
Spat Pferd: Symptome, Behandlung und Prognose der Gelenkerkrankung
Spat ist eine chronische Erkrankung des Sprunggelenks, die viele Pferde betrifft – oft schleichend und unbemerkt. In diesem Beitrag erfährst du, wie du Spat beim Pferd frühzeitig erkennst, welche Symptome typisch sind und wie sich die Krankheit im Verlauf verändert. Wir zeigen dir, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt – von Medikamenten über IRAP-Therapie bis hin zur OP – und was du bei der Fütterung eines Spat-Pferdes beachten solltest. Außerdem gehen wir darauf ein, wie die Prognose im Endstadium aussieht und wann Reiten noch möglich ist.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Spat beim Pferd?
Spat beim Pferd ist eine chronische, meist fortschreitende Gelenkerkrankung, die das Sprunggelenk betrifft. Es handelt sich dabei um eine Form der Arthrose, bei der die kleinen Gelenke im unteren Bereich des Sprunggelenks nach und nach verknöchern. Diese Veränderungen verursachen Schmerzen, Steifheit und Lahmheiten – vor allem zu Beginn der Bewegung. Für betroffene Pferde bedeutet das oft eine Einschränkung der Lebensqualität und Reitbarkeit.
Der Begriff „Spat“ wird umgangssprachlich verwendet und umfasst verschiedene Stadien und Formen der Erkrankung. In der Tiermedizin wird zwischen zwei Typen unterschieden:
- Arthrotischer Spat: Hierbei handelt es sich um die knöcherne Umformung durch Gelenkverschleiß.
- Osteolytischer Spat: Eine seltenere, aggressivere Form, bei der es zu knöchernen Auflösungen und Entzündungen kommt.
Spat entwickelt sich über längere Zeit – viele Pferde zeigen erst spät eindeutige Symptome. Umso wichtiger ist es, die Erkrankung früh zu erkennen und gezielt zu behandeln.

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Wie erkennt man Arthrose beim Pferd frühzeitig – und was lässt sich dagegen tun? Dr. Matthias Rettig zeigt am Praxisbeispiel, wie die Diagnose gestellt wird und welche Behandlungsmöglichkeiten Hoffnung geben.
Spat Ursachen
Die Erkrankung entsteht nicht plötzlich – sie entwickelt sich über Monate oder sogar Jahre und wird durch verschiedene Faktoren begünstigt. Manche Pferde haben dabei ein höheres Risiko als andere.
Häufige Ursachen für Spat:
- Genetische Veranlagung: Spat tritt familiär gehäuft auf – besonders bei bestimmten Rassen wie Westernpferden, Kaltblütern oder stark bemuskelten Typen.
- Fehlstellungen der Hintergliedmaßen: Schiefe oder untergeschobene Hinterbeine führen zu einer ungleichmäßigen Belastung im Sprunggelenk.
- Frühzeitige oder falsche Belastung junger Pferde: Zu frühes Anreiten, intensive Arbeit oder schwere Belastungen können den Gelenkknorpel dauerhaft schädigen.
- Falsche Hufbearbeitung: Ein dauerhaft fehlerhafter Hufwinkel kann die Stellung im Sprunggelenk beeinflussen und zu Fehlbelastungen führen.
- Verletzungen oder Traumata im Bereich des Sprunggelenks
- Fütterungsbedingte Wachstumsstörungen: Besonders bei Jungpferden kann eine zu energiereiche Fütterung zu einem zu schnellen Wachstum und in der Folge zu Gelenkproblemen führen.
Spat ist also das Resultat langfristiger Belastungen – in Kombination mit genetischer Prädisposition. Wichtig ist: Nicht jede Lahmheit im Sprunggelenk bedeutet automatisch Spat, aber bei chronischen Problemen sollte die Erkrankung immer mitgedacht werden.
Spat Pferd Symptome
Die Pferdekrankheit Spat entwickelt sich meist schleichend – die ersten Anzeichen sind oft unspezifisch. Doch je früher du die Symptome erkennst, desto besser kannst du eingreifen.
Typische Symptome bei Spat:
- Steifheit nach Ruhephasen, besonders beim Antraben
- Taktunreinheit oder verkürzter Schritt hinten
- Lahmheit, die sich nach dem Aufwärmen bessert
- Widerstand beim Hufegeben oder in engen Wendungen
- Allgemeine Bewegungsunlust oder auffällige Gangveränderungen
Im fortgeschrittenen Stadium treten zusätzlich folgende Merkmale auf:
- Deutliche Lahmheit, auch im Schritt
- Schmerzreaktionen bei Druck auf das Sprunggelen
- Muskelschwund in der Hinterhand durch Schonhaltung
Die Symptome können sich einseitig oder beidseitig zeigen. Typisch ist ein sogenanntes „Einfahren“ der Hinterhand – das betroffene Bein wird weniger aktiv eingesetzt.
Wie diagnostiziert man Spat beim Pferd?
Nur mit einer klaren Diagnose kann dein Pferd gezielt behandelt werden. Wichtig zu wissen: Die typischen Symptome allein reichen nicht aus – Spat muss immer bildgebend abgesichert werden.
Klinische Untersuchung
Der Tierarzt prüft das Gangbild, macht Beugeproben und tastet das Sprunggelenk ab. Häufig zeigt das Pferd nach dem Beugen des Gelenks eine verstärkte Lahmheit.
Leitungsanästhesie
Um sicherzugehen, dass die Schmerzen tatsächlich aus dem Sprunggelenk stammen, wird durch gezielte Betäubung die Lahmheitsquelle eingegrenzt.
Röntgenuntersuchung
Die wichtigste Maßnahme bei Spat-Verdacht. Auf dem Röntgenbild lassen sich die typischen Veränderungen erkennen:
- Gelenkspaltverschmälerungen
- Knochenzubildungen
- Verknöcherungen (Ankylosen)
- Auflösungen bei osteolytischem Spat

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Ultraschall oder Szintigrafie (in Spezialfällen)
Bei sehr frühen Stadien oder unklaren Befunden kann zusätzlich ein bildgebendes Verfahren sinnvoll sein.

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Frühe Diagnose ist entscheidend:
Je früher die Pferdekrankheit Spat erkannt wird, desto besser lässt sich der Verlauf beeinflussen. Ein Röntgenbild gehört daher immer zur Abklärung bei chronischen Problemen im Hinterbein.
Spat Pferd – Verlauf, Verknöcherung und Prognose
Verlauf der Erkrankung:
Spat beginnt oft mit einer entzündlichen Phase, in der der Gelenkknorpel langsam abbaut. Die betroffenen Pferde zeigen wechselnde Lahmheiten, Steifheit und Unwilligkeit. Diese Phase kann Monate bis Jahre andauern – je nach Belastung, Management und genetischer Veranlagung.
Die Phase der Verknöcherung – Ankylosierung:
In vielen Fällen kommt es im weiteren Verlauf zur sogenannten Ankylosierung – das heißt: Die kleinen Gelenkspalten im unteren Sprunggelenk verknöchern vollständig. Klingt schlimm, bringt aber oft eine deutliche Schmerzlinderung, weil keine Reibung mehr zwischen den Gelenkflächen entsteht.
Spat-Pferd Endstadium
- Vollständige Verknöcherung des betroffenen Gelenkbereichs
- Das Pferd kann teilweise schmerzfrei werden
- Bewegungsradius des Gelenks ist eingeschränkt, aber stabil
- Manche Pferde sind nach der Ankylosierung wieder reitbar – andere nicht
Osteolytischer Spat – Sonderform mit schlechter Prognose:
Bei dieser aggressiveren Variante kommt es zu einem knöchernen Abbau im Gelenk. Die Folge: chronische Entzündung, Schmerzen, oft keine vollständige Verknöcherung. Diese Form ist deutlich seltener, hat aber eine schlechtere Prognose und kann zur dauerhaften Unreitbarkeit führen.
Wie lange kann ein Pferd mit Spat leben?
Mit gutem Management, gezielter Unterstützung und schmerzfreier Phase können Pferde mit Spat viele Jahre leben – teils auch weiterhin im Freizeitbereich geritten werden. Entscheidend ist, regelmäßig den Zustand zu kontrollieren und frühzeitig zu reagieren, wenn sich etwas verändert.
Spat beim Pferd Behandlung – Was hilft wirklich?
Die Behandlung von Spat beim Pferd richtet sich immer nach dem Krankheitsstadium, der Schmerzsymptomatik und dem Einsatzbereich deines Pferdes. Ziel ist es, Schmerzen zu lindern, Entzündungen zu reduzieren und die Gelenkveränderungen zu verlangsamen.
Konservative Behandlung
Die meisten Pferde mit Spat können ohne Operation stabilisiert werden. Diese Maßnahmen haben sich bewährt:
Alternative Therapien
Zusätzlich zur Basistherapie können spezielle medizinische Verfahren eingesetzt werden:
- IRAP-Therapie (Interleukin-1-Rezeptorantagonist)
Dabei wird aufbereitetes Eigenblut ins betroffene Gelenk injiziert, um Entzündungsprozesse zu hemmen. Diese Methode ist besonders im Frühstadium erfolgversprechend. - Osphos oder Tildren
Medikamente zur Hemmung des knöchernen Umbaus. Sie können das Fortschreiten der Arthrose verlangsamen und Schmerzen lindern. - Akupunktur oder Neuraltherapie
Komplementäre Verfahren, die individuell bei Schmerzen oder Verspannungen helfen können.
Spat-OP beim Pferd – Wann ist sie sinnvoll?
Eine Operation wird meist nur durchgeführt, wenn:
- die Schmerzen dauerhaft stark sind,
- keine Besserung durch konservative Therapie erzielt wird,
- und eine vollständige Verknöcherung (Ankylosierung) gezielt angestrebt wird.
Bei dieser OP wird der Knorpel chirurgisch entfernt, um eine schmerzfreie Gelenkversteifung herbeizuführen.
Kosten einer Spat-OP beim Pferd: ca. 1.500 bis 3.000 Euro (inkl. Klinikaufenthalt und Nachbehandlung)
Tapen bei Spat – sinnvoll oder nicht?
Kinesiotapes können unterstützend wirken, etwa bei Muskelverspannungen oder leichtem Bewegungsdefizit. Medizinisch ist der Nutzen jedoch nicht gesichert.
Fazit:
Es gibt nicht “die eine” Spat-Behandlung. Vielmehr ist ein individueller Therapieplan gefragt – idealerweise abgestimmt zwischen Tierarzt, Hufschmied, Therapeut und dir als Pferdebesitzer:in.
Spat Pferd Fütterung – Was sollte ein Spat-Pferd fressen?
Die richtige Fütterung kann den Verlauf von Spat beim Pferd positiv beeinflussen – auch wenn sie die Erkrankung nicht heilt. Ziel ist es, den Stoffwechsel der Gelenke zu unterstützen, Entzündungen zu reduzieren und Übergewicht zu vermeiden.
Grundlagen der Fütterung bei Spat
Ein Pferd mit Spat braucht eine ausgewogene, gelenkschonende Ernährung. Entscheidend ist vor allem:
- Bedarfsgerechte Energiezufuhr: Übergewicht belastet die Gelenke zusätzlich – die Fütterung sollte auf Erhaltung und leichte Arbeit abgestimmt sein.
- Hochwertiges Raufutter: Heu ist die wichtigste Basis – möglichst strukturiert, artenreich und frei von Schimmel.
- Ausgewogene Mineralstoffversorgung: Ein gutes Mineralfutter ist Pflicht – es liefert wichtige Mikronährstoffe für Gelenke, Knorpel und Knochen.
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Zusatzfutter für Spat-Pferde – sinnvoll oder überflüssig?
Ergänzungsfuttermittel können durchaus helfen – besonders bei frühzeitigem Einsatz.

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Fütterungsfehler vermeiden
- Keine übermäßige Eiweißgabe (z. B. durch Luzerne oder Kraftfutter)
- Keine stark stärkebetonten Futtermittel, da sie Entzündungsprozesse begünstigen können
- Keine drastischen Futterumstellungen ohne Absprache mit Tierarzt oder Ernährungsberater
Spat Pferd: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Was ist Spat beim Pferd?
Spat ist eine chronisch verlaufende Arthrose im Sprunggelenk, bei der es zu einer Verknöcherung kleiner Gelenkverbindungen (Tarsalgelenke) kommt. Die Erkrankung ist nicht heilbar, aber behandelbar.
Wie äußert sich Spat beim Pferd?
Typische Anzeichen sind Steifheit nach Ruhephasen, Lahmheiten beim Antraben, Taktunreinheiten und ein auffälliges Gangbild, besonders auf dem Zirkel oder in engen Wendungen.
Wie diagnostiziert man Spat beim Pferd?
Die Diagnose erfolgt durch eine Lahmheitsuntersuchung mit Beugeprobe, ggf. Leitungsanästhesie und vor allem über Röntgenaufnahmen des Sprunggelenks.
Was hilft gegen Spat beim Pferd?
Konsequente Bewegung, schmerzlindernde Medikamente, angepasster Beschlag, Gelenkzusätze und bei Bedarf Therapien wie IRAP oder Osphos können den Verlauf positiv beeinflussen.
Was sollte ich meinem Pferd mit Spat füttern?
Empfohlen werden gelenkunterstützende Nährstoffe wie MSM, Glucosamin, Omega-3-Fettsäuren und eine ausgewogene, nicht zu energiereiche Ration mit hochwertigem Heu und Mineralfutter.
Kann man ein Pferd mit Spat noch reiten?
Viele Spat-Pferde sind weiterhin reitbar – vorausgesetzt, sie haben keine Schmerzen und die Belastung wird an ihre Möglichkeiten angepasst.
Wie lange kann ein Pferd mit Spat leben?
Mit guter Pflege, Management und schmerzfreier Bewegung können Pferde mit Spat viele Jahre leben – teils sogar mit leichtem Reiteinsatz.
Wie läuft ein Pferd mit Spat?
Das Gangbild ist oft verkürzt, steif oder taktunrein – vor allem zu Beginn der Bewegung. Viele Pferde „laufen sich ein“, Lahmheit kann aber auch dauerhaft bestehen.
Kann man ein Pferd mit Spat noch springen?
In der Regel nicht. Springen bedeutet eine starke Belastung des Sprunggelenks und ist für Spat-Pferde meist zu schmerzhaft oder riskant.
Kann ein junges Pferd Spat haben?
Ja. Besonders bei genetischer Veranlagung, Fehlstellungen oder zu frühem, intensiven Training kann Spat auch bei Jungpferden auftreten – teils schon im Alter von 3 bis 5 Jahren.
Was geben bei Spat Pferd?
Neben entzündungshemmenden Medikamenten helfen Ergänzungsfuttermittel mit MSM, Glucosamin, Hyaluronsäure oder Kräuterkomplexen. Auch Osphos oder IRAP kommen infrage.