Tierarzt untersucht ein weißes Pferd mit einem Stethoskop in der Box – Artikel über Krebs beim Pferd

Krebs beim Pferd – Symptome, Ursachen, Behandlung und Hoffnung für betroffene Pferde

Krebs beim Pferd ist keine Seltenheit – besonders Hauttumoren wie Sarkoide, Melanome oder Plattenepithelkarzinome kommen häufig vor. Doch die Diagnose bedeutet nicht das Ende: Mit Früherkennung, moderner Diagnostik und individuell angepasster Therapie lassen sich viele Tumoren erfolgreich behandeln. Erfahre hier, worauf du als Pferdehalter achten solltest.

Inhaltsverzeichnis

Wenn die Diagnose Krebs fällt

Die Diagnose „Krebs beim Pferd“ trifft viele Besitzer völlig unerwartet. Was zunächst wie eine harmlose Schwellung oder Warze aussieht, entpuppt sich manchmal als ernste Erkrankung. Sofort kommen Sorgen auf:
Wie schlimm ist es? Kann man etwas tun? Wird mein Pferd wieder gesund?

So verständlich diese Ängste sind – nicht jeder Tumor bedeutet das Schlimmste. Viele Krebsarten beim Pferd wachsen langsam, lassen sich behandeln oder zumindest über lange Zeit stabil halten. Wichtig ist, die Erkrankung zu verstehen, frühzeitig zu erkennen und gemeinsam mit dem Tierarzt die richtige Entscheidung zu treffen.

Was ist Krebs beim Pferd?

Krebs entsteht, wenn sich Körperzellen unkontrolliert teilen und nicht mehr den natürlichen „Stopp“-Signalen folgen. Diese Zellen verdrängen gesundes Gewebe und können – je nach Art – in andere Körperregionen wandern.
Man unterscheidet:

  • Gutartige Tumore (benigne): Sie wachsen lokal, bilden aber keine Metastasen.
  • Bösartige Tumore (maligne): Sie wachsen zerstörerisch und können sich über Blut oder Lymphsystem im Körper ausbreiten.

Auch beim Pferd kommen beide Formen vor. Besonders häufig betroffen ist die Haut, aber auch Schleimhäute, Augen oder innere Organe können Tumoren entwickeln.

Häufige Krebsarten beim Pferd

Pferde können verschiedene Tumorarten entwickeln – einige treten deutlich häufiger auf als andere. Zu den wichtigsten zählen:

Equines Sarkoid – der häufigste Hauttumor beim Pferd

Das equine Sarkoid ist die mit Abstand häufigste Tumorart bei Pferden. Es gilt als gutartig, zeigt aber oft ein aggressives Wachstum und neigt stark zu Rückfällen nach chirurgischer Entfernung.

Typische Merkmale:

  • Knoten, warzenartige oder krustige Hautveränderungen
  • Meist an Kopf, Brust, Gurtlage, Beinen oder Genitalbereich
  • Oft an kleinen Wunden oder Narbenstellen

Fachleute vermuten, dass bovine Papillomviren (BPV-1 und BPV-2) eine Rolle spielen. Diese Viren können über kleine Hautverletzungen, Insektenstiche oder Putzzeug in die Haut gelangen und dort die Zellteilung anregen.

Auch wenn die Tumore meist nicht streuen, können sie lokal stark wachsen und das Wohlbefinden des Pferdes beeinträchtigen.

👉 Weiterführende Informationen findest du im Artikel „Equines Sarkoid – Ursachen, Behandlung und Prognose“.

Plattenepithelkarzinom – Krebs an unpigmentierten Hautstellen

Das Plattenepithelkarzinom (PEK) ist ein bösartiger Tumor, der von Haut- und Schleimhautzellen ausgeht. Besonders gefährdet sind:

  • Augenlider und Bindehaut
  • Lippen und Nüstern
  • Genitalbereich 
  • Analkegel

Oft beginnt die Erkrankung mit einer unscheinbaren, schlecht heilenden Wunde oder Verkrustung. Mit der Zeit kann der Tumor tief in die Haut und das umliegende Gewebe einwachsen. Unbehandelt droht eine Ausbreitung über die Lymphbahnen.

Das Risiko ist bei hellhäutigen Pferden oder Tieren mit vielen weißen Abzeichen besonders hoch, da UV-Strahlung als einer der wichtigsten Auslöser gilt. Früh erkannt und operativ entfernt, ist die Prognose aber günstig.

Melanom – der „Schimmelkrebs“

Fast jedes Schimmelpferd entwickelt im Laufe des Lebens Melanome, also Tumore aus Pigmentzellen (Melanozyten).
Sie treten meist im mittleren bis höheren Alter auf – besonders an:

  • Schweifrübe
  • After
  • Genitalien
  • Lippen und Augenlidern

Anfangs sind die Knoten oft harmlos und wachsen langsam. Doch bei manchen Pferden verändern sie sich mit der Zeit, wachsen schneller oder breiten sich in innere Organe wie Leber oder Lunge aus.

Ein gut geplantes Monitoring und ggf. eine gezielte Behandlung (z. B. chirurgische Entfernung einzelner Knoten) können das Fortschreiten verlangsamen.

Seltenere Tumore

Neben diesen drei Hauptformen gibt es noch einige seltenere Krebsarten:

  • Lymphome: Tumore des Immunsystems, die Lymphknoten und Organe befallen können.
  • Weichteilsarkome (z. B. Fibrosarkome): Aus Binde- oder Muskelgewebe, teils schwer zu entfernen.
  • Mastzelltumoren: Meist kleine Hautknoten, selten bösartig.
  • Organ-Tumoren: z. B. an Leber, Niere oder Milz – sie bleiben oft lange unentdeckt.

Ursachen und Risikofaktoren für Krebs beim Pferd

Krebs entsteht nie durch eine einzige Ursache, sondern durch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Einige davon lassen sich beeinflussen, andere nicht.

Alter und genetische Veranlagung

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, dass sich Zellen unkontrolliert teilen.
Schimmel sind genetisch besonders anfällig für Melanome – das liegt an einer Mutation im sogenannten Grey-Gen.
Auch Pferde mit sehr heller Haut oder großen weißen Abzeichen haben ein erhöhtes Risiko für Hauttumore.

Umwelt- und Sonnenbelastung

UV-Strahlen gelten als einer der wichtigsten äußeren Auslöser für Hautkrebs.
Vor allem empfindliche, unpigmentierte Hautstellen sollten daher durch Schatten, Decken oder Sonnenschutzcremes für Pferde geschützt werden.

Virusinfektionen

Beim equinen Sarkoid werden bestimmte Papillomviren als mögliche Ursache diskutiert.
Sie können über kleine Hautverletzungen eindringen und Veränderungen in der Zellteilung auslösen.

Chronische Reizungen und Entzündungen

Dauerhafte mechanische Reizungen (z. B. schlecht sitzende Ausrüstung, Satteldruck, Schweifriemen) können Entzündungen verursachen – ein weiterer Risikofaktor für Zellveränderungen.

Symptome: Woran erkenne ich Krebs beim Pferd?

Die Symptome hängen stark von der Tumorart und dem betroffenen Körperbereich ab.
Oft sind sie anfangs unscheinbar, weshalb Aufmerksamkeit und regelmäßige Kontrolle entscheidend sind.

Typische Anzeichen für Hauttumore:

  • Knoten, Warzen, Beulen oder Schwellungen
  • Verkrustete, nässende oder blutende Stellen
  • Schlecht heilende Wunden
  • Veränderungen an Augenlidern oder Maulschleimhaut
  • Geruch oder Ausfluss

Bei inneren Tumoren können auftreten:

  • Gewichtsverlust ohne ersichtlichen Grund
  • Mattigkeit, Leistungsschwäche
  • Appetitverlust
  • Schwellungen der Lymphknoten
  • Atemprobleme oder Koliken

Wenn du solche Veränderungen bemerkst, warte nicht ab. Ein kurzer Tierarztbesuch bringt Klarheit – und im besten Fall Entwarnung.

Diagnose: Wie stellt der Tierarzt Krebs fest?

Nur der Tierarzt kann sicher feststellen, ob es sich um Krebs handelt.
Die Diagnose erfolgt in mehreren Schritten:

1. Untersuchung und Tastbefund

Zunächst wird der gesamte Körper untersucht: Haut, Schleimhäute, Lymphknoten. Größe, Form und Konsistenz des Knotens geben erste Hinweise.

2. Biopsie – die Gewebeprobe

Eine kleine Gewebeprobe wird entnommen und im Labor untersucht. So lässt sich feststellen, um welche Tumorart es sich handelt und ob sie bösartig ist.

3. Bildgebende Verfahren

Mit Ultraschall, Röntgen oder CT kann der Tierarzt beurteilen, ob der Tumor gestreut hat oder wie tief er im Gewebe sitzt.

4. Blutuntersuchungen

Sie zeigen den allgemeinen Gesundheitszustand und eventuelle Organbeteiligungen – spezielle Tumormarker sind beim Pferd jedoch noch selten.

Die Kombination dieser Methoden liefert die Grundlage für die Therapieentscheidung.

Behandlung: Welche Möglichkeiten gibt es?

Die Behandlung richtet sich nach Tumorart, Lage, Größe, Metastasierung und natürlich dem Gesamtzustand des Pferdes.
Oft werden mehrere Methoden kombiniert, um den bestmöglichen Erfolg zu erzielen.

1. Operation

Eine chirurgische Entfernung ist meist die erste Wahl, wenn der Tumor gut zugänglich ist.
Bei Hauttumoren kann das heilend sein, vorausgesetzt, das Gewebe wird vollständig entfernt.
Bleiben Tumorzellen zurück, besteht die Gefahr eines Rückfalls.

2. Kryotherapie (Vereisung)

Durch das Einfrieren des Tumors mit flüssigem Stickstoff werden die Zellen zerstört.
Die Methode ist besonders bei kleinen Sarkoiden oder Melanomen beliebt, da sie minimalinvasiv ist.

3. Strahlentherapie

In spezialisierten Kliniken können Pferde präzise bestrahlt werden.
Diese Methode ist sehr effektiv bei Plattenepithelkarzinomen und Tumoren am Kopf.
Allerdings ist die Behandlung aufwändig, teuer und erfordert mehrere Sitzungen unter Sedation.

4. Chemotherapie (lokal)

Systemische Chemotherapie wie beim Menschen ist beim Pferd kaum praktikabel.
Es gibt aber lokale Behandlungsformen, etwa durch Injektionen in den Tumor oder spezielle Salben.
Diese Verfahren werden vor allem bei Hauttumoren erprobt.

5. Immuntherapie – das Immunsystem als Helfer

Moderne Ansätze setzen auf das körpereigene Immunsystem, um Tumorzellen zu bekämpfen.
Dazu gehören Impfstrategien oder spezielle Immunstimulanzien.
Noch befindet sich diese Methode in der Erprobung, aber erste Ergebnisse sind vielversprechend – besonders bei Sarkoiden und Melanomen.

6. Palliative Behandlung

Wenn keine Heilung möglich ist, steht die Lebensqualität im Mittelpunkt.
Schmerzmittel, Entzündungshemmer, lokale Pflege und gute Haltung können das Wohlbefinden lange erhalten.

Prognose: Wie sind die Heilungschancen?

Die Aussichten hängen von vielen Faktoren ab:

Faktor Einfluss auf die Prognose
Tumorart Gutartige Tumoren: günstig; bösartige: abhängig von Lage und Metastasierung
Größe & Lage Kleine, gut zugängliche Tumoren besser behandelbar
Zeitpunkt der Diagnose Früherkennung verbessert Heilungschancen deutlich
Therapieform & Nachsorge Kombinationstherapien oft erfolgreicher
Alter & Allgemeinzustand Ältere Pferde brauchen schonende Verfahren

Viele Pferde leben auch mit einem Tumor noch jahrelang beschwerdefrei.
Ziel ist es, das Pferd so lange wie möglich schmerzfrei, beweglich und glücklich zu erhalten.

Prävention und Früherkennung – das kannst du tun

Krebs lässt sich nicht immer verhindern, aber du kannst das Risiko deutlich senken und Veränderungen früh erkennen.

1. Regelmäßige Kontrolle

Nimm dir beim Putzen Zeit, das Pferd genau anzuschauen:

  • Haut und Fell systematisch absuchen
  • Schweifrübe, After, Genitalien und Augenlider kontrollieren
  • Kleine Wunden oder Knötchen dokumentieren (z. B. mit Fotos)

2. Haut schützen

  • Schimmel und helle Pferde vor UV-Strahlung schützen
  • Verletzungen sauber halten
  • Fliegenschutz und hygienisches Putzzeug verwenden

3. Früh handeln

Bei jeder auffälligen Hautstelle oder Schwellung sollte der Tierarzt einen Blick darauf werfen – lieber einmal zu viel als zu spät.

4. Nachsorge ernst nehmen

Nach einer Tumoroperation ist Kontrolle Pflicht:
Lasse die betroffene Stelle regelmäßig untersuchen, um Rückfälle frühzeitig zu erkennen.

Fazit: Krebs beim Pferd – früh erkannt, gut behandelbar

Krebs beim Pferd ist kein seltenes Phänomen – aber auch kein aussichtsloses.
Dank moderner Diagnostik und Therapien können viele Pferde gut behandelt oder stabil gehalten werden.

Wichtig sind:
1. Aufmerksamkeit und Früherkennung
2. Eine schnelle tierärztliche Abklärung
3. Individuelle Therapieplanung
4. Gute Nachsorge und Pflege

Mit der richtigen Unterstützung und Geduld kann auch ein Pferd mit Krebs ein langes, glückliches Leben führen.

Krebs beim Pferd: Die wichtigsten fragen und Antworten

Wie lange kann ein Pferd mit einem Tumor leben?

Viele Pferde leben trotz Tumor jahrelang ohne große Einschränkungen. Entscheidend sind Tumorart, Lage, Wachstumsgeschwindigkeit und eine gute tierärztliche Betreuung.

Kann man Krebs beim Pferd verhindern?

Eine vollständige Prävention ist nicht möglich. Regelmäßige Körperkontrollen, guter Hautschutz und eine saubere Pferdehaltung können das Risiko jedoch deutlich reduzieren.

Warum ist Früherkennung bei Tumoren so wichtig?

Je früher ein Tumor erkannt wird, desto besser sind die Behandlungsmöglichkeiten. Kleine Veränderungen lassen sich häufig einfacher therapieren, bevor sie größer oder aggressiver werden.

Welche Körperstellen sollte ich besonders kontrollieren?

Haut, Fell, Schweifrübe, After, Genitalien und die Augenlider gehören zu den typischen Stellen, an denen Tumore früh auffallen können. Auch kleine Knötchen oder Wunden sollten dokumentiert werden.

Wie schütze ich mein Pferd vor Hautkrebs?

Helle und gescheckte Pferde sollten vor intensiver UV-Strahlung geschützt werden. Dazu gehören geeignete Unterstände, UV-Schutzdecken und konsequente Pflege kleiner Hautverletzungen.

Wann sollte der Tierarzt hinzugezogen werden?

Bei jeder ungewöhnlichen Hautstelle, Schwellung oder Veränderung, die neu auftritt oder sich verändert. Lieber einmal zu früh nachfragen als zu spät.

Warum ist Nachsorge nach einer Tumor-Operation so wichtig?

Auch nach einer erfolgreichen Entfernung können Tumore zurückkehren. Regelmäßige Kontrollen helfen, Rückfälle rechtzeitig zu erkennen und schnell zu behandeln.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Krebs beim Pferd?

Die Wahl der Therapie hängt von der Tumorart ab. Möglich sind chirurgische Entfernung, Kryotherapie (Vereisung), Laser, Medikamente oder eine Kombination daraus. Der Tierarzt legt die passende Therapie individuell fest.

Ist Krebs beim Pferd immer ein Todesurteil?

Nein. Viele Tumore wachsen langsam oder lassen sich gut behandeln. Mit moderner Diagnostik, passenden Therapien und guter Pflege können betroffene Pferde ein langes und zufrieden wirkendes Leben führen.

Was können Pferdehalter selbst tun?

Regelmäßig kontrollieren, Veränderungen dokumentieren, den Tierarzt früh einbeziehen, UV-Schutz ernst nehmen und eine sorgfältige Nachsorge sicherstellen. Aufmerksamkeit ist der wichtigste Baustein für eine gute Prognose.

Autor*in
Sina SchubertMehr VON CMH.TV

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