
Equikinetic - Aufbau, Übungen und der richtige Trainigsplan
Equikinetic bietet ein strukturiertes Intervalltraining auf Basis der klassischen Dual-Aktivierung nach Michael Geitner. Das Konzept eignet sich für nahezu jedes Pferd – vom Freizeitpartner bis zum Reha-Pferd – und fördert sowohl körperliche Fitness als auch mentale Ausgeglichenheit. In diesem Artikel erfährst du alles über die Grundlagen, die Durchführung und die vielfältigen Vorteile von Equikinetic.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Equikinetic und wofür ist es gut?
Equikinetic ist ein gezieltes Intervalltraining für Pferde, das Muskelaufbau, Geraderichtung und mentale Konzentration fördert – ohne Reitergewicht. Entwickelt wurde die Methode von Michael Geitner. Sie basiert auf der bekannten Dual-Aktivierung, unterscheidet sich aber durch ihren strukturierten Trainingsansatz mit klaren Intervallen und einem festen Parcours: der Quadratvolte.
Beim Equikinetic-Training wird dein Pferd im Wechsel von 1 Minute Arbeit und 30 Sekunden Pause in einem abgesteckten Zirkel (der Quadratvolte) longiert – und zwar präzise geführt mit Kappzaum und Führseil. Durch das regelmäßige Training in Innenstellung wird das Pferd sowohl physisch als auch kognitiv gefordert.
Im Fokus stehen:
- der Muskelaufbau von Rücken- und Hinterhand,
- die Verbesserung der Balance und
- die gleichmäßige Belastung beider Körperhälften.
Zudem wirkt Equikinetic unterstützend in der Rehabilitation, beim Korrigieren von Schiefe und bei Pferden mit Taktunreinheiten. Die Methode ist für jedes Pferd geeignet – unabhängig von Alter, Rasse oder Ausbildungsstand.
Was ist der Unterschied zwischen Dualaktivierung und Equikinetic?
Warum ist Equikinetic sinnvoll für dein Pferd?
Viele Pferde zeigen muskuläre Dysbalancen, eine schwach ausgebildete Rückenmuskulatur oder eine natürliche Schiefe. Auch nach Verletzungen, in der Rehabilitationsphase oder bei Pferden mit mangelnder Losgelassenheit kann Equikinetic gezielt helfen. Durch das strukturierte Intervalltraining profitiert dein Pferd körperlich und mental – unabhängig von Alter oder Ausbildungsstand.
Diese Vorteile machen Equikinetic so sinnvoll:
- Schonendes Krafttraining ohne Reitergewicht
- Förderung der Balance, Koordination und Losgelassenheit
- Gleichmäßiger Muskelaufbau beider Körperhälften
- Klare Struktur für mehr Konzentration und Vertrauen
Effektives Training auf kleiner Fläche – auch bei wenig Platz möglich
Equikinetic Anleitung
Wenn du mit Equikinetic beim Pferd starten möchtest, brauchst du keinen großen Reitplatz oder aufwendige Technik. Wichtig sind ein durchdachter Trainingsaufbau, eine klare Struktur und die passende Ausrüstung. Besonders für Einsteiger ist eine präzise Anleitung entscheidend, um die Equikinetic Übungen korrekt umzusetzen und Fehler zu vermeiden.
Equikinetic Aufbau: Die Quadratvolte
Der zentrale Bestandteil der Methode ist die sogenannte Quadratvolte – ein kreisförmiger Zirkel, eingefasst durch Stangen oder Gassen. So baust du sie richtig auf:
- Zentrum markieren: Beginne in der Mitte der Fläche, auf der du trainieren möchtest.
- Kreuz auslegen: Lege vier Stangen als Kreuz (nach Norden, Süden, Osten, Westen).
- Quer-Stangen ergänzen: An jedes Ende legst du je eine Stange im 90°-Winkel.
- Gassen formen: An die äußeren Stangen platzierst du weitere Stangen oder Pylonen mit etwa 1,5 m Abstand – so entstehen die typischen Equikinetic Gassen.
Je nach Pferd kannst du die Quadratvolte individuell anpassen. Schert dein Pferd mit der Hinterhand aus, hilft es, die Gassen enger zu legen. Driftet es in den Ecken, kannst du dort zusätzliche Pylonen aufstellen.
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Equikinetic Zubehör
Für ein effektives Training brauchst du folgende Hilfsmittel:
- Kappzaum: Für exakte Einwirkung, ohne das Pferdemaul zu belasten.
- Führseil (ca. 3,7 m): Ermöglicht korrektes Führen auf Distanz.
- Stoppuhr oder Timer-App: Unerlässlich für die exakten Intervalle.
- Gerte oder Touchierhilfe: Zur Unterstützung der Vorwärtsbewegung.
Intervalltraining - die 1:30-Methode
Der feste Rhythmus ist das Herzstück des Trainings:
- 1 Minute Arbeit: Das Pferd geht im Schritt oder Trab mit konstanter Innenstellung.
- 30 Sekunden Pause: Das Pferd steht ruhig, du lobst es und bereitest dich auf die nächste Runde vor.
Ein kompletter Equikinetic Trainingsplan für Anfänger besteht aus 6 bis 8 Intervallen pro Hand. Die Anzahl der Wiederholungen und das Tempo hängen vom Trainingszustand deines Pferdes ab.
Richtiges Führen
Bevor du mit der Arbeitsphase beginnst, sollte das Pferd 10–15 Minuten im Schritt aufgewärmt und gelockert werden.
Beim Führen:
- Steht die führende Person auf Höhe der Pferdeschulter.
- Die Beine der Person sind auf Höhe der Vorderbeine des Pferdes.
- Der Körper ist dem Pferd zugewandt, mit der Longe in der Hand auf der Longierseite.
- Die andere Hand hält den Rest der Longe und eine Gerte oder Peitsche.
- Im Schritt wird ein engerer Abstand gehalten, im Trab etwas mehr Distanz.
Wichtige Aspekte beim Training:
- Tempo: Im Trab sollte es langsam, rhythmisch und taktrein sein. Im Schritt ein aktiver Viertakt – etwas über dem Komforttempo des Pferdes.
- Stellung: Das innere Pferdeohr ist stets zur Mitte gerichtet. Eine gerade Linie vom äußeren Auge zur Brust zeigt korrekte Stellung.
- Biegung: Der äußere Hinterhuf sollte auf der Spur des äußeren Vorderhufs landen. Tritt er außen vorbei, ist die Hinterhand nicht korrekt eingestellt.
So erstellst du deinen Equikinetic Trainingsplan
Ein gut durchdachter Equikinetic Trainingsplan sorgt nicht nur für kontinuierlichen Fortschritt, sondern schützt dein Pferd auch vor Überlastung. Besonders Einsteiger profitieren von einer klaren Struktur, um das Training gezielt aufzubauen. Dabei gilt: Qualität geht vor Quantität – lieber regelmäßig und korrekt, als zu viel auf einmal.
Grundprinzipien beim Equikinetic Trainingsaufbau
1. Trainingshäufigkeit
Für einen nachhaltigen Muskelaufbau reichen bereits 2 bis 3 Einheiten pro Woche. Wichtig ist die Regelmäßigkeit, nicht die Intensität.
2. Intervallanzahl und Gangart
Starte mit 6 Intervallen pro Hand im Schritt. Sobald dein Pferd sich sicher bewegt, kannst du auf 8 Intervalle steigern und später schrittweise Trabintervalle einbauen. Achte immer auf taktreine Bewegungen!
3. Regeneration und Pausentage
Zwischen zwei Equikinetic-Einheiten sollten mindestens 48 Stunden Pause liegen, damit sich Muskeln und Nervensystem erholen können. Nutze diese Tage für lockere Spaziergänge, Bodenarbeit oder komplette Ruhe.
📖 Lesetipp: Bodenarbeit mit dem Pferd – Kommunikation auf Augenhöhe
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4. Wochenstruktur kombinieren
Ein guter Trainingsplan enthält:
- Equikinetic-Einheiten
- Bewegungstage mit freier Arbeit oder Spaziergängen
- aktive Pausen
- mindestens 1–2 komplette Ruhetage
Beispielhafter Trainingsplan: Equikinetic für Anfänger
Dieser Plan ist als Orientierung gedacht und lässt sich flexibel anpassen – je nach Pferd, Trainingsziel und Zeitbudget.
Anpassungsmöglichkeiten für Fortgeschrittene
- Ganganpassung: Übergang vom Schritt zum Trab
- Mehr Intervalle pro Einheit: von 6 auf 8 oder mehr
- Erweiterung auf neue Hand oder Gangarten
- Kombination mit Dual-Aktivierung
Trainingsstufen im Überblick – von Einsteiger bis Fortgeschritten
Für welche Pferde ist Equikinetic geeignet?
Einer der größten Vorteile von Equikinetic ist seine Vielseitigkeit. Das Training ist für nahezu jedes Pferd geeignet – unabhängig von Alter, Rasse, Ausbildungsstand oder Gesundheitszustand. Gerade bei muskulären Problemen, nach Verletzungen oder bei Verhaltensauffälligkeiten kann Equikinetic nachhaltig helfen.
Diese Pferde profitieren besonders vom Equikinetic-Training:
- Jungpferde in der Grundausbildung
→ Für Balance, Körperspannung und klare Kommunikation an der Hand - Rehapferde nach Verletzungen oder Lahmheiten
→ Gelenkschonendes Training mit anpassbarer Belastung - Senioren oder Pferde mit schwacher Rückenmuskulatur
→ Aktivierung der Tiefenmuskulatur, ohne Reitergewicht - Taktunreine oder schiefe Pferde
→ Gleichmäßiger Aufbau beider Körperhälften, Förderung der Geraderichtung - Überaktive oder nervöse Pferde
→ Die klare Struktur des Trainings wirkt beruhigend und fördert die Konzentration
Häufige Fehler beim Equikinetic-Training – und wie du sie vermeidest
Auch wenn Equikinetic auf den ersten Blick einfach aussieht, steckt im Detail sehr viel Präzision. Kleine Ungenauigkeiten bei der Stellung, der Führung oder im Zeitmanagement können die Wirksamkeit deutlich reduzieren – oder im schlimmsten Fall sogar zur Überlastung führen.
Typische Anfängerfehler im Überblick
- Zu lange Einheiten: Gerade zu Beginn ist weniger mehr. Überforderung führt zu Frust und Muskelverspannungen – lieber kurz, aber korrekt trainieren.
- Unklare Führung: Eine falsche Handhaltung oder ein zu strammes Führseil verhindern, dass das Pferd korrekt in der Stellung bleibt. Sanfte Verbindung, keine Spannung auf dem Seil!
- Keine oder zu kurze Pausen: Die 30 Sekunden Pause sind essenziell für die Regeneration und Verarbeitung – sie dürfen nicht verkürzt oder übersprungen werden.
- Unpräzise Stellung: Ohne korrekte Innenstellung verliert das Training seine Wirkung – achte auf das innere Ohr und die gerade Linie von Auge zu Brust.
- Zu hohe Erwartungen: Besonders bei jungen, älteren oder muskulär schwachen Pferden braucht der Aufbau Zeit. Geduld, Lob und Pausen sind genauso wichtig wie Struktur.
Equikinetic Vorteile und Nachteile im Vergleich
Equikinetic: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Was ist Equikinetic?
Equikinetic ist ein strukturierter Trainingsansatz für Pferde, bei dem dein Pferd in Intervallen von 1 Minute Arbeit und 30 Sekunden Pause in Stellung geführt wird. Ziel ist es, gezielt Muskulatur aufzubauen, die Geraderichtung zu fördern und die mentale Konzentration zu stärken.
Wie geht Equikinetic?
Du führst dein Pferd mit Kappzaum und Führseil durch eine Quadratvolte, bestehend aus Gassen oder Stangen. Dabei bleibt dein Pferd konstant in Innenstellung, während du exakt auf Takt, Biegung und Abstand achtest. Die Arbeit erfolgt nach dem 1:30-Prinzip – also 1 Minute aktive Arbeit, 30 Sekunden Pause.
Wie oft Equikinetic in der Woche?
Ein Training von 2 bis 3 Einheiten pro Woche ist völlig ausreichend. Wichtig ist, zwischen den Einheiten mindestens einen Tag Pause einzuplanen, um der Muskulatur Regeneration zu ermöglichen. Die Regelmäßigkeit ist entscheidender als die Anzahl der Einheiten.
Was ist der Unterschied zwischen Dualaktivierung und Equikinetic?
Bei der Dualaktivierung arbeitest du mit deinem Pferd in Gassen – an der Hand, frei oder geritten – mit dem Ziel, beide Gehirnhälften gleichzeitig anzusprechen. Equikinetic dagegen ist eine klar strukturierte Longiermethode in Stellung, ausschließlich geführt und intervallbasiert.
Warum ist Equikinetic so anstrengend?
Die Kombination aus konstanter Innenstellung, präziser Linienführung und bewusstem Tempo fordert sowohl die Tiefenmuskulatur als auch die Konzentrationsfähigkeit des Pferdes. Besonders die Rücken- und Rumpfmuskulatur wird beansprucht – deshalb sind Pausen und korrektes Führen entscheidend.
Wie ist das Zeitintervall in Equikinetic?
Die klassische Methode arbeitet mit dem 1:30-Verhältnis:
- 1 Minute Arbeit (im Schritt oder Trab, in Stellung)
- 30 Sekunden Pause (stehen, loben, lockern)
Diese Intervalle wiederholst du pro Hand 6 bis 8 Mal, je nach Trainingszustand.
Kann man Equikinetic auch reiten?
Nein – Equikinetic ist ein reines Handarbeitskonzept. Für gerittene Varianten der Gassenarbeit ist die Dualaktivierung geeignet. Das Konzept lebt von der Kontrolle an der Hand und der präzisen Einwirkung ohne Reitergewicht.
Wie sinnvoll ist Equikinetic?
Equikinetic ist besonders sinnvoll, wenn du dein Pferd muskulär fördern, geraderichten oder in der Reha langsam wieder aufbauen möchtest. Auch zur Verbesserung von Losgelassenheit, Takt und Koordination ist die Methode hervorragend geeignet – besonders bei wenig Platz.
Welche Nachteile hat Equikinetic?
Die Methode ist nur dann wirksam, wenn sie korrekt und konsequent durchgeführt wird. Fehler bei der Stellung, Handführung oder dem Intervallrhythmus können zu Verspannungen oder Frustration führen. Auch der Aufwand für Aufbau und exaktes Timing ist nicht zu unterschätzen.
Wie baue ich Equikinetic auf?
Du brauchst eine sogenannte Quadratvolte mit ca. 8 Metern Durchmesser. Diese wird aus Gassen oder Stangen kreuzförmig gelegt und bildet die Struktur für das Training. Wichtig sind: Kappzaum, Führseil, Timer – und etwas Platz.
Kann man Equikinetic auch mit Stangen machen?
Ja – klassischerweise werden Schaumstoffstangen oder Cavalettis verwendet, um die Gassen zu formen. Alternativ kannst du auch Pylonen oder Hütchen einsetzen – wichtig ist nur, dass die Linienführung für das Pferd visuell nachvollziehbar ist.
Kann Equikinetic bei Spat eingesetzt werden?
Ja – sofern dein Pferd schmerzfrei laufen kann, eignet sich Equikinetic auch bei Spat oder Arthrose, da es gelenkschonend und individuell dosierbar ist. Sprich im Zweifel mit deinem Tierarzt über die konkrete Trainingsgestaltung.
Welche Pause sollte ein Pferd nach Equikinetic haben?
Nach einer Einheit sollte dein Pferd mindestens einen Tag Pause oder lockere Bewegung bekommen. So kann sich die beanspruchte Muskulatur regenerieren. Achte auf Körpersignale wie Steifheit oder Taktfehler – sie geben dir Hinweise auf den Erholungsbedarf.
Ist Equikinetic anstrengend für Pferde?
Ja – gezielte Arbeit in Stellung über definierte Zeiträume beansprucht tief liegende Muskelgruppen und fordert das Pferd auch mental. Genau deshalb ist die Methode so effektiv – aber eben auch fordernd. Starte langsam und beobachte dein Pferd genau.
Welchen Timer für Equikinetic?
Ideal sind Timer-Apps mit Wiederholfunktion und akustischem Signal. Du kannst aber auch eine klassische Stoppuhr verwenden – wichtig ist, dass du exakt 1 Minute Arbeit und 30 Sekunden Pause einhältst.
Welche Gerte für Equikinetic?
Verwende eine leichte, lange Gerte oder Longierpeitsche, mit der du dein Pferd sanft unterstützen kannst – ohne zu treiben. Die Gerte dient zur Körpersprachlichen Verstärkung, nicht als Druckmittel.