Ein Tierarzt kontrolliert die Zähne eines Jungpferdes, um zu schauen, wie das Pferd durch den Zahnwechsel kommt

Zahnwechsel bei Jungpferden – Alles, was du wissen musst

Zwischen 2,5 und 6 Jahren wechseln Pferde ihre Milchzähne gegen bleibende Zähne. In dieser Phase treten häufig Probleme auf, die sich auf Fütterung, Gesundheit und Ausbildung auswirken können. Erfahre hier, wie du dein Jungpferd im Zahnwechsel optimal unterstützt – mit Tipps zu Ernährung, Homöopathie und Zahnkontrollen.

Inhaltsverzeichnis

Der Zahnwechsel beim Pferd ist ein faszinierender, aber sensibler Entwicklungsschritt. Er betrifft alle Jungpferde zwischen dem 2. und 6. Lebensjahr und entscheidet maßgeblich über Gesundheit, Wohlbefinden und Ausbildungserfolg. Gerade, weil diese Phase mit dem Anreiten und der ersten Ausbildung zusammenfällt, sollten Besitzer die Vorgänge im Pferdemaul genau kennen.

Dieser Artikel erklärt zeitliche Abläufe, typische Probleme, Bedeutung für die Ausbildung, Ernährungstipps sowie ergänzende Ansätze wie Homöopathie beim Zahnwechsel.

Was bedeutet Zahnwechsel beim Pferd? – Definition und Erklärung

Der Zahnwechsel bezeichnet die Phase, in der die Milchzähne nach und nach durch die bleibenden Zähne ersetzt werden. Pferde werden mit einem Milchgebiss geboren, das aus 24–28 Zähnen besteht. Im Alter von etwa 2,5 Jahren beginnt das bleibende Gebiss durchzubrechen – ein Prozess, der bis zum 6. Lebensjahr dauert.

Am Ende besitzt ein ausgewachsenes Pferd in der Regel 36–44 Zähne, abhängig von Geschlecht (Hengstzähne) und dem Vorhandensein von Wolfszähnen.

Zahnwechsel  – ein genauer Zeitplan

Viele Besitzer fragen sich: Wann genau wechseln Pferde ihre Zähne? Die Antwort: Schrittweise – und jede Zahnart hat ihre eigenen Altersfenster.

Alter des Pferdes Vorgänge im Gebiss
0 – 6 Monate Durchbruch aller Milchschneidezähne und Prämolaren
1 – 2 Jahre Milchgebiss ist komplett funktional
ca. 2,5 Jahre Erste bleibende Schneidezähne (Zangen) erscheinen, erste Prämolaren wechseln
ca. 3 Jahre Erster bleibender Backenzahn (M1) bricht durch
ca. 3,5 Jahre Mittlere Schneidezähne wechseln, zweite Prämolaren folgen
ca. 4 Jahre Zweiter Backenzahn (M2) durchbricht
ca. 4,5 Jahre Äußere Schneidezähne wechseln, dritte Prämolaren brechen durch
4 – 5 Jahre Eckzähne (Hengstzähne) bei Hengsten und Wallachen erscheinen
5 Jahre Dritter Backenzahn (M3) durchgebrochen, Gebiss fast komplett
6 Jahre Zahnwechsel abgeschlossen – Pferd gilt als „maulvoll“

Besonders zwischen 2,5 und 4,5 Jahren laufen die intensivsten Wechselprozesse ab: Viele Zähne gleichzeitig im Umbruch, was das Fressen erschwert und Schmerzen verursachen kann.

Typische Probleme während des Zahnwechsels

  • Milchzahnkappen: Reste alter Zähne bleiben wie kleine „Deckel“ auf den bleibenden Zähnen und können Druck oder Schmerzen verursachen.
  • Wolfszähne: Klein, aber störend beim Reiten mit Gebiss, da sie direkt vor den Backenzähnen sitzen.
  • Bumps (Eruptionszysten): Harte Beulen im Unterkiefer durch durchbrechende Zähne. Normal, aber manchmal empfindlich.
  • Kieferfrakturen oder Zahnfehlstellungen: Selten, aber besonders in der kritischen Phase zwischen 3 und 4 Jahren möglich.
  • Verhaltensänderungen: Kopfschlagen, Futterverweigerung, Unritttigkeit, Abwehr beim Trensen.

Ernährung während des Zahnwechsels

Die Fütterung ist in dieser Phase ein entscheidender Faktor. Ein junges Pferd benötigt ausreichend Energie, Proteine, Mineralstoffe und Vitamine – gleichzeitig muss das Futter an die verminderte Kauleistung angepasst werden.

Gesunde Pferdezähne beginnen mit der richtigen Ernährung, Video Thumbnail

Grundregeln für die Ernährung im Zahnwechsel:

  1. Heu als Basis
    • Jungpferde brauchen viel strukturreiches Heu, doch bei Zahnwechselproblemen kann langes Heu schwer zu kauen sein.
    • Tipp: Heucobs oder Heupellets einweichen, wenn das Pferd Futter aus dem Maul fallen lässt („Wickelkauen“).
  2. Kraftfutter anpassen
    • Hafer oder Müsli können Probleme bereiten, wenn die Schneidezähne wechseln.
    • Besser: leicht kaubare, eingeweichte Futtermittel wie Mash oder spezielle Jungpferde-Mischungen.
  3. Mineralstoffe
    • Der Zahnaufbau erfordert Calcium, Phosphor und Vitamin D.
    • Ein ausgewogenes Mineralfutter für Jungpferde ist Pflicht.
  4. Eiweißversorgung
    • Für Zahnentwicklung und Knochensubstanz ist eine gute Eiweißversorgung nötig. Hochwertiges Eiweiß z. B. aus Luzerne oder Sojaschrot ist sinnvoll.
  5. Zahngerechte Raufutterstruktur
    • Sehr hartes Stroh oder minderwertiges Heu kann Zahnwechselprobleme verschlimmern.

Symptome von Fütterungsproblemen im Zahnwechsel:

  • Das Pferd sortiert Futter aus oder „wickelt“ es.
  • Gewichtsverlust trotz ausreichender Rationen.
  • Kolikähnliche Symptome durch schlecht gekautes Futter.

Ernährung ist also ein zentraler Baustein, um Zahnwechselprobleme zu verhindern.

Zahnwechsel und Ausbildung

Da der Zahnwechsel oft mit dem Anreiten (3–4 Jahre) zusammenfällt, entstehen Überschneidungen:

  • Junge Pferde sind im Maul empfindlich.
  • Ein schlecht sitzendes Gebiss verstärkt Schmerzen.
  • Lösung: Gebisslose Arbeit, Pausen in der Ausbildung oder sehr sanfte Gebissverwendung.

Viele Ausbilder empfehlen, während intensiver Zahnwechselphasen (z. B. um den 3. und 4. Geburtstag) mit Training behutsam umzugehen.

Unterstützung durch Homöopathie

Ergänzend zur klassischen Zahnkontrolle können homöopathische Mittel sanft unterstützen. Beispiele:

  • Chamomilla: bei Reizbarkeit und Schmerzen.
  • Calcarea phosphorica: zur Unterstützung des Knochen- und Zahnwachstums.
  • Belladonna: bei akuten, entzündlichen Prozessen.

Wichtig: Homöopathie sollte nur begleitend und nach Rücksprache mit Tierheilpraktiker oder Tierarzt eingesetzt werden.

Praxisbeispiele und Erfahrungen

Viele Pferdebesitzer berichten, dass ihre Pferde in dieser Phase:

  • schlechter fressen oder Futter aus dem Maul verlieren,
  • Gewichtsprobleme entwickeln,
  • oder unter dem Sattel empfindlicher reagieren.

Empfehlungen für Pferdebesitzer – Checkliste

  • Erste Zahnkontrolle im 1.–2. Lebensjahr.
  • Halbjährliche Kontrolle während des Zahnwechsels bis 6 Jahre.
  • Fütterung anpassen: Heucobs, Mineralstoffe, leicht kaubares Futter.
  • Verhalten genau beobachten: Kopfschlagen, Futterstreuen, Trainingsprobleme.
  • Bei Auffälligkeiten sofort Tierarzt rufen.

Zahnwechsel beim Pferd: Zusammengefasst

Der Zahnwechsel beim jungen Pferd ist mehr als nur ein biologischer Prozess – er bestimmt, ob ein Pferd gesund ins Erwachsenenalter startet. Wer die Altersstufen des Zahnwechsels kennt, die Ernährung anpasst und regelmäßige Zahnkontrollen durchführen lässt, schafft die besten Voraussetzungen für ein gesundes, leistungsfähiges Pferd.

Ein durchdachtes Management schützt vor Futterverlust, Trainingsproblemen und langfristigen Zahnkrankheiten – und legt den Grundstein für ein Pferdeleben voller Vitalität.

Häufige Fragen (FAQ) zum Zahnwechsel beim Pferd

Wann beginnt der Zahnwechsel beim Pferd?

Der Zahnwechsel beim Pferd beginnt meist mit etwa 2,5 Jahren. Dann fallen die ersten Milchschneidezähne aus und die bleibenden Zangen wachsen nach. Parallel wechseln die ersten Prämolaren. Der gesamte Zahnwechsel ist in der Regel mit 5 bis 6 Jahren abgeschlossen.

In welchem Alter ist der Zahnwechsel beim Pferd abgeschlossen?

Das Zahnwechsel-Pferd-Alter variiert leicht je nach Entwicklung. Spätestens mit dem 6. Lebensjahr sind die bleibenden Schneidezähne, Backenzähne und in vielen Fällen auch die Eckzähne vollständig vorhanden. Ab diesem Zeitpunkt spricht man vom „maulvollen“ Pferd.

Woran erkennt man Zahnwechselprobleme beim jungen Pferd?

Anzeichen sind:

  • vermehrtes Futterfallenlassen („Quidding“)
  • Gewichtsverlust trotz normaler Fütterung
  • Kopfschlagen oder Kopfschiefhalten beim Reiten
  • übermäßiges Speicheln
  • Abwehrreaktionen beim Trensen
  • harte Schwellungen („Bumps“) am Unterkiefer

Kann man den Zahnwechsel beim Pferd mit Homöopathie unterstützen?

Ja, einige Pferdebesitzer setzen ergänzend auf homöopathische Mittel. Typische Mittel sind Chamomilla bei Schmerzen und Reizbarkeit, Calcarea phosphorica zur Unterstützung des Zahnwachstums oder Belladonna bei akuten Entzündungen. Wichtig ist jedoch: Homöopathie ersetzt keine fachgerechte Zahnkontrolle durch Tierarzt oder Pferdedentalpraktiker.

Welche Rolle spielt die Ernährung während des Zahnwechsels?

Eine angepasste Ernährung erleichtert den Zahnwechsel deutlich. Besonders wichtig sind:

  • eingeweichte Heucobs oder Heupellets, wenn Kauen schwerfällt
  • ein Mineralfutter für Jungpferde mit Calcium, Phosphor und Vitamin D
  • hochwertiges Eiweiß (z. B. aus Luzerne) für Knochen- und Zahnentwicklung
  • leicht verdauliche Kraftfutterrationen wie Mash oder eingeweichte Getreidemischungen

Soll man Jungpferde während des Zahnwechsels anreiten?

Ja, aber mit Vorsicht. Da die Maulpartie in dieser Zeit empfindlich ist, sollte die Ausbildung angepasst werden. Viele Ausbilder empfehlen:

  • in kritischen Phasen (z. B. 3–4 Jahre) gebisslos arbeiten
  • auf sanfte Gebissführung achten
  • gegebenenfalls Trainingspausen einplanen

Wie oft sollte ein Pferd im Zahnwechsel kontrolliert werden?

Am besten halbjährlich durch einen spezialisierten Pferdedentalpraktiker oder Tierarzt. Besonders zwischen 2,5 und 5 Jahren treten die meisten Probleme auf. Frühzeitige Kontrollen verhindern bleibende Schäden.

Autor*in
Sina WahlMehr VON CMH.TV

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