
ECVM beim Pferd – Ursachen, Symptome & Behandlung der Wirbelsäulenfehlbildung
Die Equine Complex Vertebral Malformation (ECVM) bezeichnet eine angeborene Fehlbildung der Halswirbelsäule beim Pferd, die immer häufiger diagnostiziert wird. Betroffene Tiere zeigen oft unspezifische Symptome wie Verspannungen, Lahmheiten oder Rittigkeitsprobleme. Erfahre hier alles über Symptome, Diagnose, Behandlung und Prognose dieser Erkrankung.
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Was ist ECVM beim Pferd? – Definition und Erklärung
ECVM steht für Equine Complex Vertebral Malformation, also eine komplexe Wirbelsäulenfehlbildung beim Pferd. Dabei handelt es sich um angeborene Veränderungen der Halswirbelsäule, meist zwischen dem 6. und 7. Halswirbel (C6 und C7) sowie dem 1. Brustwirbel (T1).
Die Fehlbildung kann dazu führen, dass Knochenfortsätze (Processus ventrales) asymmetrisch angelegt sind oder vollständig fehlen. Dadurch kommt es zu einer Verschiebung der Halsstatik, die wiederum Nerven, Muskeln und Gelenke beeinträchtigen kann.
Je nach Ausprägung bleibt ECVM unentdeckt – oder führt zu deutlichen Einschränkungen der Beweglichkeit und Rittigkeit.
Wie entsteht ECVM beim Pferd? – Ursachen und Vererbung
Die genauen Ursachen von ECVM sind noch nicht abschließend geklärt. Forscher gehen jedoch davon aus, dass genetische Faktoren eine wichtige Rolle spielen. In verschiedenen Studien wurde eine erbliche Komponente vermutet, weshalb die Erkrankung vor allem bei bestimmten Zuchtlinien und Warmblutrassen gehäuft auftritt.
Auch Haltungsbedingungen, Ernährung und Belastung im Wachstum können die Entwicklung der Wirbelsäule beeinflussen und bestehende Fehlbildungen verschlimmern.
Eine ECVM-Vererbung ist noch nicht vollständig bewiesen, aber Züchter und Tierärzte fordern zunehmend, betroffene Hengste von der Zucht auszuschließen, um das Risiko weiterzuvererben einzudämmen.
Symptome: Woran erkennt man ECVM beim Pferd?
Die Symptome von ECVM können sehr unterschiedlich sein – von unauffällig bis deutlich klinisch. Viele Pferde zeigen zunächst nur subtile Rittigkeitsprobleme, weshalb die Diagnose oft erst spät gestellt wird.
Typische ECVM-Symptome beim Pferd:
- Taktunreinheiten, besonders in Wendungen
- Schwierigkeiten, sich zu biegen oder zu stellen
- Verspannungen im Hals- und Rückenbereich
- Rittigkeitsprobleme, z. B. Widersetzlichkeit oder "steifer Hals"
- Ataxie (Koordinationsstörungen)
- Lahmheiten ohne orthopädischen Befund
- Probleme beim Rückwärtsrichten oder Auftrensen
- Unwilligkeit beim Galoppieren oder Übergängen
In schweren Fällen kann ECVM zu neurologischen Symptomen führen, etwa unsicherem Gang, Stolpern oder Muskelatrophie.
Diagnose: Wie wird ECVM festgestellt?
Die Diagnose von ECVM erfolgt durch den Tierarzt mittels Röntgenuntersuchung der Halswirbelsäule.
Da die Fehlbildung meist an C6/C7 liegt, müssen spezielle laterale und schräge Röntgenaufnahmen angefertigt werden, um die Knochenstruktur beurteilen zu können.
Die Röntgenkosten für ECVM können je nach Klinik und Anzahl der Aufnahmen zwischen 300 € und 800 € liegen.
Ergänzend kann eine neurologische Untersuchung durchgeführt werden, um etwaige Nervenstörungen zu erkennen. In seltenen Fällen werden auch CT- oder MRT-Aufnahmen eingesetzt, insbesondere zur Operationsplanung oder zur Abklärung komplexer Fälle.
Behandlung: Was tun bei ECVM?
Da ECVM eine strukturelle Fehlbildung ist, lässt sie sich nicht vollständig heilen. Die Behandlung zielt darauf ab, Schmerzen zu lindern, Muskulatur zu stabilisieren und die Beweglichkeit des Pferdes zu erhalten.
Konservative Therapie
- Physiotherapie & Osteopathie: Mobilisierung der betroffenen Wirbelsäulenabschnitte und Lösung von Verspannungen.
- Training: Schonendes, gezieltes Muskelaufbautraining, z. B. an der Longe mit Seitengängen und Übergängen.
- Fütterung: Unterstützung der Muskulatur durch gezielte Mineral- und Vitaminergänzung, insbesondere Magnesium, Vitamin E und Selen.
- Schmerzmanagement: Bei akuten Beschwerden kann der Tierarzt entzündungshemmende Medikamente verabreichen.
Operative Behandlung
Eine Operation wird nur in Ausnahmefällen durchgeführt, etwa wenn eine deutliche Kompression des Rückenmarks oder der Nervenwurzeln vorliegt. Der Eingriff ist technisch anspruchsvoll, kostenintensiv und mit Risiken verbunden – die Erfolgsaussichten sind individuell sehr unterschiedlich.
ECVM und Reitbarkeit – darf man betroffene Pferde reiten?
Ob ein Pferd mit ECVM reitbar ist, hängt vom Schweregrad der Fehlbildung und der Symptomatik ab.
Leichte Fälle mit stabiler Muskulatur und ohne neurologische Ausfälle können unter einem angepassten Training oft weiterhin geritten werden.
Bei Pferden mit Ataxie, Schmerzen oder deutlichen Koordinationsstörungen sollte jedoch nicht mehr geritten werden – das Risiko für Pferd und Reiter ist zu hoch. In sehr schweren Fällen kann eine Euthanasie (Einschläfern) notwendig sein, um dem Tier weiteres Leiden zu ersparen.
Training und Bewegung bei ECVM
Ein gutes Training bei ECVM ist entscheidend, um die Muskulatur zu stärken und die Wirbelsäule zu stabilisieren.
Wichtig sind geradegerichtetes Arbeiten, Seitengänge, Übergänge und Dehnungsphasen, um die Beweglichkeit zu fördern.
Empfehlenswert sind:
- Longearbeit
- Cavaletti-Training in moderatem Umfang
- Spaziergänge im Gelände für Kopf und Körper
- Kein Springtraining oder harte Versammlungsarbeit
Fütterung bei ECVM – was ist wichtig?
Die Fütterung bei ECVM-Pferden sollte gezielt auf Muskelaufbau und Nervengesundheit abgestimmt werden.
Neben einer hochwertigen Grundfütterung sind Mikronährstoffe essenziell:
- Vitamin E und Selen – Schutz der Nervenzellen
- Magnesium – unterstützt die Muskelentspannung
- Omega-3-Fettsäuren – wirken entzündungshemmend
- Aminosäuren (Lysin, Methionin) – fördern den Muskelaufbau
Prognose – wie sind die Heilungschancen bei ECVM?
Die Prognose bei ECVM hängt stark vom Schweregrad der Fehlbildung ab.
Leichte Fälle können mit konsequentem Training und angepasster Haltung oft über Jahre stabil bleiben.
Bei Pferden mit ausgeprägten neurologischen Symptomen ist die Prognose jedoch vorsichtig bis ungünstig. In manchen Fällen ist ein schmerzfreies Leben ohne Reitbelastung, aber mit Bewegung auf der Weide möglich.
Eine vollständige Heilung ist derzeit nicht möglich, da es sich um eine angeborene Veränderung handelt.
ECVM beim Pferd: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Was ist ECVM beim Pferd?
ECVM steht für Equine Complex Vertebral Malformation und bezeichnet eine angeborene Fehlbildung der Halswirbelsäule, meist im Bereich C6–C7.
Wie erkennt man ECVM beim Pferd?
Typische Anzeichen sind Verspannungen, Rittigkeitsprobleme, Lahmheiten ohne Befund und teilweise neurologische Symptome wie Ataxie.
Wie wird ECVM diagnostiziert?
Mittels Röntgenaufnahmen der Halswirbelsäule, ggf. ergänzt durch neurologische Tests oder CT/MRT.
Kann man ECVM behandeln?
Heilbar ist ECVM nicht, aber gezieltes Training, physiotherapeutische Maßnahmen und eine passende Fütterung können den Zustand stabilisieren.
Ist ein Pferd mit ECVM reitbar?
Das hängt vom individuellen Fall ab. Leichte Fehlbildungen können reitbar bleiben, schwere Ausprägungen erfordern meist Reitpause oder Euthanasie.
