So gelingt das Gymnastizieren deines Pferdes! - Übungen, Wissenswertes & Tipps von Profis

So gelingt das Gymnastizieren deines Pferdes! - Übungen, Wissenswertes & Tipps von Profis

Entdecken Sie die Bedeutung des Gymnastizierens für Ihr Pferd: Von Bodenarbeit und Longieren bis zu spezifischen Übungen für Muskelaufbau und Hinterhandaktivierung. Erfahren Sie, wie Sie Ihr Pferd durch gezielte Gymnastik gesund und fit halten – egal ob im Gelände, in der Halle oder vom Boden aus. Ideal für Anfänger und Fortgeschrittene.

Inhaltsverzeichnis

Das Tolle am Gymnastizieren ist: wir alle können es machen. Unabhängig davon, ob man Dressur- oder Springreiter ist, man sich lieber vom Boden aus mit seinem Pferd beschäftigt oder gern in das Gelände geht- überall kann man sich Übungen einbauen. Das glauben Sie nicht? Na dann lassen Sie sich inspirieren.

Warum ist Gymnastizieren beim Pferd wichtig?

Wofür ist das alles überhaupt gut? Warum sollte ich mein Pferd gymnastizieren?
Abgesehen davon, dass es definitiv viel Spaß macht auf einem lockeren und durchlässigem Pferd zu sitzen, ist es für seine Gesundheit unerlässlich.
Wir stärken den Körper des Pferdes, schauen, dass dadurch alles gut durchblutet ist und fördern somit das Wohlbefinden und den allgemein Zustand. Wer Sport macht, ist fitter, nicht so anfällig für Krankheiten und auch Themen, die im Alter leider öfter vorkommen, wie bsp. Arthrose kann vorgebeugt werden.

Am Ende des Tages verfolgen wir alle doch dasselbe Ziel: Wir möchten, dass unsere Pferde gesund und fit sind, sie Spaß mit uns haben und lange an unserer Seite sind. Sicherlich gibt es viele Arten sie zu unterstützen, vom Futter über das Training bis hin zu Physio und Co.
All das hat seine Daseins- Berechtigung, jedoch führt eine Komponente selten zu einem vollständigem Ergebnis.
Das Futter kann nicht den Muskelaufbau herbei zaubern ohne vernünftiges und optimales Training und auch eine Behandlung vom Physiotherapeuten hat noch keinen Olympiasieger gemacht. 
Aber wenn wir alles miteinander verbinden und miteinander abstimmen, dann sollten wir auf dem besten Wege sein, unserem Pferd ein tolles, langes Leben zu ermöglichen! 

Die Bedeutung von Gymnastizieren beim Pferd

Doch bevor wir ins Detail gehen, überlegen  wir einmal, was wir mit dem Gymnastizieren überhaupt erreichen wollen. Wir wollen ein Pferd, welches locker und losgelassen läuft, den Rücken aufwölbt, elastisch schwingt, seine Hinterhand nutzt und untertritt, sich selbst „trägt“ und Spaß an der Arbeit hat.
Die Muskeln sollen sich an- und abspannen und es sollte locker laufen und das Reiten einfach von der Hand gehen. Keiner von uns möchte, dass sein Pferd fest ist, sich verkrampft und während der Einheit, egal ob vom Boden oder vom Sattel aus, verspannt ist.

Dabei vergessen dürfen wir allerdings nicht, dass zu der Arbeit „am Pferd“ immer zwei gehören- nämlich das Pferd und wir.
Wenn wir uns verkrampfen und starr sind, dann können wir nicht von unserem Pferd das Gegenteil verlangen. Also sind wir entspannt, frei, mit unseren Gedanken bei unserem Pferd, blenden die Umgebung aus und konzentrieren uns ganz auf die Arbeit zwischen uns beiden.
Eben das, was wir auch von unserem Pferd verlangen.

Richtiges aufwärmen vor den gymnastizierenden Übungen

Bereits in der Lösungsphase können wir mit der Gymnastik beginnen. Es gibt Schritt reiten und Schritt reiten.
Ich kann auf meinem Pferd sitzen, die Zügel in einer Hand, in der anderen Hand das Handy und mir die Posts und Storys auf Instagram anschauen, nebenbei noch ein paar Mails checken und meinen Freunden auf ihre Sprachnachrichten bei WhatsApp antworten.

Ich kann mich aber auch bewusst auf mein Pferd setzten, oder es Schritt führen, und mich darauf konzentrieren wie es sich heute anfühlt, ob es einen entspannten und auf mich aufmerksamen Eindruck macht oder ob es eher nervös ist und abwesend wirkt. 

Unabhängig von dem Eindruck, versuche ich es zu beschäftigten und seine Aufmerksamkeit zu behalten bzw. zu erlangen.
Ich kann also am langen Zügel Schritt reiten, eine leichte Verbindung halten und treibe jeden einzelnen Schritt wechselseitig raus.
Wie auch in der weiteren Arbeit beginne ich schon hier mit verschiedenen Hufschlagfiguren, lasse mein Pferd übertreten, lasse es fleißiger Schritt gehen und versammle es wieder, baue hier und da mal einen Übergang zum Halten ein, reite etwas Schulter herein, lasse Schenkelweichen und möchte es weich an meinen Hilfen haben. 


Das alles sind Möglichkeiten, sein Pferd optimal aufzuwärmen und seine Muskeln zu nutzen. Je mehr ich mein Pferd im Schritt schon arbeite und gymnastiziere, desto weniger „Arbeit“ habe ich in den anderen Gangarten. 

Die oben genannten Übungen sind alles auch Übungen, die im Trab und Galopp geritten werden können.
Je mehr Übergänge, sowohl zwischen den Gangarten, als auch in den Gangarten selbst- sprich Tempiübergänge ich reite, desto mehr muss mein Pferd seine Hinterhand verwenden, untertreten und seinen Rücken wölben- und lasst seinen Hals fallen. 

Ebenso kann man während des Reitens immer wieder auch das Zügel-aus-der-Hand-kauen einbauen, um das Pferd wieder lang zu bekommen, sich strecken zu lassen und die Losgelassenheit weiter zu erhalten.

Für alle Stangenjonglierer und die, die „Mehr“ wollen

Wer nun springambitioniert ist oder Spaß daran hat mit Stangen zu arbeiten kann zusätzlich noch Stangen oder kleinere Sprünge in die Arbeit integrieren.
Trab- und Galoppstangen, sowohl auf der  Geraden, als auch auf der gebogener Linie (Zirkel, Schlangenlinie…) helfen den Rücken zu wölben und das Pferd schwungvoll treten zu lassen. Ebenso fördert es die Aktivität der Hinterhand und hilft dieser einerseits Kraft aufzunehmen aber auch langfristig die Muskeln zu stärken.

Wer nun mehr Richtung springen gehen mag, kann sich nicht nur Stangen legen, sondern mit Cavaletti und kleinen Kreuzen beginnen und sich damit Übungen, die Stangen leicht erhöht, um die Konzentration zu steigern, sowie die Muskeln noch mehr zu stärken.
Hilfreich können hier auch in-and-outs sein, kleine Kreuze auf gebogener Linie oder auch Gymnastikreihen mit Steil- und Ochsersprüngen.

Man kann auch Übungen kombinieren, zum Beispiel Diagonal Trabstangen legen, entweder mit einem Tritt zwischen den Stangen oder auch zwei Tritten, dann über die andere Diagonale ein kleines Kreuz mit Trabvorlegestange und einmal eine halbe Bahn außenrum, um bei E oder B (je nach Aufbau) einen Sprung mit Galoppvorlegestange zu reiten.
Diese Übung verbindet gleich verschiedene Ziele:
Einerseits muss mein Pferd sich sehr auf die einzelnen Übungen konzentrieren und mitdenken. Die Trabstangen fördern den Takt, der Reiter sitzt aus und nimmt schwer Platz im Pferd, hat eine weiche Verbindung zum Pferdemaul und behält das Pferd sowohl vor als auch über und nach den Stangen bei sich. Sie sollen bewusst geritten werden, das Pferd soll schwingen. Ein schnelles darüber huschen, hilft keinem. Das Pferd soll nicht flüchten sondern sich lernen zu tragen.

Auf dem Weg zu der vorlege Stange mit Kreuz kann etwas leichtgetrabt werden, das Pferd kann etwas abspannen soll aber trotzdem weiter in der Arbeit sein und eine positive Spannung haben. Der Reiter nimmt frühzeitig wieder Platz im Pferd und wendet gerade und zielstrebig auf die Mitte des Kreuzes ab. Sinnbildlich versucht der Reiter auf der Hinterhand zu sitzen, das Pferd geht die Vorlegestange im Trab, soll auf seinen Reiter hören und den Sprung kraftvoll aus der Hinterhand springen.
Nach dem Sprung gerade weiter im Galopp, das Pferd wieder zwischen den Hilfen haben und Takt und Schwung mitnehmen.
Als letztes kommt der Sprung mit der Galoppvorlegestange- wieder gerade, mittig und aus der Ruhe. Im Anschluss wird das Pferd im über den Handgalopp durchpariert, gelobt und darf am hingegebenen Zügel verschnaufen.
Ruhe und Übersicht, sowie korrektes Reiten und eine gerade Linienführung sind hier maßgeblich.

Vergessen sollte man währenddessen aber nicht, Pausen einzulegen um durchzuatmen und sich und das Pferd zu entspannen, sein Pferd Schritt für Schritt an die Aufgaben dran zu führen und die Übungen nicht x-fach zu wiederholen, sondern auf sein Pferd zu hören und auf zu hören, wenn es gut war. Lieber öfter Übungen in den Alltag einbauen, als einmal aber dann für eine gefühlte Ewigkeit.

Gymnastizierung vom Boden aus und an der Hand

Wir sprachen anfangs davon, dass man das Pferd auf vielen Wegen gymnastizieren kann. Wie also mache ich das nun bei der Bodenarbeit und auch an der Longe?
Beim Longieren kann man genauso Übergänge einbauen wie auch bei dem Reiten selbst. Eine Idee wäre beispielsweise auch die Arbeit mit der Doppellonge.
Ebenso kann man ein Zirkel verkleinern und vergrößern einbauen und dabei darauf achten, dass das Pferd seinen Takt und das Tempo hält und dabei locker biegt und nicht einfach „gerade in die Kurve läuft“.
Genauso kann man auch von unten Stangen einbauen, zum Beispiel Trabstangen hintereinander oder auch einzelne Stangen auf 12, 3, 6 und 9 Uhr. Das Pferd muss hier sich konzentrieren, immer wieder dabei achtsam sein, seine Beine zu haben und abzufußen.

Bei der Bodenarbeit kann man neben den Tempiunterschieden im Schritt, Volten einbauen, ggf. auch im Trab um sich herum, dann wieder einen Übergang zum Schritt oder Halten, Rückwärstrichten und seitwärtstreten. Wie Sie sehen sind die Möglichkeiten schier endlos.

Ab in die Natur- für alle, die gerne im Gelände unterwegs sind

Aber auch im Gelände, zu Pferd oder zu Fuß, gibt es viele Varianten- Berg auf ist eine sehr gute Übung für die Hinterhand, sie stärkt die Muskulatur und fördert das Körpergefühl.
Im Wald über ein paar am bodenliegende Äste reiten? Das Pferd ist konzentriert, muss die Füße heben und arbeitet an seiner Bauch- und Rückenmuskulatur.
Und für all die Wasserratten? Wir wäre ein Ausflug in den Aquatrainer? Ähnlich wie bei uns Menschen ist es schonend für die Gelenke, das Körpergefühl wird trainiert, das laufen ist anstrengender und die Muskeln beginnen zu arbeiten. Nicht eins zu eins zu vergleichen, aber auch sehr hilfreich ist die Arbeit auf dem Laufband bei welchem man verschiedene Steigerungen nehmen kann.

Häufig gestellte Fragen - FAQ

1. Wie kann ich mein Pferd Gymnastizieren?

Um Ihr Pferd zu gymnastizieren, ist es wichtig, regelmäßiges und gezieltes Training durchzuführen. Dies kann durch verschiedene Übungen erreicht werden, die sowohl die körperliche als auch die geistige Fitness des Pferdes fördern. Zu den effektiven Gymnastizierungsübungen gehören beispielsweise Seitengänge wie Schulterherein oder Traversalen, um die Beweglichkeit und Balance des Pferdes zu verbessern. Außerdem sind Bahnfiguren wie Zirkel und Volten hilfreich, um die Geschmeidigkeit und Koordination zu schulen.Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Arbeit an der Longe oder am Boden, um das Pferd auch ohne Reitergewicht gymnastisch zu fördern. Durch gezielte Übungen können Sie die Rückenmuskulatur stärken und die Losgelassenheit Ihres Pferdes verbessern. Achten Sie dabei immer auf eine korrekte Ausführung der Übungen sowie eine angemessene Belastung für Ihr Pferd. Regelmäßiges Training in Kombination mit Abwechslung und Geduld wird dazu beitragen, dass Ihr Pferd sich gymnastiziert und in seiner Entwicklung voranschreitet.

5 Übungen wie du dein Pferd gymnastizieren könntest:

  1. Longenarbeit: gymnastiziere die Rücken- und Bauchmuskulatur deines Pferdes gezielt, ohne das zusätzliche Reitergewicht. Es gibt viele Übungen die du in die Longenarbeit einbauen kannst und mit denen du das Longieren abwechslungsreicher gestalten kannst. Hier erfährst du mehr...
  2. Schrittarbeit: Wie heißt es so schön? Schrittreiten ist die Königsdisziplin im Reitsport. In keiner anderen Gangart kann man so viele Übungen zur Gymnastizierung oder Überprüfung des Fittnesslevels des Pferdes einbauen wie im Schritt. Deswegen haben wir für dich die besten Übungen mit der du die Beweglichleit deines Pferdes verbessern kannst in einem Video zusammengefasst.
  3. Bodenarbeit: Nicht nur auf dem Pferderücken kannst du dein Pferd gymnastizieren, sondern auch vom Boden aus. Jeder Reiter, egal ob Amateur oder Profi sollte mit seinem Pferd vom Boden aus arbeiten, denn das macht nicht nur Spaß sondern stärkt auch die Bindung zwischen Pferd und Reiter. Bernadette Brune zeigt dir welche Übungen Du vom Boden aus machen kannst, um dein Pferd zu gymnastizieren.
  4. Basisübungen für Kraft und Koordination: Auch die Koordination spielt bei der Gymnastizierung des Pferdes eine wichtige Rolle, denn ein Pferd mit einer guten Koordination kann seinen Körper besser einsetzten. Sie werden beweglicher, sind aufmerksamer und ausgeglichener. Schon gewusst, mit ein paar Stangen und Cavalettis kannst du dein Pferd gymnastizieren und gleich ein paar Muskeln aufbauen. Doch wie baue ich das Koordinationstraining auf? Wie lege ich die Stangen und wie gymnastiziere ich mein Pferd dabei? In unserem Lehrvideo erfährst du wie man die Koordination und Kraft des Pferdes fördern kann.
  5. Übergänge, Seitengänge, Hufschlagfiguren: Sie haben eins gemeinsam, durch sie kannst du dein Pferd nicht nur lösen sondern auch gymnastizieren. Jeder der schon ein bisschen länger reitet, kennt sie bestimmt: Die Schlangenlinien. variiere die Hufschlagfiguren ein bisschen, sei kreativ, du könntest zum Beispiel 3 Bögen im Trab reiten und immer bei X halten, Rückwärtsrichten und dann wieder erneut antraben. Es gibt unzählige Möglichkeiten, die Gymnastizierung deines Pferdes in das tägliche Training einzubauen. Einige von ihnen haben wir mit Christoph Hess für dich zusammengefasst.

2. Wie aktiviere ich die Hinterhand beim Pferd?

Um die Hinterhand beim Pferd zu aktivieren, ist es wichtig, dass das Pferd korrekt an den Hilfen des Reiters steht. Durch eine gezielte Gewichtsverlagerung auf den inneren Sitzknochen und eine aktive Schenkelhilfe kann das Pferd dazu gebracht werden, seine Hinterhand vermehrt zu aktivieren. Zudem können Übungen wie Schenkelweichen, Traversalen und Halten dabei helfen, die Hinterhand zu stärken und geschmeidiger zu machen. Eine regelmäßige Arbeit an der Longe oder am Boden kann ebenfalls dazu beitragen, die Muskulatur der Hinterhand zu stärken und das Pferd insgesamt besser zu gymnastizieren. Wichtig ist es dabei, geduldig und konsequent zu sein, da die Aktivierung der Hinterhand Zeit und Übung erfordert. Eine gute Balance zwischen Vorwärtsdrang und Versammlung ist entscheidend, um die Hinterhand effektiv einzusetzen und dem Pferd ein gesundes Bewegungsmuster beizubringen.

3. Was ist mit gymnastizierendem Reiten gemeint?

Das Ziel des gymnastizierenden Reitens besteht darin, ein Pferd so zu trainieren, dass es seinen Reiter tragen kann, ohne dass der Bewegungsapparat des Pferdes dadurch defizite erleidet. Dies erfordert eine gleichmäßige Belastung der Hinterbeine, die abwechselnd den gemeinsamen Schwerpunkt von Pferd und Reiter tragen.

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