Der westfälisch gezogene Ausnahmehengst Cornet Obolensky unter Marco Kutscher beim internationalen Springturnier – ein Paradebeispiel für die sportliche Qualität der westfälischen Zucht.

Westfale – Charakter, Zucht und Besonderheiten des vielseitigen Sportpferdes

Das Westfälische Pferd gehört zu den traditionsreichsten und beliebtesten deutschen Sportpferderassen. Mit seiner harmonischen Erscheinung, dem freundlichen Wesen und der großen Leistungsbereitschaft gilt der Westfale als echter Allrounder unter den Warmblütern. Von der Zucht über den Charakter bis hin zu Größe, Gewicht und Lebenserwartung – hier erfährst du alles über das Westfalenpferd.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Westfale? – Definition und Herkunft

Der Westfale ist ein deutsches Warmblut, das vor allem in Westfalen gezüchtet wird. Ursprünglich stammt die Rasse aus dem Landgestüt Warendorf und ist heute eines der größten und erfolgreichsten Warmblutzuchtprogramme Europas.
Der Westfale wird offiziell vom Westfälischen Pferdestammbuch e.V. betreut, das seit 1904 besteht. Ziel der Zucht war und ist es, ein leistungsstarkes, rittiges und umgängliches Reitpferd zu schaffen – geeignet sowohl für den Spitzensport als auch für den ambitionierten Freizeitreiter.

Typisch ist das Brandzeichen mit dem „W“ und der Krone auf dem linken Hinterbein – ein Symbol für Qualität, Herkunft und Zuchttradition.

Geschichte und Entwicklung der Westfalen-Zucht

Die Ursprünge des Westfalenpferdes reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück. Zunächst dominierten robuste Arbeitspferde für die Landwirtschaft, ehe mit der Zeit edelblütige Hengste aus Hannover, Trakehnen und Oldenburg eingekreuzt wurden.
Besonders prägend war der Einfluss des Hannoveraners und später auch von KWPN- und Holsteiner-Blutlinien, wodurch der Westfale seine heutige sportliche Qualität erhielt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich die Zucht konsequent in Richtung Reitpferd mit Leistungsbereitschaft, Charakterstärke und Rittigkeit. Heute gilt der Westfale als multitalentiertes Sportpferd, das international in Dressur, Springen und Vielseitigkeit Erfolge feiert.

Aussehen und Merkmale – Der Westfale im Steckbrief

Merkmal Beschreibung
Zuchtgebiet Westfalen (Nordrhein-Westfalen), Landgestüt Warendorf
Größe 165 – 175 cm Stockmaß
Gewicht ca. 550 – 650 kg
Farben Brauner, Fuchs, Rappe, Schimmel – alle Farben sind erlaubt
Brandzeichen Krone über einem „W“ auf dem linken Hinterbein
Charakter Ausgeglichen, leistungsbereit, freundlich
Einsatzgebiet Dressur, Springen, Vielseitigkeit, Freizeit
Lebenserwartung ca. 25–30 Jahre

Der Westfale zeigt sich im rechteckigen Format, mit ausdrucksvollem Kopf, langen, schrägen Schultern, kräftiger Oberlinie und elastischen Bewegungen. Besonders geschätzt werden die ruhige Art und die hohe Lernbereitschaft – Eigenschaften, die ihn auch für Amateure zu einem angenehmen Partner machen.

Farbenvielfalt des Westfalenpferdes

Beim Westfalenpferd sind alle Farben erlaubt. Am häufigsten kommen Braune und Füchse vor, gefolgt von Rappen und Schimmeln.

Lebenserwartung, Alter und Gesundheit

Die Lebenserwartung liegt bei ca. 25 bis 30 Jahren. Wie bei allen Warmblutpferden hängt die Lebenserwartung von Haltung, Fütterung, Bewegung und regelmäßiger Gesundheitsvorsorge ab.
Viele Westfalen bleiben auch im höheren Alter fit und rittig – ein Zeichen für die solide Zuchtbasis und robuste Konstitution.

Charakter des Westfalenpferdes

Das Herzstück der Rasse ist ihr Charakter. Der Westfale gilt als freundlich, nervenstark und verlässlich. Er zeigt eine hohe Leistungsbereitschaft, bleibt aber stets ausgeglichen und rittig. Diese Eigenschaften machen ihn zu einem idealen Partner für ambitionierte Reiter, Nachwuchssportler und Profis gleichermaßen.

Züchter legen großen Wert auf die innere Ruhe und Ausgeglichenheit des Pferdes – ohne dabei Temperament und Leistungswillen zu verlieren. Im Vergleich zu manchen anderen Warmblutrassen wirkt der Westfale kooperativer und weniger sensibel, was die Ausbildung erleichtert.

Typisch sind:

  • ein ruhiges Wesen unter dem Reiter
  • soziales Verhalten in der Herde
  • gute Nerven auch bei Turnierbetrieb oder Transport

Viele Reiter schätzen, dass Westfalen eine enge Bindung zu ihren Menschen aufbauen und sich oft als echte „Partnerpferde“ zeigen.

Zucht und Blutlinien

Die Zucht des Westfalenpferdes erfolgt unter strenger Kontrolle des Westfälischen Pferdestammbuchs in Münster-Handorf. Hier finden regelmäßig Körungen, Stutenleistungsprüfungen und Auktionen statt, die weltweit Beachtung finden.

Wichtige Blutlinien stammen unter anderem von Hengsten wie:

  • Pilot – prägend für den Springsport
  • Florestan I – bekannt für seine herausragenden Dressurpferde
  • Cornet Obolensky – eine lebende Legende im internationalen Springsport
  • Rock Forever, Belissimo M und Fürst Jazz – modern veranlagte Dressurvererber

Durch diese gezielte Zucht ist der Westfale heute eines der leistungsstärksten Warmblüter Europas und auf internationalen Turnieren regelmäßig unter den Top-Platzierungen zu finden.

Zukunft der Westfalen-Zucht

Das Zuchtziel bleibt klar: Ein modernes, rittiges und leistungsfähiges Reitpferd mit bestem Charakter.
Aktuelle Entwicklungen setzen auf:

  • verbesserte Rittigkeit und Gesundheit
  • stärkere Bewegungsmechanik für die Dressur
  • Springvermögen bei gleichzeitigem Charakterausgleich

Durch moderne Genetik, Leistungsprüfungen und internationale Kooperationen bleibt der Westfale auch künftig eine der führenden Pferderassen weltweit.

Verwendung und Einsatzbereiche

Der Westfale ist ein echtes Multitalent:

  • Dressur: elegante Bewegungen, gute Schulterfreiheit und Versammlungsfähigkeit
  • Springen: kraftvoller Absprung, Übersicht und Mut
  • Vielseitigkeit: Ausdauer, Zuverlässigkeit, Leistungswille
  • Freizeit: ausgeglichener Charakter, angenehm im Umgang

Egal ob ambitionierter Freizeitreiter oder Turnierprofi – der Westfale überzeugt durch seine Vielseitigkeit und Zuverlässigkeit in allen Sparten.

Bekannte Westfalenpferde – Sportliche Botschafter einer großen Zucht

Der Erfolg des Westfalenpferdes zeigt sich nicht nur in seiner Zuchtqualität, sondern auch in der Vielzahl berühmter Sportpferde, die international für Aufsehen sorgten. Viele von ihnen prägten ganze Generationen von Reitern und Züchtern – sowohl im Dressur- als auch im Spring- und Vielseitigkeitssport.

Berühmte Westfalen in der Dressur

  • Rembrandt (v. Romadour II) – eines der erfolgreichsten Dressurpferde aller Zeiten. Unter Nicole Uphoff gewann der Rappe mehrfach Olympiagold (1988 und 1992), Weltmeistertitel und Europameisterschaften. Er machte den Westfalen weltweit bekannt und steht sinnbildlich für Rittigkeit und Eleganz.
  • Ahlerich (v. Angelo xx) – ebenfalls ein legendärer Dressurhengst, der mit Dr. Reiner Klimke 1984 Olympisches Gold gewann. Seine Nachkommen trugen entscheidend zum internationalen Ruf der westfälischen Zucht bei.
  • Damon Hill (v. Donnerhall) – ein moderner Vertreter der Rasse, der mit Helen Langehanenberg zahlreiche Grand-Prix-Siege feierte und bei der WM 2014 in Caen für Deutschland startete. Damon Hill gilt bis heute als Paradebeispiel für den modernen, sensiblen und leistungsstarken Westfalen.
  • Florestan I – selbst kein Sportpferd, aber einer der bedeutendsten Vererber der westfälischen Zuchtgeschichte. Seine Nachkommen dominieren bis heute das internationale Dressurviereck.

Bekannte Westfalen im Springsport

  • Cornet Obolensky (v. Clinton) – einer der einflussreichsten Springvererber der Welt. Der Rappe selbst war unter Marco Kutscher international erfolgreich und hat zahlreiche Nachkommen hervorgebracht, die im Spitzensport aktiv sind.
  • Monte Bellini (v. Montender) – mehrfacher Deutscher Meister und Teilnehmer an Welt- und Europameisterschaften.
  • Pilothago, Polytraum und Cornado NRW sind weitere westfälische Springpferde, die auf internationalen Turnierplätzen für Aufmerksamkeit sorgten.

Westfalen in der Vielseitigkeit

Auch in der Vielseitigkeit sind Westfalen regelmäßig auf hohem Niveau vertreten. Pferde wie Butts Abraxxas (v. Heraldik xx), der unter Ingrid Klimke bei Olympia startete, zeigen, wie vielseitig und leistungsbereit diese Rasse ist.

Besonderheiten und Vergleich zu anderen Warmblütern

Im Vergleich zu anderen deutschen Warmblütern wie Hannoveraner, Oldenburger, Trakehner oder Holsteiner gilt der Westfale als etwas ruhiger und ausgeglichener.
Er kombiniert die Sportlichkeit des Hannoveraners mit der Rittigkeit des Oldenburgers – ein echtes Allround-Pferd.

Auch im internationalen Vergleich mit KWPN oder Zangersheide-Pferden kann der Westfale mithalten: Seine Nachkommen zeigen im Sport häufig eine beeindruckende Konstanz und Charakterstärke.

Fazit: Der Westfale – Ein Pferd für alle Fälle

Der Westfale steht für Leistungsfähigkeit, Schönheit und Charakterstärke. Ob Dressur, Springen, Vielseitigkeit oder Freizeit – dieses Warmblut überzeugt durch seine Zuverlässigkeit und sein ausgeglichenes Wesen.
Wer ein vielseitiges, treues und talentiertes Reitpferd sucht, wird im Westfalen einen Partner fürs Leben finden.

Westfale Pferd: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Wie alt wird ein Westfale?

Die Lebenserwartung eines Westfalen liegt bei etwa 25 bis 30 Jahren, je nach Haltung und Pflege.

Wie viel kostet ein Westfale?

Ein Fohlen bekommt man ab ca. 5.000 €, während ausgebildete Sportpferde zwischen 10.000 € und 25.000 € kosten. Spitzenpferde können deutlich teurer sein.

Welche Farben gibt es beim Westfalenpferd?

Alle Farben sind erlaubt – häufig sind Braune, Füchse, Rappen und Schimmel.

Wie groß wird ein Westfale?

Das Stockmaß liegt in der Regel zwischen 165 und 175 cm.

Wie ist der Charakter eines Westfalen?

Der Westfale gilt als freundlich, nervenstark und leistungsbereit – ideal für Freizeit- und Turnierreiter.

Woran erkennt man einen Westfalen?

Am Brandzeichen: einer Krone über dem Buchstaben „W“ auf dem linken Hinterbein.

Autor*in
Sina SchubertMehr VON CMH.TV

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