Atmung beim Pferd erklärt: Atemwegsprobleme erkennen und handeln

Atmung beim Pferd erklärt: Atemwegsprobleme erkennen und handeln

Die Atmung deines Pferdes ist essenziell für seine Gesundheit und Leistungsfähigkeit. In diesem Artikel erfährst du alles über die Anatomie des Atmungssystems, die Bedeutung der Atemfrequenz und häufige Atemwegserkrankungen wie Bronchitis und COPD. Zudem erhältst du hilfreiche Tipps zur Vorbeugung und Behandlung von Atemproblemen, einschließlich Maßnahmen für eine staubfreie Umgebung und Erste-Hilfe-Schritte bei akuten Beschwerden.

Inhaltsverzeichnis

Wie funktioniert die Pferde-Atmung?

Um die Atmung des Pferdes und die Funktion der Lunge besser zu verstehen, haben wir ein Video vorbereitet, das die Anatomie und die Funktionsweise des gesamten Atmungssystems im Detail erklärt. Im Video erfährst Du, wie die Luft durch die oberen und unteren Atemwege strömt und welche Rolle der Gasaustausch dabei spielt. Schau Dir das Video an, um mehr über die faszinierende Funktionsweise der Pferdelunge und den gesamten Atmungsprozess zu erfahren:

Das Atmungssystem des Pferdes lässt sich in zwei Bereiche unterteilen:

  • Obere Atemwege: Diese umfassen die Nüstern, Nasenhöhle, Nasennebenhöhlen und den Kehlkopf. Die eingeatmete Luft wird hier gefiltert und befeuchtet, bevor sie in die unteren Atemwege gelangt. Bei intensiver Atmung können sich die Nüstern erweitern – ein Vorgang, der als Nüsternblähen bekannt ist.
  • Untere Atemwege: Dazu gehören die Luftröhre, die Bronchien, die Bronchiolen und die Lungenbläschen (Alveolen). In den Lungenbläschen findet der wichtige Gasaustausch statt. Das Pferd besitzt ein enormes Lungenvolumen, das eine effektive Sauerstoffaufnahme ermöglicht – essenziell für seine Leistungsfähigkeit.

Der Gasaustausch ist ein zentraler Prozess, bei dem Sauerstoff in das Blut übergeht und Kohlendioxid ausgeatmet wird. Eine effiziente Atmung sorgt dafür, dass das Pferd ausreichend Sauerstoff für die Zellfunktion und den Energiestoffwechsel erhält.

Normale Atemfrequenz und Abweichungen

Die normale Atemfrequenz eines Pferdes liegt im Ruhezustand bei etwa 10 bis 18 Atemzügen pro Minute. Bei Rassen wie dem Islandpferd kann die Atemfrequenz leicht variieren. Unter Belastung kann die Atemfrequenz auf bis zu 240 Atemzüge pro Minute ansteigen.

Was sagt die Atemfrequenz aus?

Abweichungen von der normalen Atemfrequenz können auf gesundheitliche Probleme hinweisen. Eine erhöhte Atemfrequenz im Ruhezustand kann zum Beispiel auf Schmerzen, Stress oder Atemwegserkrankungen hindeuten. Pferdebesitzer sollten daher regelmäßig die Atemfrequenz ihres Pferdes überprüfen, indem sie die Bewegungen des Brustkorbs oder der Flanken beobachten und die Anzahl der Atemzüge pro Minute zählen.

Eine deutliche Bauchatmung ist ein weiteres Zeichen für Atemprobleme. Bei der Bauchatmung des Pferdes wölbt sich der Bauch während der Atmung sichtbar nach außen, was auf Atemnot oder Kurzatmigkeit hinweisen kann. Es kann hilfreich sein, ein Video der Bauchatmung aufzunehmen, um es mit einem Tierarzt zu besprechen. Im Video zeigen wir dir wie eine typische Bauchatmung beim Pferd aussieht:

Häufige Atemwegserkrankungen bei Pferden

In dem folgenden Video erklärt Dr. Wolfgang Scheidemann ausführlich, welche Atemwegserkrankungen es gibt und welche Maßnahmen ergriffen werden können, um das Pferd bestmöglich zu unterstützen:

Es gibt verschiedene Atemwegserkrankungen, die Pferde betreffen können:

  • Infektiöse Bronchitis: Eine durch Viren oder Bakterien verursachte Entzündung der Bronchien, oft begleitet von Fieber, Husten und Nasenausfluss.
  • Lungenentzündung (Pneumonie): Eine ernsthafte Entzündung der Lunge, die durch Bakterien, Viren oder Pilze ausgelöst wird. Symptome sind hohes Fieber, schweres Atmen, Husten und Schwäche.
  • Kehlkopfpfeifen (Laryngeal Hemiplegie): Eine Lähmung der Kehlkopfmuskulatur, die zu pfeifenden Atemgeräuschen führt. Dies tritt häufig bei größeren Pferden auf und kann die Leistungsfähigkeit stark beeinträchtigen. In unserem Artikel: "Kehlkopfpfeifen beim Pferd: Wenn der Ton die Gesundheit angibt" erfährst du mehr zu dieser Atemwegserkrankung.
  • Heustaub-Allergie (RAO): Früher als Dämpfigkeit bezeichnet, ist diese chronische Erkrankung auf allergische Reaktionen gegen Staubpartikel, insbesondere aus Heu, zurückzuführen. Pferde mit RAO haben oft Schwierigkeiten beim Ausatmen, was zu einer vermehrten Bauchatmung und einer Vertiefung der Flankenmuskulatur führt.
  • Sinusitis: Eine Entzündung der Nasennebenhöhlen, die oft als Folge einer Infektion auftritt. Symptome sind ein einseitiger Nasenausfluss, Schwellungen im Gesicht und schlechter Atemgeruch.
  • EIPH (Exercise-Induced Pulmonary Hemorrhage): Blutungen in der Lunge, die bei stark belasteten Pferden auftreten. Ein häufiges Symptom ist Nasenbluten nach intensiver Anstrengung.

Jede dieser Erkrankungen erfordert eine spezifische Diagnose und Behandlung. Bei Verdacht auf Atemwegserkrankungen sollte sofort ein Tierarzt konsultiert werden, um Komplikationen zu vermeiden.

Atemproblemen bei Pferden: Symptome und Ursachen

Hinweisbox
Falls Du Atemprobleme bei Deinem Pferd bemerkst, kannst Du zusätzlich die Schleimhäute im Pferdemaul überprüfen. Ziehe dafür vorsichtig die Unterlippe des Pferdes etwas nach unten. Sollte das Zahnfleisch, die Innenseite der Lippen oder die Zunge eine bläuliche oder weißliche Verfärbung aufweisen, ist dies ein Zeichen für Sauerstoffmangel. In diesem Fall solltest Du sofort einen Tierarzt verständigen, da dieser Zustand lebensbedrohlich sein kann..

Symptome von Atemproblemen

  • Erhöhte Atemfrequenz: Ein schnellerer Atemrhythmus als normal, auch in Ruhephasen.
  • Husten: Besonders nach Anstrengung oder in staubigen Umgebungen.
  • Nasenausfluss: Klare oder schleimige Absonderungen, oft begleitet von Nüsternflügelzittern.
  • Angestrengtes Atmen: Sichtbare Anstrengung bei der Atmung, eventuell mit eingesunkenen Flanken. Eine deutliche Bauchatmung kann auf chronische Atemprobleme hindeuten.
  • Leistungsschwäche: Abnahme der körperlichen Leistung und schnelle Erschöpfung.

Im Falle solcher Symptome sollte umgehend ein Tierarzt hinzugezogen werden, um mögliche Ursachen zu diagnostizieren und zu behandeln.

Häufige Ursachen von Atemproblemen

Hier sind einige der häufigsten Ursachen für Atemprobleme bei Pferden und ihre jeweiligen Symptome:

Ursache Beschreibung Symptome
Staubbelastung Pferde, die auf Stroh stehen oder trockenes Heu fressen, können Staub einatmen, was zu Hustenreiz führt. Husten, gereizte Atemwege
Überempfindlichkeit Reaktionen auf Allergene wie Pollen oder Pilzsporen reizen die Atemwege. Husten, Atemnot, Schleimbildung
Infektiös Bakterien, Viren oder Parasiten verursachen Entzündungen in den Atemwegen. Husten, Nasenausfluss, Atembeschwerden
Bronchitis Entzündung der Bronchien, oft durch Viren oder allergische Reaktionen auf pilzsporenhaltigen Staub. Starker, feuchter Husten, milchig-gelblicher Nasenausfluss
Dämpfigkeit (COPD) Folge einer chronischen Bronchitis; verengte Atemwege durch festgewordenen Schleim. Trockener Husten, keuchende Atmung, sichtbare Dampfrinne
Allergien Allergische Reaktionen auf Pollen oder Pilzsporen, oft im Zusammenhang mit einer bestehenden Bronchitis. Husten, vermehrte Schleimbildung
Kehlkopfentzündung Entzündung der Schleimhaut durch Infektionen oder reizende Stoffe. Nebengeräusche beim Atmen, gelbweißer Nasenausfluss
Luftröhrenentzündung Entzündung der Luftröhre, meist durch Viren verursacht. Erkältungsähnliche Symptome, Husten

Dem Pferd bei Atemwegsproblemen helfen:

Bei akuten Atemproblemen sollte das Pferd sofort in eine ruhige, gut belüftete Umgebung gebracht werden. Entlaste den Halsbereich, indem du den Sattelgurt lockerst, und beruhige das Pferd. Beobachte die Atemfrequenz und die Atembewegungen. Bei Kurzatmigkeit oder auffälliger Bauchatmung ist es ratsam, einen Tierarzt zu konsultieren.

Vorbeugung von Atemwegserkrankungen

Eine staubfreie Umgebung ist essenziell, um die Atemwege des Pferdes zu schützen:

  • Frische Luft: Sorge dafür, dass das Pferd Zugang zu frischer Luft hat. Offenstallhaltung ist ideal, da sie die Atemfrequenz stabil hält.
  • Heu und Stroh: Verwende staubarmes Heu und Einstreu. Feuchte das Heu vor der Fütterung an, um Staubpartikel zu reduzieren.
  • Kräuter: Nutze bewährte Kräuter wie Eibisch, Isländisch Moos, Pfefferminze, Süßholz, Eukalyptus, Fenchel oder Thymian, um die Atemwege des Pferdes zu unterstützen.
  • Regelmäßiges Ausmisten: Das Pferd sollte während des Ausmistens nicht in der Box stehen. Staubentwicklung sollte vermieden werden.

Inhalationstherapien als Unterstützung

Inhalationstherapien, insbesondere die Soleinhalation, haben sich als wirksame Methode zur Unterstützung der Atemwege des Pferdes erwiesen. Diese Therapie hilft, Schleim zu lösen und die Atmung zu erleichtern. Bei chronischen Atemwegserkrankungen kann diese Behandlung den Heilungsprozess fördern und das Wohlbefinden verbessern.

Im folgenden Video erfährst Du, wie Du Dein Pferd Schritt für Schritt an das Inhalieren gewöhnst. Diese Anleitung ist besonders hilfreich, um die Therapie stressfrei und effektiv durchzuführen.

Die Rolle der Muskulatur und des Sattelgurts

Die Atemkapazität des Pferdes kann durch äußere Faktoren wie einen zu engen Sattelgurt oder muskuläre Verspannungen beeinträchtigt werden. Ein zu straff angezogener Sattelgurt kann den Brustkorb einschnüren und die Atmung erschweren. Achte darauf, dass der Sattelgurt locker genug sitzt, um eine freie Atmung zu ermöglichen.

Muskuläre Verspannungen können ebenfalls die Atembewegungen einschränken. Regelmäßige Massagen und physiotherapeutische Maßnahmen unterstützen die Entspannung der Muskulatur und maximieren die Atemkapazität.

Pferdeatmung: Zusammengefasst

Die Atmung ist ein komplexer und lebenswichtiger Prozess, der bei Pferden besondere Aufmerksamkeit erfordert. Ein tiefes Verständnis der Anatomie und Funktion des Atmungssystems, kombiniert mit gezielter Pflege und Prävention, kann dazu beitragen, Atemwegserkrankungen vorzubeugen und die Gesundheit sowie Leistungsfähigkeit des Pferdes zu erhalten.

Pferdebesitzer sollten regelmäßig die Atmung ihres Pferdes überprüfen und bei Anzeichen von Problemen frühzeitig eingreifen. Eine staubfreie Umgebung, regelmäßige Bewegung und therapeutische Maßnahmen wie die Inhalationstherapie können die langfristige Atemgesundheit des Pferdes sichern.

Atmung beim Pferd: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Was tun, wenn das Pferd schwer atmet?

Wenn Dein Pferd schwer atmet, solltest Du es sofort in eine ruhige und gut belüftete Umgebung bringen. Löse den Sattelgurt, beruhige Dein Pferd und beobachte die Atembewegungen. Bei Kurzatmigkeit oder auffälliger Atmung ist es wichtig, umgehend einen Tierarzt zu konsultieren, um mögliche Ursachen abzuklären.

Was bedeutet Bauchatmung beim Pferd und wie erkenne ich sie?

Bauchatmung tritt auf, wenn das Pferd Schwierigkeiten beim Atmen hat und vermehrt die Bauchmuskulatur einsetzt. Dies ist oft ein Zeichen für Atemnot oder chronische Atemwegserkrankungen. Du erkennst Bauchatmung daran, dass der Bauch des Pferdes sich während der Atmung sichtbar nach außen wölbt, häufig mit deutlich sichtbarer Anstrengung in den Flankenbereichen. In schweren Fällen kann auch die sogenannte "Dampfrinne" sichtbar werden.

Warum hat mein Pferd Bauchatmung?

Bauchatmung entsteht, wenn das Pferd Schwierigkeiten hat, normal zu atmen. Das Pferd nutzt seine Bauchmuskulatur, um die Atmung zu unterstützen. Ursachen hierfür können chronische Atemwegserkrankungen, Allergien, Infektionen oder Umwelteinflüsse wie Staub sein.

Was tun gegen Bauchatmung beim Pferd?

Wenn Dein Pferd Bauchatmung zeigt, solltest Du sofort einen Tierarzt hinzuziehen, um die genaue Ursache zu klären. Um das Pferd zu unterstützen, achte auf eine staubfreie Umgebung, stelle das Pferd an die frische Luft und lockere den Sattelgurt. Eine geeignete Fütterung, z. B. mit angefeuchtetem Heu, kann ebenfalls hilfreich sein.

Warum atmet mein Pferd so schnell und was ist, wenn ein Pferd schnell atmet?

Schnelles Atmen kann verschiedene Ursachen haben, wie Stress, Schmerzen, körperliche Anstrengung oder Atemwegserkrankungen. Wenn Dein Pferd auch im Ruhezustand ungewöhnlich schnell atmet, ist dies ein Anzeichen für mögliche gesundheitliche Probleme. In diesem Fall sollte ein Tierarzt konsultiert werden.

Autor*in
Sina SchulzeKlinikenMehr VON CMH.TV

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