Grundgangarten des Pferdes

Grundgangarten des Pferdes

Lerne die drei Grundgangarten im Reitsport kennen: Schritt, Trab und Galopp. Dieser Artikel bietet umfassende Einblicke in die Bedeutung, Form und Anwendung jeder Gangart. Von der korrekten Fußfolge bis hin zu speziellen Galopp-Varianten und der richtigen Problemlösung beim Reiten – entdecke, wie du die Basis deiner Reitfähigkeiten festigen und weiterentwickeln kannst.

Inhaltsverzeichnis

Die drei Grundgangarten im Überblick

Im Reitsport sind die Grundgangarten ein essenzielles Element, das jeder Reiter verstehen und beherrschen sollte. Diese grundlegenden Bewegungsarten eines Pferdes – Schritt, Trab und Galopp – bilden die Basis für alle weiteren Disziplinen. Ob du ein Anfänger bist, der die Grundlagen des Reitens erlernen möchte, oder ein erfahrene Reiter, der sein Wissen vertiefen will: Ein fundiertes Verständnis der Grundgangarten ist unerlässlich.

Schritt

Der Schritt bildet die Grundlage jeder Reitkunst. Während die Schrittqualität für ein Springpferd weniger entscheidend sein mag, ist sie für ein Dressurpferd von größter Bedeutung. Ein unzureichender Schritt ist schwer zu korrigieren und zu verbessern. Der Schritt ist eine ruhige Gangart ohne Schwebephase. Die Fußfolge kann mit dem Merksatz "gleichseitig, aber nicht gleichzeitig" beschrieben werden: Die Beine werden erst auf der einen, dann auf der anderen Seite nacheinander gesetzt.

Ein korrekter Schritt sollte ein klarer Viertakt sein. Die Hinterhufe sollen mindestens in die Spur der Vorderhufe fußen, idealerweise sogar darüber hinausgreifen.

Doch Vorsicht: Ein besonders raumgreifender und langer Schritt, bei dem die Hinterhufe deutlich über die Vorderhufe hinaus nach vorne fußen, kann in der Praxis zu Problemen führen. Ein solch langer Schritt ist oft langsamer im Hinterbein. Dies wird besonders problematisch bei Kurzkehrt, Hinterhandwendung und Schrittpirouetten. Deshalb ist im Schritt auch der Fleiß besonders wichtig.

Trab

Der Trab ist eine mittelschnelle Grundgangart, bei der sich das Pferd in einem gleichmäßigen und schwungvollen Tempo bewegt, das ihm ermöglicht, große Distanzen zu überwinden. Diese Gangart ist eine Zweitakt-Bewegung mit vier Phasen, einschließlich Schwebephasen. Die Fußfolge erfolgt in der Reihenfolge links vorne, rechts hinten, rechts vorne, links hinten, wobei sich die diagonalen Beinpaare synchron bewegen. In der ersten und dritten Phase berühren die diagonalen Hufe (links vorne und rechts hinten oder rechts vorne und links hinten) den Boden. In der zweiten und vierten Phase schweben alle Hufe in der Luft. Ähnlich wie beim Schritt setzt der Hinterhuf im Trab in die Spur des Vorderhufs.

Formen des Trabs

Im Reitsport wird der Trab je nach Tempo und Versammlungsgrad in verschiedene Formen unterteilt:

  • Arbeitstrab: Der normale Trab ist schwungvoll, taktrein und fleißig.
  • Mitteltrab: Mit verstärktem Raumgriff und Rahmenerweiterung. Die Hinterhufe fußen leicht über die Spur der Vorderhufe.
  • Starker Trab: Zeigt noch deutlicheren Raumgriff, maximale Rahmenerweiterung, Schwung und Vorwärtsschub, ohne schneller zu werden. Die Hinterhufe treten deutlich über die Spur der Vorderhufe hinaus.
  • Versammelter Trab: Fordert verstärktes Untertreten der Hinterhand unter den Schwerpunkt, verkürzt die Schritte, eliminiert die Schwebephase, und die Hinterhufe reichen höchstens bis zur Spur der Vorderhufe.

Zusätzlich unterscheidet man beim Reiten zwischen leichtem und ausgesessenem Trab.

Besonderheiten und Einsatz

In der hohen Schule der Dressur ist die Piaffe, der Trab auf der Stelle, eine bekannte Übung. Eine weitere Kunstgangart ist die Passage, bei der durch eine verzögerte Schrittfolge die Schwebephasen verlängert werden. Die Hinterhand wird weit unter den Körper gezogen und die Vorderhand stark angehoben, was auch als Teil des Imponiergehabes der Hengste in der freien Natur zu beobachten ist.

Im Westernreiten gibt es den sogenannten Jog, der dem Tempo einer Rinderherde angepasst ist und sich ideal zum Hüten und Begleiten von Herden eignet. Dieser langsame Trab ohne Schwebephase wird im ausgesessenen Sitz geritten und ist besonders angenehm, weshalb er häufig bei ausgedehnten Trail- oder Wanderritten verwendet wird.

Bei Trabrennen kommt der Trab besonders zum Einsatz. Speziell gezüchtete Rassen wie der Traber oder ähnliche Sportpferde werden für diese Disziplin bevorzugt verwendet.

Galopp 

Der Galopp ist die schnellste der Grundgangarten, dabei aber auch eine weiche und gesprungene Bewegung, die im Dreitakt geritten wird. Im Rechtsgalopp erfolgt die Fußfolge in der Reihenfolge links hinten, dann rechts hinten und links vorne nahezu gleichzeitig, dann rechts vorne, gefolgt von einer Schwebephase. Das Pferd schwingt dabei jeweils ein diagonales Beinpaar weiter nach vorne als das andere. Dies führt zu den Varianten Links- und Rechtsgalopp, je nachdem, mit welchem Hinterbein gestartet wird. Beim Galoppwechsel à tempo wechselt das Pferd bei jedem Sprung zwischen Links- und Rechtsgalopp. Zusätzlich wird zwischen Innen- und Außengalopp unterschieden. Beim Innengalopp greift das innere, zur Bahnmitte gerichtete Beinpaar vor, während beim Außengalopp das äußere Beinpaar vortritt. Wechsel zwischen diesen Varianten werden als einfache oder fliegende Galoppwechsel bezeichnet.

Formen des Galopps

Je nach Versammlung und Tempo unterscheidet man folgende Galoppformen.

  • Arbeitsgalopp: Das Pferd galoppiert in einer geregelten, schwungvollen Vorwärtsbewegung im sauberen Dreitakt mit leichter Aufwärtstendenz. Die Hinterhufe fußen leicht über der Spur der Vorderhufe.
  • Mittelgalopp: Die Galoppsprünge sind länger, aber nicht schneller, mit deutlicher Raum- und Rahmenerweiterung. Erreicht wird dies durch eine Verlängerung der Galoppsprünge aus dem Arbeitsgalopp heraus.
  • Starker Galopp: Kennzeichnet sich durch maximalen Raumgriff und starke Rahmenerweiterung mit klarer Aufwärtstendenz, gefordert ab Dressurklasse M.
  • Versammelter Galopp: Die Galoppsprünge sind stark verkürzt, sodass das Pferd mit der Hinterhand deutlich unter den eigenen Schwerpunkt springt und Gewicht aufnimmt. Dies führt zu einer Rahmenverkürzung und einer verlängerten Schwebephase, wobei die Sprünge erhabener und dynamisch bleiben. Diese Galoppform ist ab Dressurklasse L relevant und dient der Vorbereitung auf den fliegenden Galoppwechsel oder die Galopp-Pirouette.

Besonderheiten und Einsatz

Im Westernreiten wird der Galopp als Lope bezeichnet und ist dafür bekannt, besonders sanft, langsam und flach geritten zu werden, um Pferd und Reiter über längere Strecken hinweg Komfort zu bieten. Der Canter, ein leichter und schneller Galopp, wird im leichten Sitz mit langen Zügeln geritten. Der Jagd- oder Renngalopp stellt die schnellste Variante dar, bei der Geschwindigkeiten von bis zu 70 Stundenkilometern erreicht werden können. Während dieser Gangart nimmt der Reiter oder Jockey einen leichten Sitz ein. Bei Galopprennen sind vor allem Englische Vollblutpferde vertreten. Aktuelle Erkenntnisse deuten darauf hin, dass der Galopp auch als Viertakt wahrgenommen werden kann, allerdings nur bei sehr langsamen oder schnellen Renngalopps.

Probleme und Fehlerquellen beim Reiten der Grundgangarten

Wie man Probleme in den Grundgangarten lösen kann, erklärt Christoph Hess in der ClipMyHorse.TV Academy:

Im Schritt

Für Reiter ist neben dem Fleiß vor allem die Taktsicherheit von großer Bedeutung. Besonders herausfordernd wird es, wenn das Pferd zu Passverschiebungen neigt. In solchen Fällen ist der Viertakt gestört, und die gleichseitigen Beine fußen fast gleichzeitig auf.

Auch die Nerven des Pferdes können dem Reiter Schwierigkeiten bereiten: Ein sehr nervöses oder übereifriges Pferd zeigt oft keinen ruhigen Schritt, sondern neigt zu Anzackeln und Taktfehlern.

Ein guter Schritt kann jedoch auch vom Reiter – oft unbewusst – negativ beeinflusst werden. Der gravierendste Fehler des Reiters ist eine starre und rückwärts wirkende Hand, die den gleichmäßigen Takt des Pferdes blockiert. In der Dressur wird daher in den Basisklassen der Mittelschritt gefordert: Im Schritt ist ein deutliches Vorwärts bei leichter Rahmenerweiterung besonders wichtig.

Manche Reiter neigen dazu, den Schritt anzuschieben, indem sie rhythmisch mit dem Gesäß im Sattel nach vorne drücken. Dies macht den Schritt jedoch nicht fleißiger oder taktmäßiger, sondern stört das Pferd aktiv. Der Reiter sollte im Schritt, wie in jeder Gangart, geschmeidig, aufrecht und ruhig im Sattel sitzen. Die Hand des Reiters sollte locker und geschmeidig auf die Nickbewegung des Pferdehalses und -kopfes eingehen, ohne zu blockieren.

Um den Schritt zu verbessern, insbesondere wenn er unruhig, nervös oder passartig ist, eignet sich vor allem das Gelände. Lange und ruhige Ausritte am hingegebenen Zügel können dem Pferd helfen, den Takt zu finden. Zudem ist es wichtig, das Pferd in allen drei Grundgangarten zu gymnastizieren. Ein geradegerichtetes, gut ausbalanciertes und gymnastiziertes Pferd zeigt oft auch einen besseren Schritt.

Dennoch gibt es Fälle, in denen alle Bemühungen des Reiters keinen Erfolg haben. Bei der Beurteilung eines Reitpferdes sollte daher dem Schritt stets besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden.

Im Trab

Der Arbeitstrab sollte fleißig, aber nicht hastig sein. Das Pferd bewegt sich im gleichmäßigen Takt, locker, frei und mit schwingendem Rücken vorwärts. Die Hinterbeine treten ungefähr in die Spuren der Vorderbeine. Diese Gangart eignet sich besonders für lösende Übungen, da sie dem Pferd durch den natürlichen und kräfteschonenden Vorwärtsschwung hilft, Verspannungen und Steifheit abzubauen und sich zu entspannen.

Der Reiter sitzt geschmeidig und locker im Sattel. Besonders in der Mittelpositur muss der Reiter entspannt sein, um die Bewegungen des Pferderückens sanft mitzugehen. Das Augenmerk liegt darauf, den Fleiß der Bewegung zu erhalten und die Hinterhand des Pferdes zu aktivieren.

Auch bei der Trabverstärkung bleibt der Takt erhalten. Ein guter Mitteltrab ist schneller als der Arbeitstrab, jedoch wird dies nicht durch eine Erhöhung des Taktes erreicht, sondern durch vermehrten Raumgewinn mit jedem einzelnen Trabtritt. Das Pferd setzt seine Hinterbeine weiter unter den Körper und stößt sich kräftiger nach vorne ab, wodurch es mehr Raum gewinnt. Der Reiter sollte die Trabverstärkung nicht durch planloses Treiben erreichen, was den Takt beschleunigen würde, sondern sie durch vermehrten Raumgriff entwickeln. Eine gute Trabverstärkung entsteht aus einer erhöhten Aufrichtung und Sammlung des Pferdes.

Die verstärkten Abfußungen und die längeren Schritte des Pferdes können es für den Reiter schwieriger machen, geschmeidig auszusitzen. Ein korrekt ausgeführter Mitteltrab mit schwingendem Rücken auf einem gut gelösten Pferd ist jedoch gut auszusetzen. Wenn der Reiter extrem geworfen wird, ist dies ein Warnsignal, dass die Losgelassenheit des Pferdes überprüft werden sollte. Übung und Geduld sind erforderlich, um einen schwungvollen Mitteltrab aussitzen zu können.

Ein häufig zu beobachtender Sitzfehler ist das "Surfen": Der Reiter lehnt sich in der Trabverstärkung stark nach hinten, um einerseits zu treiben und andererseits zu sitzen. Dies führt jedoch dazu, dass die korrekte Einwirkung und Unterstützung des Pferdes verloren gehen. Das Pferd wird im Rücken gestört und möglicherweise blockiert. Eine unabhängige und einfühlsame Zügelhand ist ebenfalls nicht mehr gegeben, da sich der Reiter an den Zügeln festhält. Dies kann dazu führen, dass sich das Pferd schwer auf das Gebiss legt und die Selbsthaltung verliert.

In der Versammlung wird das Pferd kürzer, die Hinterhand senkt sich etwas, und die Vorhand richtet sich entsprechend auf. Das Vorwärts wird mehr in ein Aufwärts umgewandelt, sodass das Pferd erhabener trabt.

Dabei sollen Takt und Fleiß erhalten bleiben. Das Pferd wird nicht langsamer oder schwungloser, sondern gewinnt an Ausdruck. Jeder Tritt wird präzise, bewusst und fleißig im Takt ausgeführt.

Nur ein weit gefördertes und ausgebildetes Pferd wird diese Anforderungen erfüllen können. Ebenso wird nur ein fortgeschrittener Reiter in der Lage sein, eine korrekte Versammlung des Pferdes zu erzielen.

Im Galopp

Während der Einbeinstütze des inneren Vorderbeins trägt dieses Bein das gesamte Gewicht von Pferd und Reiter und muss zudem das gesamte Gewicht wieder nach oben drücken. Dies führt zu einer erheblichen Belastung der Sehnen, Bänder und Gelenke. Besonders Pferde, die von Natur aus vorlastig sind, belasten ihre Vorderbeine stärker, was durch enge Wendungen noch verstärkt wird.

Um die Gesundheit des Pferdes zu erhalten, sollte im Galopp nicht zu lange auf einer Hand geritten werden. Häufige Handwechsel im Viereck sind ratsam. Auch bei Ausritten sollte der Galopp regelmäßig gewechselt werden, um eine einseitige Belastung zu vermeiden.

Bei der Gymnastizierung des Pferdes ist darauf zu achten, dass sowohl der Links- als auch der Rechtsgalopp gleichmäßig gefordert werden. Wenn das Pferd in den Kreuzgalopp fällt, sollte sofort durchpariert werden. Kreuzgalopp ist ein Warnzeichen dafür, dass das Pferd entweder schlecht ausbalanciert ist oder ein Missverständnis zwischen Reiter und Pferd vorliegt.

Im Kreuzgalopp galoppiert das Pferd vorne links und hinten rechts oder umgekehrt. Dies kann der Reiter nicht sehen, aber deutlich fühlen: Der sonst rhythmische Dreitakt des Galopps wird holprig und unangenehm zu sitzen.

Der Reiter sollte darauf achten, das innere Vorderbein des Pferdes nicht zu blockieren. Im Innengalopp greift die innere Schulter des Pferdes besonders weit vor. Wenn der Reiter am inneren Zügel zieht und blockiert, kann das Pferd keinen freien Galoppsprung machen. Schon beim Angaloppieren sollte die innere Hand des Reiters deutlich vorgehen, um den Galoppsprung zu ermöglichen.

Viele Pferde zeigen eine Präferenz für den Linksgalopp und finden es einfacher, auf der linken Hand korrekt anzugaloppieren. Dennoch gibt es auch Pferde, die den Rechtsgalopp bevorzugen. Wenn ein Pferd wiederholt falsch angaloppiert, kann es sinnvoll sein, den Galopp aus einer klaren Außenstellung heraus zu entwickeln. Dies unterstützt das weit ausgreifende innere Vorderbein, indem die äußere Schulter blockiert wird.

Die Bewegungsabläufe des Pferdes müssen nicht beeindruckend sein, um sich erfolgreich unter dem Reiter zu zeigen. Ein konstanter und rhythmischer Schritt, ein Galopp mit erhobener Vorhand und ein Trab, bei dem die Hinterhand aktiv mitarbeitet, sind optimale Voraussetzungen.

Autor*in
Sina SchulzeKlinikenMehr VON CMH.TV

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