Trainingsplan Pferd: Wie trainiere ich mein Pferd richtig?

Trainingsplan Pferd: Wie trainiere ich mein Pferd richtig?

Optimieren Sie den Trainingsplan für Ihr Pferd: Von Muskelaufbau und EMS-Management bis zu Stangenarbeit und Intervalltraining. Erfahren Sie, wie Sie Ihr Pferd effizient antrainieren, ob es 2, 3 oder 5 Jahre alt ist, und nutzen Sie unsere Tipps für ein gesundes und starkes Pferd.

Inhaltsverzeichnis

Brauche ich überhaupt einen Trainingsplan für mein Pferd?

Training bedeutet per Definition, dass der Körper systematisch einem wiederholten Reiz ausgesetzt wird, damit sich seine Strukturen an diesen Reiz anpassen. Dadurch kommt es zu einer Leistungssteigerung. Beim Training hat man also ein klares Ziel vor Augen, das nur über eine Leistungssteigerung erreicht werden kann.

Doch braucht wirklich jeder Reiter einen Trainingsplan für sich und sein Pferd? Selbst, wenn man keine Turnierabsichten hat?

Die eigentliche Frage sollte lauten, warum nicht? Denn egal aus welchem Grund wir unser Pferd reiten, es muss unser Gewicht tragen können. Und zwar so, dass es auf lange Sicht keinen Schaden nimmt. So sehr die gemeinsame Zeit mit dem Pferd, in der man keine höhergesteckten Ziele verfolgt, für die Partnerschaft wichtig ist, braucht man letztlich ein muskulöses und geistig ausgelastetes Pferd. Dabei ist es völlig gleich, in welcher Disziplin und auf welchem Niveau das Pferd geritten wird. Jedes Pferd ist ein Sportler, der eine stabile Gesundheit benötigt.

Mit einem Trainingsplan behält man den Überblick über den Fortschritt und kann weitere Trainingsmöglichkeiten entdecken. Und wer über den Tellerrand hinausschaut, bringt Motivation und Spaß in den Sattel.

Durch das Visualisieren der Trainingsmöglichkeiten fällt es ebenso leichter, dem Pferd mehr Abwechslung zu bieten und einen Ausgleich zwischen Über- und Unterforderung zu schaffen. Der Stoffwechsel und die Verdauung werden durch ein vielfältiges Bewegungsangebot angekurbelt, was insbesondere übergewichtigen Pferden zugutekommt, um EMS und Hufrehe vorzubeugen.

Gleichzeitig kann ein visualisiertes Pferdetraining Reiter zurücknehmen, die zu ehrgeizig in den Sattel steigen und dazu neigen, sich und das Pferd zu überfordern.

Zu guter Letzt kann die ausgearbeitete Struktur eines Trainingsplans die Partnerschaft von Pferd und Reiter stärken, eben weil sie sich gemeinsam auf eine Reise begeben.

Ein Trainingsplan ist also nicht nur für turnierambitionierte Reiter, sondern auch für jeden Freizeitreiter eine sinnvolle Angelegenheit. Schauen wir uns nun an, wie wir einen individuellen Trainingsplan für dein Pferd erarbeiten.

Schritt für Schritt zum passenden Trainingsplan für dein Pferd

Bevor wir beispielhafte Trainingspläne für unterschiedliche Zielsetzungen vorstellen, gehen wir schrittweise durch, wie du deinen individuellen Trainingsplan für dich und dein Pferd erstellen kannst.

Schritt 1: Ist-Situation: Wie trainiert ist mein Pferd?

Bevor es auch nur an die Zusammenstellung von Übungen geht, müssen wir uns zuerst das Pferd und seine Fitness anschauen. Frage dich also: Wie fit ist mein Pferd? Wie sieht seine Bemuskelung aus und wie ist diese verteilt? Gibt es Verspannungen? Fehlen Muskeln oder hat es an bestimmten Stellen zu viele? Kann mein Pferd 20 Minuten am Stück locker traben oder geht ihm bereits zuvor die Puste aus?

Das Aussehen eines Pferdes verrät sehr viel über seinen Fitnessstand:

  • Ein untrainiertes Pferd hat keine schöne, runde Oberlinie, sondern einen eingefallenen Hals und Rücken, eventuell einen dicken Bauch und einen Unterhals 
  • Ein übertrainiertes Pferd hat einen hohen Ruhepuls über 40 und ist nervlich und körperlich sehr angespannt. Es hat trotz vielem Training entweder zu wenig Muskeln oder Muskeln an den falschen Stellen (Unterhals).
  • Ein gut trainiertes Pferd hat eine schöne Oberlinie, die optisch doppelt so lang wie der untere Hals ist; der Hals verjüngt sich Richtung Ohren; der Puls sinkt nach Belastung innerhalb weniger Minuten ab; das Pferd federt und fußt leise auf.

Das Fitnesslevel des Pferdes kann man anhand des Pulses sehr gut festmachen. Dafür kann man vor und nach dem Reiten den Puls an den Ganaschen mit den Fingern ertasten. Zähle für fünfzehn Sekunden den Puls und multipliziere diesen mit vier, um auf die Minute hochzurechnen. Folgende Schläge pro Minute sind für ein Pferd normal:

  • in Ruhe 28-40 Schläge pro Minute (bpm)
  • leichte Arbeit: 28-110 bpm
  • leicht: 110-130 bpm
  • mittel: 130-150 bpm
  • intensiv: 150-180 bpm
  • Maximum 190-240 bpm

Bei einem gut trainierten Pferd sollte der Puls nach Einheit innerhalb von 10 Minuten wieder um Ruhebereich liegen. Braucht es länger, hapert es an der Kondition. Hat dein Pferd stark aufgeblähte Nüstern und atmet es heftig und flach, braucht es dringend eine Pause.

Ein weiteres Indiz, an dem du den Ausdauer- und Kraftzustand deines Pferdes festmachen kannst, ist das Schweißbild. Denn abgesehen von der Sattelauflage schwitzt das Pferd an den Bereichen, die es besonders beansprucht. Partielles Schwitzen sagt Folgendes über die Fitness deines Pferdes aus:

  • Hals und Kopf: gestresste und überforderte Pferde kauen heftig und schwitzen hauptsächlich am Hals, Kopf, Stirn und den Ohren. Das kann auf mentalen Stress hinweisen.
  • Halsunterseite und Brustbasis: Schwitzt das Pferd ausschließlich an der Halsunterseite, nimmt es den Rücken und die Hinterhand nicht mit, sondern trägt sich und den Reiter über die Anspannung im Unterhals. Es läuft auf der Vorhand.
  • Lende/Flanke: Schwitzt das Pferd im Lendenbereich, kippt es das Becken ab und wölbt damit auch den Rücken auf. Sehr gut!
  • Hosen, Hinterschenkel: Ist die Hinterhand nass, nutzt das Pferd sie zum Tragen. Ein gut trainiertes Pferd schwitzt an der Flanke und Hinterhand mehr als am Hals.

Schließlich kannst du noch die Koordination des Pferdes überprüfen, indem du es über verschiedene Untergründe führst. Stolpert dein Pferd viel? Kann dein Pferd über Stangen treten, ohne anzustoßen? Läuft dein Pferd koordiniert, gleichmäßig rückwärts? Sollte dein Pferd etwas unkontrolliert laufen, solltest du Koordinationsübungen immer an den Anfang der Einheit stellen. Sobald der Puls im Konditionstraining hochgeht und der Körper stärker durchblutet wird, bleibt weniger Blut fürs Gehirn übrig, wodurch sich das Pferd weniger konzentrieren kann.

Schritt 2: Zielsetzung: Welches Ziel soll erreicht werden?

Neben den disziplinspezifischen Zielen, wie beispielsweise das Erlernen einer Galopppirouette für ein Dressurpferd, stehen für jedes Pferd drei grundlegende Trainingsziele auf dem Plan: Kraft, Kondition und Koordination. Diese drei Punkte müssen grundsätzlich trainiert werden, um ein gesundes, leistungsfähiges Pferd zu erhalten.

Mit Ausdauertraining werden die Sehnen, Bänder und Faszien gestärkt und stabilisiert und damit Gelenke, Knochen und Muskeln geschützt. Viele Reiter fokussieren sich lediglich auf die Muskeln, die innerhalb weniger Wochen ausgebildet sind. Faszien hingegen benötigen zwei Jahre, um stabil zu werden. Und dabei umschließen sie den gesamten Körper. Ein Pferd also, dessen Kondition nicht trainiert wird, kann schneller Schaden nehmen. Außerdem verbessert Ausdauertraining das Herzkreislaufsystem.

Die Koordination ist wichtig, dass das Pferd seine Bewegung kontrolliert ausführen kann. Dadurch sinkt seine Verletzungsgefahr.

Und Kraft ist schließlich ausschlaggebend dafür, dass das Pferd den Reiter problemlos tragen kann.

Kraft, Kondition und Koordination gehen Hand in Hand und sollten daher gleichermaßen trainiert werden. Erst dann geht es an die persönlichen Ziele. Diese kannst du in Fernziele und Etappenziele unterteilen.

Ein häufiges Problem ist dabei, dass die gesteckten Ziele zu vage ausgedrückt sind. Damit du und dein Pferd im Training vorankommen, sollten die Ziele SMART sein. Um das verständlicher zu machen, schauen wir uns die Zielsetzung für ein übergewichtiges, untrainiertes Pferd an. Es reicht nicht aus, zu sagen, dass das Pferd abnehmen soll. Ein SMARTes Trainingsziel wäre:

  • S - Spezifisch: Das Pferd soll durch ein Mehr an Bewegung abnehmen, damit es kein EMS oder Hufrehe bekommt.
  • M – Messbar: 80 Kilogramm (Pferdewaage) oder eine Stufe im Body-Condition-Score müssen runter.
  • A – Attraktiv: Ich möchte, dass mein Pferd abnimmt, damit es gesund bleibt und mich besser tragen kann.
  • R – Realistisch: Ich kann es schaffen, das Pferd dreimal in der Woche zu longieren und/oder zu reiten. Mein Pferd ist lahmfrei und hat keine körperlichen Beschwerden.
  • T – Terminiert: Nach vier Monaten möchte ich ein sichtbares Ergebnis sehen.

Das Fernziel ist also gesteckt. Nun kannst du mit Etappenzielen eure Fortschritte messbar machen. Zum Beispiel kannst du die 80 Kilogramm in vier Monaten in 20 Kilogramm pro Monat herunterbrechen. In einem anderen Beispiel kannst du das Erlernen einer Galopppirouette in Kehrtvolte im Schritt, Schrittpirouette und Kehrtvolte im Galopp unterteilen. Etappenziele helfen dir, strukturiert vorzugehen und es damit deinem Pferd verständlicher zu vermitteln.

Unter den Punkt R wie realistisch solltest du auch deine Trainingsumgebung einplanen. Welche Bedingungen hast du, um deine Ziele zu erreichen?

Schritt 3: Planung des Trainingsansatzes und Erstellung des Trainingsplans

Du kennst nun den Fitnesszustand deines Pferdes und hast dir deine Ziele gesetzt. Daraus kannst du dir entsprechende Übungen zusammenstellen.

Die Erarbeitung von Kraft, Kondition und Koordination steht als übergeordnetes Ziel zu deinen persönlichen Trainingszielen. Denn dein Pferd kann beispielsweise eine neue Dressuraufgabe wie die Schrittpirouette nur ausführen, wenn es die Kraft hat, die Hanken zu beugen, die Koordination, seine Beine zu ordnen und die Kondition, das alles ohne Erschöpfung umzusetzen.

Kannst du beispielsweise an drei Tagen pro Woche dein Pferd bewegen, kannst du zwischen Gelände, Bodenarbeit und Longenarbeit wechseln, um Kraft, Koordination und Kondition zu trainieren. Innerhalb der Einheiten kannst du dann auf deine selbstgesteckten Ziele hinarbeiten.

Bei der Erstellung deines Trainingsplan drösele deine Ziele von oben nach unten auf, von groß zu klein:

  • Hauptziel nach SMART
  • Etappenziele in Monats- und Wochenpläne unterteilt
  • Tagesplan, der die Trainingseinheit widerspiegelt.

Um deine Etappenziele zu erreichen, können Wochen- und Tagespläne hilfreich sein, die sich schließlich zum großen Hauptziel zusammenfinden. Beispielhafte Trainingsansätze haben wir im unteren Abschnitt aufgeführt.

Halte deinen Trainingsplan am besten schriftlich fest oder visualisiere ihn, damit du deine reiterlichen Ziele immer im Auge behältst.

Schritt 4: Umsetzung und Reflexion der Trainingsziele

Nun kannst du dein Pferdetraining starten. Neben der Umsetzung ist die Reflexion ein ebenso wichtiger Bestandteil des Trainingsplans. Denn erst, wenn du deinen Status Quo mit deiner Ausgangssituation vergleichst, kannst du Fortschritte erkennen. Dein Training zu dokumentieren und Revue passieren zu lassen, hilft dir beim Erreichen deiner Etappenziele. Untersuche dabei nicht nur deine (reiterliche) Herangehensweise, sondern blicke auch auf die Trainingsumgebung, die Ausrüstung, die im Laufe des Trainings eventuell angepasst werden muss, und die Bemuskelung deines Pferdes. Richte dich eventuell neu aus, wodurch du auf dem richtigen Dampfer bleibst.

Worauf muss ich beim Trainingsplan für mein Pferd achten?

Jeder Trainingsplan für das Pferd sieht anders aus – ganz individuell auf das Pferd und die reiterlichen Ziele ausgerichtet. Dennoch haben wir hier 7 Tipps und Anregungen, die du in der Erstellung deines Trainingsplans unbedingt berücksichtigen solltest:

1. Die Mischung macht’s: Je abwechslungsreicher der Trainingsplan gestaltet ist, desto höher, die Motivation bei Pferd und Reiter. Weiterhin hilft der Wechsel von Übungen, alle Körperbereiche gleichermaßen anzusprechen. Du kannst wechseln zwischen:

  • Cavaletti
  • Longieren
  • Gelände, Konditionstraining
  • Dressurarbeit
  • Springen
  • Bodenarbeit, wie klassische Handarbeit oder Doppellonge
  • Tricktraining und Balancetraining für die Koordination

2. Einzelne Einheiten sinnvoll aufbauen: Starte mit Koordinationsübungen, dann erst mit der Kondition. Bereits die Aufwärmphase kann sinnvoll genutzt werden, einfaches Dahinschlurfen ist kontraproduktiv. Ein Pferd muss sowohl gut aufgewärmt als auch heruntergekühlt werden, wofür sich lockere Übungen im Schritt eignen. Der Cooldown ist genauso wichtig wie das Warmup.

3. Schaffe eine Balance zwischen Arbeit und Pause! Wer sein Pferd sinnvoll trainieren will, der muss unbedingt Pausen in der Trainingseinheit und im Trainingsplan einplanen. In den Pausen passt sich der Körper dem Leistungsreiz an, baut also Muskeln auf, und das Pferd verarbeitet das Gelernte. Pausentage bedeuten allerdings nicht, das Pferd in der Box stehen zu lassen. Biete ihm freie Bewegung auf Koppel oder Paddock oder einen Spaziergang an.

4. Arbeite gut, aber nicht zu viel. Überforderung ist für das Pferd und seine Leistung genauso schlecht wie Unterforderung. Halte mit dem Trainingsplan für dein Pferd die Waage zwischen Überforderung und Langeweile.

5. Dokumentiere deine Fortschritte per Video oder Foto. Den aktuellen Stand und euren Fortschritt bildlich festzuhalten, fördert nicht nur die Motivation, sondern hilft auch, die noch vorhandenen Baustellen zu identifizieren.

6. Beachte die Fütterung. Du bist, was du isst, gilt auch für unsere Pferde. Bedenke also, den Futterplan an den Trainingsplan anzupassen.

7. Arbeite beide Seiten gleichermaßen. Jedes Pferd hat eine gute und eine weniger gute Seite. Auch wenn man die schwächere Seite stärken möchte, sollten beide Seiten gleichermaßen trainiert werden. Beginne dabei mit der stärkeren Seite, sobald das Pferd warm ist, kannst du dich auf die schwächere Seite konzentrieren.

Trainingsbeispiele: Wie sollte ein Trainingsplan fürs Pferd gestaltet sein?

Trainingsplan für untrainierte Pferde oder Pferde nach einer Verletzungspause

Egal, aus welchem Grund das Pferd eine längere Stehpause hat, bereits nach 8 bis 10 Pausentagen beginnt der Muskelabbau beim Pferd. Und nach ungefähr 12 Wochen kann man mit dem Aufbautraining komplett bei null anfangen. Behalte für das Aufbautraining des Pferdes folgende Faustregel im Hinterkopf: Um das Pferd wieder auf sein vorheriges Leistungsniveau zu bringen, dauert es doppelt so lange, wie die Pause selbst. Konnte sich das Pferd in seiner Trainingspause durch Schrittgehen bewegen, bauen sich die Muskeln nicht so schnell ab bzw. es wird eine Grundmuskulatur erhalten. Das wirkt außerdem Muskelverhärtungen, Blockaden und anderen Überlastungsanzeichen entgegen.

Möchte man allerdings ein Pferd nach einer verletzungsbedingten Pause, beispielsweise nach einem Sehnenschaden, wieder auftrainieren, muss man sehr behutsam, sehr langsam und im Schritt vorgehen. Die kurzen Intervalle werden dann im Minutentakt von Tag zu Tag gesteigert. Habe immer Puls und Atmung deines Pferdes im Blick. Außerdem solltest du das Aufbautraining unbedingt mit dem Tierarzt absprechen.

Ein beispielhafter Trainingsplan für Pferd nach einer Verletzungspause könnte wie folgt aussehen:

1. Woche  – Schritt: Beginnend mit einer Minute Schritt. Diese wird jeden Tag um eine weitere Minute ausgedehnt. Wichtig: An ein bis zwei Tagen in der Woche sollte dem Pferd Ruhe gegönnt werden. Also plane dann eine Putz- und Massageeinheit ein.

2. Woche – ab 20 Minuten Schritt: Kommt das Pferd mit dem Schrittniveau gut klar, kann man einen kleinen Schrittparcours einbinden. Das schult die Koordination, fördert die Körperwahrnehmung, stärkt den Rücken und dehnt Sehnen und Bänder. Auch hier täglich die Dauer im Minutentakt erhöhen.

3. bis 5. Woche – ab 40 Minuten Schritt: Nun können erste Trabschritte hinzugefügt werden. Spaziergänge, ein kleiner Schrittparcours und Balance Pads erweitern den Trainingsplan des Pferdes. Je nach Ausdauer und Wohlbefinden des Pferdes können die einzelnen Trabschritte ausgebaut werden.

6. bis 7. Woche – ab 60 Minuten Schritt: Die Trabeinheiten können immer weiter verlängert werden. Habe dennoch das Befinden deines Pferdes im Blick.

Ab der 8. Woche: Nun können erste Galoppschritte und Seitengänge in die Einheiten eingebaut werden. Habe auch hier das Befinden deines Pferdes im Blick und beginne ebenso langsam und behutsam mit den Galoppreprisen, wie zu Beginn des Aufbautrainings.

Im Gegensatz zu einem Pferd, das aufgrund einer Verletzung komplett bei null starten muss, kann man ein Pferd nach der Winterpause schneller antrainieren. Im Idealfall hat das Pferd über die Wintermonate seine Muskeln aufgrund lockeren Trainings erhalten. So kann man, vor allen in Vorbereitung auf die Saison, mit langen Schrittphasen bis zu 20 Minuten das Aufbautraining starten. Übertreten und Seitengänge lockeren das Pferd in der Lösungsphase. Je nach Kondition des Pferdes kann man die Schrittsequenzen durch 5 bis 10 Minuten Trab ergänzen, die nach und nach gesteigert werden. Erst nach ein paar Tagen wird der Galopp hinzugenommen und ebenfalls langsam gesteigert.

Trainingsplan für junge Pferde

In Trainingsplan für Jungpferde fließen viele Faktoren ein. Die Jungpferdeausbildung umfasst nicht nur die Leistungssteigerung, sondern auch die Erziehung des Pferdes zu einem umgänglichen Freizeitpartner. Das bedeutet, dass die Abwechslung im Training das Pferd unterschiedlichen Situationen aussetzt, bei denen es an Nervenstärke und Selbstbewusstsein gewinnt.

Ein Pferd ist erst mit ca. sechs Jahren ausgewachsen, manche Rassen brauchen sogar noch länger. Daher sollte man mit dem Anreiten, als dem Hinzufügen des Reitergewichts, solange warten, bis das Pferd körperlich und geistig reif genug dafür ist. Dennoch kann man das Pferd bereits im jungen Alter systematisch darauf vorbereiten.

Das Training junger Pferde bedarf eine sensible Herangehensweise. Das Jungpferd darf nicht überfordert werden, aus welchem Grund Neues auf kleine Schritte heruntergebrochen werden muss. So bleibt das Pferd motiviert und steht dem Menschen vertrauensvoll gegenüber.

Ein Trainingsplan für junge Pferde ist weiterhin wichtig, um die einzelnen Schritte langsam und mit Bedacht anzugehen und um nichts zu überstürzen. Denn einmal eingeprägte Fehler sind nur schwer aus dem Gedächtnis des Pferdes wieder zu löschen oder zu überschreiben.

Demnach kann ein Trainingsplan für Jungpferde auf die Jahre ausgestreckt folgendermaßen aussehen:

Bis drei Jahre: In dem zarten Alter bis drei Jahren sollte der tägliche Umgang erlernt werden, der Youngster wird mit Halfter, Strick und dem Führen vertraut gemacht. Kurze Spaziergänge mit einem anderen Pferd oder als Handpferd können an der Tagesordnung stehen.

Ab 3 Jahre: Die Vorbereitung auf das Reitergewicht beginnt. Mit abwechslungsreicher Bodenarbeit kann der Muskelaufbau und die Stärkung der Sehnen und Gelenke beginnen. Bereits zehn Minuten reichen Anfangs aus, um das Jungpferd weder körperlich noch mental zu überlasten. Vom Boden aus an der Hand und der Longe können folgende Übungen erarbeitet werden: 

  • Tempiwechsel
  • Gangartwechsel
  • Gelände als Handpferd oder Spazierengehen

Immer wieder kann die Einheit mit Sattelpad und Zaum ausgeführt werden, damit sich das Pferd an die Ausrüstung gewöhnt.

Ab 4 Jahre: Langsam können die Zügelhilfen über Handarbeit und Doppellonge erarbeitet werden. Zeigt das Pferd an, dass es bereits konditionsmäßig mehr kann, kann die Trainingsdauer ausgedehnt werden. Dennoch sind viele Verschnaufpausen dazwischen essentiell.

Ab 5 Jahre: Das Pferd hat nun eine gute Basis, damit das erste Aufsteigen geübt und hin und wieder in den sonstigen Trainingsplan eingeflochten werden kann. Erst ab 6 Jahren ist das Pferd ausgewachsen und muskulär und bändertechnisch ausreichend ausgebildet, um das Reitergewicht zu tragen. Nach der Gewöhnungsphase kann man mit 2 Reiteinheiten pro Woche starten. 

Im weiteren Verlauf der Ausbildung rückt die Ausbildungsskala in den Fokus des Trainingsplans, wobei nicht Reiten allein auf dem Plan stehen sollte. Gerade in der Jungpferdearbeit muss Abwechslung großgeschrieben werden. Nur mit einem langsamen und bedachten Vorgehen erzieht man sich ein nervenstarkes, gesundes und belastungsfähiges Reitpferd.

Wie oft sollte ein Jungpferd gearbeitet werden? Eine Faustregel gibt vor, ein dreijähriges Pferd 3 Mal in der Woche, ein vierjähriges 4 Mal in der Woche und ein fünfjähriges Pferd 5 Mal in der Woche arbeiten zu können. Dazwischen finden Pausentage statt, in denen das junge Pferd mit gleichaltrigen Artgenossen einfach noch Kind sein darf.

Im Speziellen auf die Jungpferdeausbildung gehen wir im entsprechenden Artikel ins Detail.

Trainingspläne optimieren: Junge Pferde nachhaltig ausbilden

H3: Saisonplan für Turnierpferde:

Nach der Winterpause steht für viele Reiter die Turniersaison an. Das große Ziel des Trainings von Turnierpferden ist selbstverständlich das Turnier selbst. Doch das Trainieren darauf beginnt nicht erst wenige Monate vor dem eigentlich Start. Die Saison kann in einzelne Abschnitte gegliedert werden, die alle ihre eigenen Mikroziele haben, in der Summe aber zum das große Ziel – das Turnier – zusammenfließen.

Entwicklung und Vorbereitung: Die Entwicklungsphase geht von den Wintermonaten Oktober bis Dezember und Januar bis März. In den Wintermonaten werden die bereits erlernten Lektionen und Leistungserfolge der vorangegangenen Saison verinnerlicht. Auch wird das Niveau des Pferdes von Kondition, Koordination und Kraft erhalten. Im Frühjahr kommen dann neue Lektionen hinzu, die im Turnier abgefragt werden sollen.

Je nach Disziplin sollten die Trainingseinheiten entsprechend konzipiert sein, ohne jedoch an Abwechslung zu sparen. Ein Dressurpferd kann auch über Cavaletti longiert werden und ein Springpferd gehört für seine Koordination und einen ausgewogenen Muskelaufbau dressurmäßig gearbeitet.

Plane pro Woche mindestens einen Tag Pause ein, an dem das Pferd auf die Koppel kann und weder geritten noch longiert wird.

Vorturnier: Die Vorturnierphase fällt kürzer, dafür aber intensiver aus. Die Belastung nimmt ab, aber die Arbeitsintensität nimmt zu. Der Fokus liegt hierbei auf der Leistung, die dann im nächsten Abschnitt, dem Turnier, abgefragt werden soll. Man könnte es auch als die Generalprobe vor dem Turnier ansehen.

Turnier: Alles Erlernte kann nun auf dem Turnier vorgestellt werden. Wie viele Nennungen und Turnierwochenenden hintereinander möglich sind, ist von Pferd zu Pferd verschieden. Auch, wie lange die Turnierphase insgesamt dauern kann, muss vom Pferd und den allgemeinen Zielen abhängig gemacht werden. Generell kann allerdings die Saison beendet werden, wenn man einige gute Starts hatte und das Pferd gezeigt hat, dass das Erlernte sitzt.

Regeneration: Direkt nach dem Turnier und nach der Turnierphase ist die Regeneration absolute Pflicht. Bevor das Wintertraining oder kleinere Winterturniere starten, sollte sich das Pferd zuvor einige Wochen von der Turniersaison erholen dürfen.

Trainingsplan für alte Pferde: Alte Pferde fit halten

Wer rastet, der rostet – gilt auch für Pferde. Auch Seniorenpferde bedürfen eines Trainingsplans, um sie mithilfe von Gymnastizierung geschmeidig zu halten und ihre Muskeln zu erhalten. Hierfür ist nicht nur eine Offenstallhaltung zuträglich, sondern auch ausgedehnte Spaziergänge.

Ist der Senior noch so weit fit, dass er auch Trabreprisen gut verträgt, geht immer eine mindestens zwanzigminütige Aufwärmphase im Schritt voraus. Bei alten Pferden mit Arthrose sollten es sogar 30 Minuten Aufwärmen sein. Erst dann kann man mit der Trabphase beginnen.

Das altersgerechte Konditionstraining sollte mit der Gymnastizierung an der Hand oder der Doppellonge ergänzt werden. Für Abwechslung im Trainingsplan und für die Förderung der geistigen und koordinativen Fähigkeiten des Seniors sind Trailhindernisse empfehlenswert. Wichtig hierbei ist, nicht zu enge Wendungen zu gehen, um die Gelenke zu schonen. Taste dich am besten langsam an die Belastungsgrenze heran, um herauszukitzeln, was bei deinem Seniorpferd noch geht.

Individuelle Trainingspläne: Ältere Pferde ausgeglichen und fit halten

Trainingsplan für dicke Pferde zum Abnehmen

Übergewicht gehört nicht zur Natur des Pferdes. Jedes Pfund zu viel auf den Rippen könnte das Pferd in der Wildnis an der lebensrettenden Flucht hindern. Bei unseren Hauspferden entwickeln sich daher nicht selten aus Übergewicht Stoffwechselerkrankungen wie EMS oder Hufrehe. Um das zu verhindern, ist ein sofortiges Abspeckprogramm erforderlich. Dieses sieht eine Kombination aus einer Reduktion des Energiegehaltes und mehr Bewegung vor. Gleichzeitig muss der Stoffwechsel angekurbelt werden, wofür sich Intervalltraining besonders gut eignet. Ist das Pferd stark übergewichtig, startet man mit Intervallen von 2 Minuten Schritt und 3 Minuten Trab im Wechsel für 30 Minuten. Passt sich das Fitnesslevel des Pferdes diesem Anreiz an, kann man die Intervalldauer auf 40 Minuten erhöhen.

Später kommen Galoppreprisen dazu, denn im Galopp werden die meisten Kalorien verbrannt. Auch diese können mit der Zeit ausgedehnt werden.

Aber Vorsicht! Übertreiben sollte man es nicht. Das Übergewicht an sich ist bereits eine hohe Belastung für Sehnen und Gelenke. Daher sollte die Trainingsintensität nur langsam und angemessen erhöht werden, um Muskelkater beim Pferd zu vermeiden.

Das Intervalltraining kann im Gelände, unter dem Sattel oder an der Longe erfolgen. Aber auch Spazierengehen, die Führanlage oder schnelles Gehen und Joggen mit dem Pferd können ins Abspeckprogramm aufgenommen werden.

Irgendwann wird alleiniges Ausdauertraining nicht mehr ausreichen. Dann muss der Trainingsplan des Pferdes um Krafttraining ergänzt werden. Dafür eignen sich folgende Übungen:

  • Viele, korrekt ausgeführte Übergänge
  • Cavalettis zum Traben und Galoppieren
  • 2 Minuten Mittelgalopp
  • Bergaufreiten
  • Intervalltraining im hügeligen Gelände

FAQs – Häufig gestellte Fragen rund um den Trainingsplan für Pferde

1. Wie oft sollte man ein Pferd trainieren?

Ist es gut, sein Pferd jeden Tag zu reiten? Um die Frage zu beantworten, muss man zwischen Bewegung und Training unterscheiden. Bewegung ist für jedes Pferd an jedem Tag richtig und wichtig, um seine Muskulatur zu erhalten und Verspannungen und Gelenkverschleiß entgegenzuwirken. Im Bewegungsplan des Pferdes wird zwischen intensivem Training und lockerem Bewegen abgewechselt. Reiten sollte man das Pferd maximal 3 bis 4 mal in der Woche – jeder dritte Tag reicht aus. Denn durch den Druck in der Sattellage kommt es zur Kompression der Muskeln – selbst bei einem passenden Sattel. Dabei wird das Fasziengewebe zusammengedrückt und verliert seine puffernde Wirkung. Gibt man dem Gewebe keine Ruhe, kommt es auf Dauer zu Verklebungen. Ruhetage sind für die Regeneration also essentiell.

2. Wann sollte man einen Trainingsplan umstellen?

Um einen Trainingserfolg zu erzielen, muss der Körper immer wieder neuen Reizen ausgesetzt werden. Deswegen sieht ein gut ausgearbeiteter Trainingsplan des Pferdes eine Intensitätssteigerung mit viel Abwechslung vor, um den Körper an seine Grenzen zu bringen. Passt sich der Körper des Pferdes immer noch deutlich an den Trainingsreiz durch Muskelaufbau an, muss der Trainingsplan nicht umgestellt werden. Erst, wenn das Pferd ein bestimmtes Leistungsplateau erreicht hat und nicht mehr an seine Belastungsgrenze kommt, muss man dem Pferd neue körperliche Reize schaffen.

Andererseits sollte der Trainingsplan umgestellt werden, wenn man an seinem Pferd keine Trainingserfolge sieht. Wenn sich nämlich trotz Training weder Kondition noch Koordination oder Kraft des Pferdes verbessert, sollte man die Art und Weise des Trainings und sogar des Reitens überdenken. 

3. Wie lange dauert es, bis ein Pferd Muskeln aufgebaut hat?

Setzt man das Pferd dank eines strukturierten Trainingsplans regelmäßig einem Trainingsreiz aus, wird es in der anschließenden Regenerationsphase Muskeln aufbauen. Der Körper passt sich der Belastung innerhalb von 72 Stunden an. Fängt das Pferd muskeltechnisch bei null an, verläuft ein gesunder Muskelaufbau in 8 bis 12 Wochen. Hier spielt jedoch auch die Haltung und Fütterung eine ausschlaggebende Rolle: Das Pferd sollte sich außerhalb des Trainings frei und viel bewegen können und hochwertige Proteine erhalten, um seine Muskeln ausreichend versorgen zu können.

4. Wie erkenne ich, ob mein Pferd eine Pause braucht?

Trainingsanreize zu schaffen, bedeutet nicht, das Pferd bis zur Erschöpfung zu treiben. Ist dein Pferd erschöpft, erkennst du es an folgenden Punkten:

  • Flache, hektische Atmung
  • Das Pferd reagiert langsam oder gar nicht mehr auf deine Signale
  • Das Pferd stolpert viel
  • Das Pferd wird durch sein Umfeld schnell abgelenkt und kann sich nicht konzentrieren
  • Die Wiederholungen einer Übung werden von Mal zu Mal schlechter

Eine Pause bedeutet nicht nur, das Pferd nach einem Turnier, einem Intensivtraining oder einem Kurswochenende auf die Koppel zu stellen. Eine Pause kann auch während des Trainings als Belohnung eingebaut werden. Gestalte die Pause mit ein paar Runden Schrittgehen, der Lieblingsaufgabe deines Pferdes, die es besonders gut kann, Kraulen oder einer Massage. Ebenfalls eignet sich eine Schrittrunde ins Gelände sehr gut, um eine erfolgreiche Trainingseinheit positiv abzuschließen.

Autor*in
Mirjam-Sophie FreigangKlinikenMehr VON CMH.TV

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