
Leberprobleme beim Pferd – Ursachen, Symptome und richtige Fütterung
Die Leber ist das zentrale Entgiftungsorgan des Pferdes – doch ihre Erkrankungen bleiben oft lange unbemerkt. In diesem Artikel erfährst du, wie sich Leberprobleme beim Pferd äußern, welche Symptome typisch sind, welche Rolle die Fütterung spielt und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
Inhaltsverzeichnis
Was sind Leberprobleme beim Pferd?
Die Leber ist eines der größten Organe im Pferdekörper und übernimmt mehr als 100 verschiedene Aufgaben. Dazu gehören:
- Stoffwechselregulation: Verarbeitung von Eiweiß, Kohlenhydraten und Fetten
- Speicherung von Energie (Glykogen), Vitaminen und Spurenelementen
- Entgiftung: Abbau von Giftstoffen, Medikamenten und Stoffwechselendprodukten
- Bildung wichtiger Proteine wie Albumin oder Gerinnungsfaktoren
Leberprobleme beim Pferd entstehen, wenn diese Funktionen beeinträchtigt sind. Dabei unterscheidet man:
- Akute Lebererkrankungen – meist durch Vergiftungen, Infektionen oder eine plötzliche Überlastung
- Chronische Leberprobleme – entwickeln sich langsam, oft unbemerkt, durch dauerhafte Belastungen wie Fütterungsfehler oder Giftpflanzen
Da die Leber eine enorme Regenerationsfähigkeit hat, fallen erste Schäden lange nicht auf. Doch wenn mehr als 70 % des Lebergewebes geschädigt sind, treten Symptome deutlich zutage – oft schon lebensbedrohlich.
Ursachen für Leberprobleme beim Pferd
Die Leber kann durch viele verschiedene Faktoren belastet werden. Häufig spielen mehrere Ursachen gleichzeitig eine Rolle:
1. Fütterungsfehler
Eine falsche Ernährung ist die häufigste Ursache. Dazu zählen:
- Schimmelpilze in Heu oder Stroh → Mykotoxine belasten die Leber massiv
- Verdorbenes Kraftfutter → Gärung oder Pilzbefall
- Zu viel Eiweiß (z. B. durch junges Gras oder eiweißreiches Kraftfutter) → erhöht die Ammoniakbelastung
- Mineralien-Ungleichgewicht (Kupferüberschuss, Mangel an Zink oder Selen)
2. Giftpflanzen
Pferde nehmen meist instinktiv keine Giftpflanzen auf, doch bei Futtermangel oder über Heu können sie in den Körper gelangen:
- Jakobskreuzkraut – enthält Pyrrolizidinalkaloide, die irreversibel die Leber zerstören
- Herbstzeitlose
- Eicheln und Eichenlaub
3. Medikamente und Wurmkuren
Die Leber baut Medikamente ab. Eine häufige Gabe von Entzündungshemmern oder regelmäßige Wurmkuren ohne Blutkontrolle können das Organ stark beanspruchen.
4. Infektionen & Parasiten
- Leberentzündungen durch Viren oder Bakterien
- Leberegelbefall – vor allem in feuchten Weidegebieten
5. Umweltgifte
- Pestizide und Herbizide auf Weiden
- Schwermetalle im Wasser oder Boden
Merke: Oft ist nicht eine einzige Ursache entscheidend, sondern eine Summe von Belastungen, die die Leber dauerhaft schwächen.
Symptome: Wie äußern sich Leberprobleme beim Pferd?
Die Symptome sind schleichend und zunächst schwer zu erkennen. Typische Anzeichen für Leberprobleme beim Pferd:
- Leistungsschwäche – Pferde wirken schnell müde, sind weniger belastbar
- Verändertes Fellbild – stumpfes, glanzloses Fell, teils mit „Hungerhaaren“ (dünne, lange Haare) → siehe Hungerhaare beim Pferd
- Schwieriger Fellwechsel – Pferde haaren schlecht aus oder nur unvollständig → siehe Fellwechsel beim Pferd
- Hautprobleme & Juckreiz – durch Einlagerung von Giftstoffen in Haut und Bindegewebe
- Abmagerung trotz Fütterung – Nährstoffe werden nicht mehr optimal verwertet
- Appetitlosigkeit oder wechselndes Fressverhalten
- Vermehrtes Trinken und Urinieren – da auch die Nieren stärker belastet werden
- Gelbfärbung der Schleimhäute (Ikterus) bei schweren Schäden
- Kolikartige Symptome oder Durchfall
Auch Verhaltensänderungen sind typisch: Manche Pferde wirken plötzlich aggressiv, andere apathisch.
Leberprobleme beim Pferd erkennen
Die Diagnose ist schwierig, da die Symptome unspezifisch sind. Wichtig sind:
- Blutuntersuchung
- Wichtige Parameter: GGT, GLDH, AST, Bilirubin
- Erhöhte Werte zeigen eine Leberbelastung an, auch wenn das Pferd äußerlich gesund wirkt
- Ultraschall
- Darstellung der Leberstruktur und möglicher Gewebeveränderungen
- Leberbiopsie
- Nur bei unklaren Fällen, dies erlaubt eine genaue Diagnose
- Klinisches Bild
- Kombination aus Symptomen, Fütterungshistorie und Untersuchung
Wichtig: Frühzeitige Blutbilder sind die beste Vorsorge – besonders bei älteren Pferden oder solchen mit auffälligen Symptomen.
Behandlung von Leberproblemen beim Pferd
Die Therapie richtet sich nach Ursache, Schweregrad und Allgemeinzustand des Pferdes.
1. Entfernung der Ursache
- Giftpflanzen von Weiden entfernen
- Schimmelbelastetes Futter sofort austauschen
- Medikamente absetzen oder reduzieren
2. Entlastung der Leber
- Infusionen zur Ausleitung von Giftstoffen
- Leberunterstützende Medikamente (z. B. Silymarin aus Mariendistel)
- Kräuterkuren zur Anregung von Leber und Galle
3. Langfristige Fütterungsumstellung
Die Fütterung ist der wichtigste Faktor in der Behandlung:
- Raufutter als Basis – hochwertig, sauber, staubfrei
- Kraftfutter reduzieren – vor allem eiweißreiche Mischungen
- Leicht verdauliche Energiequellen – z. B. Rübenschnitzel, Maisflocken
- Leberfreundliche Kräuter: Mariendistel, Artischocke, Brennnessel, Schafgarbe
- Mineralstoffe & Vitamine – vor allem Zink, Selen und Vitamin E
Fütterung bei Leberproblemen – praktische Tipps
Die richtige Fütterung bei Leberproblemen entscheidet oft über die Genesung.
- Keine Experimente – Futterqualität steht an erster Stelle
- Kleinere Portionen – die Leber wird entlastet, wenn Futter über den Tag verteilt wird
- Eiweißarme Ernährung – Heu von Spätwiesen bevorzugen
- Ergänzungsfutter – Präparate für Leber und Niere können den Stoffwechsel unterstützen
- Kräuter-Kuren – im Frühjahr und Herbst sinnvoll, um die Leber zu „spülen“
Nieren- und Leberprobleme beim Pferd
Leber und Nieren sind eng miteinander verbunden.
- Leber: baut Giftstoffe ab
- Niere: scheidet sie aus
Wenn die Leber schwächelt, geraten auch die Nieren unter Druck – und umgekehrt. Symptome überschneiden sich, daher sollten immer beide Organe gleichzeitig betrachtet werden.
Homöopathie und Naturheilkunde
Viele Pferdehalter setzen ergänzend auf sanfte Methoden:
- Homöopathische Mittel wie Carduus marianus, Chelidonium oder Flor de piedra
- Phytotherapie mit Mariendistel, Löwenzahn oder Birkenblättern
- Bachblüten oder Akupunktur als Unterstützung
Wichtig: Diese Methoden sind keine alleinige Therapie, können aber unterstützend wirken.
Kann man mit einem Pferd mit Leberproblemen reiten?
Ob ein Pferd mit Leberproblemen geritten werden darf, hängt stark vom Zustand ab:
- Akute Erkrankung → kein Reiten, das Pferd braucht Ruhe
- Chronische, leichte Leberprobleme → leichte Bewegung kann positiv wirken, da sie den Stoffwechsel anregt
- Immer gilt: Absprache mit dem Tierarzt
Vorbeugung – so schützt du dein Pferd vor Leberproblemen
- Regelmäßige Blutbilder (besonders bei älteren Pferden)
- Giftpflanzen-Kontrolle auf Weiden und Heuwiesen
- Sauberes Futter – frei von Schimmel, Staub und Mykotoxinen
- Kräuterkuren zur Entlastung der Leber (Frühjahr/Herbst)
- Bewusster Medikamenteneinsatz – keine unnötigen Entzündungshemmer oder Wurmkuren
Fazit
Leberprobleme beim Pferd sind tückisch, weil sie erst spät sichtbar werden. Mit aufmerksamer Beobachtung, regelmäßigen Blutbildern, einer bewussten Fütterung und frühzeitiger tierärztlicher Unterstützung können Pferdebesitzer jedoch viel tun, um die Lebergesundheit ihres Pferdes zu erhalten.
FAQ – Leberprobleme beim Pferd
Wie äußern sich Leberprobleme beim Pferd?
Durch unspezifische Symptome wie Leistungsschwäche, schlechtes Fell, Appetitlosigkeit, Abmagerung oder Hautprobleme.
Welche Ursachen haben Leberprobleme beim Pferd?
Häufig Fütterungsfehler, Giftpflanzen, Medikamente, Parasiten oder Umweltgifte.
Wie erkenne ich Leberprobleme beim Pferd?
Sicher nur durch Blutuntersuchungen, ergänzt durch klinische Symptome und Ultraschall.
Was tun bei Leberproblemen beim Pferd?
Futter umstellen, leberfreundliche Kräuter einsetzen, tierärztliche Behandlung einleiten.
Kann ein Pferd mit Leberproblemen noch geritten werden?
Bei akuten Erkrankungen nein, bei leichten chronischen Fällen nach tierärztlicher Rücksprache eingeschränkt ja.