Schockdiagnose Sehnenschaden beim Pferd – was nun?

Schockdiagnose Sehnenschaden beim Pferd – was nun?

Ein Sehnenschaden beim Pferd ist für viele Besitzer zunächst eine Schockdiagnose. Doch mit den richtigen Therapien und Zeit können Sehnenschäden auskuriert werden.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau & Funktionsweise des Sehnenapparat des Pferdes

Eine dicke, warme Sehne am Pferdebein ist für alle Reiter eine Schockdiagnose. Sehnenschäden gehören zu den häufigsten Problemen bei Pferden und treffen nicht nur Rennpferde und andere Pferde aus dem Hochleistungssport. Auch Freizeitpferde können sich Sehnenscheidenentzündungen oder andere Verletzungen der Sehne zuziehen. Um sich ein besseres Bild davon machen zu können, wie Sehnenverletzungen entstehen, blicken wir zuerst auf den Aufbau und die Funktionsweise des Sehnen- und Bänderapparates des Pferdes.

Die Fähigkeit des Pferdes, zu laufen und zu springen, liegt in den Sehnen und Bändern verborgen. Vor allem die Sehnen dienen der Kraftübertragung. Sehnen bestehen aus feinen Kollagenfasern, die geordnet ein Bündel bilden. Viele Sehnenfaserbündel wiederum ergeben eine Sehne, die von der Sehnenscheide umhüllt werden. Die Sehnenenden sind fest mit der Knochenhaut und den Muskeln verbunden, sodass sie ihre Kraft in Bewegung übertragen können. Daher hat die Muskelqualität einen großen Einfluss auf die Qualität der Sehnen. Unterstützt und stabilisiert werden die Sehnen durch ihre zugehörigen Unterstützungsbänder.

Die wichtigsten und bekanntesten Sehnen sind die oberflächliche und tiefe Beugesehne und der Fesselträger. Diese liegen hinter dem Röhrbein und lassen sich beim Anheben des Beines leicht ertasten.

Die oberflächliche Beugesehne und der Fesselträger werden beim Auffußen beansprucht. Die oberflächliche Beugesehne federt bei einer Landung nach dem Sprung bis zu 200 % des Körpergewichtes ab, obwohl die Muskeln zuvor viel abgepuffert haben. Dabei kann sie sich bis zu 16 % ihrer Länge dehnen – eine enorme Leistung.

Unterstützt wird die oberflächliche Beugesehne bei der Landung vom Fesselträger und seinem Unterstützungsband. Er übernimmt die meiste Last und ist daher am ehesten überlastet. Fesselträgerschäden sind mitunter die häufigsten Sehnenschäden beim Pferd.

Die tiefe Beugesehne wiederum ist beim Abfußen am stärksten belastet. Sie spannt das Hufgelenk.

An der Vorderseite des Beines befindet sich die Strecksehne. Diese ist nur geringen Belastungen ausgesetzt, weshalb es hier selten zu Verletzungen kommt.

Warum sind Sehnenschäden bei Pferden für viele Besitzer ein Schock? Sehnen und Bänder stabilisieren das Pferd, sind allerdings im Gegensatz zu Muskeln schwer trainierbar. Erst mit 6 Jahren sind die Bindegewebe beim Pferd vollständig ausgereift und damit voll belastbar. Außerdem sind Sehnen und Bänder weniger stark durchblutet und damit schwerer für Sauerstoff und Nährstoffe erreichbar, weshalb sie langsamer regenerieren.

Ursachen von Sehnenschäden beim Pferd

Sehnen sind auf hohe Zuglasten ausgelegt. Ihre Elastizität ist dennoch begrenzt. Wird der Bogen überspannt, reißen einzelne Sehnenfasern, Sehnenbündel oder die komplette Sehne (Sehnenruptur). Dass Sehnenschäden bei Pferden ein weitverbreitetes Problem sind, liegt zum einen am mangelnden Schutz der Sehne selbst: Direkt unter einer dünnen Hautschicht ist sie nicht durch Muskeln geschützt. Folgende Szenarien können ebenfalls Faserrisse und Sehnenrupturen verursachen:

  • Akute Überlastung, z. B. falsches Aufkommen nach einem Sprung, Stolpern
  • Zu früher Einsatz im Sport
  • Kaltstarts, kein Aufwärmen
  • Harte Wendungen
  • Zu wenig Bewegung durch unpassende Haltungsform
  • Muskelermüdung und schlechte Muskelkondition
  • Ungünstige Bodenverhältnisse (tief, uneben, hart, rutschig)
  • Stellungsfehler der Hufe und Beine
  • Übergewicht
  • Aufzuchtfehler: zu schwere Fohlen, zu wenig Bewegung, zu frühes Anreiten
  • Wandel in der Zucht zu „überrittigen“ Pferden mit weichem Bindegewebe
  • Erbliche Disposition
  • Nebeneffekt anderer Probleme, z. B. Schonhaltung aufgrund von Schmerzen an anderen Stellen
  • Stumpfes Trauma durch Tritte
  • Überhitzung und Durchblutungsstörung durch unpassende Gamaschen und Bandagen

Symptome: Sehnenschaden beim Pferd erkennen

Entstehen Faserrisse in der Sehne treten Blut und Lymphflüssigkeit in diese Bereiche ein. Je größer das beschädigte Gebiet, desto mehr Flüssigkeit – die Sehne schwillt an. 

  • Der geschwollene Bereich ist warm
  • Pulsieren des Fesselgelenks ist spürbar
  • Das Pferd reagiert empfindlich bei Berührung
  • Unterschiedliche Grade der Lahmheit nach kurzer Belastung
  • Das Pferd entlastet das betroffene Bein sehr viel oder liegt häufig
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Abgrenzung zu anderen Erkrankungen des Sehnenapparates

  • Bei einer Sehnenscheidenentzündung ist lediglich die Sehnenscheide betroffen, die Hülle, in der die Sehnenfaserbündel liegen. Eine Sehnenscheidenentzündung ist für das Pferd genauso schmerzhaft wie für den Menschen. Ist die Sehne mit ihren Sehnenscheiden betroffen, spricht man von einer Tendovaginitis. Ist lediglich die Sehne betroffen, spricht man in der Medizin von einer Tendinitis.
  • Bei einer Sehnenruptur ist die Sehne abgerissen. Das betrifft vor allem Sportpferde und übergewichtige Pferde, die extremen Belastungen ausgesetzt sind. Ein Sehnenabriss kann bei bereits vorgeschädigten Strukturen vorkommen, die nicht vollständig ausgeheilt waren. Man unterscheidet hier zwischen chronischer Ruptur (spät erkannter Abriss, weil keine Lahmheit vorlag) und Re-Ruptur (Abriss derselben Stelle).
  • Der Fesselträgerschaden ist eine häufige Sehnenerkrankung, da der Fesselträger einen Großteil der Körperlast übernimmt. Seine Behandlung gestaltet sich komplizierter als die der Beugesehnen, da der Fesselträger tief im Bein liegt und damit schwer erreichbar ist.
  • Gallen kommen ebenfalls oft im Bereich der Sehnen und Fesselgelenke vor. Sie sind allerdings Flüssigkeitsansammlungen, die in der Regel keine Schmerzen verursachen und eher auf eine Überreizung der Gelenke hinweisen.

Diagnose

Hat man den Verdacht einer Sehnenverletzung beim Pferd, sollte man direkt den Tierarzt kontaktieren. Selbst für einen erfahrenen Tierarzt kann es schwer sein, den Ursprung der Lahmheit zu lokalisieren, da nicht jeder Sehnenschaden mit Schwellung, Wärme und Lahmheit einhergeht.

Zuerst wird der Tierarzt das Gangbild in Schritt und Trab und den Grad der Lahmheit beurteilen. Daraus lassen sich bereits erste Rückschlüsse auf die Verletzung ziehen. Anschließend wird das betroffene Bein auf Umfang, Wärme und Druckempfindlichkeit abgetastet. Ist sich der Tierarzt sicher, dass es sich um einen Sehnenschaden handelt, kann ein Ultraschall gemacht, um das genaue Ausmaß zu ermitteln. Hat der Tierarzt nur begrenzte Mittel zur Verfügung, kann die Fahrt in eine Pferdeklinik notwendig sein.

Therapie von Sehnenschäden: Was tun, wenn das Pferd eine dicke Sehne hat?

Auf welche Art und Weise Sehnenschäden beim Pferd therapiert werden, fällt von Pferd zu Pferd unterschiedlich aus. Denn der Regenerationsverlauf ist äußerst individuell:

  • Tag 0 – 10: In der Akutphase treten Blut und Lymphflüssigkeit in die Risse ein, es bildet sich ein Ödem.
  • Tag 4 – 21: Die Heilungsphase beginnt. Es bildet sich ein Übergangsgewebe, das nicht belastbar ist. In der Phase können sich leicht neue Verletzungen bilden, also ist größte Vorsicht geboten.
  • Tag 28 – 120: Die Sehnenfasern ordnen sich allmählich und werden belastungsfähiger. Jetzt kann das Schrittpensum täglich um Minuten gesteigert werden (siehe Trainingsplan für Pferde nach Boxenruhe).
  • Tag 121 – 365: Ungefähr nach einem Jahr ist das Sehnengewebe erneuert und ausgeheilt.

Das Ziel bei der Behandlung von Sehnenschäden beim Pferd ist, die irreversiblen Strukturen zu minimieren. Dafür gibt es verschiedene Therapieansätze, die auf das Erreichen von elastischen Strukturen abzielen.

Lokale Therapien

  • Kältetherapie: In der akuten Phase wird Kälte angewandt, um die Ausbreitung der Blutung und Entzündung zu minimieren. Kälte kann am Pferdebein mit kaltem Wasser, Kühlgamaschen oder kühlenden Pasten zum Einreiben angewandt werden.
  • Wärmetherapie: Der akuten Phase folgt die Regeneration. Eine gute Durchblutung ist wichtig, damit Entzündungsprodukte schneller abtransportiert werden und die Heilung beschleunigt wird. Wärme kann mit wärmereflektierenden Gamaschen erfolgen.
  • Magnetfeld: Magnetgamaschen können die Durchblutung anregen.
  • Stoßwellentherapie: Regt die Durchblutung an. Hat sich bei chronischer Sehnenentzündung und bei der Schmerztherapie bewährt.

Injektionstherapien

Bei der Injektionstherapie wird ein heilungsförderndes Mittel in das Pferdebein gespritzt, das die Regeneration positiv beeinflusst. Hierbei gibt es verschiedene Methoden, zum Beispiel nach Müller-Wohlfahrt oder eine Knochenmarktransplantation.

Stammzellentherapie

Eine Stammzellentherapie kommt in der Pferdewelt immer häufiger zur Behandlung von Lahmheiten zum Einsatz. Stammzellen wirken gezielt an geschädigten Strukturen, weshalb diese Behandlungsmethode als Meilenstein in der Tiermedizin gilt. Dabei wird Blut von Spenderpferden entnommen, aufbereitet und „vorprogrammiert“, damit sich die Stammzellen an das entsprechende Gewebe anpassen. Anschließend werden die Stammzellen mittels Injektion angewandt.

Hier geht's zum Video: Stammzellen beim Pferd

Lasertherapie

Als Begleittherapie hat sich die Lasertherapie eingebürgert. Sie ist noch relativ neu in dem Gebiet der Sehnenschäden bei Pferden, hat sich dennoch bewährt, die Elastizität des Gewebes zu verbessern.

Auch wenn die Palette der Therapiemöglichkeiten groß ist, ist die Devise immer noch: Geduld bewahren und nichts überstürzen. Sehnenverletzungen benötigen Zeit und Ruhe, um auszuheilen. Keine Therapievariante ist das Allheilmittel, um den Regenerationsprozess auf irgendeine Weise zu verkürzen.

Sofort-Maßnahmen: Was kann ich bei einem Sehnenschaden tun?

  • Sofort kühlen bis der Tierarzt kommt. Kühlen sollte nur in den ersten Tagen nach der Verletzung erfolgen.
  • Ruhigstellen/ Boxenruhe: In der akuten Phase ist Ruhe wichtig, um weiteres Einreißen zu verhindern. Je nach Ausmaß des Sehnenschadens ist entweder eine totale Boxenruhe oder kontrollierte Bewegung im Schritt angeraten. Unbedingt mit dem Tierarzt absprechen!
  • Im Anschluss an die Akutphase: Wärme fördert die Durchblutung und damit den Abtransport von Entzündungsstoffen. Kontrollierte Bewegung an den Heilungsstand angepasst erhält die Gleitfähigkeit der Sehne und verhindert Verklebungen.
  • Schrittphase: Ein Ultraschall gibt Aufschluss darüber, wie stark die Sehne belastet werden darf. In dieser sensiblen Phase muss besonders vorsichtig vorgegangen werden, da bei einer zu frühen Belastung die Fasern erneut reißen können.
  • Begleitend zur Regeneration eignen sich Massagen und die Behandlung durch einen Physiotherapeuten oder Chiropraktiker, um die Beweglichkeit des Organismus zu erhalten und Verspannungen zu lösen.

Die richtige Fütterung bei einem Sehnenschaden

Die richtige Versorgung mit Nährstoffen ist für die Regeneration eines Sehnenschadens von ebenso wichtiger Bedeutung. Denn Nährstoffe, wie Magnesium, Selen, Mangan und natürliches Vitamin E wirken sich positiv auf die Sehnengesundheit aus. Achte dabei auf organische Verbindungen, damit sie fürs Pferd bestens verfügbar sind.

Kräuter wie Hagebutte, Eisenkraut oder Estragon wirken entzündungshemmend und haben sich schon seit langem in der Regeneration von Sehnenschäden bewährt.

Muss das Pferd die Box hüten, muss einer Entkalzifizierung der Knochen entgegengewirkt werden. Da das Pferd in dieser Zeit wenig bis gar kein Kraftfutter, sondern nur Heu erhält, kann es mit Nährstoffen unterversorgt sein. Kalzium nimmt das Pferd ausreichend über das Heu auf und muss nicht weiter aufgestockt werden, da es sonst die Aufnahme anderer wichtiger Nährstoffe hindert, zum Beispiel die von Zink. Die Zuführung von organischem Magnesium ist also bei strikter Boxenruhe von höchster Wichtigkeit.

Mit verdauungsfördernden und entgiftenden Kräutern kann weiterhin Koliken entgegengewirkt werden. Empfehlenswert sind: Anis, Fenchel, Artischocke, Mariendistel, Teufelskralle, Weidenrinde.

Einem Sehnenschaden beim Pferd vorbeugen

  • Aufwärmen mit 10-20 min. Schritt
  • Kaltstarts vermeiden (bei auf Koppel lassen)
  • Keine engen Wendungen, v.a. ohne Aufwärmen
  • Unebene Böden meiden
  • Nicht zu oft zu hoch springen
  • Abwechslungsreiches Training, um einseitige Belastungen zu vermeiden; lange Schritttouren, selten Longieren
  • Regelmäßige, gleichmäßige Bewegung durch täglichen Auslauf; Bewegungsanreize schaffen, z. B. durch einen Paddock-Trail
  • Bei Fehlstellungen angepasster Hufbeschlag
  • Wärmestauende, enggeschnürte Bandagen/ Gamaschen vermeiden, Kompressionsbandagen können allerdings laut Studien helfen
  • Regelmäßige Physiotherapie, um Muskelschäden oder Verspannungen zu lösen, die zu einer Überlastung der Sehne führen können
  • Nährstoffversorgung von Selen, Magnesium, Kollagen und Mangan in organischer Form

Nach dem Sehnenschaden: Das Pferd antrainieren

Bei leichteren Sehnenschäden kann während der Regenerationsphase kontrollierte Bewegung hilfreich sein, um die Elastizität der Sehne er erhalten. Ansonsten sollte der Sehnenschaden erst komplett ausgeheilt und dessen vollständige Genesung mit einem Ultraschall bestätigt werden. Läuft das Pferd schmerz- und lahmfrei, kann es wieder antrainiert werden.

Begonnen wird mit einer wochen- oder monatelangen Schrittphase. Um die Sehne vorsichtig an die Belastung zu gewöhnen, wird mit geraden Linien auf hartem Boden begonnen. Sollte das Pferd geritten werden, ist zwingend darauf zu achten, dass es keinerlei Verspannungen hat. Denn verspannte Muskeln wirken sich negativ auf die Elastizität der Sehnen aus, da diese Strukturen eng miteinander verwoben sind.

Die tägliche Schrittdauer wird um Minuten gesteigert.

Nach einigen Wochen können allmählich gebogene Linien und Wendungen eingebaut werden. Auf ganz enge Wendungen sollte man besser ganz verzichten.

Trotz aller Vorsicht ist ein richtiges, Hinterhand aktivierendes Training notwendig. Die Muskeln müssen korrekt aufgebaut werden, um einerseits Verspannungen zu verhindern, andererseits kann sich das Pferd dadurch besser tragen. Damit wird den Sehnen Last abgenommen.

Die Arbeit an der Longe ist gänzlich ungeeignet. Der enge Zirkel verlangt eine zu starke einseitige Belastung, was die neugebildeten Sehnenfasern nicht tragen können.

Als Anreiz haben wir einen beispielhaften Trainingsplan für den Aufbau nach einer verletzungsbedingten Pause zusammengestellt.

FAQs – Häufig gestellte Fragen zu Sehnenschäden bei Pferden

1. Wie lange dauert ein Sehnenschaden beim Pferd?

Aufgrund des schlecht durchbluteten Gewebes heilen Sehnenschäden langsamer als Verletzungen an anderen Körperstellen. Daher peilt man Heilungsprozesse grob mit bis zu einem Jahr an. Allerdings ist die tatsächliche Zeitspanne vom Pferd, dem Regenerationsmanagement und der Verletzung selbst abhängig. Ein Sehnenfaserriss heilt in der Regel schneller als eine Sehnenruptur, da weniger Narbengewebe gebildet werden muss.

Ob bzw. wann das Pferd nach einer Sehnenverletzung wieder reitbar ist, kann nicht pauschal beantwortet werden. Bei chronischen Sehnenschäden, die dem Pferd immer wieder Probleme machen, sollte eventuell ganz vom Arbeiten des Pferdes abgesehen werden. Es gibt jedoch auch Einzelfälle, die nach einem auskurierten Sehnenschaden bis zur S-Klasse gesprungen sind.

2. Darf das Pferd während dieser Zeit auf die Weide?

In den ersten Tagen ist Boxenruhe das Beste, um die Akutphase durchzustehen und weitere Verletzungen zu vermeiden. Im Anschluss kann das Pferd je nach Verletzungsgrad kontrolliert bewegt werden. Für den Auslauf bedeutet dies, dass es nicht herumbocken darf. Dann ist ein abgesteckter Bereich empfehlenswert. Wichtig ist hierbei, den Bewegungsumfang mit dem Tierarzt abzusprechen.

3. Ist das Risiko für einen weiteren Sehnenschaden nach der Genesung höher?

Ein höheres Risiko für einen weiteren Sehnenschaden nach der Genesung muss nicht zwingend gegeben sein. Manche Pferde haben eine Bindegewebsschwäche, die häufigere Sehnenverletzungen begünstigen können. Ebenso spielt die Qualität und Quantität des Narbengewebes eine entscheidende Rolle, wie tragfähig die Sehne ist. Handelt es sich bei dem neugebildeten Gewebe um wenig elastisches Gewebe und kommt es zu einer Überlastung der Sehne, wird der Zug ungleichmäßig verteilt – das gesunde Gewebe reißt, nur an einer anderen Stelle.

4. Muss ein Pferd mit Sehnenschaden eingeschläfert werden?

Sehnenschäden bedeuten es nicht zwingend das Ende eines Pferdelebens. Denn nach einer ausreichend langen und gut gemanagten Regenerationsphase, kann das Pferd durchaus noch freizeitmäßig genutzt werden. Erst, wenn es zu Re-Rupturen, also immer wiederkehrenden Sehnenabrissen kommt, das Pferd unter chronischen Schmerzen leidet und die Lebensqualität durch dauerhafte Boxenruhe nicht mehr tragfähig ist, kann über den letzten Schritt nachgedacht werden. Doch in der Regel bedeuten Sehnenschäden beim Pferd eher das Aus einer Sportskarriere als das Aus des Pferdes generell.

5. Kann ich ein Pferd mit Sehnenschaden bedenkenlos kaufen?

Wer sich ein Pferd ausgesucht hat, das nachweislich vor dem Verkauf einen ausgeheilten Sehnenschaden hat, sollte sich über eine eventuell eingeschränkte Nutzung des Pferdes im Klaren sein. Vor dem Kauf sollte die Sehne geschallt werden, um sicher zu gehen, dass der Schaden nicht mehr besteht. So erhält man einen Eindruck von den Möglichkeiten, die mit dem Pferd noch bestehen. Man sollte dennoch im Hinterkopf haben, dass das Pferd aufgrund des Narbengewebes anfälliger für Folgeschäden sein kann. Tägliche, gleichmäßige Bewegung sollte man dem Pferd in seiner neuen Umgebung anbieten und ein kritisches Auge auf Aufwärmen, Abwechslung im Training und die Versorgung entsprechender Nährstoffe haben. 

6. Was kostet eine Sehnen-OP beim Pferd?

In wenigen Fällen reicht die Regeneration durch Boxenruhe und lokale Therapieformen nicht aus. Dann muss die Sehne des Pferdes operiert werden. Die Kosten für eine Sehnen-OP beim Pferd lassen sich nicht pauschalisieren, da es unterschiedliche Methoden für unterschiedliche Sehnenprobleme gib. Man muss jedoch mit mindestens 1.300€ rechnen. Bereits bei lokaler Behandlung durch beispielsweise Injektionen muss man mit rund 300 € aufwärts rechnen.

7. Sind schwache Sehnen beim Pferd erblich?

Die Pferdezucht hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt: Züchtete man früher Pferde für die Arbeit, die weniger rittig waren, liegt heutzutage der Fokus auf rittigen, weichen Pferden. Diese Weichheit hat allerdings auch Folgen: Neben genetisch bedingter PSSM (Muskelerkrankung) kommt es oft zu Bindegewebsschwäche bei Pferden, was Sehnenentzündungen und Abrisse begünstigen kann. Dann braucht es noch nicht einmal eine große Belastung, um die Sehnen und Bänder des Pferdes zu überlasten. Sehnenprobleme sind also nicht per se vererbbar. Es zeigt sich allerdings, dass besonders rittig gezüchtete Pferde Einbußen an ihrer Robustheit machen und daher anfälliger für Sehnenschäden sind.

Autor*in
Mirjam-Sophie FreigangKlinikenMehr VON CMH.TV

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