Die Olympischen Spiele im Reitsport
Die Olympischen Spiele im Reitsport haben eine lange Tradition, anfangs waren Frauen jedoch nicht startberechtigt. Mittlerweile ist der Reitsport einer der wenigen Sportarten bei den Olympischen Spielen, wo Frauen und Männer gleichberechtigt sind.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Reitsport hat eine faszinierende Geschichte bei den Olympischen Spielen. In den Anfängen im Jahr 1900 fanden die Spiele in der prachtvollen Hauptstadt Frankreichs statt, und der Reitsport war erstmals Teil des olympischen Wettbewerbs. Damals standen jedoch andere Disziplinen im Vordergrund, nämlich Polo- und Sprungwettkämpfe.
Es vergingen zwölf Jahre, bis der Reitsport einen festen Platz in den Olympischen Spielen fand. Seit 1912, also seit über 110 Jahren, sind die Disziplinen Dressur, Springen und Vielseitigkeit fest im Programm verankert. Eine bedeutende Veränderung trat 1928 in Amsterdam ein, als in allen drei Disziplinen sowohl Einzel- als auch Mannschaftsmedaillen vergeben wurden. Das kommende (nach Paris 2024) Los Angeles 2028 wird somit ein Jubiläum von 100 Jahren Reitsport bei den Olympischen Spielen markieren.
Gleichberechtigung im Reitsport
Eine bemerkenswerte Besonderheit des Reitsports als olympischer Disziplin ist, dass Männer und Frauen gleichermaßen teilnehmen und um die gleichen Medaillen kämpfen. Dies war jedoch nicht von Anfang an so. In den frühen Jahren war es ausschließlich Männern vorbehalten, die Offiziere oder "Gentlemen" waren, sich mit den besten Reitern der Welt zu messen. Erst im Jahr 1952 wurden Frauen in der Dressur zugelassen, gefolgt von der Zulassung im Springen 1956 und schließlich in der Vielseitigkeit im Jahr 1964. Obwohl es in anderen Sportarten getrennte Medaillenvergaben gab, streben die nächsten Olympischen Spiele nach Gleichberechtigung. Zum ersten Mal soll ein absolutes Gleichgewicht zwischen männlichen und weiblichen Athleten hergestellt werden.
Der Reitsport bei den Olympischen Spielen hat eine spannende Entwicklung durchlaufen und bleibt eine einzigartige Disziplin, die Sportlerinnen und Sportler aus der ganzen Welt fasziniert.
Die Olympischen Disziplinen im Reitsport
Die Disziplin des Reitens hat eine lange und reiche Tradition in der Geschichte der Olympischen Spiele. Bei den Olympischen Spielen im Reitsport gibt es insgesamt sechs Wettbewerbe – jeweils einen Einzel- und einen Mannschaftswettbewerb in jeder Disziplin. Die Disziplinen, die bei den Olympischen Spielen vertreten sind, umfassen Springreiten, Dressur und Vielseitigkeitsreiten. Anfangs erhielten Frauen im Jahr 1952 zuerst die Möglichkeit, in der Dressur anzutreten, später wurden auch im Springreiten und in der Vielseitigkeit Frauenwettbewerbe eingeführt. Somit zählt der Reitsport zu den wenigen Sportarten, die für Männer und Frauen gleichermaßen offen ausgetragen werden.
Springreiten
Bis zu den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko bestand eine Springreit-Mannschaft aus drei Reitern, von denen alle das Ziel erreichen mussten. Daher gab es bei den Spielen 1932 in Los Angeles keine Medaillengewinner in der Mannschaft, da keine Mannschaft vollständig ins Ziel kam. Von den Spielen 1972 in München bis zu denen in Rio de Janeiro 2016 bestand eine Mannschaft aus vier Reitern. Für die Spiele 2020 kehrte man unter dem Motto "more flags" (mehr teilnehmende Nationen) zu Mannschaften mit drei Reitern zurück.
Bei den Spielen in Paris 1900 gab es noch keine Mannschaftswettbewerbe, sondern nur Einzelspringen sowie Wettbewerbe im Hoch- und Weitspringen.
Obwohl der Weltpferdesportverband FEI noch 1952 beschloss, dass Frauen nicht zu den Wettbewerben zugelassen werden sollten (und der US-amerikanische Verband die qualifizierte Carol Durand wieder ausladen musste), erhielten Frauen erstmals 1956 die Möglichkeit zur Teilnahme an den Olympischen Spielen im Springreiten.
Dressurreiten
Bis einschließlich der Sommerspiele 1948 durften nur Offiziere an den olympischen Pferdesportwettbewerben teilnehmen. Dies führte dazu, dass die schwedische Mannschaft 1949 die Goldmedaille, die sie bei den Spielen in London 1948 gewonnen hatte, zurückgeben musste, da herauskam, dass der Reiter Gehnäll Persson kein Offizier war. Ab den Olympischen Spielen in Helsinki 1952 gab es diese Beschränkung nicht mehr. Zudem durften erstmals in der olympischen Geschichte Frauen an den Dressurwettbewerben teilnehmen. Bei dieser ersten Gelegenheit gewann Lis Hartel die Einzel-Silbermedaille. Heutzutage dominieren Frauen diese Pferdesportdisziplin.
Im Jahr 1960 wurde einmalig keine Mannschaftswertung durchgeführt. Da im Dressurreiten die geringste Wahrscheinlichkeit besteht, dass ein Reiter oder Pferd im Mannschaftswettbewerb ausfällt, bestanden Mannschaften mit drei Reitern am längsten. Erstmals 1988 konnten im Grand Prix de Dressage vier Reiter pro Mannschaft antreten, wobei das schlechteste Ergebnis gestrichen wurde. Dieser Modus blieb bis Athen 2004 bestehen. Einmalig im Jahr 2016 gab es erneut den Modus mit vier Reitern pro Nation, aber für die Spiele ab 2020 sind wieder Drei-Reiter-Teams vorgesehen.
Vielseitigkeitsreiten
Das Vielseitigkeitsreiten, auch bekannt als Military, stellt eine der anspruchsvollsten Disziplinen des olympischen Pferdesports dar. Es ist ein dreitägiger Mehrkampf, der nicht nur die Fähigkeiten der Reiter im Dressurreiten, im Geländeritt und im Springreiten erfordert, sondern auch eine ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen Reiter und Pferd.
In der Geschichte der Olympischen Spiele wurde das Vielseitigkeitsreiten ständig weiterentwickelt und angepasst. So wurde beispielsweise in Antwerpen 1920 die Dressur durch einen zusätzlichen Geländeritt ersetzt, um den Wettkampf vielseitiger zu gestalten. Diese Änderungen spiegelten die ständige Suche nach einer ausgewogenen und herausfordernden Wettkampfformel wider.
Besonders der Geländeritt war immer wieder Gegenstand hitziger Diskussionen. Die Länge und Schwierigkeit der Strecke sowie die Anforderungen an die Pferde führten zu Debatten über die Tierschutzaspekte und die Fairness des Wettbewerbs. Aus diesem Grund wurden in der Vergangenheit mehrfach Regeln geändert, um die Sicherheit und das Wohlergehen der Pferde zu gewährleisten.
Ein weiteres Thema, das die Geschichte des Vielseitigkeitsreitens geprägt hat, ist die Teilnahme von Frauen. Lange Zeit war es Frauen verwehrt, an den olympischen Wettbewerben teilzunehmen. Erst 1964 wurde diese Beschränkung aufgehoben, und seitdem haben Frauen einen bedeutenden Platz im Vielseitigkeitsreiten eingenommen. Heutzutage dominieren Frauen diese Disziplin, und ihre Leistungen tragen maßgeblich zur Entwicklung und Popularität des Vielseitigkeitsreitens bei.
Eine besondere Herausforderung für die Vielseitigkeitsreiter und -reiterinnen ist der komplexe Aufbau des Wettbewerbs. Die Vielseitigkeit besteht aus mehreren Teilprüfungen, was den Wettbewerb nicht nur körperlich, sondern auch taktisch anspruchsvoll macht. Die Einführung von getrennten Vielseitigkeitsprüfungen und die Integration der Mannschaftsleistungen in die Einzelwertung sind Beispiele für die Bemühungen, den Wettbewerb fairer und spannender zu gestalten.
Die Mannschaftszusammensetzung im Vielseitigkeitsreiten hat im Laufe der Jahre ebenfalls Veränderungen erfahren. Von größeren Teams mit bis zu fünf Reitern pro Nation in den 2000er Jahren bis zur Rückkehr zu kleineren Drei-Reiter-Teams im Jahr 2020 spiegeln diese Änderungen die Suche nach dem optimalen Gleichgewicht zwischen Wettbewerbsintensität und Chancengleichheit wider.
Para-Dressur
Im Gegensatz zu den Olympischen Spielen, bei denen drei verschiedene Reitsportdisziplinen ausgetragen werden, liegt der Schwerpunkt der Paralympics ausschließlich auf der Dressur. Im Para-Dressursport wird die einzigartige Bindung zwischen Reiterinnen und Reitern und ihren Pferden besonders deutlich. Bei den Wettkämpfen werden die Präzision und Qualität des Ritts, das Verhalten der Pferde in den verschiedenen Gangarten, ihre Disziplin während der Ruhephasen sowie die künstlerische Ausdrucksstärke bewertet.
Ursprünglich entstand der Para-Dressursport aus therapeutischen Gründen, wobei die Interaktion mit Pferden den Patientinnen und Patienten half und auch als Freizeitbeschäftigung genutzt wurde. Die ersten Wettbewerbe fanden in den 1970er Jahren statt, aber erst 1996 bei den Olympischen Spielen in Atlanta wurde der Para-Dressursport ins paralympische Programm aufgenommen. Ein besonderes Merkmal ist, dass Reiterinnen und Reiter aller Klassen gemeinsam an den Wettbewerben teilnehmen können.
Das Programm des Para-Dressurwettbewerbs umfasst die Championatsaufgabe, die Teamaufgabe mit Musik (Pflichtprogramm mit vorgegebenen Lektionen und Linien) sowie die individuelle Kür (selbst gewählte Linienführung zu beliebiger Musik). Die Einzelkür steht den besten acht Reiterinnen und Reitern jeder Klasse offen, basierend auf den Ergebnissen der Einzelaufgabe.
Je nach Bedarf können die Reiterinnen und Reiter spezielle Ausrüstungen nutzen, wie modifizierte Sättel, Riemen und Sporen.
Erlaubte Einschränkungen umfassen orthopädische Beeinträchtigungen, Querschnittslähmung, Tetraplegie, Halbseitenlähmung, Zerebralparese, degenerative neurologische Erkrankungen, neurologische Behinderungen und Sehstörungen.
Die Klassifizierung erfolgt wie folgt:
- Grade I: Reiterinnen und Reiter haben schwere Beeinträchtigungen, die alle Gliedmaßen und den Rumpf betreffen.
- Grade II: Reiterinnen und Reiter haben entweder eine schwere Beeinträchtigung des Rumpfes und eine Beeinträchtigung der Arme oder eine mäßige Beeinträchtigung des Rumpfes, der Arme und Beine.
- Grade III: Reiterinnen und Reiter haben schwere Beeinträchtigungen in beiden Beinen mit minimaler oder keiner Beeinträchtigung des Rumpfes oder mäßiger Beeinträchtigung der Arme, Beine und des Rumpfes.
- Grade IV: Reiterinnen und Reiter haben eine schwere Beeinträchtigung oder das Fehlen beider Arme oder eine mäßige Beeinträchtigung aller vier Gliedmaßen oder sind kleinwüchsig.
- Grade V: Reiterinnen und Reiter haben eine Sehbehinderung oder vollständige Blindheit oder eine leichte Beeinträchtigung des Bewegungsumfangs oder der Muskelkraft oder einen Mangel an einer Gliedmaße oder einen leichten Mangel an zwei Gliedmaßen.
Wie kann man an den Olympischen Spielen im Reiten teilnehmen?
Die Auswahl, welche Reiter und Reiterinnen an den Olympischen Spielen teilnehmen können ist von Land zu Land unterschiedlich und kann auch von Olympischen Spielen zu Olympischen Spielen unterschiedlich sein. Im Folgenden erklären wir dir, wie der Qualifikationsweg für Paris 2024 aussieht:
Qualifikationsweg für die Olympischen Spiele im Springreiten
Generell legt die FEI den folgenden Weg fest, um sich für eine Startberechtigung bei den Olympischen Spielen zu qualifizieren:
- Quotenplätze für das Springreiten: Die Vergabe der Quotenplätze erfolgt durch die Normenkommission, wobei insgesamt 75 Plätze zur Verfügung stehen. Von diesen werden 72 durch die Normenkommission und 3 durch den Gastgeber vergeben. Jede teilnehmende Nation hat die Möglichkeit, maximal 3 Athleten für das Springreiten zu nominieren.
- Athletenberechtigung: Athleten müssen die Bestimmungen der Olympischen Charta einhalten, insbesondere Regel 41 (Nationalität der Teilnehmer) und Regel 43 (Welt-Anti-Doping-Code und der Olympische Bewegung Kodex zur Verhinderung der Manipulation von Wettbewerben).
- Altersanforderungen: Die teilnehmenden Athleten müssen bis spätestens zum 31. Dezember 2006 geboren sein und dürfen daher nicht jünger als 18 Jahre sein. Pferde, die an den Olympischen Spielen teilnehmen, müssen bis zum 31. Dezember 2015 geboren sein und dürfen nicht jünger als neun Jahre sein.
- Zusätzliche Kriterien der FEI: Um für die Olympischen Spiele Paris 2024 zugelassen zu werden, müssen Athleten und Pferde bestimmte Mindestqualifikationsanforderungen (MER) erfüllen. Diese Anforderungen können durch die Teilnahme an ausgewählten Veranstaltungen wie Kontinentalmeisterschaften, FEI World Cup™ Jumping-Wettbewerben und Grand Prix-Wettbewerben erreicht werden.
- Nations Cup Wettbewerbe: Um die Mindestanforderungen zu erfüllen, müssen Athleten/Pferd-Kombinationen die erste oder zweite Runde von drei Nations Cup Wettbewerben abschließen. Diese Wettbewerbe sollten eine Höhe von 1,55 m bei CSIO4* bis 5*(-W) Outdoor-Veranstaltungen haben, wobei höchstens vier (4) Strafpunkte erlaubt sind.
- Technische Spezifikationen: Die ausgewählten Nations Cup, Grand Prix und FEI Jumping World Cup™ Wettbewerbe müssen den technischen Spezifikationen gemäß Artikel 632.5 der FEI-Regeln für Reitsportveranstaltungen bei den Olympischen Spielen Paris 2024 entsprechen.
- Individuelle Quotenplätze: Es gibt verschiedene Wege zur Qualifikation, einschließlich der Teilnahme an den oben genannten Veranstaltungen und der Erfüllung bestimmter Mindestanforderungen. Nur Nationen, die keinen Team-Quotenplatz erhalten haben, sind berechtigt, individuelle Quotenplätze zu erhalten
In Deutschland wir von dem Deutschem Olympiade-Komitee für Reiterei der Qualifikationsweg für Deutsche Springreiter der Qualifikationsweg so beschrieben:
- Leistungsperspektive:
Wettkampfleistungen, Gesundheits- und Fitnesszustand, Formkurve und Belastung der Reiter-Pferd-Kombinationen werden bewertet.
- Nominierungskriterien:
Die Nominierung erfolgt durch den DOSB-Vorstand zwischen Anfang Mai und Anfang Juli 2024.
- Wettkampfleistungen und -ergebnisse:
Die Leistungen der Reiter-Pferd-Kombinationen während der Turniersaison 2024 bei CSI/CSIO 4*/5* sind entscheidend.
- Teilnahme an ausgewählten internationalen Springturnieren:
Die Reiter müssen an bestimmten internationalen Springturnieren teilnehmen, um ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
- Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft in Balve:
Die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft in Balve wird bei der Bewertung der Leistungsperspektive berücksichtigt.
- Gesundheits- und Fitnesszustand:
Der Gesundheits- und Fitnesszustand der Reiter-Pferd-Kombinationen wird genau überwacht.
- Formkurve der Reiter-Pferd-Kombinationen:
Die Formkurve der Reiter-Pferd-Kombinationen wird bewertet, um sicherzustellen, dass sie sich in einem guten Leistungszustand befinden.
- Zusätzliche FEI-Kriterien:
Athleten und Pferde müssen bestimmte Mindestqualifikationsanforderungen (MER) erfüllen, um für die Olympischen Spiele zugelassen zu werden.
- Athletenberechtigung und Altersanforderungen:
Athleten müssen die Bestimmungen der Olympischen Charta und der FEI respektieren und einhalten, zusätzlich gelten Altersanforderungen für Athleten und Pferde.
Der Qualifikationsweg zu den Olympischen Spielen für die Dressurreiter
Der Sichtungsweg für die deutschen Dressurreiter für die Teilnahme an den Olympischen Spielen Paris 2024 besteht aus folgenden Schritten:
- Bewertung der Wettkampfleistungen und -ergebnisse während der Turniersaison 2024 bei CDI/CDIO 3/4/5***.
- Teilnahme an zwei wichtigen Wettkämpfen:some text
- Deutsche Meisterschaft in Balve vom 06. bis 09. Juni 2024 (Grand Prix, Grand Prix Special, Grand Prix Kür).
- CHIO in Aachen vom 02. bis 07. Juli 2024 (Grand Prix, Grand Prix Special, Grand Prix Kür).
- Berücksichtigung des aktuellen Gesundheits- und Fitnesszustands der Reiter-/Pferdekombination zum Zeitpunkt des Nominierungsvorschlags.
- Bewertung der Formkurve der Reiter-/Pferdekombination zum Zeitpunkt des Nominierungsvorschlags.
- Berücksichtigung der Mehrfachbelastung derselben Reiter-/Pferdekombination.
Es wird darauf hingewiesen, dass die Arbeitsgruppe Spitzensport Dressur die Möglichkeit hat, herausragenden Reiter-/Pferdekombinationen Dispens für die Deutsche Meisterschaft in Balve zu erteilen und sie stattdessen für das CHIO in Aachen zu nominieren, um die Belastung zu steuern.
Der Nominierungsvorschlag wird abschließend bis zum 07. Juli 2024 beim DOSB-Vorstand eingereicht. Dieser Vorschlag wird in der DOKR-Ausschusssitzung (Arbeitsgruppe Spitzensport Dressur) nach dem CHIO in Aachen erstellt.
Des Weiteren setzt der Weltreiterverband (FEI) diese Qualifikationskriterien fest, damit die jeweiligen Länder eine Startberechtigung erhalten:
- Teamqualifikation: Die Teams werden durch verschiedene Qualifikationsveranstaltungen ermittelt, wobei jedes teilnehmende Nationale Olympische Komitee (NOC) ein Team von maximal drei Athleten stellen kann. Die Qualifikation erfolgt basierend auf den Ergebnissen bei den FEI Dressur Weltmeisterschaften, den FEI Europameisterschaften und anderen FEI Designated Olympic Qualification Events.
- Individuelle Qualifikation: Athleten können individuelle Quotenplätze erhalten, wenn ihr NOC keinen Teamplatz akzeptiert hat. Die Qualifikation erfolgt über das FEI Olympic Ranking – Dressage sowie über spezifische Veranstaltungen in verschiedenen geografischen Gruppen. Jedes NOC kann maximal einen individuellen Quotenplatz erhalten.
- Reallokation von ungenutzten Quotenplätzen: Wenn ein NOC einen zugewiesenen Quotenplatz nicht annimmt oder ablehnt, wird dieser Platz gemäß den festgelegten Verfahren neu verteilt. Dies kann durch eine Reallokation an das NOC des nächsthöher platzierten Athleten im FEI Olympic Ranking – Dressage erfolgen.
- Bestätigungsprozess für Quotenplätze: Die NOCs müssen ihre Annahme oder Ablehnung von Quotenplätzen innerhalb bestimmter Fristen bestätigen. Die Annahme erfolgt durch Einreichung des FEI-Zertifikats der Fähigkeit für den Athleten und das Pferd.
- Zeitplan für die Qualifikation: Die Qualifikationsveranstaltungen finden im Zeitraum von 2022 bis 2023 statt, wobei die endgültige Bestätigung der Quotenplätze bis zum Jahr 2024 erfolgt.
- Reallokation von ungenutzten Host-Country-Plätzen: Falls das Gastgeberland kein Team stellt oder sich entscheidet, stattdessen einen einzelnen Athleten zu schicken, werden die ungenutzten Athletenplatzkontingente an die NOCs der am höchsten platzierten Athleten neu verteilt, die noch nicht qualifiziert sind.
Diese Kriterien stellen sicher, dass die besten Athleten und Teams aus verschiedenen Regionen die Möglichkeit haben, an den Olympischen Spielen in der Dressur teilzunehmen.
Der Qualifikationsweg für die Vielseitigkeitsreiter
Der Qualifikationsweg für Vielseitigkeitsreiter richtet sich nach den internationalen Qualifikationskriterien:
Der Qualifikationsweg für Vielseitigkeitsteams sieht vor, dass insgesamt 16 Nationen einen Teamqualifikationsplatz erhalten. Dabei wird ein Platz als Gastgeberlandplatz vergeben, 14 Teamquotenplätze werden über von der FEI bestimmte olympische Qualifikationsveranstaltungen vergeben, und ein Platz wird über den FEI Eventing Nations Cup™ 2023 vergeben.
Jedes Team besteht aus drei Reiter-Pferd-Kombinationen. Die Quotenplätze werden wie folgt verteilt:
- Gastgeberland (FRA)
- Die sieben höchstplatzierten Teams der FEI Vielseitigkeits-Weltmeisterschaften 2022, ausgenommen das Gastgeberlandsteam (GER, USA, NZL, GBR, IRL, SWE, SUI)
- Die beiden höchstplatzierten Teams der FEI Europameisterschaften 2023 in den FEI Olympischen Gruppen A und/oder B (BEL, NED)
- Das höchstplatzierte Team eines Gruppe C Qualifikationsevents (POL)
- Die beiden höchstplatzierten Teams der FEI Olympischen Gruppen D und/oder E bei den Panamerikanischen Spielen 2023 (CAN, BRA)
- Die beiden höchstplatzierten Teams der FEI Olympischen Gruppen F und/oder G bei einem Qualifikationsevent 2023 (AUS, JPN)
- Das höchstplatzierte Team der FEI Eventing Nations Cup Series 2023 (ITA)
Zusätzlich gibt es Reserve-Nationen (ESP, CHN, FIN), die für den Fall einspringen können, dass eine qualifizierte Nation nicht teilnimmt.
Für die Einzelqualifikation erhalten nur Nationen, die keinen Teamquotenplatz akzeptiert haben, individuelle Quotenplätze. Jeder Athlet kann maximal einen individuellen Quotenplatz für sein Land erhalten. Eine Nation kann maximal zwei individuelle Plätze für Vielseitigkeitswettbewerbe erhalten.
Die Vergabe der individuellen Quotenplätze erfolgt auf Basis der FEI Vielseitigkeits-Olympiarangliste, wobei die besten Athleten aus verschiedenen geografischen Gruppen berücksichtigt werden. Falls Plätze ungenutzt bleiben, werden sie gemäß den Reallokationsverfahren neu verteilt.
Für nicht genutzte Gastgeberländerplätze und individuelle Quotenplätze gelten spezifische Reallokationsverfahren, um sicherzustellen, dass alle verfügbaren Plätze optimal genutzt werden.
In für die deutschen Vielseitigkeitsreiter sieht das ganze dann für diese Saison Olympia wie folgt aus:
Gemäß den internationalen Kriterien wurden bereits alle Quotenplätze für das deutsche Vielseitigkeitsteam im Jahr 2022 erlangt.
Für die Nominierung zum deutschen Vielseitigkeitsteam für die Olympischen Spiele Paris 2024 gelten spezifische Grundsätze, die vom DOSB-Präsidium im Mai 2022 beschlossen wurden. Die Auswahl der Reiter-/Pferdkombinationen erfolgt anhand verschiedener Kriterien:
- Wettkampfleistungen und -ergebnisse während der Turniersaison 2024 bei CCI4*/CCI5*-Veranstaltungen.
- Aktueller Gesundheits- und Fitnesszustand der Reiter-/Pferdekombination zum Zeitpunkt der Nominierung.
- Formkurve der Reiter-/Pferdekombination zum Zeitpunkt der Nominierung.
- Mehrfache Belastung derselben Reiter-/Pferdekombination.
Die Nominierungsvorschläge werden von der Arbeitsgruppe Spitzensport Vielseitigkeit erstellt, welche sich aus verschiedenen Mitgliedern zusammensetzt, darunter der Vorsitzende, der Cheftrainer, der Mannschaftstierarzt und ein Vertreter der DOKR-Geschäftsstelle. Diese Arbeitsgruppe koordiniert auch die individuelle Teilnahme an ausgewählten internationalen CCI4*/CCI5*-Turnieren sowie an nationalen Meisterschaften.
Die endgültige Entscheidung über die Nominierung zum deutschen Vielseitigkeitsteam wird vom DOSB-Vorstand getroffen, basierend auf den eingereichten Nominierungsvorschlägen.
Herausragende Leistungen im olympischen Reitsport
Reitmeister Hans Günter Winkler
Hans Günter Winkler gehört zu den legendären Reitern der olympischen Geschichte. Mit seinen zahlreichen Medaillen und seinem beeindruckenden Können hat er den Reitsport maßgeblich geprägt.
Dressur Ikone Isabell Werth
Isabell Werth, geboren am 21. Juli 1969 in Issum, ist eine herausragende deutsche Dressurreiterin. Mit sieben Olympiasiegen und insgesamt zwölf olympischen Medaillen (7 Gold, 5 Silber), neun Weltmeistertiteln, einundzwanzig Europameisterschaftsgewinnen und vierzehn Deutschen Meisterschaften hat sie sich als die erfolgreichste Reiterin und Dressurreiterin weltweit etabliert.
Michael Jung
Der Deutsche Vielseitigkeitsreiter Michael Jung gewann zwischen 2012 und 2016 insgesamt 4 olympische Medaillen in der Vielseitigkeit. Er befindet sich damit auf Platz 3 der Rangliste der erfolgreichsten Vielseitigkeitsreiter bei den Olympischen Sommerspielen im Reiten.
Andrew Hoy
Der erfolgreichste bei den Olympischen Sommerspielen in der Vielseitigkeit ist bis heute Andrew Hoy. Mit insgesamt 6 Medaillen, 3x Gold, 2x Silber und 1x Bronze ist er der erfolgreichste Australische Reiter bei den Olympischen Spielen.