Hufrehe beim Pferd erkennen und behandeln: Ursachen, Symptome und Stadien

Hufrehe beim Pferd erkennen und behandeln: Ursachen, Symptome und Stadien

Hufrehe (Laminitis) ist eine nicht-infektiöse Entzündung der Huflederhaut bei Pferden, die zu schweren Schäden führen kann. Entdecke die Symptome, Stadien und Behandlungsmöglichkeiten dieser ernsten Erkrankung. Lerne, wie du dein Pferd schützen und erste Anzeichen erkennen kannst.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Hufrehe bei Pferden?

Die Hufrehe (Pododermatitis aseptica diffusa), auch Laminitis genannt, ist eine äußerst schmerzhafte Erkrankung, die bei Pferden auftritt. Hufrehe ist definiert als eine keimfreie Entzündung der Huflederhaut des Pferdes, bei der sich die Hornkapsel des Hufes von der darunterliegenden Lederhaut des Hufbeins löst.Wird diese nicht früh genug behandelt, kann die Erkrankung einen dramatischen Verlauf nehmen. Bei der Hufrehe handelt es sich um eine diffuse, aseptische Entzündung, die nicht durch Keime ausgelöst wird und somit keine infektiöse Ursache darstellt. Es können alle Hufe des Pferdes betroffen sein und kann auch jedes Pferd betreffen. Vermehrt tritt die Hufrehe an den Vorderhufen auf. Die Auslöser einer Hufrehe sind vielfältig. Häufig sind übergewichtige Pferde betroffen, aber auch Stoffwechselentgleisungen sind ein Risikofaktor der Hufrehe. Eine akute Hufrehe kann in eine chronische Hufrehe übergehen und zu Rückfällen führen. Wird eine Hufrehe rechtzeitig erkannt und behandelt, können sich die Heilungschancen verbessern.

Huf eines Pferdes, der wegen der Erkrankung Hufrehe behandelt wird
ClipMyHorse.TV hat in der Tierklinik Karthaus nachgefragt und die wichtigsten Fragen rund um die Erkrankung Hufrehe gestellt. Jetzt ansehen!

Stadien der Hufrehe

Die Hufrehe charakterisiert sich durch fünf verschiedene Stadien der Erkrankung bei Pferden. Hufrehe kann sich schleichend entwickeln. Angefangen von dem Anfangsstadium bis hin zum Endstadium oder chronischem Stadium. Wir erklären dir die Anzeichen einer Hufrehe.

  1. Die Prodromale Hufrehe
  2. Die Subakute Hufrehe
  3. Die Akute Hufrehe
  4. Die Perakute Hufrehe
  5. Chronische Hufrehe

Die Prodromale Hufrehe

Die Prodomale Phase, auch Prodomalstadium genannt, definiert den Beginn der Erkrankung. Zu diesem Zeitpunkt zeigt das Pferd keine klinischen Symptome, aber die Laminae – umgangssprachlich auch als Huflederhaut bekannt – beginnt sich in den betroffenen Hufen zu verändern. Auch bei Röntgenuntersuchungen kann zu diesem Zeitpunkt noch keine Hufrehe nachgewiesen werden.

Die Subakute Hufrehe

Die subakute Hufrehe ist auch bekannt als milde Form der Hufrehe, bietet wenige klinische Anhaltspunkte und tritt meistens ein, wenn der Schub drei Tage zurückliegt. Eine Rotation des Hufbeins lässt sich bei der Subakuten Phase kaum feststellen und die typischen Hufrehe-Symptome sind nur von kurzer Dauer. Charakteristisch für diese Phase der Hufrehe sind häufige Gewichtsverlagerungen des Pferdes, sowie eine Lahmheit, die nur in engen Wendungen entdeckt wird. Im Gegensatz zur Akuten Phase ist die Pulsation der Mittelfußarterie milder.

Die Akute Hufrehe

In der akuten Phase der Hufrehe werden die Symptome erkennbar, Pferde mit Akuter Hufrehe verändern ihre Körperhaltung, entlasten die vorderen Hufanteile und fangen an zu Trippeln. Auch die Bewegung im Schritt und Trab verändert sich und wird in vier unterschiedlichen Intensitäten definiert:

  1. Grad: Ruhiges, abwechselndes Heben der Hufe; unauffällig im Schritt, steifer Gang im Trab
  2. Grad: ein Huf kann ohne Probleme angehoben werden; williger, aber steifer Schritt
  3. Grad: das Anheben der Hufe wird schmerzhaft für das Pferd, Versuche werden vom Pferd abgewehrt; in der Bewegung läuft das Pferd widerwillig
  4. Grad: Jegliche Bewegung wird vom Pferd verweigert, Laufen ist nur noch unter Zwang möglich

Des Weiteren erhöht sich die Temperatur in der Hornkapsel. Bei einer Hufzangengenuntersuchung, die unter anderem zur Diagnose eines Hufgeschwürs genutzt wird, reagiert das Pferd mit diffuser Druckempfindlichkeit vor allem im Sohlen- und Wandbereich. Obwohl Röntgenuntersuchungen bei einem Verdacht auf Hufrehe grundsätzlich erfolgen sollen, sind in der Akuten Phase noch keine ausschlaggebenden Befunde zu erwarten. Röntgenkontrollen sollten nach 24–48 Stunden und in Abhängigkeit vom weiteren Verlauf erfolgen.

Die Perakute Hufrehe

Ist die Hufrehe-Erkrankung weit fortgeschritten, kann es zu einem Sohlendurchbruch kommen und im schlimmsten Fall zum Ausschuhen (Ablösen der Hornkapsel). Kurz vor dem Durchbruch können sich die Hufe kalt anfühlen, da die Blutgefäße abgequetscht werden.

Die chronische Hufrehe

Die chronische Hufrehe bedeutet, dass die Erkrankung weiter fortschreitet oder es zu einer Rotation des Hufbeins kommt. Das Pferd muss bei der chronischen Hufrehe nicht zwingend lahm gehen. Dieses Stadium kann sich über Tage, Wochen oder Monate ziehen, manche Pferde sind aber auch ihr Leben lang davon betroffen. Ob ein Pferd schon einmal von einer Rehe betroffen war oder Opfer der chronischen Rehe ist, kann man oft an folgenden Merkmalen erkennen:

  • Hufe weisen mehrere, nicht parallel verlaufende Hornringe auf
  • Knollhufbildung/ einseitig gewölbte Zehe
  • Schlechte Hornqualität/ Vorgewölbte Sohle / Weiße Linie stark verbreitet
  • Trachtenfußung

Die chronische Hufrehe wird in drei Stadien unterschieden:

Das frühe chronische Stadium

  • Rotation des Hufbeins wird klinisch nachgewiesen
  • Prozess kann Tage bis Monate dauern

Chronisch akutes Stadium

  • Klinische Befunde ähneln der akuten Hufrehe
  • Hufbein ist bereits rotiert
  • Hufbein instabil & kann Sohle penetrieren

Das chronisch stabile Stadium (chronisch stabile Hufrehe)

  • Geringgradige, lokale Befunde, wie Druckempfindlichkeit oder verstärkte Pulsation können noch vorliegen
  • Im Schritt auf der Geraden lahmfrei
  • Wand- und Sohlenhorn wachsen
  • Pferde ist bereit zur freiwilligen Bewegung

Bei weit fortgeschrittener Hufrehe liegt das Pferd meistens nur noch und verhält sich apathisch. Die Symptome verstärken sich, es kann zu einem Sohlendurchbruch und Ausschuhen kommen. Deswegen ist bei dem kleinsten Verdacht auf Hufrehe sofort der Tierarzt zu rufen. Denn ist die Krankheit erst einmal chronisch, kann man sie zwar mit tierärztlicher Unterstützung in den Griff bekommen, aber nicht mehr heilen.

Symptome einer Hufrehe bei Pferden

Wie wird eine Hufrehe erkannt? Die Symptome einer Hufrehe zeigen sich normalerweise in einer hochgradigen Schmerzsymptomatik. Es können auch kolikartige Symptome aufgrund starker Schmerzen auftreten. Klassische Schmerzsymptome sind:

  • hohe Herzfrequenz
  • hohe Atemfrequenz (Pumpende Atmung)
  • erhöhte Körpertemperatur
  • schmerzvermeidende Bewegung  

Typischer Bewegungsablauf hufrehe-erkrankter Pferde:
Der stark entzündete Anteil der vorderen Zehe wird entlastet und der hintere Huf-Abschnitt sowie die Trachten belastet. Es bestehen Probleme in der Wendung und beim Umdrehen. Mögliche Symptome sind:

  • Veränderte Körperhaltung
  • Vordergliedmaßen stehen außerhalb des Schwerpunktes/ Hintergliedmaßen werden untergeschoben
  • Trippeln (Entlasten der Vorderhufe)
  • Warme oder heiße Hufe
  • Bewegungs-/Gangveränderungen im Schritt und Trab
  • Steifer Bewegungsablauf
  • Lahmheit
  • Wendeschmerz
  • Trachtenfußung (Entlastung der vorderen Hufanteile)
  • Verstärkte Pulsation der Hauptmittelfußarterien
  • Kronsaumschwellung
  • Druckempfindlichkeit im Sohlen- und Wandbereich
  • Erhöhte Temperatur der Hornkapsel & am Kronrand

Was passiert bei einer Rehe im Huf?

Die Huflederhaut verbindet das Hufbein mit der Hornkapsel. Hornkapsel und Huflederhaut sind durch feine Lamellen miteinander verbunden. Bei der Hufrehe werden diese Huf-Strukturen aufgrund von Entzündungen oder auch mechanischen Druck beschädigt.

Aufgrund der Entzündung des Hufbeinträgers verliert das Hufbein den Halt innerhalb der Hufkapsel und verändert die Position des Hufbeins. Die Hornkapsel des Hufes löst sich vom Hufbein. Dies führt zu einer Hufbein-Rotation und zum Absenken des Hufbeins. Entweder das Hufbein dreht sich mit der Spitze nach unten oder es sinkt innerhalb der Hufkapsel Richtung Sohle ab. Durch den Zug der tiefen Beugesehne wird das Hufbein weiter aus seiner Verankerung herausgelöst und im schlimmsten Falle verliert das Pferd die Hufkapsel. Dann wird von dem sogenannten ,,Ausschuhen” gesprochen. Auch das Durchbrechen des Hufbeins durch die Sohle, infolge einer starken Rotation, kann auftreten.

Querschnitt eines Hufes, der alle Hufstrukturen aufzeigt
Anatomie Pferdehuf (Querschnitt)

Durch den entzündlichen Vorgang und das Anschwellen der Huflederhaut wird auch die Blutzirkulation im Huf beeinträchtigt. Unbehandelt und bei fortschreitender Erkrankung führt dies zu Durchblutungsstörungen und einer Unterversorgung von Nährstoffen im Huf. Eine Schwellung und Ödembildung im Huf führt zu einem enormen Druck, da sich dieser nicht ausdehnen kann. Hufstrukturen können somit dauerhaft geschädigt werden.

Diagnose einer Hufrehe

Liegt der Verdacht einer Hufrehe nahe, sollte immer sofort der Tierarzt hinzugezogen werden, damit dieser sich ein Bild des Krankheitszustands machen kann.

Das geschieht unter anderem durch das Abtasten des Pferdebeins, bei dem auf Anzeichen für eine Entzündung, wie Hitze oder vermehrte Pulsation, geachtet werden. Zudem wird mithilfe einer Hufzange der Schmerz lokalisiert, indem der Huf kleinschrittig abgetastet wird. Anschließend betrachtet der Tierarzt, wenn möglich, das Bewegungsbild des Pferdes.

Untersuchung eines Pferde-Hufes mit Hufzangenuntersuchung bei Hufrehe
Hufzangenuntersuchung bei Hufrehe

Nach Beendigung der Erstuntersuchung ist es unumgänglich, ein Röntgenbild des Hufes anzufertigen. Der Fokus liegt hierbei vor allem auf der Ausrichtung des Hufbeins und der Hufwand. Im Idealfall stehen Hufbein und Hufwand parallel zueinander. Ist diese Parallelität nicht gegeben und eine Rotation des Hufbeins erkennbar, festigt sich die Diagnose. Im Verlauf der Krankheit sollten regelmäßig Röntgenbilder aufgenommen werden, um Veränderungen rechtzeitig wahrnehmen zu können, damit die Behandlung dementsprechend angepasst werden kann.

Um das Ausmaß der Krankheit genauer bestimmen zu können, bietet sich in speziellen Fällen eine Venographie an. Dabei wird ein Kontrastmittel in die Blutgefäße im Huf injiziert, welches diese auf dem Röntgenbild sichtbar werden lässt. Diese Verfahren bietet Auskunft über Vorliegen und Schweregrad der Erkrankung. Hier bietet sich eine Wiederholung des Vorgangs während des Krankheitsverlaufes auch innerhalb weniger Tage, noch während des aktuellen Reheschubes, an. So kann eine genaue Prognose über den Verlauf der Krankheit gestellt werden, die dabei hilft, den Behandlungsplan zu optimieren. Dennoch ist zu beachten, dass die Venographie relativ aufwendig und kostspielig ist und nicht von allen Tierärzten durchgeführt wird. Stattdessen wird die Besserung der Hufrehe anhand des Abklingens der Symptome gemessen.

Röntgenbild vor und nach der Behandlung von Hufrehe
Hufrehe Bilder vor und nach der Behandlung (Röntgenbild)

Erste Hilfe bei Hufrehe

Wenn der Verdacht auf Hufrehe naheliegt, gibt es einige Sofortmaßnahmen, die ergriffen werden können, um dem betroffenen Vierbeiner zu helfen!

  1. Den Tierarzt rufen!

Bei der Hufrehe handelt es sich um einen absoluten Notfall! Nur ein schnelles Eingreifen kann eine (fortschreitende) Rotation oder Senkung des Hufbeins vermeiden. Je schneller ein Tierarzt vor Ort ist, desto größer ist die Chance, langfristige Folgen zu vermeiden.

  1. Den Huf kühlen

Das Kühlen der Hufe mithilfe von Eiswasser oder Kühlpads ist prinzipiell die erste Sofortmaßnahme, die ergriffen werden sollte. Die Kälte wirkt nicht nur schmerzlindernd, sondern hemmt zugleich die Entzündung.

  1. Kein Kraftfutter und genug Wasser

Vor allem wenn die Ursache der Rehe-Erkrankung noch unklar ist, sollte Kraftfutter vermieden werden, um mögliche Krankheitsauslöser zu eliminieren. Sollte die Erkrankung tatsächlich futterbedingt sein, können weitere Schritte mit dem Tierarzt besprochen werden.

  1. Absolute Boxenruhe

Für Rehepatienten gilt während eines akuten Reheschubs strikte Boxenruhe, am besten auf weichem Untergrund.

Weitere Erste-Hilfe Tipps, wenn dein Pferd krank ist findest du in unserem Artikel: Erste Hilfe beim Pferd

Behandlung und Therapie von Hufrehe

Wie wird eine Hufrehe behandelt? Wird bei der Untersuchung die Diagnose Hufrehe gestellt, ist es wichtig, so schnell wie möglich zu handeln, um zu vermeiden, dass sich das Hufbein nicht dreht oder senkt. Sobald der Verdacht auf Hufrehe vorliegt, herrscht für das betroffene Pferd absolute Boxenruhe auf möglichst weichem Untergrund. Diese muss vor allem im akuten Stadium der Hufrehe strikt eingehalten werden. Zudem sollte der betroffene Huf durch kontinuierliches Kühlen entlastet werden.

Welche Behandlung infrage kommt, muss für jedes Pferd individuell und der Diagnose entsprechend mit dem Tierarzt abgeklärt werden. Der erste Schritt sollte die Ursachenfeststellung und die Eliminierung ebendieser Ursachen sein. Das könnte beispielsweise durch eine Umstellung des Futters oder durch Veränderungen in der Haltung geschehen.

Um sofortige Abhilfe zu leisten, können dem Pferd schmerzstillende, entzündungshemmende und durchblutungsfördernde Medikamente verabreicht werden. Vor allem schmerzlindernde Medikamente sind jedoch mit Vorsicht einzusetzen, um zu vermeiden, dass das Pferd den Huf zu sehr belastet, obwohl die Krankheit sich noch im akuten Stadium befindet. Um den Druck im Huf zusätzlich zu mindern, kann auch ein Reheverband Abhilfe leisten. Dieser polstert nicht nur den Huf, sondern schützt auch vor Infektionen.

Bei chronischer Hufrehe empfiehlt sich nach Abklingen der Symptome ein spezieller Rehebeschlag. Ein solcher Hufrehe Beschlag “Reheeisen” ist nach vorne hin offen, um die vordere Zehenwand zu entlasten, sowie ein zurückgesetztes Stegeisen, welches dafür sorgt, dass die Last auf den Strahl und die Trachten übertragen wird. Ebenso eignen sich Kunststoffeisen oder Klebebeschläge. Um zu entscheiden, welche Art der Hufbearbeitung am sinnvollsten ist, sollten die vorher angefertigten Röntgenbilder zu Rate gezogen werden.
Nicht selten endet eine akute Hufrehe in einer chronischen Erkrankung. Viele der Therapieansätze zielen dementsprechend darauf ab, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen. Dennoch gibt es Ansätze die erhoffen lassen, dass chronische Rehe-Erkrankungen durch Ursachen-Behebung irgendwann heilbar werden und die Funktionalität des Hufes wiederhergestellt werden kann.

Hufverband beim Pferd
Hufverband beim Pferd

Ursachen einer Hufrehe

Welche Ursache führt zu einer Hufrehe? Für Hufrehe kann es mehrere Ursachen geben. Manchmal treten auch mehrere Faktoren gleichzeitig auf. Für die Behandlung der Krankheit und das Vermeiden eines weiteren Ausbruchs ist es wichtig, dass die jeweiligen Auslöser erkannt und ihnen vorgebeugt werden. Wir stellen euch in diesem Kapitel die häufigsten Ursachen für Hufrehe vor.

Grundsätzlich kann man zusammenfassen, dass ein Pferd Hufrehe bekommt, wenn es über einen längeren Zeitraum mehr Zucker und/ oder Stärke zu sich nimmt, als für seinen Bedarf nötig ist. Stärke kann im Magen und im Dünndarm nicht richtig zersetzt werden, sodass sie unverdaut in den Dickdarm kommt. Dort gibt es Bakterien, die sich von Kohlenhydraten ernähren und sich bei einem Überangebot an Kohlenhydraten unverhältnismäßig stark vermehren. Dabei entsteht Milchsäure, die die Bakterien in großen Mengen abtötet, wodurch Giftstoffe namens Endotoxine ausgelöst werden. Die Milchsäure beschädigt außerdem die Darmwand und gerät zusammen mit den Endotoxinen in das Blut des Pferdes. So wird der ganze Körper einer Übersäuerung ausgesetzt.

Fütterung – “Futterrehe”

Was wird bei Hufrehe gefüttert? Eine der bekanntesten Ursachen einer Hufrehe ist die Fütterung. Vor allem zu Beginn der Weidesaison ist sie ein entscheidender Faktor für reheanfällige Pferde. Das frische Gras beinhaltet viel von den sogenannten Fruktanen. Fruktane entstehen bei der Photosynthese und sind Kohlenhydrate beziehungsweise Energie, die das Gras nicht für das eigene Wachstum braucht und deshalb einlagert. Der Eiweißgehalt des Grases ist dabei nicht relevant und hat bei langsamem Anweiden keinen negativen Einfluss auf das Pferd. Ein weiterer Fütterungsfehler ist das Geben von schnell verdaulichen Kohlenhydraten, wie Getreide, und nicht ausreichendes Füttern von Raufutter. In offensichtlicher Verbindung mit der Fütterung steht außerdem das Übergewicht eines Pferdes, was ebenfalls Hufrehe begünstigt.
Folgendes Futter kann in zu großen Mengen eine Hufrehe auslösen: (frisches) Gras, Klee, Obst, Brot und Getreide.

Hufrehe durch (Über-)Belastung oder Bewegungsmangel – “Marsch- und Stallrehe” bei Pferden

Eine Überbelastung, bei der das Pferd lange auf hartem Boden gehen oder stehen muss, kann zur sogenannten Marschrehe führen. Ein falscher Beschlag kann die gleiche Folge haben. Geht ein Pferd lahm, schont es das betroffene Bein. Dadurch kann es zu einer Überbelastung auf der anderen Seite kommen, die unter Umständen ebenfalls zu Hufrehe führen kann. Die konkrete Ursache für das Auftreten der Krankheit ist in diesen Fällen ein gehemmter Transport des Blutes. Diese Problematik tritt vor allem bei den Vorderbeinen auf, da diese mehr als die Hälfte des Körpergewichts tragen. Zu wenig Bewegung ist ebenso schädlich wie zu viel: Die sogenannte Stallrehe entsteht, wenn ein Pferd zu wenig Bewegung bekommt. Der Blutfluss im Körper wird in diesem Fall unregelmäßig, da die Hufe nicht abwechselnd be- und entlastet werden.

Hufrehe durch Stress bei Pferden

Auch eine Belastung durch Stress oder eine sonstige Überanstrengung kann eine hormonelle Ursache für Hufrehe sein. Beispiele für mögliche Auslöser sind ein anderer Tagesablauf, die Vergesellschaftung mit neuen Pferden oder das Reisen. Bei Stress wird das adrenocorticotrope Hormon (ACTH)  produziert, welches das Stresshormon Cortisol anregt. Da Cortisol den Kohlenhydrathaushalt des Körpers regelt, können Unstimmigkeiten Hufrehe zur Folge haben.

Hufrehe durch Fehler im Umgang mit Pferden

Es gibt einige Fehler, die im Umgang mit dem Pferd gemacht werden und zu Hufrehe führen können. Beispielhaft zu nennen sind hier das Reiten auf hartem Boden, falsche Hufpflege und das Tränken erhitzter Pferde mit kaltem Wasser.

Hufrehe als Folge einer Geburt – “Geburtsrehe” beim Pferd

Die Geburt eines Fohlens kann eine Gebärmutterentzündung verursachen. Das passiert, wenn die Nachgeburt gar nicht oder nicht komplett abgestoßen wird. Wenn Reste der Plazenta im Mutterleib zurückbleiben, geraten Endotoxine in das Blut der Stute und vergiften sie. Dies führt zu Hufrehe. Ein anderer Auslöser für die Geburtsrehe ist eine Schleimhautentzündung der Gebärmutter.

Hufrehe als Folge einer Erkrankung bei Pferden

Verschiedene Krankheiten, wie die Erkrankung der Lunge oder eine Viruserkrankung des Atemorgans, können Auslöser für Hufrehe sein. Sie tritt möglicherweise auch als Begleiterscheinung von Borreliose auf. Hufrehe können aber auch zusätzlich zu Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, dem Equine Cushing Syndrom (ECS) oder dem Equine Metabolischen Syndrom (EMS) entstehen. Bei letzterem tritt die Krankheit dadurch auf, dass das Pferd in vielen Fällen resistent gegen Insulin ist und die Blutgefäße verengt werden. Für das Cushing gilt etwas ähnliches: Die Hirnanhangdrüse gibt zu viele Hormone ab, sodass auch hier eine Insulinresistenz und damit eine Hufrehe-Erkrankung drohen.

Hufrehe als Folge von Medikamenten – “Medikamentenrehe” bei Pferden

Die Behandlung mancher Krankheiten erfordert die kortisonhaltige Medikamentierung mit Glukokortikoiden und/oder Langzeit-Kortikosteroiden. Erfolgt diese medikamentöse Behandlung in großen Mengen, kann das ebenfalls eine mögliche Ursache für Hufrehe sein, da Darm und Leber überlastet werden.

Hufrehe durch Vergiftungen “Vergiftungsrehe” des Pferdes

Vergiftungen entstehen zum einen, wenn das Pferd schädliches Futter oder Pflanzen zu sich nimmt. Dazu zählen Schimmelpilze und Giftpflanzen, aber auch Pestizide und Herbizide können gefährlich werden. Das Fressen der eben genannten Stoffe beeinträchtigt den Stoffwechsel, was zu Hufrehe führen kann. Ebenfalls nicht zu unterschätzen, sind Impfungen und Wurmkuren. Leidet das Pferd unter starkem Wurmbefall, sterben bei der Einnahme einer Wurmkur alle Würmer plötzlich ab. Das hat Vergiftungserscheinungen zur Folge. Wichtig ist hier die Unterscheidung, dass nicht die Wurmkur selbst die Rehe auslöst, sondern das Massensterben der Würmer. Eine Entgiftung kann die Heilung einer Hufrehe bei Pferden unterstützen.

Anti-Hufrehe-Regeln

Wie kann ich Hufrehe vermeiden?

Die Ursachen für Hufrehe sind sehr vielfältig. Es ist nur logisch, dass somit auch das Vorbeugen der Krankheit auf unterschiedliche Art und Weise erfolgt. Hinzu kommen die Besonderheiten des Pferdes im Einzelnen, also zum Beispiel sein Alter und seine Rasse, aber auch die Haltung, vergangene oder aktuelle Erkrankungen und die Nutzung des Pferdes. Wichtig zu wissen ist auch, dass nicht alle Auslöser durch Prävention ausgeschlossen werden können; das Risiko von Hufrehe kann aber durch entsprechende Maßnahmen gesenkt werden.
Im Folgenden sind allgemeine Tipps zur Vermeidung von Hufrehe zusammengestellt, die dann durch spezifische Tipps zur Fütterung ergänzt werden.

Allgemeine Tipps für Umgang und Haltung

  1. Übergewicht vermeiden/ Diät
  2. Pferd regelmäßig bewegen
  3. keine Arbeit auf hartem Boden
  4. bei Lahmheit: gesundes Bein durch Hufreheverband unterstützen
  5. Koppeln kontrollieren, zum Beispiel auf Giftpflanzen
  6. regelmäßige, professionelle Hufpflege und -beschlag
  7. Hygienemaßnahmen bei der Geburt ergreifen
  8. auf Vollständigkeit der Nachgeburt achten

Allgemeine Futter-Tipps

  1. Futter (langsam) umstellen
  2. Futter-Dosierung für das Pferd anpassen
  3. Futter ohne Verunreinigungen
  4. Zucker- und Stärkekonzentration im Futter (besonders im Gras und im Getreide!) beachten
  5. fruktanreduzierte Grassaat für Koppeln nutzen

Futter-Tipps für eheanfällige Pferde

Kann mein Pferd mit Hufrehe auf die Koppel? Diese und ähnliche Fragen stellen sich, wenn dein Pferd bereits an Hufrehen erkrankt ist. Du solltest dann besonders vorsichtig mit möglichen Auslösern umgehen und einer erneuten Erkrankung vorbeugen:

  1. Fruktan-Überschuss vermeiden
    Der Fruktangehalt im Gras hängt unter anderem von der Tageszeit, dem Wetter und der Temperatur ab.
    Scheint die Sonne, aber es ist insgesamt kalt und der Boden eventuell sogar gefroren, wird viel Fruktan abgespeichert und damit von einem grasenden Pferd aufgenommen. Für reheanfällige Pferde sollte diese Kombination folglich vermieden werden. Auch ein übermäßig trockener Boden und starke Sonneneinstrahlung oder ein starker Regen auf extrem trockenen Boden bieten nicht die optimalen Bedingungen.
  2. Frisch gemähte und abgefressene Wiesen meiden
    Kurze Grashalme, wie sie nach dem Mähen zu finden sind, beinhalten hohe Mengen an Fruktan. Logischerweise kann das Pferd aber auch nicht so viel Gras fressen wie auf einer ungemähten Weide. Im Idealfall wird eine gepflegte Wiese genutzt, die weder zu hoch noch zu niedrig steht und möglichst viel Blattanteil hat.
    Solltest du eine Wiese einsäen, die du später als Koppel nutzen möchtest, kannst du schon dort Samen verwendet, die speziell dafür ausgewiesen sind.
  3. Weidezeit eingrenzen
    Regle die Weidezeit deines Pferdes und achte darauf, dass es regelmäßig und nicht übermäßig lange auf der Koppel steht. Bei der Fütterung solltest du ihm trotzdem genug Raufutter in Form von zum Beispiel Heu oder Raufutter-Ersatzprodukten zur Verfügung stellen. Dabei solltest du darauf achten, dass diese Futtermittel wenig Zucker und Stärke enthalten.
  4. Fressbremsen nutzen
    Die Futteraufnahme auf der Weide kann durch Fressbremsen reduziert werden. Vor allem bei Pferden, deren Koppelgang sehr ausgedehnt ist, kann das eine Alternative sein und ausreichend Zeit auf der Weide ermöglichen.
  5. Heu spät schneiden
    Für reheanfällige Pferde bietet sich ein später Heuschnitt an, um möglichst wenig Fruktan im Heu zu haben. Da nicht jeder Pferdebesitzer Einfluss auf den Heuschnitt nehmen kann, kann das Heu alternativ auch mindestens eine halbe Stunde lang in warmem Wasser eingeweicht werden. Das verringert den Fruktangehalt ebenfalls, reduziert aber auch die enthaltenen Vitamine.
  6. Futterplan erstellen
    Damit du den Überblick über das Futter, und damit verbunden den Zucker und die Stärke behältst, das dein Pferd zu sich nimmt, solltest du einen Futterplan erstellen. Darin berücksichtigst du in der Weidesaison sowohl die Zeiten auf der Koppel als auch das zusätzlich gegebene Raufutter.
    Ein Blutbild kann die Frage beantworten, welche Nährstoffe dein Pferd braucht. Außerdem gibt es Aufschluss darüber, wie ein Überschuss mancher Stoffe vermieden werden kann.
    Wird ein Pferd auf Diät gesetzt, sollte der Gewichtsverlust langsam vorangehen. Ein zu schnelles Abnehmen kann nämlich erneut Rehe begünstigen.
  7. Zusätzliches Futter
    Falls dein Pferd Zusatz-Futter bekommt, solltest du auch hier auf einen geringen Zucker- und Stärke-Gehalt achten. Deshalb bieten sich zum Beispiel viele Müslis und Rübenschnitzel als ergänzende Futtermittel an.

Heilungschancen einer Hufrehe

Ist Hufrehe heilbar?

Bei keinem Verlauf von Hufrehe kann mit Sicherheit gesagt werden, ob diese heilbar ist oder nicht. Die Heilung und Lebenserwartung ist von dem Pferd und dem Stadium der Rehe abhängig und ist somit nicht direkt ein Todesurteil. Ein Orientierungspunkt ist die Rotation des Hufbeins: Keine Veränderung bedeutet, dass das Pferd wie vor seiner Erkrankung geritten werden kann. Liegt eine Rotation bis zu sieben Grad vor, ist die Wahrscheinlichkeit auf eine Heilung weiterhin hoch. Sollte die Rotation noch weiter fortgeschritten sein, ist ein erneuter Einsatz des Pferdes im Sport unwahrscheinlich. Dieser Maßstab hat allerdings keine Allgemeingültigkeit und kann bei verschiedenen Pferden anders ausfallen. Der schlimmste Ausgang bedeutet das Einschläfern des Pferdes.

Um die Chance auf Heilung möglichst hoch zu halten, ist ein frühes Erkennen und richtiges Behandeln akuter Hufrehe wichtig. Geschieht das nicht, kann es nach zwei bis drei Tagen zu chronischer Hufrehe kommen, die mehrere Wochen dauert und das Pferd im Zweifel ein Leben lang beeinträchtigen kann.

Bedeutet das Ausschuhen den Tod des Pferdes?

In der Regel kommt das Ausschuhen gar nicht vor, weil das Pferd vorher geheilt wird oder die Schmerzen so schlimm sind, dass das Pferd eingeschläfert wird.
Tritt das Ausschuhen dennoch ein, ist das nicht automatisch ein Todesurteil: Ein neues Horn wird ausgebildet, sodass eine neue Hufkapsel entsteht. Dieser Vorgang kann mehrere Monate bis zu einem Jahr dauern.

Ausschuhen eines Pferdehufes bei Hufrehe
Ausschuhen des Hufes

Mein Pferd hat Hufrehe, muss ich es einschläfern?

Auch hier kann keine allgemeingültige Antwort gegeben werden, weil diese Entscheidung von der Schwere der Hufrehe und den damit verbundenen Schmerzen für das Pferd abhängt. Eine frühe Diagnose ist ein entscheidender Faktor. Ob das Pferd eingeschläfert werden muss oder eine Chance auf Heilung hat, sollte mit dem betreuenden Tierarzt besprochen werden.

Wann ist Hufrehe geheilt?

Sofern die Rehe den Huf mit Hufbeinrotation oder -senkung schwer schädigt, dauert die Erholung durchschnittlich ein Jahr. Das gilt auch, wenn optisch keine Beeinträchtigung mehr festzustellen ist.

Einmal Hufrehe, immer Hufrehe?

Ist ein Pferd einmal an Hufrehe erkrankt gewesen, hat es für den Rest seines Lebens eine Neigung zu einer erneuten Erkrankung.

Grundsätzlich besteht die Gefahr der Hufrehe unabhängig von der Jahreszeit, entscheidend ist das Wetter. Die Krankheit ist mit großen Schmerzen für das Pferd verbunden, weshalb immer auf die Fütterung und Haltung geachtet, und mögliche Maßnahmen zur Vorbeugung ergriffen werden sollten.

Bewegung rehekranker Pferde

Wie bewege ich ein Pferd mit Hufrehen? Soll mein Pferd mit Hufrehe bewegt werden?

Es gibt keine allgemeine Empfehlung bezüglich der Haltung und Bewegung eines rehekranken oder -anfälligen Pferdes. Im Folgenden sind einige Möglichkeiten aufgezählt, die sinnvoll sein können, aber letztendlich vom Einzelfall mit der Schwere und dem aktuellen Stadium der Rehe abhängig sind und von einem Tierarzt abgeklärt werden müssen .

Eine komplette Ruhigstellung in der Box ist eher ungeeignet, da Bewegungsmangel die Erkrankung begünstigt. Das Pferd sollte aber auch nicht zur Bewegung gezwungen werden, wenn es das in seinem Zustand nicht möchte. Wenn das Pferd sich bewegen möchte, sind harte Böden ungeeignet. Vor allem empfindliche Pferde bevorzugen weiche Böden. Die Beschaffung des Bodens ist auch bei Box und Paddock zu beachten. Für Ausritte oder falls sich ein harter Untergrund nicht vermeiden lassen sollte, können Hufschuhe genutzt, oder die Hufe beschlagen werden. Wichtig ist, dass das Pferd weiterhin Kontakt zu seinen Artgenossen pflegen kann, um Stressfaktoren zu reduzieren. Falls das Pferd beispielsweise in einer Herde erst recht Stress ausgesetzt ist, weil es gejagt wird, sollte bis zur Heilung auf den Weidegang verzichtet werden und zum Beispiel eine Haltung im Paddock mit Sichtkontakt zu anderen Pferden ermöglicht werden.

Wann kann ich nach Hufrehe wieder reiten und bewegen?

Bevor das Pferd wieder unter den Sattel kommt, sollte es im Alltag einen motivierten Eindruck machen und sich gerne bewegen. Erst dann sollte ein Hufrehe-Pferd wieder geritten werden. Außerdem sollte unbedingt die Meinung des Tierarztes dazu eingeholt werden. Wenn die Röntgenbilder keine Verletzungen mehr zeigen, kann wieder wie gewohnt geritten werden.

Es ist besser, einige Wochen oder Monate mehr zu warten und dafür ein regeneriertes Pferd zu haben, als etwas zu überstürzen und die Krankheit wieder zu verschlimmern.

Autor*in
Isabelle BousrezKlinikenMehr VON CMH.TV

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