Scheren oder nicht? So triffst du die beste Entscheidung für dein Pferd

Scheren oder nicht? So triffst du die beste Entscheidung für dein Pferd

Pferde scheren leicht gemacht: Dieser Guide zeigt dir, wie du die Entscheidung zum Scheren triffst, was du über Thermoregulation, Vor- und Nachteile, Schurmuster und Pflegeaufwand wissen musst. Finde heraus, wie du dein Pferd sicher scherst, auf empfindliche Körperstellen achtest und das Beste für seine Gesundheit tust – inklusive Tipps und FAQ.

Inhaltsverzeichnis

Sollte ich mein Pferd scheren?

Die Nächte werden länger, die Tage kürzer, und unser Fellnasen-Fell dichter. Viele Pferdebesitzer stehen daher jedes Jahr vor der Frage: Scheren oder nicht scheren? Diese Entscheidung wird oft heiß diskutiert – einige Pferdebesitzer scheren nie und argumentieren mit der natürlichen Thermoregulation des Pferdes, die durch das Scheren beeinträchtigt wird.

Was bedeutet Thermoregulation beim Pferd?

Thermoregulation ist der natürliche Schutzmechanismus des Pferdes gegen Temperaturschwankungen. Pferde können ihre Körpertemperatur durch eine erhöhte Stoffwechseltätigkeit regulieren und steuern ihre Blutzirkulation und Herzfrequenz je nach Temperatur. Bei Kälte verlangsamt sich der Herzschlag, und die Blutgefäße ziehen sich zusammen. Weniger Blut gelangt an die Oberfläche, wodurch weniger Wärme verloren geht. Zusätzlich kann ein dichtes Winterfell ein isolierendes Luftpolster bilden, indem Deck- und Unterhaare aufgestellt werden. Ein natürlicher Fettfilm auf dem Fell lässt Feuchtigkeit abfließen und hält das Wollhaar trocken.

Bei hohen Temperaturen hingegen hilft das Pferd sich über Schweißdrüsen zu kühlen, gibt bis zu 20% seiner Körperwärme durch die Atemluft ab und transportiert Wärme durch das Gewebe (Konduktion). Dieser ausgeklügelte Mechanismus ermöglicht es dem Pferd, sich optimal an wechselnde Bedingungen anzupassen. Die Komforttemperatur eines Pferdes liegt zwischen -15 und +25 Grad Celsius, wobei das Optimum bei etwa 5 Grad Celsius liegt – eine Temperatur, die uns Menschen oft zu kalt erscheint.

Pferde scheren: Vor- und Nachteile

Das Scheren von Pferden hat sowohl Vorteile als auch Nachteile. Welche Nachteile aber auch Vorteile es gibt haben wir dir in dieser Tabelle einmal zusammengefasst. So kannst du für dich persönlich besser abwägen, ob das Scheren deines Pferdes für euch Sinn macht oder ob ihr euch vielleicht auch anderweitig Abhilfe schaffen könntet.

Vorteile vom Pferde Scheren Nachteile vom Pferde Scheren
Geschorenes Fell trocknet schneller, verringert die Erkältungsgefahr und fördert die Gesundheit des Pferdes. Der natürliche Schutz des Winterfells geht verloren, was zu gestörter Thermoregulation führt. Das Pferd muss eingedeckt werden.
Kurzes Fell ist pflegeleichter und spart dem Reiter Zeit. Das Fehlen des natürlichen Schutzes macht das Pferd empfindlicher und anfälliger für Scheuerstellen oder Pilzerkrankungen.
Das Pferd schwitzt weniger, was zu einer höheren Leistungsbereitschaft führt. Nervöse oder ängstliche Tiere können das Scheren als Stresssituation empfinden.
Eine schnellere Trocknung nach dem Training reduziert das Risiko einer Unterkühlung und damit die Erkältungsgefahr. Bei Temperaturschwankungen müssen verschiedene Decken zur Verfügung stehen, um die gestörte Thermoregulation auszugleichen.
Verminderte Schweißbildung reduziert die Gefahr von Hautirritationen. Ohne Fell ist die Haut empfindlicher, was zu Haarbruch und Druckstellen führen kann.

Wann sollte man Pferde scheren?

Pferde scheren im Winter

Für Pferdebesitzer stellt sich im Winter häufig die Frage, ob eine Schur sinnvoll ist. Generell gilt: Pferde, die nur leicht bewegt werden, wie bei einem gemütlichen Ausritt oder leichter Dressur, müssen im Winter meist nicht geschoren werden. Ein bisschen Schwitzen ist normal, und oft bleibt das Fell am Haaransatz trocken, während nur die Spitzen feucht sind.

Anders ist es bei Pferden mit wenig Kondition oder bei intensiver Arbeit. Diese können stark schwitzen und benötigen oft länger als 30 Minuten, um mit einer Abschwitzdecke oder unter dem Solarium zu trocknen. Dies kann riskant sein: Ein Pferd, das nass zurück in die Box geht, kann Rückenschmerzen, Erkältungen oder sogar Koliken entwickeln.

Praxisbeispiel Pferdeschur
💡 Praxisbeispiel: Ein Offenstall Pferd in Beritt
Vor ein paar Jahren arbeitete ich in einem Ausbildungsstall, der Pferde trainierte. Ende Sommer, Anfang Herbst kam ein neues Berittpferd namens Max an – ein großer, 1,70 m hoher Teddybär aus Norddeutschland, der mit seinen 7 Jahren bisher bei Wind und Wetter draußen gestanden hatte. Zunächst blieb Max ungeschoren und wurde langsam ans Training gewöhnt. Über mehrere Wochen wurde die Arbeit gesteigert, und Max baute Kondition auf.

Nach etwa acht Wochen Training war er fit genug für seine ersten Parcours-Sprünge. An einem Samstag im November sprang Max als erstes Pferd und schwitzte nach einer intensiven Runde stark. Trense ab, Sattel ab und ab unter das Solarium – nach zwei Stunden und mehreren Abschwitzdecken ging es zurück in die Box. Doch selbst um 18 Uhr war Max immer noch nass, und erst gegen 22 Uhr war er endlich trocken genug, um die Decken abzunehmen.

Da es aber nicht immer möglich ist, 4–8 Stunden auf das Trocknen eines Pferdes zu warten, wurde Max in der folgenden Woche geschoren. Das erleichterte nicht nur die Arbeit für den Reiter, sondern auch für Max selbst, der nun schneller trocknete und nicht stundenlang mit nassem Fell in der Box stehen musste – ein angenehmeres und gesünderes Vorgehen für das Pferd.

Pferde scheren im Sommer

Prinzipiell ist das Scheren im Sommer nicht notwendig. Ausnahmen bestehen jedoch für:

  • Ältere Pferde oder Pferde mit gesundheitlichen Einschränkungen: Insbesondere solche, die Schwierigkeiten mit dem Fellwechsel haben. Für sie ist das Scheren eine gute Maßnahme, um die Thermoregulation zu unterstützen, da im Sommer das Hauptziel ist, die Körpertemperatur konstant zu halten. Ein dickes Fell kann das Kühlen durch Schwitzen behindern.
  • Nordische Rassen wie Isländer: Diese Pferde haben oft ein besonders dickes Fell und können im Sommer stark schwitzen. Ein leichtes Ausdünnen des Fells (entlang der Wuchsrichtung) kann helfen, ohne die Schutzfunktion des Fells ganz zu verlieren.

Es gilt, einige Punkte zu beachten: Ist es bereits Mai/Juni und das Pferd hat noch den dicken Winterpelz? Schwitzt das Pferd bereits bei minimaler Bewegung? Zeigt es Anzeichen von Lethargie ohne klinische Ursache? Wenn ja, kann ein Tierarzt den Fellwechsel durch Scheren empfehlen.

Pferde im Frühling und Herbst scheren

Im Frühjahr kann das Scheren nötig sein, da einige Pferde Schwierigkeiten haben, ihr dickes Winterfell zu verlieren, insbesondere:

  • Ältere oder hormonell beeinträchtigte Pferde (wie bei Cushing-Syndrom): Diese Pferde brauchen oft Unterstützung im Fellwechsel, um besser mit steigenden Temperaturen zurechtzukommen.
  • Sportlich aktive Pferde: Scheren im Frühjahr hilft dabei, das Pferd bei intensiver Arbeit besser zu kühlen.

Im Herbst ist das Scheren teilweise ebenfalls sinnvoll, um die Bildung des dichten Winterfells zu verzögern, wenn das Pferd intensiv trainiert wird und oft stark schwitzt. Dies erleichtert die Thermoregulation und sorgt dafür, dass das Fell nicht zu stark einwächst.

Schertechniken und Schermuster

Die richtige Schur für dein Pferd! Erfahre hier alles über Schermuster für Sportpferde, Freizeitpferde, Dressurpferde, Springpferde und Pferde im Offenstall. Hier findest du eine Übersicht aller Schermuster für Pferde

Pferdebesitzer können aus verschiedenen Schertechniken wählen, um das Scheren an die Bedürfnisse und Haltung ihres Pferdes anzupassen. Jedes Schermuster bietet spezifische Vor- und Nachteile und eignet sich für bestimmte Einsatzbereiche, wie z.B. Offenstallhaltung oder intensives Training. Hier sind die gängigsten Muster im Überblick:

Der Bib-Clip (Lätzchen-Schur)

Ein Bild von einem Pferd mit eine Bib Clip Schur, hier wird ein Teil des Halses und ein kleiner Teil der Brust des Pferdes geschoren. Deswegen nennt man diese Schur auch Lätzchen Schur. Diese Schur eignet sich für Pferde im Offenstall und muss zwangsläufig nicht eingedeckt werden.
  • Einsatz: Für Pferde, die viel Zeit auf der Weide verbringen und nur leichte Arbeit verrichten.
  • Muster: Es wird nur die Vorderseite des Halses, die Brust und ggf. ein kleines Stück der Gurtlage geschoren.
  • Vorteil: Ermöglicht dem Pferd, effizient zu schwitzen, ohne die Körperwärme zu sehr zu verlieren. Die Hauptstellen, an denen das Pferd stark schwitzt, sind frei, während das restliche Fell als Wärmeschutz bleibt.
  • Die Streifen-Schur: Unterhals und Bauch

    Die Streifenschur, ein beliebtes Schermuster bei Offenstallpferden oder Pferden wenig arbeiten. Hier wird der Hals und der Bauch geschoren. diese Schur ist eine Vorstufe zur Irishen Schur
  • Einsatz: Pferde mit leichter Bewegung oder Offenstallhaltung.
  • Muster: Ähnlich wie die Bib-Schur, jedoch zusätzlich an der Unterseite des Halses und am Bauch geschoren.
  • Vorteil: Weitere Schweißbereiche sind frei, sodass weniger Wärme gestaut wird, während der Rücken und die Beine weiterhin geschützt sind.
  • Die Irische-Schur: Irish Clip

    Bei der Irischen Schur wird ein Teil des Kopfes, des Halses und der Bauch geschoren. Oft wierden die Vorderbeine mit geschoren. Diese Schur ist für Pferde geeignet die mäßig Arbeiten und mit einer Decke im Offenstall stehen
  • Einsatz: Praktisch für Pferde, die moderat trainiert werden und viel Zeit im Freien verbringen.
  • Muster: Geschoren wird der Hals, die Brust und die Flanken bis knapp unterhalb des Bauchs, während Rücken und Nierenbereich bedeckt bleiben.
  • Vorteil: Guter Kompromiss zwischen Schweißreduktion und Wärmeschutz, besonders für Pferde, die bei kalten Temperaturen auf die Weide gehen.
  • Low Trace oder auch Rallye-Schur bei Pferden

    Mit der Low-Trace-Schur die richtige Wahl treffen: Ideale Lösung, um Muskeln warm zu halten und Ihr Pferd draußen ausreichend zu schützen. Perfekt für Pferde im Offenstall oder auf der Weide!
  • Einsatz: Geeignet für leicht bis moderat arbeitende Pferde, die oft auf der Weide/ dem Paddock sind.
  • Muster: Der untere Halsbereich, die Ellenbogenpartie und ein schmaler Streifen am Bauch werden geschoren.
  • Vorteil: Die Oberhalsmuskulatur und der Rücken bleiben warm, was besonders Pferden zugutekommt, die bei kaltem Wetter auf der Weide stehen.
  • Die Chaser Schur: ein beliebter Deckenschnitt

    Der Chaser-Schnitt ist ideal für Pferde, die mäßig viel bewegt werden und nicht täglich schwitzen. Das dichte Winterfell bleibt am Rücken und den Nieren erhalten, um als Wärmeisolierung zu dienen.
  • Einsatz: Für Pferde mit mittlerer Bewegung, die regelmäßig schwitzen.
  • Muster: Der Rücken, Nierenbereich und obere Hals bleiben ungeschoren, während die stark schwitzenden Bereiche freigelegt werden.
  • Vorteil: Effiziente Schur für Pferde, die bei moderatem Training eine bessere Wärmeregulierung benötigen.
  • Die normale Deckenschur

    Die Decken-Schur ist die optimale Wahl für Pferde, die mäßig bewegt werden, aber dennoch tagsüber auf die Koppel kommen. Sie verhindert übermäßiges Schwitzen und bietet Schutz für empfindliche Körperpartien. Ideal für den Winter!

    Die Decken-Schur ist eine Schurtechnik, bei der das Fell im Rücken- und Nierenbereich sowie an den Beinen erhalten bleibt. Sie wird oft bei Pferden angewendet, die intensiv trainiert werden, aber auch viel Zeit im Freien verbringen. Das Eindecken erfolgt üblicherweise mit einer leichten Pferdedecke.

  • Einsatz: Pferde, die häufig bewegt und trainiert werden, jedoch viel Zeit im Freien verbringen.
  • Muster: Seiten des Körpers in einem Streifen geschoren, Rücken, Beine und Kopf bleiben ungeschoren.
  • Vorteil: Optimale Balance zwischen Schutz und Schweißreduktion, gut für mäßig aktive Pferde.
  • Die Hunter Schur (Jagd-Schnitt)

    Der Jagdschnitt, auch bekannt als Hunter-Schur, ist ideal für Pferde, die intensiv trainiert werden. Sie schützt den Bereich unter dem Sattel und die Beine vor Scheuerstellen und Hautreizungen. Eine Schabracke hilft dabei, einen gleichmäßigen Schnitt zu erzielen. Nach der Schur ist es wichtig, das Pferd warm zu halten und eine angemessene Decke zu verwenden.

    Die Jagd-Schur erfreut sich großer Beliebtheit, da sie es ermöglicht, den Großteil des Fells zu scheren, während gleichzeitig der Bereich unter dem Sattel und die Beine warm gehalten werden. Dies ist wichtig, um Hautreizungen durch durch Schweiß in der Sattellage zu verhindern, besonders bei Pferden, die intensiv trainiert werden.

  • Einsatz: Für stark arbeitende Pferde, die regelmäßig und intensiv trainiert werden.
  • Muster: Nahezu vollständige Schur, nur die Beine und der Bereich unter dem Sattel bleiben ungeschoren.
  • Vorteil: Reduziert die Schweißbildung bei intensiver Arbeit, schützt jedoch die Beine und den Sattelbereich vor Druckstellen.
  • Die Vollschur mit Sattellage

    Die perfekte Lösung für Sportpferde: Vollschur mit Erhaltung der Sattellage. Schützen Sie die empfindliche Haut vor Irritationen und Scheuerstellen im Turniersport.

    Die Vollschur mit der Erhaltung der Sattellage ermöglicht eine Kombination aus beiden, hier wird jedoch die Sattellage stehen gelassen, um Hautirritationen oder Scheuerstellen in der empfindlichen Sattellage zu vermeiden. Diese Schur sieht man häufig bei Sportpferden im nationalen und internationalen Turniersport.

    Die Vollschur

    Alles über die Vollschur für Hochleistungspferde: Bessere Regulation der Körpertemperatur, aber auch erhöhter Pflegeaufwand. Erfahren Sie mehr hier!
  • Einsatz: Hochleistungspferde, die intensiv trainiert werden und kontinuierlichen Schutz vor Kälte durch Decken benötigen.
  • Muster: Der gesamte Körper wird geschoren, inklusive Kopf und Beine, nur bestimmte Stellen wie die Ohren bleiben ungeschoren.
  • Vorteil: Optimal für stark beanspruchte Pferde, die eine vollständige Temperaturregulation durch Decken erfordern.
  • Die Vollschur ist besonders für Sportpferde geeignet, da sie während des Trainings eine bessere Regulation der Körpertemperatur ermöglicht, indem sie Überhitzung durch überschüssiges Fell verhindert. Dennoch erfordert die Vollschur einen erhöhten Pflegeaufwand, da das Pferd ohne sein Fell anfälliger für Hautirritationen und Verletzungen ist. Daher ist es wichtig, das Pferd regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls zusätzliche Decken zu benutzen, um es vor Kälte und Wind zu schützen.

    Das erste Mal Pferde scheren: Wie gewöhne ich mein Pferd an die Schermaschine?

    Pferde reagieren unterschiedlich auf die Schermaschine, besonders beim ersten Scheren. Während manche Pferde entspannt bleiben und das Scheren genießen, entwickeln andere Angst vor den Geräuschen und den Vibrationen der Schermaschine auf ihrer Haut. Doch keine Sorge: Mit etwas Training lässt sich diese Angst abbauen. Lass die Schermaschine im Hintergrund laufen oder halte sie beim Putzen in der Hand, auch wenn sie ausgeschaltet ist. So gewöhnt sich dein Pferd nach und nach an die Maschine – ähnlich wie bei der Desensibilisierung mit Sprühflaschen.

    Video-Tipp: Dr. Vivian Gabor zeigt dir, wie du dein Pferd Schritt für Schritt an „gruselige“ Gegenstände wie die Schermaschine gewöhnst.

    Schritt-für-Schritt-Anleitungen für das Scheren von Pferden

    Bevor du anfängst: Achte darauf, dass das Pferd nicht direkt nach der Arbeit oder mit nassem, verklebtem Fell geschoren wird. Ein trockenes und sauberes Fell ist wichtig, damit die Schermaschine gut durch das Fell gleitet und die Scherblätter nicht stumpf werden. Im Folgenden findest du eine detaillierte Schritt-für-Schritt-Anleitung, damit das Scheren ein voller Erfolg wird:

    1. Pferd gründlich putzen
      Entferne gründlich Dreck, Schweiß und Sand aus dem Fell. Nur so ist eine saubere, gleichmäßige Schur möglich.
    2. Schermuster und Schnitt festlegen
      Wähle das gewünschte Schermuster (z. B. Bib-Clip, Decken-Schur). Wenn nötig, zeichne das Muster bei dunklen Pferden mit Kreide oder bei hellen Pferden mit Kohle vor.
    3. Mähne in Zöpfen hochstecken
      Wenn das Schermuster dies erfordert, stecke die Mähne in Zöpfen hoch. So vermeidest du versehentliches Abrasieren der Mähne.
    4. Schermaschine vorbereiten
      Schalte die Schermaschine an und verteile Öl auf den Scherblättern und den dafür vorgesehenen Löchern (siehe Bedienungsanleitung). Lass das Öl ein paar Sekunden einziehen.
    5. Gegen die Wuchsrichtung scheren
      Beginne immer gegen die Wuchsrichtung des Fells und starte an einer Stelle, die am weitesten vom Pferdekopf entfernt ist. So erreichst du eine gleichmäßige Schur.
    6. Nach der Schur bürsten und säubern
      Nach dem Scheren entferne die losen Haare durch Striegeln und Bürsten. Gehe auch nochmals über Stellen, die ungleichmäßig erscheinen, um ein sauberes Ergebnis zu erzielen.
    7. Schermaschine reinigen
      Reinige die Schermaschine gründlich, um die Scherblätter zu schonen und für den nächsten Einsatz vorzubereiten.

    Zusätzliche Tipps

    • Nach dem Scheren wälzen lassen: Manche Pferde genießen es, sich nach dem Scheren ohne Decke zu wälzen, um die kitzelnden Härchen loszuwerden.
    • Pferd waschen (optional): Wenn möglich, wasche das Pferd nach dem Scheren mit einem Derma-Shampoo (z. B. von Cavalor oder Bense & Eicke). Das Shampoo beruhigt die Haut und schützt dein Pferd vor Infektionen. Auch ein Abputzen des Pferdes mit einem Tuch und einer Jodlösung kann helfen, wenn waschen keine Option ist.

    Tipps für empfindliche Körperstellen beim Scheren

    Einige Körperstellen erfordern beim Scheren besondere Sorgfalt, da viele Pferde dort empfindlich sind, besonders an den Beinen, der Brust und der Gurtlage. Mit diesen Tipps wird das Scheren an empfindlichen Stellen einfacher und angenehmer für dein Pferd.

    Scheren der Beine

    • Vorderbeine: Da viele Pferde an den Beinen besonders kitzelig sind, kann es helfen, das gegenüberliegende Bein durch eine zweite Person anheben zu lassen. Zum Beispiel: Wenn du das rechte Vorderbein scheren möchtest, lass eine zweite Person das linke Vorderbein anheben, damit das rechte ruhig bleibt. So kannst du das Bein sicher und stressfrei scheren.
    • Hinterbeine: Hier kannst du das andere Hinterbein unter den Bauch geben lassen und mit einer Hand halten, während du das andere Bein scherst. Diese Technik erfordert etwas Übung im Umgang mit der Schermaschine und kann am Anfang etwas schwierig sein.

    Scheren der Brust und Gurtlage

    • Brust: Die Brust kann aufgrund von Hautfalten eine Herausforderung sein. Spanne die Haut leicht, indem du die Hautfalte in die Richtung ziehst, in der du scheren möchtest. So lässt sich das Fell gleichmäßiger entfernen.
    • Gurtlage: Hier kann ebenfalls eine Hilfsperson das Vorderbein des Pferdes nach vorne nehmen, um die Haut in der Gurtlage zu straffen. Das verhindert, dass Hautfalten entstehen, und erleichtert das Scheren dieser empfindlichen Stelle.

    Mit diesen Techniken lassen sich auch schwierige und empfindliche Bereiche sicher und gleichmäßig scheren.

    Kosten für Zubehör und Schermaschine

    Das Scheren eines Pferdes selbst ist auf Dauer kostengünstiger. Eine gute Schermaschine ist ab etwa 120 € erhältlich. Wer eine komfortablere Lösung bevorzugt, kann auch auf Akku-betriebene Modelle zurückgreifen, die ab 190 € verfügbar sind. Zusätzlich gibt es kleine Maschinen, die speziell für das Scheren von Kopf und Beinen ausgelegt sind.

    Wenn man keine eigene Schermaschine besitzt, kann man diese manchmal von einer Stallkollegin oder aus einem Reitsportgeschäft leihen. Die Mietkosten betragen in der Regel 30–50 € je nach Modell.

    Typische Kosten für Zubehör:

    • Schermaschine: 120–400 €
    • Schermaschinen-Öl: 4–20 €
    • Scherblätter pro Stück: 20–50 €
    • Scherblätter schärfen lassen: 10–20 €
    • Schutzanzug fürs Scheren: ab 2 €

    Kosten für professionelles Scheren

    Viele professionelle Scherer oder Pferdepfleger bieten einen mobilen Scherservice an. Dies kann sinnvoll sein, wenn man das Scheren lernen möchte oder sich unsicher ist. Für unerfahrene Pferde, die möglicherweise Angst vor der Schermaschine haben, kann das Scheren durch eine erfahrene Person ebenfalls von Vorteil sein.

    Die Preise für den Scherservice variieren je nach Region und Aufwand. Hier eine Übersicht der durchschnittlichen Kosten für verschiedene Schermuster:

    • Anfahrt: In der Regel wird eine Kilometerpauschale berechnet.
    • Bib-Clip Schur: 15–20 €
    • Streifen-Schur: 20–25 €
    • Irische Schur: 30–40 €
    • Rallye-Streifen Schur: 40–50 €
    • Deckenschnitt ohne Beine: 50–60 €
    • Deckenschnitt mit Beine: 70–85 €
    • Hunter-Schur: 70–80 €
    • Vollschur: 90–95 €
    • Kopfschur (je nach Service): 10 € Aufpreis
    • Muster (z. B. dekorative Schnitte): 10–35 € je nach Aufwand

    Pferde scheren: Zusammengefasst

    Das Scheren eines Pferdes ist eine individuelle Entscheidung, die stark von den Bedürfnissen und dem Gesundheitszustand des Tieres abhängt. Während Thermoregulation ein natürlicher Schutzmechanismus ist, kann das Scheren für Pferde, die intensiv trainiert werden oder gesundheitliche Probleme wie das Cushing-Syndrom haben, erhebliche Vorteile bieten. Die zahlreichen Schurmuster ermöglichen eine Anpassung an verschiedene Haltungsformen und Trainingsniveaus und können gezielt für Wärmeschutz und Schweißreduktion sorgen.

    Ein gut gewähltes Schermuster verbessert das Wohlbefinden und die Gesundheit des Pferdes, indem es das Schwitzen kontrolliert und das Trocknen beschleunigt, was vor allem in der kalten Jahreszeit wichtig ist. Gleichzeitig bringt das Scheren zusätzlichen Pflegeaufwand mit sich: Geschorene Pferde benötigen oft eine angepasste Deckenstrategie, um den natürlichen Wärmeverlust auszugleichen und sie vor Erkältungen zu schützen.

    Zusammengefasst ist das Scheren sinnvoll für Pferde, die regelmäßig arbeiten, aber auch für ältere Tiere oder solche, die beim Fellwechsel Schwierigkeiten haben. Für Freizeitpferde, die leicht trainiert werden, ist das Scheren meist nicht notwendig, da sie durch ihr Winterfell gut vor Kälte geschützt sind. Die Entscheidung, ob und wie geschoren werden soll, sollte daher individuell auf die Bedürfnisse des Pferdes abgestimmt und – wenn nötig – mit einem Tierarzt oder erfahrenen Scherprofi abgesprochen werden.

    Pferde scheren: Die wichtigsten Fragen und Antworten

    Bei welchen Temperaturen sollte man ein Pferd scheren?

    Es ist ratsam, Pferde bei sinkenden Temperaturen im Herbst oder Winter zu scheren, vor allem, wenn sie bei regelmäßiger Arbeit stark schwitzen. Meistens liegt die ideale Temperatur für geschorene Pferde unter 10 °C, da sie dann gut durch geeignete Decken geschützt werden können.

    Was kostet es, ein Pferd scheren zu lassen?

    Die Kosten für einen professionellen Scherservice variieren je nach Schermuster und Region. Sie beginnen ab etwa 15 € für einen Bib-Clip und können bis zu 95 € für eine Vollschur betragen. Muster oder zusätzliche Leistungen wie Kopfschur kosten meist einen Aufpreis.

    Wie viel Millimeter sollte man das Pferd scheren?

    Standardmäßig wird das Fell bei einer Schur auf 3–4 mm gekürzt. Sportpferde werden manchmal auf 1–2 mm geschoren, um eine optimale Belüftung zu erreichen.

    Wann ist es sinnvoll, ein Pferd zu scheren?

    Es ist sinnvoll, Pferde zu scheren, wenn sie im Training stehen und regelmäßig schwitzen, da sie so schneller trocknen und das Risiko von Erkältungen sinkt. Ältere oder kranke Pferde, die Probleme mit dem Fellwechsel haben, profitieren ebenfalls oft von einer Schur.

    Welche Arten gibt es, ein Pferd zu scheren?

    Es gibt verschiedene Schurmuster wie Bib-Clip, Streifen-Schur, Irische Schur, Deckenschnitt, Hunter-Schur und Vollschur. Jedes Muster hat seine Vor- und Nachteile und passt sich den individuellen Bedürfnissen des Pferdes an.

    Wie oft muss man ein Pferd scheren?

    In der Regel reicht es aus, Pferde einmal pro Saison zu scheren. Einige Pferde, insbesondere Hochleistungspferde, werden jedoch mehrmals im Winter geschoren, da das Fell schnell nachwächst.

    Kann man ein Pferd auch im Sommer scheren?

    Ja, vor allem bei älteren Pferden oder solchen mit Hormonstörungen wie dem Cushing-Syndrom kann eine Sommer-Schur helfen, Überhitzung zu vermeiden und das Wohlbefinden zu verbessern.

    Wie kann man Muster beim Scheren eines Pferdes anbringen?

    Muster werden oft als dekorative Elemente bei der Schur verwendet. Sie lassen sich mit Schablonen oder freihändig anbringen und erfordern eine ruhige Hand und eine präzise Schermaschine.

    Wann ist die beste Zeit zum Scheren eines Pferdes?

    Die beste Zeit zum Scheren ist im Herbst, wenn das Winterfell ausgebildet ist, und im frühen Frühjahr, bevor die Temperaturen steigen. Dadurch ist das Pferd für den Winter optimal vorbereitet und kommt im Frühjahr besser durch den Fellwechsel.

    Wann sollte man das letzte Mal ein Pferd scheren?

    Das letzte Scheren sollte idealerweise im späten Winter oder frühen Frühjahr erfolgen, sodass das Pferd rechtzeitig für den natürlichen Fellwechsel im Frühjahr bereit ist.

    Wann sollte man ein Pferd mit Cushing scheren?

    Bei Pferden mit Cushing-Syndrom kann eine Schur im Frühjahr und Sommer sinnvoll sein, da diese Pferde oft Probleme mit dem Fellwechsel haben und stark schwitzen.

    Warum sollte man ein Pferd scheren?

    Das Scheren ermöglicht es Pferden, die stark trainiert werden, effizienter zu schwitzen und schneller zu trocknen. Dadurch wird das Risiko von Erkältungen und Hautproblemen reduziert, und das Pferd bleibt leistungsfähig.

    Autor*in
    Nele SchimmelpfennigKlinikenMehr VON CMH.TV

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