Voltigieren: Mehr als Akrobatik zu Pferd
Voltigieren ist mehr als der Einstieg in den Reitsport oder die Akrobatik auf dem Pferd. Lies hier welche gesundheitlichen und sozialen Vorteilen Voltigieren für Groß und Klein mitbringt.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Voltigieren?
Voltigieren ist ein Teamsport aus dem Pferdesport, das eine Kombination aus Reiten, Akrobatik und Turnen auf dem Pferderücken darstellt. Das Wort Voltigieren kommt ursprünglich aus dem Italienischen volta und dem Französischen volte und heißt lose übersetzt Bogensprung. Und damit beschreibt es sehr gut, was Voltigieren ist, nämlich akrobatische Turnübungen auf dem galoppierenden Pferd.
Die Turner können einzeln, zu zweit oder in der Gruppe voltigieren, wobei maximal drei Turner auf dem Pferd sein dürfen.
Das Pferd bewegt sich an der Longe auf der linken Hand auf einem Zirkel, der einen Durchmesser von mindestens 18 Meter haben sollte. Je nach Schwierigkeitsgrad bewegt sich das Pferd entweder im Schritt, Trab oder Galopp, wobei Galopp die typische Gangart zum Voltigieren ist.
Neben dem Pferd und den Voltigierern gehört auch der Longenführer zum Team, der in der Mitte des Zirkels steht und darauf achtet, dass das Pferd einen gleichmäßigen Galopp mit einem konstanten Bewegungsablauf beibehält.
Obwohl Voltigieren oftmals für Kinder und Jugendliche als Einstieg in den Reitsport genutzt wird, bleiben viele Erwachsene dem Voltigieren treu und führen den Sport auf hohem Niveau aus. Dennoch bietet es vor allem Kindern und Jugendlichen in ihrer Entwicklungs- und Wachstumsphase viele gesundheitliche und soziale Vorteile.
Ausrüstung & Grundvoraussetzungen: Was braucht man zum Voltigieren?
Im Gegensatz zum Reitsport ist Voltigieren ein relativ kostengünstiger Pferdesport, weil zum einen weniger (teure) Ausrüstungsgegenstände gebraucht werden und zudem mehrere Sportler mit nur einem Pferd arbeiten. Typische Ausrüstungsgegenstände, die zum Voltigieren benötigt werden, sind:
- Voltigergurt: Ausgestattet mit 2 stabilen Haltegriffen, 2 Fußschlaufen und einem mittleren Bogen, der für verschiedene Übungen dienlich ist.
- Voltigerpad: Das Voltigierpad ist im Gegensatz zu einer Schabracke oder einem Westernpad sehr dick gepolstert, um die Sprünge der Turner abzupuffern und das Voltigieren somit für das Pferd angenehmer zu gestalten.
- Trensenzaum oder Kappzaum: Üblich ist die Verwendung eines Trensenzaums, um dort auch die Hilfszügel zu verschnallen. Es darf aber auch mit einem Kappzaum longiert werden
- Hilfszügel: Ausbinder, Dreieckszügel oder Laufferzügel
- Longe und Longierpeitsche
- Beinschutz: Gamaschen oder Bandagen, Hufglocken
- Fliegenhaube: Das Pferd muss ruhig galoppieren und darf nicht durch Insekten und Kopfschütteln im Bewegungsablauf gestört werden. Daher kann sich eine Fliegenhaube als praktisch erweisen.
Die Turner selbst tragen keine gewöhnliche Reitbekleidung, sondern sollten enganliegende, elastische Turnkleidung tragen, die jede Bewegung zulässt und ein Hängenbleiben an Voltigergurt oder anderen im Team verhindert. Bei Voltigierprüfungen wird ein Voltigieranzug getragen, beim Doppel- und Gruppenvoltigieren tragen alle Teammitglieder farblich passende Anzüge. Die Voltigierbekleidung hat damit Ähnlichkeit mit der Kleidung aus dem Bodenturnen.
Anstatt Reitstiefeln tragen Voltigierer sogenannte Schläppchen mit gummierter Sohle. Diese bieten den Füßen viel Beweglichkeit und Gefühl, aber auch besseren Halt als feste Schuhe, weil die Auflagefläche der Füße erhöht wird. Außerdem sind Schläppchen für das Pferd um Welten angenehmer als Schuhe mit fester Sohle. Voltigierschläppchen unterscheiden sich von ähnlich aussehenden Gymnastikschuhen mit universell rutschhemmender Sohle durch ihre längsgerillte Gummisohle. Dadurch verleiht sie dem Turner zusätzlichen Halt.
Für den Pferdesport typische Sicherheitsbekleidung wie Reithose, Reitstiefel oder Reithelm sind beim Voltigieren nicht nur hinderlich, sondern auch unangebracht. Denn sie würden die vielfältigen und akrobatischen Bewegungen massiv einschränken und damit mehr eine Gefahr darstellen. Oftmals wird auch gefragt, warum die Kinder beim Voltigieren keinen Reithelm tragen. Ein Reithelm schränkt neben der Beweglichkeit auch die Balance ein. Vor allem Kinder haben einen oftmals im Verhältnis zu ihrem Körper großen Kopf, der Reithelm würde diese Dysbalance nur weiterhin verstärken.
Ein weiterer wichtiger Sicherheitsaspekt beim Voltigieren ist das Abnehmen von Ohrringen, Schals, Gürtel etc., mit denen man hängen bleiben könnte. Auch sollten Voltigierer mit langen Haaren diese zusammenbinden und niemals offen tragen.
Voltigieren bildet einen einfachen und fantastischen Einstieg für Kinder in den Pferdesport. Dennoch sollten sie gewisse Voraussetzungen mitbringen. Auch wenn Voltigieren selbst das Körperbewusstsein fördert, sollte das Kind ein gutes Körpergefühl mitbringen, um sich auf dem Pferd koordinieren zu können. Auch gewisse Grundkenntnisse im Umgang mit dem Pferd sind von Vorteil. Ein wichtiger Aspekt beim Voltigieren ist, dass das Kind vom Boden aus mit dem erhobenen Arm an den Griff des Voltigiergurts herankommt, um sich hochzuziehen. Pferd und Kind bzw. Voltigierer müssen größentechnisch also zusammenpassen.
Und zu guter Letzt gehört eine ordentliche Portion Mut zum Voltigieren. Anders als beim Reiten, wo man auf dem Pferd sitzen bleibt, kommen beim Voltigieren gewagte Übungen über dem Pferdrücken in der Luft hinzu. Sich auf einem galoppierenden Pferd zu halten, ist eine Sache, sich auf dem galoppierenden Pferd selbst noch zu bewegen, dann eine ganz andere.
Nicht jedes Pferd eignet sich zum Voltigieren. An das Voltigierpferd werden hohe Anforderungen gestellt und bis es sich Voltigierpferd nennen darf, gehört eine lange Ausbildung dazu. So kann die Ausbildung zum Voltigierpferd je nach Charakter, Alter und Ausbildungsstand sogar bis zu 3 Jahre dauern. Das Pferd sollte einen stabilen, gutmütigen und ausgeglichenen Charakter mitbringen, denn es muss entgegen seinen Instinkten das Herumspringen auf seinem Rücken tolerieren und akzeptieren. Diese benötigte Gelassenheit ist für die Sicherheit des gesamten Teams entscheidend. Vorausgehende Desensibilisierung wie auch Vertrauensarbeit zwischen Pferd und Turnern sind dafür wichtig, um das Team zusammenwachsen zu lassen.
Mehr zum Thema Desensibilisierung findest du in unserem Artikel Gelassenheitstraining: Ein angstfreies Pferd in jeder Situation.
Weiterhin sollte das Pferd Leistungswillen und Motivation mitbringen, denn auch wenn es von außen betrachtet sehr einfach aussieht, bedeutet Voltigieren für das Pferd Höchstleistung. Ein Ausgleichstraining in Form von freier Bewegung, Ausreiten, Bodenarbeit und dressurmäßiger Arbeit ist für das Pferd und seine Gesunderhaltung und seine Rückenmuskulatur von größter Wichtigkeit. Das Voltigieren selbst sollte nicht mehr als eine Viertel- bis Halbestunde pro Woche in Anspruch nehmen, um das Pferd ausreichend zu schonen.
Apropos Rückenmuskulatur: Das Pferd sollte so kräftig, groß und breit gebaut sein, dass es bis zu drei Turner und ihre sprunghaften Übungen ohne Mühe tragen kann. Die Galoppade sollte zudem schwungvoll und gleichmäßig sein, sodass sich auch hier nicht jedes Pferd für die Aufgabe als Voltigierpferd eignet.
Elemente beim Voltigieren
- Aufsprung: Aufspringen auf das galoppierende Pferd.
- Grundsitz: Lockerer, aufgerichteter Sitz, wobei die Arme seitlich ausgestreckt sind, die Beine liegen am Pferd.
- Knien: Voltigierer kniet mit aufgerichtetem Oberkörper auf dem Pferd, die Arme sind zur Seite ausgestreckt.
- Stehen: Aus dem Knien wird aufgestanden, sodass der Voltigierer mit seitlich ausgestreckten Armen auf dem Pferd steht.
- Mühle: Eine 360°-Drehung, einmal um die eigene Achse auf dem Pferd, wird mit aufrechtem Sitz und in vier Phasen ausgeführt. Pro Phase absolviert der Voltigierer eine Vierteldrehung, wobei er die Beine möglichst gestreckt und hoch schwingen sollte.
- Schere: Eine 180°-Drehung aus dem Grundsitz, die Beine werden gleichzeitig nach hinten geschwungen und überkreuzt, sodass der Voltigierer nach der Landung in der entgegengesetzten Richtung sitzt und reitet.
- Flanke: Beginnt wie eine Schere, allerdings werden die Beine auf eine Seite des Pferdes geführt. Die Flanke kann münden entweder in einen aufrechten Innensitz mit geschlossenen, gerade gestreckten Beinen zur Innenseite des Pferdes oder in einen federnden Absprung vom Pferd zur Außenseite des Pferdes.
- Fahne: Eine Einsteigerübung, ein Vierfüßlerstand mit dem Blick durch die Pferdeohren, wobei das diagonale Arm-Bein-Paar ausgestreckt ist.
- Quersitz: Seitliches Sitzen auf dem Pferderücken, wobei beide Beine auf einer Seite des Pferdes liegen.
- Liegestütz: Der Körper bildet eine gerade Linie, wobei die Füße des Voltigierers auf der Kruppe aufliegen.
Vom Anfänger bis zum Spitzensportler: Voltigieren als sportliche Disziplin
Voltigieren ist längst kein Anfängersport mehr oder allein ein Einstieg in den Reitsport. Voltigieren hat sich vor allem im deutschsprachigen Raum zu einer ernsthaften Disziplin im Pferdesport entwickelt, die sowohl bei Kindern, Jugendlichen als auch Erwachsenen Anklang findet, aber auch in der Heilpädagogik und beim Sport für Menschen mit geistiger Behinderung.
Voltigieren für Kinder
Für Kinder bietet Voltigieren sehr viele gesundheitliche und soziale Vorteile, die die Entwicklungs- und Wachstumsphase der Kinder positiv beeinflussen. Auf spielerische Weise wird das Körperbewusstsein, die Balance und die Koordination geschult. Und mit wachsendem Körperbewusstsein wird auch das Selbstbewusstsein stimuliert. Weitere positive Auswirkungen in der körperlichen Entwicklung hat Voltigieren auf Kraft und Beweglichkeit gleichermaßen.
Da Voltigieren ein Teamsport ist, lernen die Kinder beim gemeinsamen Turnen auf sich, aufeinander und auf das Pferd Acht zu haben. Der Teamgeist und Teamzusammenhalt wird gestärkt und Vertrauen und Sympathie gefördert. Weiterhin lernt das Kind mit seinen Teamkollegen zu kommunizieren, sich auszudrücken und Verantwortung für die Sicherheit anderer zu übernehmen.
Der beste Zeitpunkt, um mit dem Voltigieren anzufangen, ist wie auch beim Reiten Lernen vom Kind selbst abhängig, aber auch vom jeweiligen Verein. Dennoch ist das Alter von vier bis sechs Jahren ein guter Anhaltspunkt, wie auch seine Größe, wobei das Kind sollte selbstständig die Haltegriffe des Gurts erreichen können sollte.
Auch wenn das Kind schließlich nicht beim Voltigieren bleibt, sondern in den Reitsattel umschwenkt, bietet das Voltigieren eine gute Vorbereitung darauf. Denn es entwickelt spielerisch ein Gefühl für das Pferd und dessen Bewegungen. Das macht das Reiten Lernen letztlich in vielerlei Hinsicht einfacher, da das Kind Gleichgewicht, Körperbewusstsein und Losgelassenheit bereits intus hat.
Wer Sorge hat, dass das Kind oder der Anfänger gleich auf das galoppierende Pferd aufspringen muss, der kann beruhigt sein. Sowohl Anfänger als auch beim Erlernen neuer Übungen wird zuerst am klassischen Holzpferd geübt. So wird nicht nur das Voltigierpferd geschont, sondern so auch Stürze und Verletzungen vermieden. Auch in der fortschreitenden Voltigierausbildung ist das Holzpferd ein wichtiger Weggefährte, vor allem wenn es an das Einstudieren von neuen, gewagten Figuren geht.
Voltigieren als Breitensport
Voltigieren ist im Vergleich zum Reiten eine sehr kostengünstige Sportart. Denn die Ausrüstung fällt verhältnismäßig minimalistischer und damit auch kostengünstiger aus. Weiterhin wird im Gegensatz zum Reitunterricht für mehrere Schüler nur ein Pferd benötigt.
Viele Reitschulen bieten neben Reitunterricht auch Voltigierunterricht an, allerdings ist der Sport nicht so weit verbreitet wie Reiten. Wer also in den Voltigiersport einsteigen möchte, sollte sich bei den Reitvereinen in der Umgebung informieren, ob sie Voltigierunterricht anbieten.
Dass das Voltigieren viel mehr als nur ein Hobby sein kann, erzählt Viktor Brüsewitz in folgendem Video. Viktor Brüsewitz ist einer der bekanntesten Voltigierer Deutschlands, wenn nicht sogar weltweit. Er erzählt von seinen Anfängen und von den Höhen und Tiefen, die er im Voltigiersport, sowie auf seiner eigenen Reise erleben durfte:
Voltigieren als Turniersport
Vor allem im deutschsprachigen Raum ist Voltigieren auch im Turniersport stark vertreten und geht bis zur DM, EM und WM. Hierbei gibt es drei Disziplinen: Einzel-, Doppel- und Gruppenvoltigieren, sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene.
Im Einzelvoltigieren treten Männer und Frauen getrennt voneinander an, um gleiche Chancen und eine gleiche Leistungsbewertung zu ermöglichen. Im Doppel oder auch Pas de Deux genannt können die Paare gemischt sein, aber auch aus zwei Frauen und zwei Männern bestehen. Auch das Gruppenvoltigieren kann gemischt geschlechtlich sein, wobei die Gruppe aus sechs bis acht Turnern besteht, aber nur maximal drei Turner gleichzeitig auf dem Pferd sein dürfen.
Voltigierturniere bestehen meist aus einem Pflichtteil und einer Kür, wobei es bei den großen Meisterschaften wie der Deutschen Meisterschaft verpönt ist, zweimal dieselbe Kür zu zeigen. Das Einzel kann zusätzlich noch ein Technikprogramm haben, während das Doppel wiederum sowohl aus Pflicht und Kür oder allein aus einer Kür bestehen kann.
Um die Leistung am besten bewerten und vergleichen zu können, gibt es beim Voltigieren wie beim Springen und in der Dressur verschiedene Leistungsklassen mit unterschiedlichen Schweregraden bzw. Leistungsklassen: LK A, L, M*, M** und der Spitzensport LK S. Zudem gibt es noch Juniorklassen, die Voltigierern von 18 Jahren und jünger vorbehalten sind.
Mehrere Richter bewerten die korrekte Ausführung der Übungen, die Technik, die ausgewählte Musik in der Kür und den Gesamteindruck. Auch Pferd und Longenführer erhalten eine Pferdenote. Hierbei werden das korrekte Laufen an der Longe und die Gleichmäßigkeit der Galoppade bewertet.
Aktueller Bundestrainer (Stand 2024) des Voltigierkaders ist Kai Vorberg, der selbst ein Rekordhalter im internationalen Voltigiersport ist. Bevor er das Amt des Bundestrainers übernommen hat, machte er mit seiner Mozart-Kür von sich reden, die er bei den Weltreiterspielen in Aachen 2006 zum Besten gab.
Voltigieren in den Special Olympics
Auch im Sport für Menschen mit geistiger Behinderung ist Voltigieren vertreten. Hier gibt es dieselben Klassen wie im Regelsport, nur in leicht abgewandelter Form: Neben Einzel- und Gruppenvoltigieren gibt es das Unified Doppel und Unified Team. Bei beiden letzteren Disziplinen turnen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam als gleichwertige Partner bzw. Teamkollegen. Damit trägt der Pferdesport auch beim Voltigieren zur Inklusion bei. Die Bewertungskriterien unterscheiden sich jedoch nicht von der Bewertung im Regelsport.
Geschichte des Voltigiersports
Der Voltigiersport ist bei Weitem keine junge Sportart, sondern entwickelte sich aus verschiedenen Übungen und Anlässen bereits zu Zeiten vor Christus. Auch Felszeichnungen erinnern daran, dass Kunstreiten und die Akrobatik auf dem Pferd schon damals präsent war.
Später wurden akrobatische Turnübungen von der Kavallerie in das Training aufgenommen, um Gleichgewicht, Beweglichkeit, Kraft und Ausdauer zu schulen und sie besser auf den berittenen Kampf vorzubereiten.
Zwischen den beiden Weltkriegen entwickelte sich das Turnen zu Pferd zu einem Kindersport. Ein Ausbilder der Kavallerieschule Hannover, Seidel, gründete die Seideltruppe, die mit dem uns heute bekannten Voltigieren anfing und als Schaunummer auf diversen Reitturnieren auftrat.
Im Jahr 1920 war Voltigieren sogar bei Olympia in Antwerpen vertreten, allerdings unter dem Titel Kunstreiten. Hierbei führten Soldaten Übungen auf gesatteltem und ungesatteltem Pferd im Stand und Galopp vor. Damals siegte Belgien im Mannschaftswettbewerb und im Einzel.
Anschließend entwickelte sich der Voltigiersport konstant in den Sport, wie wir ihn heute kennen:
- 1950: Nach dem 2. Weltkrieg gründete der Universitätsreitstall Göttingen eine Voltigiergruppe, die dieselbe Funktion innehatte wie die Seideltruppe.
- 1953: erste moderne Voltigieranleitung von Dieter Schnelle
- Ab 1953: Erste Voltigerturniere fanden statt
- 1958: erste, bundesweite, formgebende Richtlinien mit Pflichtübungen
- 1963: erste Deutsche Meisterschaft mit den ersten Gruppen-Meisterschaften
- 1972: zweiter Auftritt bei Olympia, nicht als Disziplin, sondern in der Einstiegsnummer als Schauvorführung
- 1970er Jahre: das Einzelvoltigieren entwickelte sich, aber erst in den 80er Jahre wurde es ins Reglement aufgenommen
- 1983: Voltigieren wird offizielle Sportart der FEI und ist damit eine der sieben Pferdesportarten, die die FEI betreut
- 1984: erste Europameisterschaft in Österreich in der Nähe von Wien
- 1986: erste Weltmeisterschaft in der Schweiz
Aktuell ist Voltigieren trotz seiner mittlerweile großen Beliebtheit nicht olympisch. Der Grund ist, dass ihm aktuell die Voraussetzungen für die Teilnahme bei den Olympischen Spielen fehlen. Einerseits mangelt es an Internationalität und andererseits sind die olympischen Disziplinen mit anderen Reitsportarten wie Springen, Dressur und Vielseitigkeit ausreichend vertreten und ausgefüllt.
Voltigieren: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Wie ist der Voltigiersport organisiert?
Wie andere Pferdesportarten auch wird der Voltigiersport auf deutscher Ebene von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung FN vertreten bzw. von der jeweiligen Landeskommission. Die FN ist zudem für die Ausstellung der Voltigier- und Longenführerscheine und der Voltigierabzeichen zuständig. Auf internationaler Ebene ist der Sport seit 1983 von der International Federation of Equestrian Sports FEI vertreten.
Welche Leistungsklassen gibt es beim Voltigieren?
Bis zur Neuauflage 2008 liefen die Leistungsklassen im Voltgieren noch unter anderen Bezeichnungen. Ab 2008 wurden sie umbenannt und umorganisiert in Leistungsklasse A, L, M* und M** und schließlich noch in den Spitzensport LK S. Weiterhin gibt es die Juniorklassen für 18-Jährige und jünger.
Im Einzelvoltigieren gibt es die LK L, M, S und die Junioren, Turniere im Doppel werden nur unterteilt in Junioren und Senioren. Dabei besteht nur in den Juniorenklassen eine Altersgrenze, für die übrigen Leistungsklassen besteht keine Altersgrenze.
Gibt es beim Voltigieren auch Abzeichen?
Um das Tierwohl zu sichern und auch einen Nachweis über den jeweiligen Leitungsstand zu bekommen, gibt es wie beim Reiten Leistungsabzeichen: Die Voltigierabzeichen. Insgesamt gibt es 8 Abzeichen, entsprechend dem Ausbildungsstand. Sie gehen kongruent zu den Reitabzeichen von VA 10 bis VA 1, wobei verschiedene Übungen von leicht/grundlegend bis zu fortgeschritten gefordert werden. Zum Erreichen ist jeweils das vorherige Abzeichen Pflicht, für das VA 10 gibt es keine Grundvoraussetzungen bis auf die Teilnahme am Vorbereitungslehrgang. Jedes Voltigierabzeichen wird mit einer Prüfung abgeschlossen bzw. verliehen.
Anstelle des VA 6 wird ein Pferdeführerschein Umgang oder die Reitabzeichen 6+7 oder Fahrabzeichen 6+7 gemacht, die Voraussetzung für die folgenden Voltigierabzeichen sind.
Den krönenden Abschluss bildet das Goldene Voltigierabzeichen, das jedoch nach Turnierprüfungen und Erfolgen verliehen wird.
Ab welchem Alter ist der Einstieg ins Voltigieren sinnvoll?
Viele Reitschulen, die Voltigieren anbieten, nehmen Kinder im Alter zwischen 4 und 6 Jahren auf. Dabei ist es jedoch von der Entwicklung und Größe des jeweiligen Kindes abhängig, wann es mit dem Voltigieren beginnen kann. Als Richtwert wird die Größe genommen, da das Kind selbstständig den Griff des Gurts mit ausgestrecktem Arm erreichen können sollte und sich zudem gut koordinieren können sollte.
Müssen Voltigierer Helme tragen?
Nein, denn ein Reithelm ist bei den akrobatischen Übungen auf und um dem Pferd hinderlich. Die Kontrolle über den Kopf wird durch einen Helm nur eingeschränkt, ebenso die räumliche Orientierung. Hinzu kommt, dass ein Helm beim Voltigieren vor allem für kleine Kinder gefährlich werden kann: Kinder haben in Relation zu ihrem Körper einen großen Kopf, sodass der Helm dieses Ungleichgewicht noch verstärken würde. Um Voltigieren dennoch sicher zu gestalten, wird zuerst am Holzpferd geübt bzw. am Pferd nur im Schritt. Erst später kommt mit wachsender Fähigkeit Trab und schließlich Galopp hinzu.
Gehört zum Voltigieren auch der Umgang mit dem Pferd?
Grundsätzlich ja, da der Umgang mit dem Pferd hilft, sich mit ihm wie mit den anderen Teammitgliedern vertraut zu machen.
Die Turner helfen beim Putzen, beim Fertigmachen und beim Versorgen des Pferdes nach dem Training. Das fördert die Sympathie für das Pferd und lehrt vor allem Kinder, dass Pferde eigentlich Fluchttiere sind, die ihren Fluchtinstinkt für das Team zurückstellen.
Ist Voltigieren Tierquälerei?
Voltigieren ist für das Pferd sehr anstrengend, da es dieselbe Bewegungsrhythmik für eine gewisse Zeit beibehalten muss. Nicht umsonst dauert die Ausbildung zum Voltigierpferd bis zu 3 Jahre. Dennoch wird darauf achtgegeben, das Pferd durch das Voltigieren sowohl körperlich als auch geistig nicht zu überlasten. Somit beschränkt sich das Training mit Pferd auf maximal wenige Minuten pro Woche, an den übrigen Tagen wird ein Ausgleichstraining für das Pferd gefunden. Außerdem kümmern sich das Team liebevoll um ihr Teammitglied Pferd, sodass Voltigieren nicht als Tierquälerei angesehen werden kann.