Vergrößerte Darstellung einer Grasmilbe (Neotrombicula autumnalis) mit sichtbarer Körperstruktur und Beinen. Das Bild steht exemplarisch für den Grasmilbenbefall beim Pferd, der zu Juckreiz, Hautreizungen und Sommerekzem-ähnlichen Symptomen führen kann.

Grasmilben beim Pferd – Ursachen, Symptome & Behandlung

Gras- und Herbstgrasmilben sind winzige Parasiten, die vor allem im Spätsommer und Herbst bei Pferden für massiven Juckreiz und Hautirritationen sorgen. Dieser Artikel erklärt verständlich die Ursachen, Symptome, Diagnosemöglichkeiten und Behandlungsmethoden – ergänzt durch Tipps zur Vorbeugung und langfristigen Kontrolle des Befalls.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Grasmilben beim Pferd?

Grasmilben beim Pferd sind mikroskopisch kleine Parasiten aus der Familie der Laufmilben, insbesondere die sogenannte Herbstgrasmilbe (Neotrombicula autumnalis). Sie treten besonders in den Monaten August bis Oktober auf, wenn sich ihre Larvenstadien auf Gräsern befinden und Pferde beim Grasen oder Wälzen befallen.

Definition: Grasmilben sind Parasiten, deren Larven auf Wiesen lebende Tiere befallen, sich in die Haut bohren und dort Juckreiz und Entzündungen auslösen.

Symptome: So erkennst du Grasmilben beim Pferd

Grasmilben sind winzig klein, aber ihre Auswirkungen sind deutlich sichtbar:

Typische Symptome sind:

  • Starker Juckreiz: Besonders an Fesselbeugen, Bauchnaht, Brust, Ganaschen, Ohren und Beinen.
  • Gerötete Haut und Pusteln: Oft in Gruppen, besonders an dünn behaarten Stellen.
  • Krusten und Hautläsionen
  • Scheuern und vermehrtes Wälzen
  • Unruhe und Aggression beim Putzen
❗ Achtung:
Manche Pferde zeigen allergische Reaktionen, was zu einer sogenannten Sommerdermatitis oder einer Verschlimmerung bestehender Hautprobleme führen kann.

Wie kommt es zum Grasmilbenbefall?

Lebenszyklus der Herbstgrasmilbe:

Nur das Larvenstadium ist parasitär. Die Larven sitzen auf Grashalmen und reagieren auf Bewegung oder Körperwärme – das Pferd wird beim Grasen, Liegen oder Wälzen befallen. Die Larven graben sich mit ihren Mundwerkzeugen in die Haut und saugen Zellflüssigkeit.

  • Aktivitätszeit: Juli bis Oktober (besonders bei warmem, feuchtem Wetter)
  • Größe: 0,2–0,3 mm – mit bloßem Auge kaum sichtbar
  • Farbe: orange bis rötlich

Übertragungswege:

  • Direkter Kontakt mit Gräsern, Moos oder Laub
  • Indirekte Übertragung über Pflegezubehör, Decken oder Sättel möglich, aber selten

Diagnose: Wie wird ein Milbenbefall festgestellt?

Diagnostik durch den Tierarzt:

  • Klebebandpräparat: Zum Nachweis der Larven unter dem Mikroskop
  • Hautgeschabsel oder Biopsie: Bei Verdacht auf sekundäre Infektionen
  • Ausschlussdiagnostik: Abgrenzung zu anderen Hautproblemen wie Pilzen, Haarlingen, Sommerekzem

Behandlung von Grasmilben beim Pferd

Die Behandlung erfolgt in zwei Schritten: akute Linderung und Bekämpfung der Ursache.

1. Akute Linderung von Juckreiz & Entzündung

  • Waschungen mit antiseptischen Shampoos (z. B. mit Chlorhexidin oder Teebaumöl)
  • Kühlende Gels oder Salben (z. B. mit Aloe Vera oder Zink)
  • Kortisonhaltige Salben bei starken allergischen Reaktionen (nur nach tierärztlicher Rücksprache)

2. Antiparasitäre Mittel

  • Permethrin-haltige Präparate zur äußerlichen Anwendung 
  • Ivermectin oder Selamectin – systemische Mittel, in schweren Fällen vom Tierarzt verschrieben
Hinweis: Viele Mittel sind nicht offiziell für Pferde zugelassen – Rücksprache mit dem Tierarzt ist zwingend erforderlich.

Vorbeugung und langfristiges Management

Ein einzelner Befall lässt sich meist gut behandeln. Um wiederkehrende Probleme zu vermeiden, ist eine langfristige Strategie nötig.

Weidemanagement:

  • Wiesen ab Oktober meiden, wenn möglich
  • Gräser kurz halten
  • Keine Weidenutzung in der Morgendämmerung, da Milben dann am aktivsten sind

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Pferdepflege:

  • Tägliche Kontrolle empfindlicher Stellen
  • Beine und Bauch nach dem Reiten abwaschen
  • Fellpflege mit repellierenden Sprays (z. B. Neemöl, Kokosöl oder spezielle Insektensprays)

Stallhygiene:

  • Regelmäßiges Waschen von Decken und Gamaschen
  • Reinigung von Putzzeug, Sätteln und Zaumzeug
  • Misten bei feuchtwarmem Wetter besonders sorgfältig

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Grasmilben oder doch etwas anderes? Differenzialdiagnosen im Überblick

Erkrankung Symptome Unterscheidung zu Grasmilben
Sommerekzem Juckreiz, Krusten, Haarausfall Saisonaler Verlauf (Frühling–Herbst), Mähnenkamm betroffen
Pilzinfektionen Runde kahle Stellen, Schuppen Kein Juckreiz im Frühstadium
Haarlinge/Läuse Sichtbare Parasiten, stumpfes Fell Sichtbar mit bloßem Auge
Mauke Krusten, Rötung, nässende Wunden an der Fesselbeuge Oft bakteriell, kein Zusammenhang mit Jahreszeit

Grasmilben im Vergleich zu anderen Parasiten beim Pferd

Viele Symptome, die durch Grasmilben verursacht werden, können auch bei anderen äußeren Parasiten auftreten. Um eine gezielte Behandlung durchführen zu können, ist es wichtig, die Unterschiede zu kennen.

Parasit Größe Sichtbarkeit Hauptsaison Typische Symptome Übertragungsweg
Grasmilben (Larven) 0,2–0,3 mm Kaum sichtbar (rötlich) Spätsommer / Herbst Juckreiz, Pusteln, Krusten, Scheuern Kontakt mit Gräsern
Zecken 1–5 mm (bis 1 cm vollgesogen) Gut sichtbar Frühjahr bis Herbst Knötchen, lokale Schwellung, Entzündung Vegetation (hohes Gras, Büsche)
Haarlinge 1–2 mm Sichtbar bei genauem Hinsehen Ganzjährig Stumpfes Fell, Schuppen, Juckreiz Körperkontakt, Putzzeug
Läuse 1–2 mm Sichtbar bei genauer Kontrolle Winter / Frühjahr Juckreiz, kahle Stellen, Nervosität Direkter Kontakt, Decken
Räudemilben 0,2 mm Nicht sichtbar Winter (v. a. bei schwachem Immunsystem) Starker Juckreiz, Krusten, Hautverdickung Hautkontakt, z. B. durch Weidegemeinschaften
Bremsen (Insekten) bis 2 cm Sehr gut sichtbar Sommer Schmerzhafte Stiche, Unruhe, Fluchtverhalten Flugfähig – aktiv bei warmem Wetter

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Einordnung: Was macht Grasmilben besonders?

  • Grasmilben sind saisonale Parasiten, deren winzige Larven besonders in warm-feuchten Spätsommermonaten Probleme verursachen. Sie leben nicht dauerhaft auf dem Pferd, sorgen aber durch ihren kurzen Aufenthalt für massiven Juckreiz.
  • Im Unterschied zu Zecken übertragen Grasmilben keine Krankheiten, sind aber sehr unangenehm für empfindliche Pferde.
  • Haarlinge, Läuse und Räudemilben verursachen ganzjährigen Juckreiz, treten aber häufig bei Immunschwäche oder schlechter Fellpflege auf.
  • Bremsenstiche sind schmerzhaft, aber sofort erkennbar – eine Verwechslung mit Milben ist selten, aber bei entzündeten Hautstellen nicht ausgeschlossen.

Fazit: Eine gründliche Untersuchung durch den Tierarzt und ggf. ein mikroskopischer Nachweis sind essenziell, um den genauen Parasiten zu identifizieren – und damit die richtige Behandlung einzuleiten.

Mythen & Irrtümer rund um Grasmilben

„Grasmilben leben dauerhaft auf dem Pferd.“

-> Nein, nur die Larven parasitieren – nach einigen Tagen lassen sie sich wieder fallen.

 „Nur ungepflegte Pferde sind betroffen.“

-> Grasmilben befallen alle Pferde, unabhängig von Haltung oder Pflege.

 „Einmaliges Abspritzen reicht aus.“

-> Nur gründliche Pflege und gegebenenfalls medizinische Behandlung helfen nachhaltig.

Hausmittel gegen Grasmilben – hilfreich oder gefährlich?

Bewährte Hausmittel (nur unterstützend):

  • Kokosöl: wirkt leicht repellierend
  • Apfelessig-Wasser-Mischung: zur Reinigung, nicht bei offenen Wunden
  • Schwarzkümmelöl: entzündungshemmend, kann zur Fellpflege verwendet werden

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Ungeeignet oder gefährlich:

  • Teebaumöl pur: reizend, giftig bei falscher Dosierung
  • Knoblauch innerlich: umstritten, kann zu Blutbildveränderungen führen
Hinweis: Hausmittel ersetzen niemals die tierärztliche Diagnose oder Behandlung.

Grasmilben beim Pferd: FAQ

Wie erkenne ich einen Grasmilbenbefall beim Pferd?

Typisch sind starker Juckreiz, Krusten und Pusteln an dünn behaarten Körperstellen. Besonders häufig sind Beine, Bauch und Brust betroffen.

Wann treten Grasmilben besonders häufig auf?

Im Spätsommer und Herbst (Juli bis Oktober), insbesondere bei feuchtem Wetter.

Autor*in
Sina SchulzeMehr VON CMH.TV

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