Fesselträgerschaden beim Pferd

Fesselträgerschaden beim Pferd

Ein Fesselträgerschaden ist der gefürchtetste aller Sehnenschäden. Denn je nach Ausmaß kann er lange Zeit unerkannt bleiben und damit chronisch werden. Dennoch bestehen heutzutage gute Heilungschancen für Fesselträgerschäden.

Inhaltsverzeichnis

Unter allen Sehnenschäden beim Pferd ist ein Fesselträgerschaden für viele Pferdebesitzer der gefürchtetste. Denn der Fesselträger ist nicht nur ein komplexes Gebilde, sondern auch schwer erreichbar, was eine genaue Diagnose erschwert. Dennoch bedeutet ein Fesselträgerschaden mit der heutigen Früherkennung nicht gleich das sportliche Aus für das Reitpferd.

Was ist ein Fesselträgerschaden?

Ein Fesselträgerschaden ist die häufigste und komplexeste Ursache für eine Lahmheit beim Pferd. Der Fesselträger beginnt nach einer Überlastung oder Zerrung sich zu entzünden und damit zu schmerzen. Ist das Pferd lahm und wurde der Fesselträger als Ursache diagnostiziert, bedeutet das für das Pferd mindestens ein halbes Jahr Auszeit. In der Regel benötigen Pferde acht bis zwölf Monate, bis sie wieder voll belastungsfähig sind.

Ein Fesselträgerschaden kann bei jedem Pferd in jedem Alter auftreten. Die Furcht vor der Diagnose muss für Pferdebesitzer mittlerweile nicht mehr allzu groß sein. Denn heutzutage bestehen für einen Fesselträgerschaden gute Heilungschancen, da er dank besserer Diagnostik frühzeitig erkannt und angegangen werden kann – und nicht erst, wenn es schon zu spät ist.

Aufbau und Funktion des Fesselträgers

Beim Fesselträger handelt es sich nicht um eine einzelne Sehne. Es ist viel mehr ein Komplex aus Sehne, Band und einem kleinen Muskelanteil, in Verbindung mit Knochen und Gelenken. Der Muskelanteil im Fesselträger gibt bis heute Rätsel auf, da er bei Pferden unterschiedlich hoch sein kann. Man sagt, dass trainierte Pferde weniger Muskelfasern im Fesselträger haben als untrainierte. Je höher allerdings der Muskelanteil ist, desto instabiler wird der stützende Komplex des Fesselträgers, was das Pferd für Verletzungen anfälliger macht.

Der Fesselträger ist 20 bis 30 Zentimeter lang, weshalb es sich nach wie vor schwierig gestaltet, den Verletzungsursprung zu lokalisieren. Er setzt unterhalb des Sprunggelenks bzw. Karpalgelenks zwischen den Griffelbeinen an. Hier ist er mit dem Knochen über Fasern fest verbunden – am sogenannten Fesselträgerursprung. Anschließend läuft er hinter der Röhre entlang. Im unteren Drittel teilt er sich in zwei Schenkel: Ein Teil haftet am Gleichbein bzw. Sesambein, die als Umlenkrolle des Fesselgelenks dienen. Der andere Teil zieht sich nach vorne als Unterstützungsast der Strecksehne. Die Verbindung zum Knochen wie auch das untere Drittel, in dem der Fesselträger umgelenkt wird, bilden neuralgische Punkte, Schwachstellen, die häufig betroffen sein können.

Mit diesem Aufbau trägt der Fesselträger – wie es sein Name vermuten lässt – die Fessel. Einerseits würde der Fesselkopf ohne seinen Träger den Boden berühren. Das Pferd wäre sozusagen bis zum Boden durchtrittig. Andererseits fungiert der Fesselträger in der Stützbeinphase als Stoßdämpfer und ist gemeinsam mit der oberflächlichen Beugesehne an der Lastenaufnahme beteiligt. Tritt das Pferd auf, fixiert der Fesselträger das Fesselgelenk und wirkt damit einer übermäßigen Überdehnung entgegen. Das Gelenk federt leicht, anstatt auf den Boden durchgedrückt zu werden. Damit wird einem frühzeitigen Verschleiß entgegengewirkt. Im Stand bzw. in der Stützbeinphase, wenn der Fesselträger unter Spannung steht, kann er leicht mit dem Knochen verwechselt werden. Erst, wenn man das Bein aufhebt und der Fesselträger entspannt, wird er weich und beweglich.

Da der Fesselträger fest am Knochen aufgehängt ist, wirkt ein starker Zug auf den Knochen selbst. Dieses extreme Spannungsverhältnis ist der Grund, weshalb es bei einer dauerhaften Überlastung genau dort zu Verletzungen kommt. Am häufigsten ist der Fesselträger oben oder unten beschädigt, selten jedoch im Fesselträgerkörper. Reißen vom Knochen feine Fasern ab, spricht man von einer Fesselträgerursprungserkrankung, die Springpferde oftmals an den Vordergliedmaßen, Dressurpferde eher an den Hintergliedmaßen haben. Verletzungen am Fesselträgerursprung müssen nicht immer mit Schwellung und Wärme einhergehen, weshalb zum Teil nicht immer sofort erkannt werden. Daher können unerkannte Fesselträgerschäden chronisch werden.

Weiterhin ist die Länge der Fessel interessant. Je kürzer die Fessel, desto kleiner der Hebel, der die Elastizität des Fesselträgers belastet. Pferde mit kurzen Fesseln können also weniger Probleme mit der Sehne bekommen, da sie eine bessere Belastungsfähigkeit haben. Bei langen Fesseln fällt der Hebel groß aus und damit auch die Zugkräfte, die auf den Fesselträger wirken.

Symptome: Einen Fesselträgerschaden beim Pferd erkennen

Die Symptome eines Fesselträgerschadens können sowohl subtil als auch vielfältig sein. Das macht es von Fall zu Fall schwierig, eine genaue Diagnose zu stellen. Fallen allerdings einige der nachfolgenden Symptome oder andere Unstimmigkeiten auf, sollte umgehend der Tierarzt geholt werden. Dieser kann schließlich eins und eins zusammenzählen.

  • Lahmheit, insbesondere auf weichem Boden
  • Schwellung verbunden mit Wärme (wenn der Corpus oder das Band an den Gleichbeinen beschädigt ist; Verletzungen am Fesselträgerursprung gehen ohne Schwellung und Wärme einher)
  • Schmerzreaktion bei Druck auf die Sehne oder bei der Beugeprobe

Nicht immer gehen alle Symptome mit einem Fesselträgerschaden einher, weshalb er von manchen Pferdebesitzern nur schwer erkannt wird. Bereits feine Taktunreinheiten beim Reiten können auf einen Schaden hinweisen. Bei Pferden, die stark beigezäumt geritten werden, sodass die Nickbewegung gar nicht zustande kommt, bleibt die Lahmheit unerkannt.

Ursachen für einen Fesselträgerschaden

  • Akute Überlastungserscheinung durch Vertreten, harte Wendungen. Das Fesselgelenk ist ein Scharniergelenk, das nur eine eingeschränkte Rotationsbewegung erlaubt.
  • Wiederholungstrauma: Die Sehnen nehmen mittelfristig zu viel Last auf, erhalten aber keine Regenerationsmöglichkeit
  • Zu tiefes Einsinken in weichen Boden
  • Fehlende Abwechslung in der Bodenbelastung
  • Unzureichender Trainingsstand oder mangelndes Training
  • Muskelermüdung
  • Überforderung durch zu viele Trabverstärkungen und Seitengänge: Durch die Scherbewegung tritt das Pferd nicht plan auf, der Fesselträger muss stärker entgegenhalten.
  • Lange Fesselungen
  • Einseitige Belastung durch Fehlstellungen und Unausgeglichenheit
  • Mangelhafte Hufpflege, zu lange Zehen schränken den Hufmechanismus ein
  • Erblich bedingte, schwache Sehnen
  • Aufzuchtfehler, Übergewicht
  • Nährstoffmangel oder Überlastung der Leber als Entgiftungsorgan (Schadstoffe werden in Sehnen eingelagert)

Experten beobachten heute ein häufigeres Vorkommen an Fesselträgerschäden als früher. Der Grund ist die spezialisierte Züchtung der Pferde: Wurden vor Jahrzehnten Pferde mit natürlichen Bewegung gezüchtet und mussten raumgreifende Bewegungen erst antrainiert werden, zeigen modern gezüchtete Jungpferde bereits überdimensionale Bewegungsabläufe. Das führt zu einer frühzeitigen Überlastung der Strukturen und damit zu Schäden in den Sehnen und Gelenken. Weiterhin ist zu beobachten, dass rund 60 % der Fesselträgerschäden in den Vorderbeinen zu finden sind. 

Dicke Sehne – Wenn Geduld gefragt ist!

Diagnose

Um einen Fesselträgerschaden beim Pferd festzustellen, geht der Tierarzt wie bei jedem anderen Sehnenschaden auch vor: Besteht der Verdacht auf eine Sehnenverletzung, wird das Pferd zuerst im Schritt und Trab auf hartem und weichem Boden vorgeführt. Lahmt das Pferd auf weichem Boden mehr als auf hartem Untergrund, kann das ein Indiz dafür sein, dass das Gelenk ebenfalls beteiligt ist. Auch das Führen auf gebogener Linie ist für die Diagnose eines Fesselträgerschadens wichtig. Anschließend wird noch die Beugeprobe durchgeführt, um zu sehen, wo genau die Verletzung besteht.

Da die Symptome eines Fesselträgerschadens von Pferd zu Pferd variieren können, kann auch längeres Longieren für die Diagnose von Bedeutung sein. Denn manche Pferde zeigen erst nach längerer Belastung Anzeichen einer Lahmheit.

Ist das Bein um die Röhre bereits geschwollen und warm, ist das Vortraben und die Beugeprobe nicht unbedingt nötig. Dann kann der Tierarzt gleich zum Ultraschall übergehen, um das Ausmaß der Verletzung festzustellen.

Ist das Pferd allerdings lahm, ohne dass der Tierarzt eine Schwellung oder Wärme palpieren kann, muss das Pferdebein abgespritzt werden. Auf diese Weise tastet sich der Tierarzt Schritt für Schritt an die schmerzende Stelle heran, um die Ursache der Lahmheit zu lokalisieren. Ist diese ausfindig gemacht, kann ein Ultraschall erfolgen.

Je nach Beeinträchtigung und Schmerzempfinden des Pferdes handelt es sich bei der Verletzung des Fesselträgers um eine Reizung, Zerrung oder Entzündung. Eine Reizung des Fesselträgers besteht, wenn das Pferd minimal beeinträchtigt ist. Stärke Symptome deuten auf eine Zerrung hin, während eine Entzündung als Reaktion des Körpers mit Wärme und Schwellung einhergeht. Handelt es sich um einen kompletten Sehnenschaden, sind Fasern des Komplexes abgerissen. Diese sind dann diffus, randständig oder als Loch in der Mitte als dunkle Flecken im Ultraschall erkennbar. Weitere Infos zu Sehnenschäden beim Pferd findest du im Artikel zum Thema.

Hat der Tierarzt eine Diagnose gestellt und erkannt, um welches Ausmaß der Schädigung es sich handelt, kann eine entsprechende Therapiemethode angesetzt werden.

Einem Fesselträgerschaden vorbeugen

Vorbeugung ist die beste Therapie für die Pferdebeine. Um einem Fesselträgerschaden vorzubeugen, solltest du:

  • Das Pferd schonend reiten
  • Das Pferd mit mindestens 20 Minuten Schritt aufwärmen
  • Es nicht mit Seitengängen und Trabverstärkungen übertreiben
  • Auf versteckte Löcher achtgeben
  • Zu häufiges Reiten in tiefem, weichem (Hallen-)Boden vermeiden
  • Abwechslung in der Bodenbeschaffenheit bieten, um den Bewegungsapparat mit seinen Sehnen und Bändern zu trainieren
  • Im Pferdetraining Abwechslung und ein gutes Mittelmaß finden

Therapie und Behandlungsmöglichkeiten von Fesselträgerschäden

Der Bänder- und Sehnenapparat eines Pferdes ist ein schwach durchblutetes System. Das gestaltet den Heilungsprozess langsamer als in anderen Körperbereichen. Um einen Fesselträgerschaden beim Pferd auszukurieren, braucht es also Zeit, Geduld und eine gute Durchblutung. Dabei gibt es kein Allheilmittel, auch sollte keine Behandlungsmethode präferiert, sondern die beste für jedes Pferdes ermittelt werden.

Handelt es sich nicht um einen Sehnenabriss, kann nach einer kurzen Boxenruhe Bewegung frühzeitig in den Therapieplan aufgenommen werden. Denn kontrollierte Bewegung regt die Durchblutung an und damit auch den Abtransport von Schadstoffen. Über den Beginn der Schritttherapie und Länge der Einheiten ist zwingend mit dem Tierarzt zu sprechen.

Viele Pferdebesitzer sind sich unsicher, wie viel sie ihrem Pferd bei einem Fesselträgerschaden zumuten können. Denn die Angst ist groß, dass anfänglich kleine Verletzungen chronisch werden. Als groben Anhaltspunkt kann man sagen: Lahmt das Pferd auch im Schritt, ist zwingend Boxenruhe zu halten. Lahmt das Pferd im Trab, kann es Schritt geführt werden. Lahmt das Pferd nicht, kann es angemessen traben.

Details, in welchen Intervallen die Schrittsequenzen ausgeweitet werden können, erfährst du im Artikel über Sehnenschäden beim Pferd. Einen Trainingsplan nach einer verletzungsbedingten Pause findest du im Artikel über Trainingspläne.

Gleichzeitig können dem Pferd Entzündungshemmer verabreicht werden, damit die Schwellung zurückgeht und der schmerzhafte Druck auf die Nerven abgebaut wird. Zur äußerlichen Anwendung helfen durchblutungsfördernde Salben oder Gamaschen mit Keramikfasern. Das sollte allerdings nach der Akutphase geschehen, da sich sonst die Entzündung weiter ausbreitet.

Weiterhin gibt es Therapieansätze bei Fesselträgerschäden, die die natürlichen Reparaturmechanismen der Sehnen in Gang setzen sollen:

Eigenbluttherapie

Bei der Eigenbluttherapie wird aufbereitetes Blutplasma direkt in den betroffenen Fesselträger gespritzt. Das wird vor allem bei diffusem Ultraschallbild mit vielen kleinen Löchern in der Sehne praktiziert. Durch das Eigenblut erhofft man sich, die Regenerationsprozesse zügiger in Gang zu setzen. Allerdings wird mit der Eigenbluttherapie nicht unbedingt die Heilung verkürzt, dafür entsteht weniger Narbengewebe, das weniger belastbar und elastisch ist als das Ursprungsgewebe.

Stoßwellentherapie

Befindet sich der Schaden im Fesselträgerursprung, werden Schalldruckwellen ins Gewebe geschickt. Bekannt aus der Humanmedizin, um Nierensteine zu zertrümmern, setzen die Stoßwellen Gewebshormone frei. Diese beeinflussen den Knochenstoffwechsel positiv und regenerieren so entstandene Schwachstellen. Auch soll damit eine Schmerzlinderung erreicht werden.

Stammzellentherapie

Sehr gute Heilungschancen bei einem Fesselträgerschaden existieren mit einer Stammzellentherapie. Hierbei werden Stammzellen aus der Knochenmarksflüssigkeit eines Spenderpferds gewonnen und injiziert. Die Stammzellen lassen um den geschädigten Fesselträger neues Gewebe entstehen. Eine Stammzellentherapie bietet die Möglichkeit, die „natürliche“ Heilung des Fesselträgers anzustoßen. Allerdings ist sie auch sehr kostspielig, weshalb diese Therapieform nicht für jeden Pferdebesitzer in Betracht kommt.

Stammzellen – die Therapie der Zukunft?

Lymphdrainage & Kompressionstherapie

Sehnen sind zwar schlecht durchblutet, sind allerdings von zahlreichen Lymphgefäßen umgeben. Diese sind direkt mit den tief liegenden Lymphgefäßen im Körper verbunden, an die der Pferdetherapeut nur schwer herankommt. Bei einem Fesselträgerschaden entstehen Schad- und Entzündungsstoffe. Mithilfe einer Lymphdrainage wird der Abtransport von Schad- und Entzündungsstoffen erleichtert. Das entlastet das Sehnengewebe und damit auch das Pferd von Schmerzen. Außerdem kann man beobachten, wie die Massagegriffe die Ausrichtung der neugebildeten Fasern unterstützen, wodurch das Narbengewebe stabiler und gleichmäßiger wird.

Operation des Fesselträgers beim Pferd

Eine Operation des Fesselträgers ist nur bei chronischen Erkrankungen notwendig oder wenn der Fesselträgerursprung regelmäßig Probleme macht. Denn dieser sitzt tief, umgeben von Röhrbein, Faszie und Griffelbein. Ist dieser Bereich geschwollen, drückt das Gewebe schmerzhaft auf den Nerv um den Fesselträgerursprung. Bei der OP wird die Faszie geöffnet, um den Druck entweichen zu lassen. Nur in schweren chronischen Fällen wird der dauerhaft gereizte Nerv entfernt. Da es sich hierbei um einen massiven Eingriff handelt, ist vorab eine sehr gute sonographische Abklärung von Bedeutung. Nach der Operation kann es sein, dass äußerlich eine Verdickung zurückbleibt. Das Pferd kann trotzdem nach vier bis acht Wochen wieder fit sein. Dennoch: Wurde das Pferd am Fesselträger operiert, ist es vom Tierschutzgesetz untersagt, dass das Pferd zurück in den Turniersport darf. Selbst die leichte Arbeit ist mit Vorsicht zu genießen.

Eine weitere chirurgische Möglichkeit ist das Bohren von Löchern in den Röhrenknochen. Dies soll die Strukturen anregen, neue Blutgefäße um den Fesselträgerursprung wachsen zu lassen, um die Durchblutung zu erhöhen.

Die Heilung des Fesselträgers durch angemessene Fütterung unterstützen

Es ist zwar nicht eindeutig, ob sich die Fütterung signifikant auf die Genesung eines Fesselträgerschadens auswirkt. Denn die oben genannten Therapieansätze und deren Forschung werden meistens ohne Ernährungsbezug durchgeführt. Daher ist es schwer zu sagen, ob Zusatzfutter, Kräuter etc. Auswirkung auf den Heilungsprozess haben. Allerdings schadet eine Anamnese des Futterplans für die Pferdegesundheit nicht. Denn gewiss ist, dass der Körper Nährstoffe nötig hat, um zu funktionieren. Auch die Sehnen und Bänder haben Spurenelemente nötig.

Bei der Therapie eines Fesselträgerschadens sollte man daher auf eine mangelausgleichende Fütterung abzielen. Eventuelle Mängel lassen sich am besten über eine Haarprobe ermitteln oder über eine generelle Futtermittelberechnung, da der Mangel eines Nährstoffs erst spät im Blutbild erkennbar wird.

Entscheidend bei einem Fesselträger- oder Sehnenschaden allgemein ist die Entlastung der Leber. Sie ist für die Entgiftung und damit für die Ausscheidung von Gift-, Abfall- und Entzündungsstoffen zuständig. Regeneriert sich der Körper nach einem Sehnenschaden, braucht es eine starke Leber. Diese kann man entlasten, indem man silierte Futtermittel, Zucker und Stärke, Milchsäurebakterien und Bierhefe, wie sie in Probiotika vorhanden sind, vom Futterplan streicht. Stattdessen sind mageres Heu, Mineralfutter, ein Salzleckstein und Wasser zu freien Verfügung alles, was das Pferd futtertechnisch zum Auskurieren eines Fesselträgerschadens nötig hat.

Wichtige Nährstoffe für die Stärkung der Sehnen und Bänder sind folgende:

  • Magnesium
  • Mangan
  • Selen
  • Zink
  • Kupfer

Diese werden nur in geringen Mengen über das Grundfutter aufgenommen und müssen demnach zugefüttert werden. Über die Menge muss mit dem Tierarzt gesprochen werden.

Weiterhin können

  • Grünlippmuschel
  • Spirulina Alge
  • MSM (Schwefelverbindung)
  • Kollagen 
  • Chondroitin und
  • Kieselerde phasenweise

die Sehnen und Bänder stärken. Auf dem ganz natürlichen Wege kann man zudem mit Kräutern dem Fesselträger etwas Gutes tun. Diese müssen allerdings über einen längeren Zeitraum verfüttert werden, damit sie Wirkung zeigen. Manche Kräuter wie die Teufelskralle gehen auf den Magen und dürfen daher nur kurweise verfüttert werden. Daher sollte auch die Fütterung von Kräutern beim Fesselträgerschaden vorab mit dem behandelnden Tierarzt abgeklärt werden. Sehnenkräuter, die schmerzlindern, durchblutungsfördernd und antientzündlich wirken, sind:

  • Teufelskralle
  • Weiderinde
  • Hagebutte
  • Mädesüß
  • Ingwer
  • Brennnessel
  • Brunnenkresse
  • Weißdorn

Beschlag bei einem Fesselträgerschaden

Bei einem Fesselträgerschaden darf das Pferd für die Genesung nicht in tiefem, weichem Boden einsinken. Denn das führt zu einer Überlastung des Fesselträger-Komplexes. Aus diesem Grund greifen viele Pferdebesitzer gerne zu Eiereisen und Rundeisen, die hinten geschlossen sind. Sie sollen das Pferd vor dem Einsinken bewahren bzw. den Sehnenkomplex entlasten. Lange Zeit galten sie als das Nonplusultra. Einige Experten sehen den Beschlag bei einem Fesselträgerschaden kritisch. Denn einerseits blockieren Eisen den natürlichen Hufmechanismus. Andererseits steht durch den Eisenschluss das Pferd hinten höher, was der natürlichen Hufhaltung entgegensteht. Weiterhin kommen Pferde, die vorher offene Eisen hatten oder barhuf liefen, mit dem Eiereisen nicht zurecht. Sie fußen vorsichtig auf, wobei das für die Therapie des Fesselträgers vermieden werden sollte. Das Pferd sollte möglichst natürlich laufen und sein Bein normal belasten.

Dem Contra-Lager stehen Experten und Pferdebesitzer entgegen, die bei einem Fesselträgerschaden einen orthopädischen Hufbeschlag empfehlen. Hier gilt es also in Zusammenarbeit mit Tierarzt und Hufschmied den besten Lösungsweg für das jeweilige Pferd zu finden.

FAQs: Häufig gestellt Fragen zum Fesselträgerschaden beim Pferd 

Ist ein Fesselträgerschaden beim Pferd heilbar?

Ein Fesselträgerschaden beim Pferd muss heute nicht mehr das Aus für das Pferd oder seine Karriere bedeuten. Denn sie können frühzeitig erkannt und therapiert werden. Ein Fesselträgerschaden hat gute Heilungschancen, bedeutet aber je nach Ausmaß eine längere Auszeit. Wichtig ist, dass die Verletzung komplett ausgeheilt ist, bevor der Bänder-Sehnen-Komplex wieder voll belastet wird. Wird der gereizte Fesselträger nämlich zu früh überlastet, kann sich die Problematik zu einem chronischen Fesselträgerschaden entwickeln.

Einen detaillierteren Regenerationsverlauf eines Sehnenschadens kannst du übrigens in unserem Artikel über Sehnenschäden beim Pferd nachlesen.

Wie lange dauert ein Fesselträgerschaden beim Pferd?

Wie schnell ein Fesselträgerschaden auskuriert, ist vom Grad der Schädigung, dem Ort und demnach den Behandlungsmöglichkeiten abhängig. Generell sollten 8 bis 12 Monate Auszeit eingeplant werden, bis das Pferd wieder voll einsatzfähig ist. Diese Zeit bedeutet allerdings nicht komplette Ruhe, sondern kontinuierliches, schrittweises Aufbauen und Heranführen an die Belastung. Dadurch wird die Bildung von Narbengewebe reduziert. Es ist wichtig, die Balance zwischen Ruhe/Regeneration und Bewegung zu halten.

Ein genauer Therapie- und Trainingsplan beim Fesselträgerschaden ist mit dem eines üblichen Sehnenschadens beim Pferd zu vergleichen. Diesen kannst du im Artikel Sehnenschaden beim Pferd nachlesen und sollte stets mit dem behandelnden Tierarzt abgesprochen werden.

Dauert der Heilungsprozess eines Fesselträgerschadens bei älteren Pferden länger?

Bei älteren Pferden kann der Heilungsprozess eines Fesselträgerschadens länger dauern, weil der gesamte Stoffwechsel langsamer läuft. Jedoch kann man diese Aussage nicht verallgemeinern, da jedes Pferd anders ist. Es ist jedoch so, dass bei älteren Pferden besondere Vorsicht geboten ist, da ein Fesselträgerschaden schnell chronisch werden kann. Da für Pferde im älteren Semester ohnehin die Reitkarriere vorbei ist, gilt es dann oftmals nur noch, die Symptome zu mildern. Der Versuch, die Prozesse umzukehren und eine komplette Heilung anzustreben, ist häufig ausweglos.

Was bringt beim Fesselträgerschaden mehr: kontrolliert Schritt führen oder auf die Wiese stellen?

Unmittelbar nach der Verletzung sollte das Pferd nicht auf die Weide, wo es sich unkontrolliert bewegen und eventuell weiter verletzen kann. Nach der Akutphase kann bereits mit kontrollierter Bewegung begonnen werden, um den Sehnen einen Reiz für die Heilung zu bieten. Um möglichst wenig unelastisches Narbengewebe bilden zu lassen, ist kontrollierte Bewegung durch ein aufbauendes Schrittprogramm essentiell. Nur in Ausnahmefällen, wenn die Möglichkeit, das Pferd mehrere Monate Schritt zu führen, nicht besteht, kann über die Weide als alleinige Bewegungsmöglichkeit nachgedacht werden. Das Pferd sollte aber möglichst nicht herumbocken, wodurch die Sehne erneut überspannt werden würde. Jeder Pferdebesitzer kennt sein Pferd am besten und sollte für es die beste Entscheidung treffen.

Kann man ein Pferd mit Fesselträgerschaden reiten?

Wird der Fesselträgerschaden früh erkannt und behandelt, kann das Pferd nach seiner vollen Genesung seine Sporttauglichkeit zurückerlangen. Im Akutfall und in den ersten drei Monaten sollte das Pferd selbstverständlich nicht geritten werden. Die Belastung sollte vorsichtig geschehen, der Reiter würde nur unnötig viel Gewicht auf den beschädigten Fesselträger bringen. Auch Springen oder Stangenarbeit sind vor allem in den ersten Monaten tabu. Diese Zeit muss jedoch nicht langweilig werden, da Bodenarbeit mit dem Pferd ebenfalls viel Abwechslung in den Alltag bringen kann. Nach einem knappen Jahr ist das Pferd mit einem sinnvollen Trainingsplan wieder voll einsatzfähig und auch turniertauglich. Anders bei Pferden mit chronischem Fesselträgerschaden, die operiert werden mussten: Hier verbietet das Tierschutzgesetz, dass solche Pferde zurück in den Turniersport kommen. Ein operierter Fesselträgerschaden bedeutet das Ende der sportlichen Karriere.

Autor*in
Mirjam-Sophie FreigangKlinikenMehr VON CMH.TV

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