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Losgelassenheit beim Pferd: Schlüssel zu einem durchlässigen und leistungsbereiten Reitpferd
Losgelassenheit bedeutet weit mehr als ein locker schwingender Rücken – sie ist ein Zustand physischer und psychischer Harmonie zwischen Pferd und Reiter. Sie entscheidet maßgeblich darüber, ob ein Pferd seine Aufgabe freudig, motiviert und im Gleichgewicht ausführen kann. In diesem Artikel erfährst du, was Losgelassenheit genau ist, wie du sie erkennst, gezielt förderst und warum sie für die Ausbildung und Gesunderhaltung deines Pferdes unerlässlich ist. Mit vielen Tipps aus der Praxis, Definitionen und weiterführenden Links zu Ausbildungsskala, Gymnastizierung und Trainingstipps.
Inhaltsverzeichnis
Was bedeutet Losgelassenheit beim Pferd?
Losgelassenheit beschreibt einen Zustand, in dem das Pferd körperlich entspannt und zugleich mental konzentriert ist. Es bewegt sich locker, schwingt im Rücken und nimmt die Hilfen seines Reiters willig an – ohne Widerstand, ohne Stress. Diese Kombination aus körperlicher und innerer Losgelassenheit ist die Grundlage für jede weiterführende Ausbildung.
In der klassischen Reitlehre ist Losgelassenheit beim Pferd der zweite Punkt der Ausbildungsskala – direkt nach dem Takt. Sie bildet die Brücke zu Anlehnung, Schwung und schließlich Versammlung. Erst wenn das Pferd losgelassen ist, kann es sich korrekt tragen, ausbalanciert bewegen und fein auf Hilfen reagieren.
Man könnte sagen: Ohne Losgelassenheit ist alles nichts. Denn ein verspanntes Pferd wird sich weder taktrein noch durchlässig zeigen – geschweige denn eine harmonische Verbindung zum Reiter aufbauen.
Diese Merkmale zeigen sich nicht immer gleichzeitig und sind oft nur in Momenten sichtbar. Ziel jeder Trainingseinheit ist es daher, diese Momente zu verlängern und zu stabilisieren – durch ruhige, präzise Hilfen und ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen.
Warum ist Losgelassenheit so wichtig für die Pferdeausbildung?
Losgelassenheit beim Pferd ist mehr als ein angenehmes Gefühl unter dem Sattel – sie ist eine notwendige Voraussetzung für Gesundheit, Lernbereitschaft und Leistung. Nur ein Pferd, das sich innerlich sicher und körperlich frei fühlt, kann korrekt arbeiten und sich biomechanisch sinnvoll bewegen.
In der klassischen Ausbildungsskala steht die Losgelassenheit direkt nach dem Takt – und das aus gutem Grund: Sie ermöglicht erst die Entwicklung einer ehrlichen Anlehnung, echten Schwungs und langfristigen Versammlung.
Was bewirkt Losgelassenheit konkret?
- Effiziente Bewegungsmechanik: Der Rücken schwingt, die Muskulatur arbeitet locker, die Bewegungen werden harmonisch.
- Bessere Balance: Ein losgelassenes Pferd kann sich leichter ausbalancieren – besonders in gebogenen Linien oder Übergängen.
- Psychische Entspannung: Das Pferd bleibt konzentriert, aber ruhig. Es zeigt keine Fluchtreaktionen, sondern bleibt bei seinem Reiter.
- Gesundheitserhalt: Weniger Muskelverspannungen, weniger Gelenkbelastung – das Risiko für Verletzungen sinkt.
- Motivation und Lernfreude: Ein Pferd, das sich wohlfühlt, arbeitet mit – nicht gegen den Reiter.
Takt, Losgelassenheit, Anlehnung – ein sensibles Gefüge
Diese drei Ausbildungsziele bedingen sich gegenseitig. Ohne Losgelassenheit:
- bleibt der Takt unrein,
- entsteht keine echte Anlehnung,
- ist Durchlässigkeit nicht erreichbar.
Wer also langfristig ein gesundes, motiviertes Pferd ausbilden möchte, kommt an diesem zentralen Ausbildungsschritt nicht vorbei.
Woran erkenne ich ein losgelassenes Pferd?
Losgelassenheit beim Pferd erkennen ist nicht immer leicht, denn viele Signale sind fein und flüchtig. Dennoch gibt es klare körperliche und psychische Merkmale, an denen du erkennen kannst, ob dein Pferd locker, aufmerksam und im Vertrauen arbeitet.
Diese Zeichen sind jedoch nicht immer gleichzeitig sichtbar. Es ist normal, dass ein Pferd im Laufe einer Einheit zwischen Anspannung und Entspannung wechselt. Das Ziel ist es, mit feinem Reiten die Momente der Losgelassenheit häufiger und länger werden zu lassen.
Wichtig:
Diese Anzeichen treten nicht immer gleichzeitig auf. Besonders in neuen Situationen oder zu Beginn einer Trainingseinheit kann ein Pferd zwischen Spannung und Entspannung wechseln. Ziel ist es, durch feines Reiten die Phasen der Losgelassenheit immer häufiger und länger werden zu lassen.
5 Ursachen für fehlende Losgelassenheit
Losgelassenheit beim Pferd ist ein sensibler Zustand – und entsprechend störanfällig. Bereits kleine Fehler in der Kommunikation, Ausrüstung oder im Trainingsaufbau können dazu führen, dass sich ein Pferd verspannt, verweigert oder abschaltet.
1. Unklare oder grobe Hilfengebung
Wenn der Reiter hektisch, inkonsequent oder widersprüchlich einwirkt, sorgt das für Verunsicherung. Besonders sensible Pferde reagieren darauf mit Spannung oder Rückzug. Feine, klare Hilfen sind die Grundlage für Vertrauen und Entspannung.
2. Falsches oder schlecht angepasstes Equipment
Ein drückender Sattel, ein zu enger Gurt oder ein unpassendes Gebiss blockieren die Bewegungsfreiheit und können Schmerzen verursachen. Das Pferd signalisiert dies oft durch Unruhe, Schweifschlagen oder Verweigerung.
3. Monotones Training
Ständig gleiche Bahnfiguren, zu wenig Abwechslung oder fehlende Reize führen zu mentaler Trägheit. Das Pferd schaltet ab oder wird unwillig. Losgelassenheit entsteht durch Interesse – nicht durch stumpfes Wiederholen.
4. Überforderung und Angst
Zu schnelle Anforderungen, schwierige Lektionen oder neue Umgebungen ohne Gewöhnung überfordern das Pferd. Es reagiert mit körperlicher Anspannung oder innerem Rückzug. Schrittweiser Aufbau und Geduld sind hier entscheidend.
5. Zu frühes Arbeiten an Anlehnung oder Versammlung
Ein häufiger Fehler: Der Reiter fordert Haltung oder Versammlung, obwohl das Pferd noch keine echte Losgelassenheit zeigt. Das Ergebnis sind Spannungen, Widerstände und ein gestörtes Vertrauensverhältnis.
Losgelassenheit beim Pferd systematisch erarbeiten
Losgelassenheit entsteht nicht zufällig – sie ist das Ergebnis eines durchdachten, kleinschrittigen Trainings und einer konsequenten, einfühlsamen Reitweise. Wer systematisch an den Grundlagen arbeitet, legt den Grundstein für ein motiviertes, bewegungsfreudiges Pferd. Hilfreiche Tips, um Losgelassenheit in der täglichen Arbeit mit dem Pferd zu erzielen geben wir dir in diesem Video:

1. Strukturierte Aufwärmphase
Jede Trainingseinheit beginnt mit einer mindestens 10–15-minütigen Aufwärmphase im Schritt – am besten im Gelände oder an der Hand. Ziel ist es, dem Pferd Zeit zum Ankommen zu geben – mental und körperlich.
2. Zügel aus der Hand kauen lassen & Dehnungshaltung
Ein zentrales Element zum Erarbeiten von Losgelassenheit: Fordere das Pferd regelmäßig auf, den Hals vorwärts-abwärts zu dehnen, ohne auf die Vorhand zu fallen. Dabei soll der Rücken aufgewölbt bleiben und das Pferd aktiv ans Gebiss herantreten.
Achte darauf, dass das Pferd nicht hinter die Senkrechte kommt oder sich dem Kontakt entzieht – echte Dehnung bleibt stets in Balance.
Mehr zur Gymnastizierung und Dehnungshaltung
3. Übergänge und Tempowechsel
Sanfte Übergänge innerhalb und zwischen den Gangarten verbessern die Aufmerksamkeit und fördern die Aktivität der Hinterhand. Sie helfen, Takt und Gleichgewicht zu entwickeln – zentrale Voraussetzungen für Losgelassenheit.
Übungstipp: Wechsle im Trab regelmäßig zwischen Arbeits-, Mittel- und Leichttrab – kombiniert mit gebogenen Linien und Handwechseln.
4. Lösende Arbeit an der Longe
Gerade bei jungen oder frischen Pferden kann Longieren in Dehnungshaltung helfen, Spannung abzubauen. Achte dabei auf einen ruhigen Rhythmus, viel Lob und eine gut angepasste Ausrüstung (z. B. Kappzaum statt Trense).
Der Reiter als Schlüssel zur Losgelassenheit
Ein oft unterschätzter, aber entscheidender Faktor für die Losgelassenheit beim Pferd ist der Reiter selbst. Denn kein Pferd kann locker schwingen, wenn der Reiter es mit seiner eigenen Spannung blockiert.
Warum der Reiter so wichtig ist
Pferde sind hochsensible Tiere. Sie spüren jede Muskelanspannung, jede Unsicherheit und jede mentale Unruhe ihres Reiters. Wer mit festem Sitz, starren Händen oder hektischer Energie reitet, überträgt diese Anspannung direkt auf das Pferd – und verhindert echte Losgelassenheit.
Merkmale eines losgelassenen Reiters:
- Weicher, mitschwingender Sitz: Bewegungen des Pferdes werden aufgenommen, nicht gestört.
- Ruhige, elastische Hände: Der Kontakt zum Pferdemaul bleibt konstant und gefühlvoll.
- Gleichmäßige Atmung: Unterstützt die eigene Entspannung und gibt dem Pferd Sicherheit.
- Mentale Präsenz ohne Verkrampfung: Klarer Fokus, aber ohne Leistungsdruck.
- Positive Ausstrahlung: Vertrauen, Motivation und Gelassenheit übertragen sich aufs Pferd.
Wer innerlich ruhig und körperlich ausbalanciert im Sattel sitzt, ermöglicht es dem Pferd, loszulassen – auf körperlicher wie mentaler Ebene.
Losgelassenheit und die Ausbildungsskala
In der klassischen Reitlehre ist Losgelassenheit nicht nur ein wünschenswerter Zustand, sondern ein fest verankerter Schritt innerhalb der Ausbildungsskala des Pferdes. Sie steht an zweiter Stelle – direkt nach dem Takt – und bildet das Fundament für alle folgenden Ausbildungsziele.
Die sechs Punkte der Ausbildungsskala:
- Takt
- Losgelassenheit
- Anlehnung
- Schwung
- Geraderichtung
- Versammlung
Warum steht Losgelassenheit so früh?
Weil ohne sie nichts stabil funktionieren kann:
- Ein Pferd ohne Losgelassenheit bewegt sich verspannt – der Takt wird unrein.
- Es kann sich nicht vertrauensvoll ans Gebiss heran dehnen – echte Anlehnung bleibt aus.
- Die Hinterhand kann nicht durchspringen, wodurch Schwung und Versammlung unmöglich werden.
Losgelassenheit ist die Schnittstelle zwischen Basisarbeit und weiterführender Ausbildung. Sie ist nicht nur ein Schritt – sie begleitet und durchdringt den gesamten Ausbildungsweg.
Psychologische und biomechanische Basis
Losgelassenheit sorgt dafür, dass das Pferd:
- sich frei und gleichmäßig bewegt,
- mentale Sicherheit gewinnt,
- die Hilfen des Reiters bereitwillig umsetzt.
Erst auf dieser Grundlage sind korrekte Versammlung, Tragkraft und Ausdruck möglich – ohne Zwang oder Widerstand.
Hier mehr zur Ausbildungsskala lesen
10 Tipps für mehr Losgelassenheit beim Pferd
Losgelassenheit ist kein Zufallsprodukt – sie entsteht durch viele kleine, durchdachte Schritte im täglichen Miteinander von Pferd und Reiter. Die folgenden Tipps zeigen dir, wie du gezielt für mehr körperliche Entspannung, mentale Ausgeglichenheit und bessere Bewegungsqualität sorgst. Ob beim Reiten, Longieren oder im Umgang: Diese Maßnahmen helfen dir, dein Pferd sanft zur Losgelassenheit zu führen – und sie nachhaltig zu festigen.
Fazit: Losgelassenheit als Grundlage für Vertrauen und Harmonie
Losgelassenheit beim Pferd ist kein technisches Ziel, sondern Ausdruck einer echten, respektvollen Verbindung zwischen Pferd und Reiter. Sie zeigt sich nicht in spektakulären Lektionen, sondern in den leisen Zeichen des Einvernehmens: dem schwingenden Rücken, dem weichen Kontakt, dem konzentrierten, aber gelösten Geist.
Wer sich in jeder Trainingseinheit um innere und äußere Losgelassenheit bemüht, legt das Fundament für:
- eine gesunde, langlebige Ausbildung,
- feine Kommunikation ohne Druck,
- ein motiviertes, leistungsbereites Pferd.
Dabei gilt: Losgelassenheit entsteht nicht durch Zwang – sondern durch Verständnis, Geduld und System. Sie ist kein einmal erreichter Zustand, sondern ein immer wieder neu herzustellendes Gleichgewicht aus Vertrauen, Technik und Gefühl.
Ein losgelassenes Pferd trägt sich selbst – und schenkt seinem Reiter das größte Geschenk: freiwillige Zusammenarbeit auf Augenhöhe.
FAQ – Häufige Fragen zur Losgelassenheit beim Pferd
Was ist Losgelassenheit beim Pferd?
Losgelassenheit ist ein Zustand körperlicher und mentaler Entspannung, in dem sich das Pferd locker, durchlässig und im Vertrauen auf seinen Reiter bewegt – ohne Widerstand, ohne Spannung.
Wie erkenne ich Losgelassenheit beim Pferd?
Typische Merkmale sind: schwingender Rücken, lockere Muskulatur, leises Kauen, Abschnauben, entspannter Gesichtsausdruck, gleichmäßige Bewegungen und ein konzentrierter, ruhiger Geist.
Wie erreiche ich Losgelassenheit beim Pferd?
Durch strukturierte Aufwärmphasen, häufige Dehnungsphasen, klare Hilfengebung, abwechslungsreiches Training und mentale Ruhe – sowohl beim Pferd als auch beim Reiter.
Was verhindert Losgelassenheit?
Verspannungen, Schmerzen, unpassende Ausrüstung, Überforderung, monotones Training oder ein unausbalancierter Reiter können Losgelassenheit blockieren.
Warum ist Losgelassenheit so wichtig?
Sie ist die Voraussetzung für alle weiteren Schritte der Ausbildungsskala – wie Anlehnung, Schwung oder Versammlung – und schützt die physische wie psychische Gesundheit des Pferdes.
Was ist innere Losgelassenheit beim Pferd?
Die innere Losgelassenheit beschreibt die mentale Bereitschaft des Pferdes, sich auf seinen Reiter einzulassen: Vertrauen, Konzentration und psychische Ruhe.
Was bedeutet Takt, Losgelassenheit und Anlehnung?
Diese drei Begriffe sind die ersten Stufen der Ausbildungsskala. Sie bauen aufeinander auf und ermöglichen eine harmonische, gesunderhaltende Ausbildung.
Wie bekomme ich mein Pferd in die Anlehnung?
Nur durch vorherige Losgelassenheit. Das Pferd muss Vertrauen zum Reiter haben, sich im Gleichgewicht bewegen und bereit sein, sich ans Gebiss heranzudehnen – ohne Zwang.
Welche Übungen helfen gegen Verspannungen beim Pferd?
Zügel aus der Hand kauen lassen, Übergänge, Schlangenlinien, Seitengänge in Dehnungshaltung sowie lösende Arbeit an der Longe sind besonders wirksam.
Wie kann ich Losgelassenheit an der Longe fördern?
Mit ruhigem Tempo, klarer Körpersprache, gebogenen Linien, häufigem Handwechsel und einer funktionalen Ausrüstung (z. B. Kappzaum, Longiergurt mit Ausbindern in Dehnungshaltung).