Weltreiterspiele 2022
2022 wird es keine Weltreiterspiele geben – Stattdessen werden die Weltmeisterschaften in sieben Disziplinen des Pferdesports an drei Standorten in zwei Ländern stattfinden. Austragungsort von Dressur, Springen, Para-Dressur und Voltigieren wird vom 6. bis zum 14. August die dänische Stadt Herning sein. Sowohl die Vielseitigkeit (15.09. - 18.09.) als auch die WM im Fahren (21.09. - 25.09.) werden in Pratoni del Vivaro, Italien, stattfinden. Auch die Distanzreiter werden ihre Weltmeister in Italien ermitteln: Diese gehen am 22. Oktober in Verona an den Start.
Inhaltsverzeichnis
1. Herning 2022: Springen, Dressur, Para-Dressur und Voltigieren in Dänemark
Bereits 2013 war Herning im dänischen Jütland Gastgeber der Europameisterschaften im Pferdesport. In diesem Jahr wird die 50.000-Einwohner-Stadt wieder der pulsierende Mittelpunkt des Reit- und Voltigiersports aus aller Welt. Rund 1.000 Pferde werden hier während der WM 2022 untergebracht sein.
Die Tickets für Springreiten, Dressur, Para-Dressur und Voltigiren sind sehr begehrt, aber noch verfügbar und über ticket.herning2022.com erhältlich. Die Preise variieren von Prüfung zu Prüfung und starten bei 30 Euro. Zudem ist das Campen vor Ort gegen Gebühr möglich. Neben Spitzensport wird ein vielseitiges Rahmenprogramm geboten. Ein Highlight ist die Show-Nacht am 13. August: Hier zeigen ab 20 Uhr die besten Pferdetrainer und Showreiter, darunter Alizee Froment und „der fliegende Franzose“ Lorenzo, ihr Können im Stutteri-Ask-Stadion. Auf dem EquiPark-Gelände sind zudem 250 Aussteller, eine Kids-Zone, exklusive Essensstände und mehr angekündigt. Top-Event und Finale der Dressur ist die Kür auf Grand-Prix-Niveau am Mittwochabend (10. August ab 20 Uhr.).
1.1 Der Zeitplan für die FEI World Championships Herning 2022
1.1.1 Zeitplan: Dressur
1.1.2 Zeiplan: Springen
1.1.3 Zeiplan: Voltigieren
1.1.4 Zeiplan: Para-Dressur
1.2 Vielseitigkeit und Fahren in Italien
Die Buschreiter und Fahrer werden im September 2022 nach Rom reisen, um dort ihre Weltmeisterschaften auszutragen. Genauer gesagt nach Pratoni del Vivaro, einer Hochebene vor idyllischer Naturkulisse. 24 Jahre ist es her, dass Pratoni del Vivaro Austragunsstätte der Weltreiterspiele war. Es werden in diesem Jahr ein anspruchsvoller, aber fairer Geländeritt und starke Konkurrenz erwartet. Parcourschef Giuseppe Della Chiesa verspricht im Busch und beim Marathon, dem Herzstück der Vierspänner, eine Strecke mit Fokus auf Technik anstatt auf Streckenlänge und Ausdauer. An Spannung wird es daher sicherlich nicht mangeln. Karten sind sowohl für die Vielseitigkeit als auch für das Fahren erhältlich. Ein Wochenpass für ersteres liegt bei ca. 107 Euro. Tickets für einzelne Prüfungen sind deutlich günstiger und für unter 10 Euro erhältlich. Das Komplettpaket für die Fahrer ist ab ungefähr 86 Euro zu haben.
1.3 Der Zeitplan für die FEI World Championships in Pratoni, Rom (vorläufig!)
1.3.1 Zeitplan: Vielseitigkeit
1.3.2 Zeitplan: Fahren
1.4 Distanzreiten in Verona, Italien
Knapp 160 Kilometer - das ist die Strecke, die die Distanzreiter zurücklegen müssen, um eine Chance auf die Goldmedaille zu haben. Am 22. Oktober startet der Ritt ab sieben Uhr durch die Landschaft um Verona. Der „Hundertmeiler“ gilt als die Königsdisziplin bei den Ausdauersportlern.
2. Chaos bei den WEG in Tryon 2018 - Darum finden 2022 keine Weltreiterspiele statt
Weltmeisterschaften statt Reiterspiele – es scheint wie ein Bruch einer jahrzehntelangen Tradition. Es ist das erste Mal seit 1990, dass keine World Equestrian Games (WEG), zu deutsch Weltreiterspiele, stattfinden. Auslöser für diese Entscheidung war unter anderem das organisatorische Chaos im US-amerikanischen Tryon 2018, insbesondere beim Distanzreiten. Es ging bereits schlecht los, als sowohl Startern als auch Organisatoren unklar war, wo das Rennen überhaupt starten sollte. Schließlich gab es zwei Orte, von denen aus der Hundermeiler starten sollte. Darüberhinaus war eine vorherige Streckenbesichtigung nicht erlaubt, da diese durch privates Gelände verlief.
2.1 Umstrittener Abbruch
Einige Stunden nach Start und Ende des ersten Loops musste das Rennen abgebrochen werden. Der Grund: Einige Reiter waren auf eine falsche Strecke geleitet worden. Somit hieß es: Neustart; nun nur noch über 120 Kilometer. Schließlich wurde der Ritt aufgrund schlechten Wetters- und Bodenverhältnisse zum Schutz der Pferde komplett abgebrochen. Richtigerweise, wie auch die Reiter fanden – doch das vorangegangene Hin-und-Her sorgte für mächtigen Ärger unter Trainern und Startern. Hinzukamen unfertige Baustellen, fehlende Hotels, Mangel an Toiletten und eine schlechte Besucherorganisation. Dass Tryon, welches recht kurzfristig für Bromont, Kanada, eingesprungen war, überfordert war, ist offensichtlich. „Unser Sport ist so sehr gewachsen, dass die World Equestrian Games mit allen Disziplinen für die meisten Ausrichter zu groß geworden sind“, sagt FEI-Präsident Ingmar de Voos in einer Pressemitteilung. Und so kam es, dass sich die FEI dazu entschlossen hat, die Weltreiterspiele als Weltmeisterschaften zu dezentralisieren und entsprechend an verschiedenen Orten stattfinden lässt. 20 Länder bewarben sich um die Austragung, den Zuschlag bekamen Dänemark und Italien. Künftige Weltreiterspiele als Mega-Event an nur einem Ort sind jedoch weiterhin nicht ausgeschlossen.
3. Herausforderung World Equestrian Games
Es ist aber tatsächlich auch eine große Herausforderung für Veranstalter, ein solches Ereignis reibungslos über die Bühne zu bringen. Nur wenige Orte haben überhaupt die Möglichkeit, alle Disziplinen der FEI Weltreiterspiele auszurichten, ohne, dass Chaos entsteht. Tryon war schließlich nicht der erste Gastgeber, dem dies über den Kopf wuchs. Schon 1994 in Den Haag gab es etliche Pannen. Dort war das Gelände so abgelegen und – weil es ein ehemaliger Truppenübungsplatz war – so gut mittels Drahtzäunen abgesichert, dass Besucher und Medienvertreter erst verspätet dort ankamen. Für den Veranstalter war es aus finanzieller Sicht zum Debakel geworden. Auch Tryons Vorgänger, die Normandie, stand wegen mangelhafter Strecken im Distanzreiten und der Vielseitigkeit in der Kritik. Ein Lichtblick war Aachen im Jahr 2006: Erstmals waren die Weltreiterspiele kein Verlustgeschäft. Und auch organisatorisch stand die Aachener Soers, die durch den jährlich stattfindenden CHIO jede Menge Erfahrung an den Tag legen kann, als positives Beispiel dar.
4. Rückschau: Dressur-Erfolge im deutschen Team 2018
Die insgesamt widrigen Umstände schlugen sich im Medaillenspiegel der Dressurreiter nicht nieder. In der Mannschaftsdressur belegte die deutsche Equipe um Jessica von Bredow-Werndl mit TSF Dalera BB (76,677 Prozent), Dorothee Schneider mit Sammy Davis Jr. (75,062 Prozent), Sönke Rothenberger mit Cosmo (81,444 Prozent) und Isabell Werth mit Bella Rose (Top-Ergebnis von 84,829 Prozent) den ersten Platz und holte sich das Team-Gold vor den USA und Großbritannien. Isabell Werth und ihre Erfolgsstute Bella Rose sicherten sich auch im Einzel beim Grand Prix Special mit einem Ergebnis von 86,246 Prozent Platz Eins und ließen Laura Graves mit Verdades (USA, 81,717 Prozent) auf dem zweiten Rang. Charlotte Dujardin landete mit Mount St John Freestyle (Großbritannien, 81,489 Prozent, Rang Drei) mit großem Abstand auf Platz drei.
4.1 Springreiter knapp auf Rang Drei
Das Mannschaftsspringen wurde nach dem Stechen ein Heimsieg für die US-Amerikaner. Devin Ryan mit Eddie Blue, Adrienne Sternlicht mit Cristalline, Laura Kraut mit Zeremonie und McLain Ward mit Clinta waren am Ende mit einer Zeit von 100,76 Sekunden und null Fehlerpunkten etwa eineinhalb Sekunden schneller als die Konkurrenz aus Schweden. Das deutsche Team konnte den dritten Platz erreiten. Hervorzuheben sind hier besonders Simone Blum und ihre DSP Alice, die mit zwei Nullrunden in den beiden Umläufen des Nationenpreises der Mannschaft die Bronzemedaille rettete, nachdem das Stechen um einen Fehlerpunkt knapp verpasst wurde. Maurice Tebbel mit Don Diarado lieferte in beiden Umläufen mit neun und fünf Strafpunkten jeweils das Streichergebnis. Laura Klaphake und Catch me if you can blieben im ersten Umlauf ohne Hindernisfehler, waren aber zu langsam und kassierten einen Punkt für Zeitüberschreitung. Im zweiten Umlauf waren es vier Fehlerpunkte. Marcus Ehning und Pret a tout nahmen aus dem ersten Umlauf zwei Hindernisfehler mit, blieben im Zweiten aber ohne Strafpunkte.
4.2 Sensationeller Sieg von Simone Blum
Simone Blums – und DSP Alices – Spitzenleistung brachte ihr in der Einzelwertung den ersten Platz. Drei Nullrunden, ein Umlauf mit einem Zeitstrafpunkt: Das war Gold, vor den Schweizern Martin Fuchs mit Clooney und Steve Guerdat mit Bianca. Für Klaphake und Ehning reichte es am Ende nur noch für Platz 14 und 15.
In der Vielseitigkeit dominierte das Vereinigte Königreich: Team- (88,80 Minuspunkte) und Einzelgold gingen auf das Konto der Briten. Rang Zwei ging nach Irland (93) und Rang Drei nach Frankreich (99,80). Rosalind Canter und Allstar B waren mit 24,60 Minuspunkten im Endergebnis die Spitze der Tabelle (Einzelwertung) Dahinter folgten Padraig McCarther (Irland) mit Mr Chunky (27,20) und Ingrid Klimke mit ihrem Hale Bob OLD (27,30) auf Rang Drei. In der Mannschaftswertung reichte es für Deutschland für Rang fünf. Andreas Dibowksi mit FRH Corrida (43,50), Ingrid Klimke mit Hale Bob OLD (27,30), Kai Rüder mit Colani Sunrise (47,40) und Julia Krajewski mit Chipmunk FRH (56,30) sammelten insgesamt 118,20 Minuspunkte.
5. Das ist der deutsche Kader 2022
Wer nach Herning reisen wird, steht noch nicht fest. Doch der deutsche Olympiakader für 2022 steht. Das ist er:
Dressur
- Jessica von Bredow-Werndl mit TSF Dalera BB und Ferdinand BB
- Helen Langehanenberg mit Annabelle
- Fabienne Müller-Lütkemeier mit Valencia AS und Valesco
- Hubertus Schmidt mit Escolar
- Dorothee Schneider mit Faustus und Showtime FRH
- Carina Scholz mit Tarantino
- Frederic Wandres (Hagen a.T.W./WES) mit Duke of Britain FRH
- Benjamin Werndl mit Daily Mirror und Famoso OLD
- Isabell Werth mit Emilio, DSP Quantaz und Weihegold OLD
Springen
- Christian Ahlmann mit Dominator 2000 Z
- Daniel Deußer mit Killer Queen VDM
- Marcus Ehning mit Stargold
- Christian Kukuk mit Mumbai
- André Thieme mit DSP Chakaria
- Philipp Weishaupt mit Coby
- David Will mit C-Vier
Vielseitigkeit
- Sandra Auffarth mit Viamant du Matz
- Andreas Dibowski mit FRH Corrida
- Michael Jung mit Chipmunk FRH und WildWave
- Ingrid Klimke mit SAP Hale-Bob OLD
- Julia Krajewski mit Amande de B’Neville
- Sophie Leube mit Jadore Moi
- Dirk Schrade mit Casino
- Anna Siemermit FRH Butt’s Avondale
- Christoph Wahler mit Carjatan S
7. Reining keine FEI-Disziplin mehr
Die Westernreitdisziplin Reining ist seit 2022 nicht mehr Teil der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI). Aus diesem Grund wird es bei den Weltmeisterschaften – die unter der Fahne der FEI stehen – auch kein Reining mehr geben. Hintergrund sind schon länger währende Unstimmigkeiten zwischen FEI und der amerikanischen National Reining Horse Association (NRHA), welche trotz ihres Namens international zuständig ist. Schon 2019 sei es laut FEI zu Vertragsbrüchen seitens der Westernreiter gekommen, es ging hauptsächlich um Regeln zum Mindestalter der Pferde und Dopingbestimmungen.
Damals hatte man sich auf einen Kompromiss geeinigt. Als es 2020 wieder Probleme gab, beschloss die FEI den Ausschluss des Reinings als Disziplin des Verbands zu diesem Jahr. Die Weltmeisterschaften finden deshalb ohne Westernreiter statt, mit nur sieben statt acht Pferdesportarten.
Autorin: Laura Schmidl