlichen Rückenpartie stehen, was es ermöglicht, das Pferd auch bei niedrigeren Temperaturen bedenkenlos auf die Weide zu lassen.
Der Vorteil dieser Schur liegt nicht nur in ihrer Effizienz, sondern auch in ihrer Einfachheit und Schnelligkeit. Das macht sie besonders geeignet für junge Pferde, die sich erst langsam an das Scheren gewöhnen müssen. Auch Pferde, die nur leicht gearbeitet werden, profitieren von diesem Schnitt, da sie durch die gezielte Schur nicht zu stark auskühlen und dennoch genügend Wärme an den wichtigen Stellen behalten. Insgesamt bietet die Irish-Schur eine ausgewogene Lösung für Pferde, die tagsüber viel Zeit auf der Weide verbringen und trotzdem angemessen gearbeitet und gepflegt werden sollen.
Low Trace oder auch Rallye-Schur bei Pferden
Die Low-Trace-Schur ist eine Variation der Trace bzw. Rallye-Schur und eignet sich besonders für Pferde, die regelmäßig auf der Weide sind, möglicherweise sogar im Offenstall gehalten werden, und für die verschiedene Decken eher ungünstig sind. Dabei wird der untere Halsbereich und die Ellenbogenpartie geschoren, während das Fell in einer schmalen Linie am Bauch, den Flanken und der Hinterhand stehen bleibt. Die Low-Trace-Schur bietet eine ausgewogene Lösung, um die Muskeln an der Oberhalslinie und dem Rücken warmzuhalten, während gleichzeitig das Pferd für seine Aktivitäten draußen ausreichend geschützt ist.
Diese Schurvariante ist besonders geeignet für Pferde, die nur leicht bis mäßig belastet werden und überwiegend auf der Weide grasen. Da das Fell an den Beinen komplett stehen bleibt, bietet die Low-Trace-Schur auch einen gewissen Schutz vor Kälte und anderen Umwelteinflüssen. Insgesamt ermöglicht sie eine angemessene Pflege und Schutz für Pferde, die viel Zeit im Freien verbringen und dennoch beim Training unterstützt werden sollen.
Die Chaser Schur: ein beliebter Deckenschnitt
Der Chaser-Schnitt ist eine Abwandlung des Hunter-Schnitts, bei dem die Haare entlang des Rückens des Pferdes stehen bleiben, während nur die Stellen, an denen das Pferd stark schwitzt, geschoren werden. Auf diese Weise bleibt das dichte Winterfell am kälteempfindlichen Rücken und den Nieren erhalten, um als Wärmeisolierung zu dienen. Diese Schur eignet sich besonders für Pferde, die mäßig viel und intensiv bewegt werden und nicht täglich schwitzen. Das stehengelassene Fell kann für eine optisch angepasste Erscheinung oberflächlich getrimmt werden. Der Chaser-Schnitt unterstützt dabei, die Muskeln am Oberhals warmzuhalten und ist ideal für Pferde, die mittelgradig belastet werden und tagsüber auf der Weide stehen. Im Gegensatz zur Decken-Schur bleibt beim Chaser-Schnitt das Fell am oberen Hals sowie an den Beinen und im gesamten Rückenbereich ungeschoren.
Die normale Deckenschur
Die Decken-Schur ist eine Schurtechnik, bei der das Fell im Rücken- und Nierenbereich sowie an den Beinen erhalten bleibt. Sie wird oft bei Pferden angewendet, die intensiv trainiert werden, aber auch viel Zeit im Freien verbringen. Das Eindecken erfolgt üblicherweise mit einer leichten Pferdedecke.
Bei dieser Schur wird so viel Fell entfernt, dass das Pferd beim Reiten nicht stark schwitzt, aber dennoch durch das Winterfell ausreichend warm gehalten wird. An den Stellen, an denen das Pferd weniger schwitzt, wie Beine, Kopf, Rücken und Kruppe, bleibt das Fell stehen, während der restliche Körper seitlich in einem Streifen geschoren wird. Die Decken-Schur eignet sich für Sport- und Freizeitpferde, die im Winter mittelmäßig bewegt werden und häufig auf der Koppel weiden.
Da Pferde im Nierenbereich schnell auskühlen können, ist die Decken-Schur eine gute Wahl für Pferde, die viel trainieren, aber dennoch regelmäßig ausgiebige Weidegänge genießen sollen, vorausgesetzt, dass das Deckenmanagement entsprechend angepasst wird. Diese Schur ist ideal für Pferde, die mittelgradig bewegt werden und den Tag draußen auf der Weide verbringen, wenn das Wetter es zulässt. Durch das Stehenlassen des Fells an den weniger aktiv schwitzenden Stellen wird das Pferd warm gehalten, ohne beim Training stark zu schwitzen.
Für Pferde, die im Winter mäßig bewegt werden, aber dennoch tagsüber auf die Koppel kommen oder im Offenstall stehen, ist die Decken-Schur optimal. Dabei wird genug Fell entfernt, um übermäßiges Schwitzen zu verhindern, während der Hals, die Brust, der untere Bauch und die Kruppe geschoren werden. Die Decken-Schur ermöglicht ein Training ohne starkes Schwitzen, bietet jedoch dennoch Schutz für empfindliche Körperpartien.
Die Hunter Schur (Jagd-Schnitt)
Die Jagd-Schur erfreut sich großer Beliebtheit, da sie es ermöglicht, den Großteil des Fells zu scheren, während gleichzeitig der Bereich unter dem Sattel und die Beine warm gehalten werden. Dies ist wichtig, um Hautreizungen durch Satteldruck zu verhindern, besonders bei Pferden, die intensiv trainiert werden.
Der Jagdschnitt, auch als Hunter-Schur bekannt, ähnelt der Vollschur, jedoch bleiben die Beine und der Bereich unter dem Sattel ungeschoren, um sie vor Scheuerstellen zu schützen. Eine Schabracke kann als Scherhilfe dienen, um einen gleichmäßigen Schnitt zu gewährleisten. Diese Schur eignet sich gut für Pferde, die viel Bewegung haben und arbeiten.
Sie ist besonders geeignet für Pferde, die mittlere bis schwere Arbeit leisten, da sie trotz des geschorenen Fells noch Schutz im Sattelbereich und warme Beine bietet. Es ist wichtig, darauf zu achten, dass das Pferd auch nach der Schur ausreichend warm gehalten wird, ähnlich wie bei einer Vollschur. Offenstallhaltung oder Weidegang bei allen Wetterbedingungen sind für Pferde mit dieser Schur weniger geeignet, da sie oft intensiv trainieren und auf eine angemessene Decke angewiesen sind.
Der Jagdschnitt wird vor allem bei Jagdpferden angewendet, die im Herbst oft bei der Jagd eingesetzt werden. Hierbei wird nur das Fell an den Beinen und unter dem Sattel stehen gelassen, während der Rest des Körpers geschoren wird. Diese Pferde benötigen nach der Arbeit eine Decke, da der Großteil ihres Körpers ungeschützt ist, obwohl die Beine und der Bereich unter dem Sattel weiterhin behaart sind. Eine Nierendecke ist besonders wichtig, um den empfindlichen Bereich vor Kälte zu schützen, da dort das Winterfell fehlt.
Die Vollschur mit Sattellage
Die Vollschur mit der Erhaltung der Sattellage ermöglicht eine Kombination aus beiden, hier wird jedoch die Sattellage stehen gelassen, um Hautirritationen oder Scheuerstellen in der empfindlichen Sattellage zu vermeiden. Diese Schur sieht man häufig bei Sportpferden im nationalen und internationalen Turniersport.
Die Vollschur
Die Vollschur ist eine gängige Methode, die vor allem für Hochleistungspferde empfohlen wird, die das ganze Jahr über intensiv trainieren und regelmäßig an Wettkämpfen teilnehmen. Bei dieser Schurvariante wird das gesamte Fell des Pferdes entfernt, einschließlich der Beine und des Kopfes. Dadurch verliert das Pferd seine natürliche Wärmedämmung und benötigt daher einen konstanten Schutz vor Kälte.
Es ist zu beachten, dass bestimmte Bereiche wie die Ohren aus tierschutzrechtlichen Gründen nicht geschoren werden dürfen, um das Tier vor Verletzungen und Infektionen zu schützen. Nach der Vollschur muss das Pferd rund um die Uhr eingedeckt werden, um Unterkühlung zu verhindern. Insbesondere bei kaltem Wetter ist es ratsam, eine leichte Decke unter einer wärmeren Outdoordecke zu verwenden, um das Pferd optimal vor Kälte zu schützen.
Die Vollschur ist besonders für Sportpferde geeignet, da sie während des Trainings eine bessere Regulation der Körpertemperatur ermöglicht, indem sie Überhitzung durch überschüssiges Fell verhindert. Dennoch erfordert die Vollschur einen erhöhten Pflegeaufwand, da das Pferd ohne sein Fell anfälliger für Hautirritationen und Verletzungen ist. Daher ist es wichtig, das Pferd regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls zusätzliche Decken zu benutzen, um es vor Kälte und Wind zu schützen.
Anleitungen und Tipps zum Pferde scheren
Das erste Mal Pferde scheren: Wie gewöhne ich mein Pferd an die Schermaschine?
Pferde können ganz unterschiedlich auf die Schermaschine beim ersten Scheren reagieren. Während die einen Pferde tiefenentspannt sind und das Scheren sogar genießen, haben andere Pferde Angst vor der Schermaschine, ihren Geräuschen und die Vibration der Scherblätter auf der Haut. Aber auch hier lässt sich Abhilfe schaffen, gewöhne dein Pferd an die Schermaschine. Lasse die Maschine im Hintergrund einfach mal laufen, baue sie beim Putzen ein, ohne dass die Maschine an ist. Aber auch das kann man trainieren, ähnlich wie bei der Desensibilisierung von Sprühflaschen kannst du dein Pferd auch an die Schermaschine gewöhnen. Wie das funktioniert, zeigt dir Dr. Vivian Gabor:
Schritt-für-Schritt-Anleitungen für das Scheren von Pferden
Bevor man ein Pferd schert, gibt es wichtige Punkte zu beachten. Zum Beispiel, dass das Pferd nicht direkt nach der Arbeit oder mit nassem verklebtem Fell geschoren wird, denn sonst wird die Schur sehr schwer und das Pferd sieht aus wie gerupft, da die Schermesser nicht durch den verklebten Pelz kommen. Des Weiteren werden dadurch auch die Scherblätter stumpf und man kann nicht das ganze Pferd damit scheren. Wenn dein Pferd trocken und sauber ist, sollte die Schermaschine durch Fell gleiten wie ein Messer durch weiche Butter. Im folgenden haben wir dir eine Schritt für Schritt Anleitung zusammengestellt, damit das Scheren ein voller Erfolg wird:
- Das Pferd gründlich putzen, sodass kein Dreck, Schweiß oder Sand im Fell ist.
- Schermuster bzw. Schnitt überlegen.
- Mit Kreide (bei dunklen Pferden) oder 'nem Stück Kohle (bei hellen Pferden) das Schnittmuster grob anzeichnen. Erfahrene Pferde-Scherer machen das meistens nicht mehr, da das Auge schon geschult ist.
- Ggf. je nach Schur die Mähne in Zöpfen hochstecken, denn die rasiert man schneller aus Versehen ab, als man denkt.
- Schermaschine anschalten und Öl auf den Scherblättern und den dafür vorgesehenen Löchern verteilen (siehe Bedienungsanleitung der jeweiligen Schermaschine). Warte ein paar Sekunden, dass sich das Öl verteilen kann.
- Nun kannst du anfangen, gegen die Wuchsrichtung des Fells zu scheren.
- Fange immer von dem Punkt an, der am weitesten entfernt vom Pferdekopf ist, an zu scheren. So kannst du die Maschine entlang deiner Markierung gleiten lassen und erhältst eine saubere und gleichmäßige Schur.
- Wenn jetzt das ganze Fell, das du scheren wolltest, ab ist, lege die Schermaschine zur Seite und striegle und bürste das Pferd nochmal ordentlich, da kommen nochmal viele Haare und Dreck vom Pferd.
- Jetzt stehen vermutlich noch ein paar Stellen, da kannst nochmal drüber scheren in den verschiedensten Richtungen, sodass auch wirklich alles geschoren ist und dein Pferd nicht aussieht wie ein gerupftes Huhn.
- Noch einmal bürsten und Schermaschine sauber machen und fertig ist das Scheren des Pferdes.
- Manche Pferde wälzen sich gerne nach dem Scheren, da die kleinsten härhschen noch auf der Haut sind und kitzeln können. Wenn möglich lasse dein Pferd ohne Decke wälzen.
- Wenn du die Möglichkeit hast, dein Pferd nach dem Scheren zu waschen, empfielt es sich, das Pferd mit einem Derma Shampoo zu waschen, diese gibt es von den unterschiedlichen Marken, wie Cavalor, Bense & Eicke und vielen anderen Marken. Dieses Shampoo unterstützt die leicht irritierte Haut und trägt zu einem guten Scherergebnis bei.
Tipps für empfindliche Körperstellen:
Wenn du die Beine mit scheren möchtest, gibt es ein paar Tipps, denn viele Pferde sind an den Beinen besonders kitzelig:
- Wenn du das rechte Vorderbein scherst, kannst du das linke durch eine zweite Person hochheben, lassen, um das Rechte in Ruhe zu scheren und umgekehrt.
- Bei den Hinterbeinen kannst du dir das andere Bein auch unterm Bauch geben lassen und es mit der einen Hand halten, während du das andere scherst. Da solltest du aber schon etwas Erfahrung in der Handhabung der Schermaschine haben, das kann am Anfang etwas schwierig sein.
Stellen wie die Falten an der Brust oder der Gurtlage können aufgrund der Hautfalten auch schwierig sein. Hier kann dir auch jemand helfen:
- Auch hier kann dir eine Hilfsperson, das Vorderbein des Pferdes nach vorne nehmen, sodass die Haut an der Gurtlage spannt und du das Fell dort scheren kannst.
- An der Brust kannst du die Haut selber spannen, in dem du die Hautfalte in die Richtung ziehst, wo die langscheren möchtest.
Kosten und Zubehör für das Pferdescheren
Pferde selbst zu scheren ist auf Dauer gesehen am günstigsten, denn eine Gute Schermaschine findet man schon ab 120 €, wenn man es etwas einfacher haben will, gibt es auch Akku betriebene Schermaschinen ab 190 €. Auch ist die Größe unterschiedlich, es gibt die normalen Schermaschinen, mit denen man hauptsächlich den Körper schert, aber es gibt auch kleine Maschinen mit Kabel oder Akku die sich für die Schur am Kopf und an den Beinen des Pferdes eignen.
Manchmal kann man sich auch von der Stallkollegin oder auch bei einigen Reitsportgeschäften eine Schermaschine leihen, das kostet dann je nach Schermaschine 30-50 € bei einem Reitsportladen.
Zubehör Kosten für das Scheren von Pferden:
- Schermaschine 120-400 €
- Schermaschinen Öl 4-20 €
- Scherblätter pro Stück 20-50 €
- Scherblätter schärfen lassen 10-20 €
- Schutzanzug fürs Scheren 2 €
Preise für das professionelle Scheren durch einen Scherservice
Viele geübte Scherer oder auch Pferdepfleger bieten einen Scherservice an, bei denen Sie dann zu einem in den Stall kommen und das Pferd Scheren, das kann auch von Vorteil sein, wenn man sich selbst unsicher ist oder das Scheren lernen möchte. Auch bei Pferden die Scheren noch nicht kennen kann es gut sein, einer erfahrenen Person das Scheren zu überlassen. Die Kosten variieren hier von Region zu Region. Generell kann man aber folgende Kosten, die je nach Schnitt und Aufwand variieren festhalten:
- Anfahrt: normalerweise gibt der Service hier eine km Pauschale an
- Bib-Clip Schur: 15-20 €
- Streifen-Schur: 20-25 €
- Irische Schur: 30-40 €
- Rallye-Streifen Schur: 40-50 €
- Deckenschnitt ohne Beine: 50-60 €
- Deckenschnitt mit Beine: 70-85 €
- Hunter-Schur: 70-80 €
- Vollschur: 90-95 €
- Kopf Schur je nach Service: 10 € Aufpreis
- Muster je nach Aufwand: 10-35 €
Häufig gestellte Fragen zum Pferdescheren
1. Wie lange dauert es, ein Pferd zu scheren?
Je nach Schur kann die Dauer des Scherens bei Pferden variieren, ein Streifenschnitt dauert in der Regel 30 Minuten, wenn das Pferd ruhig steht und nicht zappelt. Eine Vollschur hingegen kann bis zu 3 Stunden andauern. Auch andere Faktoren wie ein unruhiges Pferd kann die Dauer des Pferde-Scheren hinauszögern.
2. Sollte man ein Pferd mit Cushing scheren?
Ja, aber auch dieses Thema ist sehr komplex und man sollte die Vor- und Nachteile abwägen, ob das Scheren dem Pferd mit Cushing hilft. Mehr dazu kannst du hier erfahren.
3. Wie viel Millimeter (mm) sollte man Pferde scheren?
Schermesser gibt es in den verschiedensten mm Größen:
- 4mm
- 3mm
- 2mm
- 1mm
Die Standard Klingen von den Schermaschinen haben meistens 2-4 mm.
Normalerweise wird das Fell der Pferde auf 3-4 Millimeter geschoren. Bei Sportpferden wählt man da auch ein etwas kürzeres Messer von 1 bis 2 Millimeter, um ein sauberes Endresultat zu erhalten. Im Endeffekt machen diese paar Millimeter keinen großen Unterschied, bei Pferden, die das Scheren nicht gewöhnt sind, wählt man meist ein bisschen längere Scherblätter da es bei geschorenen Pferden leicht zu Hautirritationen kommen kann.
4. Sollte man das Pferd vor oder nach dem Scheren waschen?
Wenn man die Möglichkeit hat, sein Pferd vor dem Scheren zu waschen, sollte man sie einen Tag vor dem Scheren nutzen, um Sand, Dreck und verklebtes Fell zu lösen und auswaschen. Denn Sand, Dreck und verklebtes Fell machen die Scherblätter stumpf und das Scherergebnis kann sehr unordentlich aussehen. Aber es ist kein Muss, meistens reicht es aus, das Pferd ordentlich zu putzen und wenn Regen angesagt ist, dem Pferd am Tag vorher eine Regendecke drauf zu machen, denn man schert nicht durch nasses Fell.
Auch nach dem Scheren empfiehlt es sich, das Pferd zu waschen, um die kleinen abgeschorenen Härchen die sich noch auf der Haut des Pferdes befinden auszuwaschen. Hier kann man zu Derma-Shampoos greifen, geschorenes Fell kann manchmal auf der Haut jucken und zu Irritationen führen. Mit einem guten Shampoo kann man diese Hautirritationen nach dem Scheren bei Pferden vorbeugen und viele Pferde genießen die Wäsche nach dem Scheren sogar. Warum, wirst du merken, wenn du selber nach dem Scheren deines Pferdes duschen gehst.