
Schimmelmelanom beim Pferd – Ursachen, Symptome und Behandlung
Das Schimmelmelanom beim Pferd ist ein weit verbreiteter, meist gutartiger Tumor, der vor allem ältere Schimmel betrifft. In diesem Artikel erfährst du, wie ein Melanom entsteht, welche Körperstellen besonders gefährdet sind und welche Behandlungsmöglichkeiten – von chirurgischer Entfernung über moderne Cremetherapie bis hin zu homöopathischen Ansätzen – zur Verfügung stehen. Außerdem wird erklärt, wie sich die Lebenserwartung betroffener Pferde entwickelt und worauf Halter im Umgang mit der Erkrankung achten sollten.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Schimmelmelanom beim Pferd? – Definition und Erklärung
Ein Schimmelmelanom ist ein Tumor der pigmentbildenden Zellen (Melanozyten), der vor allem bei Schimmeln auftritt. Diese Tumore entstehen durch eine Anhäufung von Melanin – dem Farbpigment, das die Hautfarbe bestimmt. Bei Schimmeln verändert sich im Laufe der Jahre der Pigmentstoffwechsel, wodurch sich vermehrt Melanozyten ansammeln und Tumore bilden können.
Etwa 80 % aller älteren Schimmel entwickeln im Laufe ihres Lebens ein oder mehrere Melanome. Diese treten meist gutartig auf, können aber bösartig entarten und in innere Organe streuen. Umgangssprachlich wird die Erkrankung daher oft als „Schimmelkrebs“ bezeichnet.
Ursachen und Entstehung des Schimmelmelanoms
Die genaue Ursache ist bis heute nicht vollständig geklärt. Als Hauptfaktor gilt eine genetische Veranlagung, die mit der Fellfarbe Schimmel zusammenhängt. Bei Schimmeln kommt es im Alter zu einer genetisch bedingten Mutation im sogenannten STX17-Gen, die den Pigmentstoffwechsel beeinflusst.
Dadurch vermehren sich Melanozyten unkontrolliert, was schließlich zur Tumorbildung führt. Besonders betroffen sind ältere Pferde – häufig ab dem 10. Lebensjahr.
Weitere mögliche Risikofaktoren:
- UV-Strahlung (z. B. bei Weidegang im Sommer)
- geschwächtes Immunsystem
- chronische Entzündungen oder Hautverletzungen
- Hormonelle Veränderungen bei älteren Tieren
Typische Stellen und Erscheinungsformen
Schimmelmelanome entwickeln sich bevorzugt an Stellen mit dünner Haut und hoher Pigmentkonzentration. Besonders häufig betroffen sind:
- Schweifrübe
- After
- Maul
- Ganaschen
- Schlauch oder Euterregion
- Ohrspeicheldrüse
- Hals
- Auge und Lidrand
Anfangs erscheinen sie als kleine, harte, schwarze Knoten unter der Haut. Im Verlauf können sie größer werden, aufplatzen oder schwarze Flüssigkeit absondern. In manchen Fällen bilden sich mehrere Knoten, die ineinander übergehen – man spricht dann von einer Melanomatose.
Wenn ein Schimmelmelanom aufgeplatzt ist, sollte das Pferd unbedingt tierärztlich untersucht werden, da sich Entzündungen oder sekundäre Infektionen entwickeln können.
Besonders anfällige Pferderassen
Schimmelmelanome treten fast ausschließlich bei Schimmeln auf – also bei Pferden, deren Fell mit zunehmendem Alter aufhellt. Der zugrunde liegende Gendefekt im sogenannten STX17-Gen ist rasseübergreifend verbreitet, aber einige Rassen tragen ihn besonders häufig.
Die am stärksten betroffenen Rassen sind:
- Lipizzaner
- Bei Lipizzanern ist die Häufigkeit besonders hoch: Studien zeigen, dass bis zu 90 % aller älteren Lipizzaner Melanome entwickeln.
- Ursache ist die gezielte Zucht auf die Schimmelfarbe – fast alle Lipizzaner tragen das „Grey-Gen“.
- Arabische Vollblüter und Arabermischungen
- Auch bei Arabern sind Melanome weit verbreitet, vor allem im Alter ab etwa 10 Jahren.
- Sie neigen zu mehreren kleinen Knoten, insbesondere im Schweif- und Afterbereich.
- Camargue-Pferde
- Diese südfranzösische Rasse besteht fast ausschließlich aus Schimmeln, entsprechend häufig treten hier Melanome auf.
- Connemara-Ponys
- Auch bei dieser Rasse gibt es eine überdurchschnittliche Häufigkeit – vermutlich ebenfalls durch das Grey-Gen.
- Andalusier und PRE (Pura Raza Española)
- Diese spanischen Rassen sind genetisch eng mit Lipizzanern verwandt und ebenfalls häufig Schimmelträger. Entsprechend hoch ist das Risiko.
Weniger betroffene oder resistente Rassen
- Rassen ohne Schimmelfärbung (z. B. Friesen oder Haflinger) zeigen nahezu keine Fälle von Melanomen.
- Auch bei gescheckten Pferden hängt das Risiko ausschließlich davon ab, ob sie das Grey-Gen tragen.
Fazit zur genetischen Veranlagung
- Das STX17-Gen verursacht den typischen Alterungsprozess des Schimmels (vom Dunklen zum Hellen) und gleichzeitig die Überproduktion von Melanin, die zur Tumorbildung führen kann.
- Die Erkrankung ist also nicht an die Rasse selbst, sondern an das Grey-Gen gebunden – da aber manche Rassen dieses fast flächendeckend tragen, sind sie statistisch deutlich stärker betroffen.
Symptome: Woran erkenne ich ein Schimmelmelanom beim Pferd?
Oft bleiben Schimmelmelanome zunächst unauffällig, da sie langsam wachsen und das Pferd kaum beeinträchtigen. Typische Symptome sind:
- Knoten unter der Haut, meist dunkel gefärbt
- feste, teils derbe Verdickungen im Bereich der Schweifrübe oder des Afters
- verändertes Hautbild (glatt, glänzend, schwarz)
- blutende oder nässende Stellen, wenn das Melanom offen ist
- Schwierigkeiten beim Kotabsatz oder Reiten, wenn der Tumor im Afterbereich liegt
- Schwellungen an der Ganasche oder Ohrspeicheldrüse, teils mit Schluckbeschwerden
- Fistelbildungen bei fortgeschrittenen Tumoren
Bei innerer Ausbreitung (z. B. in den Darm, die Lunge oder Leber) können unspezifische Symptome wie Abmagerung, Koliken oder Atemprobleme hinzukommen.
Diagnose: So erkennt der Tierarzt ein Schimmelmelanom
Die klinische Untersuchung liefert oft schon deutliche Hinweise. Der Tierarzt tastet die Knoten ab und beurteilt deren Größe, Konsistenz und Lage.
Zur genauen Abklärung kann eine Feinnadelaspiration oder Biopsie durchgeführt werden. Dabei wird Gewebe entnommen und histologisch untersucht, um die Art und Gutartigkeit des Tumors zu bestimmen.
Bei Verdacht auf eine innere Beteiligung können zusätzlich Ultraschall, Röntgen oder Endoskopie sinnvoll sein.
Behandlung: Was tun bei einem Schimmelmelanom beim Pferd?
Eine Behandlung ist immer individuell und hängt von Größe, Lage und Fortschritt der Tumore ab. Kleine, langsam wachsende Melanome können oft zunächst beobachtet werden.
Wenn sie jedoch wachsen, stören oder aufplatzen, sollte eine gezielte Therapie eingeleitet werden.
1. Chirurgische Entfernung
Kleinere, klar abgegrenzte Tumore lassen sich operativ gut entfernen. Der Eingriff erfolgt meist unter Sedierung und örtlicher Betäubung.
Nachteil: Es können Rezidive entstehen, also neue Tumore an derselben Stelle.
2. Laserchirurgie
Moderne CO₂-Laser ermöglichen eine präzise Abtragung des Tumors mit minimaler Blutung. Besonders geeignet ist diese Methode an empfindlichen Stellen wie Maul, Ganaschen oder Schweifrübe.
3. Kryotherapie (Vereisung)
Hierbei wird das Tumorgewebe mit flüssigem Stickstoff vereist, wodurch die Zellen absterben. Diese Methode wird oft in Kombination mit chirurgischer Entfernung angewendet.
4. Immuntherapie und Chemotherapie
Es gibt verschiedene Ansätze, das Immunsystem zu aktivieren oder das Tumorwachstum medikamentös zu hemmen.
Beispielsweise wird in der Forschung mit Vakzinen (Impfstoffen) experimentiert, die gezielt gegen Melanomzellen wirken sollen.
5. Betulinsäure-Creme – ein neuer Therapieansatz
Eine vielversprechende Entwicklung ist die Behandlung mit Betulinsäure, einem natürlichen Wirkstoff aus der Birkenrinde.
Eine Betulinsäure-Creme kann das Tumorwachstum bei einigen Pferden deutlich verlangsamen oder sogar stoppen.
Diese Behandlung wird aktuell in mehreren Kliniken getestet und könnte in Zukunft eine schonende Alternative zur Operation bieten.
6. Homöopathische Unterstützung
Viele Pferdehalter setzen zusätzlich auf Homöopathie, um den Organismus zu unterstützen. Häufig verwendete Mittel sind Thuja occidentalis, Betulinum, Sulfur oder Carcinosinum.
Zwar ersetzt die Homöopathie keine schulmedizinische Behandlung, sie kann jedoch das Immunsystem stärken und die Wundheilung fördern.
Wichtig: Die Mittel sollten nur nach Rücksprache mit einem Tierarzt oder Tierheilpraktiker angewendet werden.
Ernährung und Fütterung bei Schimmelmelanomen
Eine gesunde Fütterung kann das Immunsystem stärken und so den Verlauf positiv beeinflussen. Empfehlenswert sind:
- Heu von guter Qualität als Hauptfutter
- Leinöl oder Hanföl zur Unterstützung der Zellgesundheit
- Antioxidantien wie Vitamin E, Selen und Zink
- Kräuter mit immunstärkender Wirkung (z. B. Echinacea, Mariendistel, Brennnessel)
Auf zu viel Zucker und Stärke sollte verzichtet werden, da diese Entzündungen fördern können.
Prognose und Lebenserwartung
Die Lebenserwartung eines Pferdes mit Schimmelmelanom hängt stark von Lage und Verlauf ab.
Solange die Tumore äußerlich begrenzt sind und keine lebenswichtigen Organe betreffen, können betroffene Pferde viele Jahre beschwerdefrei leben.
Kritisch wird es, wenn innere Organe wie der Darm, die Lunge oder die Leber betroffen sind – dann kann sich die Lebenserwartung verkürzen.
In seltenen Fällen kommt es zur bösartigen Entartung mit Metastasenbildung.
Regelmäßige Kontrollen durch den Tierarzt sind daher entscheidend, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können.
Vorbeugung und Management
Eine direkte Vorbeugung gibt es leider nicht, da die Erkrankung genetisch bedingt ist. Dennoch können Pferdehalter einiges tun, um das Risiko zu minimieren:
- Regelmäßige Hautkontrollen, besonders im Schweif- und Afterbereich
- Sonnenschutz durch Schattenplätze oder UV-deckende Decken
- Stärkung des Immunsystems durch ausgewogene Fütterung und Bewegung
- Früherkennung und tierärztliche Abklärung jeder Hautveränderung
Fazit: Schimmelmelanom – kein Todesurteil
Das Schimmelmelanom ist eine häufige, aber nicht immer bedrohliche Erkrankung bei weißen Pferden. Viele Tiere leben jahrelang beschwerdefrei, wenn die Tumore rechtzeitig erkannt und behandelt werden.
Neue Therapieformen wie die Betulinsäure-Creme bieten Hoffnung auf schonendere Behandlungen. Mit guter Beobachtung, tierärztlicher Begleitung und bewusster Pflege kann die Lebensqualität eines betroffenen Pferdes lange erhalten bleiben.
Schimmelmelanom beim Pferd: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Was ist ein Schimmelmelanom?
Ein Tumor der pigmentbildenden Zellen, der vor allem bei älteren Schimmeln auftritt.
Ist ein Schimmelmelanom ansteckend?
Nein, es handelt sich nicht um eine ansteckende Erkrankung.
Kann man ein Schimmelmelanom entfernen?
Ja, kleine Tumore lassen sich operativ oder mit Laser entfernen. Rückfälle sind jedoch möglich.
Hilft Thuja gegen Schimmelmelanom?
Thuja wird in der Homöopathie unterstützend eingesetzt, ersetzt aber keine medizinische Behandlung.
Wie lange lebt ein Pferd mit Schimmelmelanom?
Viele Pferde leben über viele Jahre symptomfrei – entscheidend ist die Lage und das Wachstum des Tumors.
