
Impfungen beim Pferd: Alles über Pflichtimpfungen, Impfintervalle und Nebenwirkungen
Impfungen sind ein wichtiger Bestandteil für die Gesundheitsvorsorge des Pferdes. Erfahre hier alles über Pferdeimpfungen gegen Herpes, Tetanus und Influenza und ihre Impfintervalle
Inhaltsverzeichnis
Pferdeimpfen ist eine prophylaktische Maßnahme gegen Viren, um Infektionen und Krankheitsausbrüche zu vermeiden oder deren Symptome abzumildern. Impfungen stellen in der Gesundheitsvorsorge des Pferdes und ihres Wohlergehens einen wichtigen Bestandteil dar, um Grippewellen und auch Pferdetode zu verhindern. Welche Impfungen für das Pferd Pflicht sind, welche die StIKO Vet empfiehlt und wie groß die Impfintervalle für Pferde sein müssen, erfährst du hier.
Warum sind Impfungen für Pferde wichtig?
Impfungen spielen in der Gesundheitsvorsorge des einzelnen Pferdes eine genauso wichtige Rolle wie für die Herdenimmunität, um einen seuchenähnlichen Ausbruch von Krankheiten zu verhindern. Wo also ein großer Infektionsdruck herrscht, sind vorsorgliche Maßnahmen notwendig, um einzelne Pferde und den ganzen Bestand zu schützen. Doch besonders für Pferde, die viel mit Pferden aus fremden Beständen in Berührung kommen, beispielsweise Turnierpferde, Pferde auf Auswärtstrainings oder Wanderreitpferde, benötigen einen guten Infektionsschutz.
Kommt das Immunsystem mit Krankheitserregern in Berührung und bekämpft diese erfolgreich, bildet es Gedächtniszellen, sogenannte Antikörper. Diese merken sich den Aufbau der Viren und können diese bei der nächsten Infektion effektiver abwehren.
Nicht immer bildet das Immunsystem von sich ausreichend Antikörper, weshalb es einen kleinen Impuls benötigt. Hier setzt das Prinzip der Schutzimpfung für Pferde an:
Bei der Impfung werden dem Pferd abgeschwächte oder tote Erreger gespritzt, woraufhin das Immunsystem mit dem Aufbau von Antikörpern reagiert. Diese Immunantwort schützt das Pferd vor eben diesen Krankheitserregern für einen gewissen Zeitraum. Nach einer erfolgreichen Grundimmunisierung muss die Impfung beim Pferd dann nur in regelmäßigen Zeitabständen aufgefrischt werden, damit der Impfschutz bestehen bleibt.
Welche Impfungen sind für Pferde notwendig?
Es gibt drei Hauptimpfungen, die sogenannten Core-Impfungen, die die Ständige Impfkommission Veterinär (kurz StIKO Vet) bei Pferden empfiehlt:
- Tetanus
- Influenza
- Herpes
Diese sind die häufigsten Pferdekrankheiten, gegen die Pferdebesitzer ihre Vierbeiner mithilfe von Impfungen schützen können.
Pferdegrippe / Pferdeinfluenza
Wie auch beim Menschen gibt es bei Pferden die Grippe: Die Pferdegrippe oder Pferdeinfluenza ist höchstansteckend, da Influenzaviren über Tröpfchen in einem Umkreis von bis zu 40 m übertragen werden und damit ganze Bestände gefährden. Typische Grippesymptome beim Pferd sind:
- hohes Fieber
- Abgeschlagenheit
- Husten
- Nasenausfluss
- geschwollenen Lymphknoten
Eine Pferdegrippe kann mehrere Wochen anhalten und das Pferd schwächen. Im schlimmsten Fall wird der Husten chronisch und kann dann die Lunge des Pferdes schädigen.
Eine Influenzaimpfung macht das Immunsystem des Pferdes stärker in der Abwehr gegen Influenzaviren, damit es im Falle einer Infektion zu einem milderen Symptomverlauf kommen kann.
Aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr ist es von der StIKO Vet dringend empfohlen, Pferde gegen Influenza zu impfen.
➡️ Videotipp: Influenza – Die Pferdegrippe: Was du wissen solltest
Was genau passiert bei einer Influenza-Erkrankung – und warum ist die Impfung so wichtig? Dieses Academy-Video erklärt Symptome, Ansteckung und Schutzmaßnahmen und zeigt dir, wie du dein Pferd und die Stallgemeinschaft effektiv schützt.

Tetanus / Wundstarrkrampf
Die zweite Core-Impfung für Pferde ist die Tetanusimpfung, die Pferde vor dem sicheren Tod bewahrt. Wundstarrkrampf ist eine potenziell tödliche Einzeltiererkrankung mit einer Sterblichkeit von 68 %. Tetanus ist nicht zwischen Pferden übertragbar, sondern wird durch das in den Blutkreislauf eindringende Bakterium Clostridium tetani ausgelöst. Dieses setzt dann ein Neurotoxin frei, das die muskelsteuernden Nervenzellen angreift und spastische Lähmungen auslöst.
Besonders gefährlich wird es bei kleinen, nicht blutenden Wunden, die meist unentdeckt bleiben und damit nahezu barrierefreie Eintrittspforten für Bakterien bilden. Ebenso können sich die Sporen der Bakterien in eitrigen, luftdicht abgeschlossenen Wunden vermehren und ihre Gifte freisetzen. Bei größeren, blutenden Wunden fällt die Gefahr für einen Wundstarrkrampf geringer aus, da die Bakterien durch das fließende Blut ausgespült werden.
Pferde sind einer ständigen Infektionsgefahr und einem Ausbruch der Krankheit ausgesetzt, weshalb sie ohne eine Tetanusimpfung den eingedrungenen Bakterien gegenüber machtlos sind. Aus diesem Grund empfiehlt die StIKO Vet dringend, Pferde gegen Tetanus zu impfen.
➡️ Videotipp: Pflicht- oder Risikoimpfung? Was dein Pferd wirklich braucht
Was ist der Unterschied zwischen Core- und Risikoimpfungen, und wie findest du den passenden Impfplan für dein Pferd? Dr. Kevin Hankins erklärt, welche Impfungen unerlässlich sind, wann zusätzliche Impfungen sinnvoll werden – und warum die Zusammenarbeit mit deinem Tierarzt dabei entscheidend ist.

Herpes: Equines Herpesvirus EHV1 und EHV1+4
80 % aller Equiden tragen das Herpesvirus in sich, wobei Herpes nur unter ungünstigen Umständen wie Stress oder durch ein geschwächtes Immunsystem ausbricht. Ist dies der Fall, sind typische Herpessymptome beim Pferd:
- Atemwegserkrankungen
- Fieber
- Appetitlosigkeit
- Apathie
- Aborte (Fehlgeburt)
- Geburt lebensschwacher Fohlen
Aufgrund der letzten beiden Punkte ist die Herpesimpfung besonders bei Zuchtstuten/ trächtigen Stuten anzuraten.
Da nahezu jedes Pferd das Herpesvirus in sich trägt, kann eine Impfung zwar nicht den Ausbruch verhindern, dafür aber die Symptome mildern wie auch die Virusausscheidung reduzieren und damit eine Übertragung abschwächen.
📖 Lesetipp: Herpes beim Pferd – Vorbeugen & behandeln
Was du über das Equine Herpesvirus wissen solltest: In diesem Artikel erfährst du, wie du dein Pferd vor einer Ansteckung schützt, welche Symptome auf eine Infektion hindeuten und welche Behandlungs- und Impfstrategien sinnvoll sind.
Eine Herpesimpfung bei Pferden macht demnach nur Sinn, wenn sie flächendeckend durchgeführt wird, also eine Herdenimmunität hergestellt wird, um den Infektionsdruck herabzusetzen. Nur einzelne Pferde zu impfen, die von ungeimpften Pferden mit hohen Ausscheidungen der Viren umgeben sind, ist nicht zielführend. Einige Ställe machen sogar eine Herpesimpfung zur Voraussetzung für die Aufnahme, um den gesamten Bestand zu schützen.
Es gibt unterschiedliche Impfstoffe für das EHV1 und das EHV1+4. Aufgrund häufiger Lieferengpässe bei Herpesimpfstoffen kann der Tierarzt allerdings auch auf die verfügbaren Impfstoffe zurückgreifen, da diese ähnlich aufgebaut sind und wirken. Das funktioniert jedoch nicht bei der Grundimmunisierung: Hier muss bei ein und demselben Impfstamm geblieben werden.
➡️ Videotipp: Das Equine Herpes Virus – Warum macht eine Impfung Sinn?
Fast jedes Pferd trägt es in sich – doch nur die Herpesimpfung schützt die gesamte Stallgemeinschaft. Erfahre, warum Herdenimmunität so entscheidend ist und wie du die Verbreitung des Virus wirksam eindämmst.

Weitere empfohlene Pferdeimpfungen
Tollwut
Eine Tollwutinfektion kann tödliche Folgen haben. Tollwut gilt in unseren Regionen seit 2006 als terrestrisch ausgerottet, kann dennoch hin und wieder bei Wildtieren vorkommen. Daher ist eine Tollwutimpfung bei Pferden mit Weidegang in Waldnähe empfohlen, die mit potenziell Tollwut infizierten Wildtieren in Berührung kommen könnten. In anderen Ländern wie Großbritannien ist die Tollwutimpfung jedoch Pflicht und die Einreise ohne sie für Pferde nicht gestattet.
Druse
Druse ist in Pferdekreisen immer wieder ein Thema. Es handelt sich hierbei um eine bakterielle, fieberhafte Erkrankung mit seuchenhaftem Verlauf, also der rasanten Übertragung auf andere Pferde in der Nähe. Druseviren werden über Tröpfen oder direkt übertragen. Eine Druseinfektion nimmt meist einen schnellen, tödlichen Verlauf mit Anschwellen des Rachenraums, weshalb sie bei Pferdebesitzern so gefürchtet ist.
Dennoch spaltet die Druseimpfung die Meinungen, insbesondere aufgrund ihrer zum Teil lebensbedrohlichen Nebenwirkungen. Auch bietet bislang kein Impfstoff einen dauerhaften, effektiven Infektionsschutz gegen Druse, zumal die Auffrischungsimpfung alle 3 Monate durchgeführt werden muss.
📖 Lesetipp: Druse beim Pferd – Symptome, Behandlung und Schutzmaßnahmen
Was tun, wenn die gefürchtete Tröpfcheninfektion im Stall auftaucht? In diesem Artikel erfährst du, wie Druse entsteht, woran du sie erkennst und wie du dein Pferd und den gesamten Bestand schützen kannst.
Mittlerweile arbeitet das schwedische Unternehmen Intervacc AB an einem neuen, effizienten Impfschutz, das tatsächlich ohne gefährliche Nebenwirkungen das Pferd vor einem heftigen Druseausbruch schützen soll. Aber auch hier muss eine Auffrischungsimpfung alle 3 Monate geschehen, damit der Impfschutz bestehen bleibt.
Der kurzfristige Impfschutz kann dennoch für Turnierpferde sinnvoll sein.
Borreliose
Bakterielle Borreliose ist eine schmerzhafte Gelenkserkrankung, die durch infizierte Zecken auf das Pferd übertragen wird. Borreliose befällt nicht nur die Organe, sondern auch das zentrale Nervensystem, was für manche Pferde auch tödlich enden kann. Eine Borrelioseimpfung ist für Pferde empfehlenswert, die in Regionen mit einem hohen Zeckenvorkommen stehen. Ob eine Impfung für dein Pferd sinnvoll ist, kannst du bei deinem Tierarzt erfragen.
West-Nil-Virus
Das West-Nil-Virus hat unsere Breiten noch nicht (großflächig) erreicht. Bislang wurde in Deutschland ein einziger Infektionsfall bei einem Pferd nachgewiesen. Das Virus wird von Mücken auf Vögel übertragen und kann sowohl Pferd als auch Mensch infizieren. Pferde und Menschen sind allerdings Fehlwirte, weshalb es diese krankmacht. Es löst neurologische Symptome aus wie Schwanken, Schluckbeschwerden oder Inkoordination. Eine Impfung gegen das West-Nil-Virus ist daher nur in bestimmten Regionen empfehlenswert.
➡️ Videotipp: West-Nil-Virus – Wenn ein Mückenstich gefährlich wird!
Neu in Deutschland und potenziell tödlich: Professor Dr. Karsten Feige erklärt, wie du dein Pferd vor dem West-Nil-Virus schützt, welche Symptome Alarmzeichen sind und warum Impfung und Mückenschutz jetzt besonders wichtig sind.

Impfschema Pferd: Ein Impfplan für dein Pferd
Der Impfschutz bei erwachsenen Pferden bleibt nur bestehen, wenn auf eine korrekte Grundimmunisierung regelmäßige Auffrischungsimpfungen folgen. Damit das Immunsystem immer wieder Antikörper gegen die sich verändernden Viren in der Umwelt bildet, muss es trainiert werden. Dafür sind Auffrischungsimpfungen gut. Doch nun stellt sich die Frage für Pferdebesitzer: Wie oft muss ich mein Pferd impfen lassen? Ist die Häufigkeit der Impfungen von den Impfstoffen abhängig? Wie groß müssen die Impfintervalle für erwachsene Pferde sein?
Diesen Fragen stellen wir uns nachfolgend.
Die Leitlinien zur Impfung von Pferden wird von der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (kurz StIKO Vet) veröffentlicht. Diese geben genaue Anweisungen, welche Impfung in welchen Zeitabständen verabreicht werden muss. Dabei sind die Impfintervalle von den Impfstoffen abhängig und können 6 Monate bis 3 Jahre lang sein. Doch bevor ein Pferd im erwachsenen Alter regelmäßig geimpft wird, muss es im Fohlenalter ab dem 6. Lebensmonat grundimmunisiert werden. Bei erwachsenen Pferden muss eine Grundimmunisierung nur erneuert werden, wenn die letzte Auffrischungsimpfung zu weit zurückliegt.
Die Grundimmunisierung besteht aus 3 Impfungen, wobei Impfung eins und zwei kurz hintereinander folgen und die dritte mit einem etwas größeren Zeitabstand verabreicht wird. Die genauen zeitlichen Abstände zwischen den Grundimpfungen kannst du dem nachfolgenden Impfschema entnehmen:
Kombi-Impfungen stellen für Pferde grundsätzlich kein Problem dar. So werden beispielsweise Tetanus und Influenza alle zwei Jahre kombiniert geimpft, und im Folgejahr Influenza einzeln. Vorsicht ist jedoch bei sensiblen Pferden geboten, die mit einer starken Immunantwort auf Impfungen reagieren. Diese sollten besser nur Einzelimpfungen erhalten.
Was kann ich tun, wenn das Impfintervall überzogen oder vergessen wurde?
Manchmal passiert es und du hast den nächsten Impftermin deines Pferdes zur Auffrischung verpasst. Sind es ein paar Tage, ist das grundsätzlich kein Problem und die Auffrischungsimpfung kann nachgeholt werden. Die Hersteller müssen für ihre Impfstoffe ein gewisses Zeitintervall ansetzen, wobei der Pferdeorganismus dennoch Antikörper über diesen festgelegten Zeitraum hinaus hat. Diese verfallen nicht mit einem Datum.
Wurde die Impfung fürs Pferd vergessen oder der Impftermin überzogen, kann der Impfschutz gegebenenfalls gemindert werden. Ab wann eine neue Grundimmunisierung erfolgen muss, lässt sich pauschal nicht sagen. Über die Nachholfristen bei Pferdeimpfungen solltest du deinen Tierarzt konsultieren.
Eine genaue Regelung findet sich nur bei Influenzaimpfungen bei Turnierstarts: Die letzte Influenzaimpfung darf maximal 6 Monate plus 21 Tage zurückliegen. Liegt sie länger zurück, hat das Pferd eine Turniersperre und muss sich erneut grundimmunisieren lassen.
Mögliche Nebenwirkungen von Impfungen
Bei einer Impfung wird das Pferd mit abgeschwächten Erregern bzw. einer abgeschwächten Form der Krankheit konfrontiert, gegen die es Antikörper bilden soll. Das bedeutet, das Immunsystem des Pferdes muss aktiv werden. Die Immunantwort des Pferdes kann sich in milden Symptomen zeigen, die dem Krankheitsverlauf typisch ist. Häufige Impfreaktionen bei Pferden können sein:
- Abgeschlagenheit
- Leichtes Fieber
- Schwitzen nach der Impfung
- Schwellungen im Bereich der Einstichstelle
- bei einer Tetanusimpfung ein leichter Muskelkrampf um die Einstichstelle
Diese Symptome sollten aber nach ein bis drei Tagen abklingen, wobei nur die wenigstens Pferde an deutlichen Impfnebenwirkungen leiden. Die meisten Impfreaktionen sind mild und vollkommen normal.
Was kann ich tun, damit mein Pferd die Impfung gut verträgt?
Das Immunsystem des Pferdes muss arbeiten, wenn es geimpft wird. Daher sollte das Pferd sonst so wenig Stress wie möglich ausgesetzt sein. Damit das Pferd die Impfung gut verträgt, kannst du auf folgende Punkte achten:
- Wurmkur VOR der Impfung: Gib die Wurmkur nicht zeitgleich mit der Impfung, sondern zeitlich versetzt 10 bis 14 Tage davor. So hat der Stoffwechsel des Pferdes die Wurmkur verarbeitet und das Pferd ist parasitenfrei, was es die Impfung leichter wegstecken lässt.
- Keine Medikamente: Lass das Pferd nur impfen, wenn es allgemein gesund ist und keine weiteren Medikamente verabreicht bekommt.
- Vermeide Stress: Lass das Pferd nicht impfen, wenn es beispielsweise den Stall wechselt oder sich in einer anderen nervenaufreibenden Situation befindet. Denn Stress setzt die Immunabwehr herab, was sich negativ auf Impfreaktionen auswirken kann.
- Nicht im Fellwechsel: Während des Fellwechsels arbeitet der Stoffwechsel des Pferdes auf Hochtouren. Auch neigen viele Pferde in der Fellwechselzeit zu Durchfall und Kotwasser. Ist die Darmflora unausbalanciert, werden weniger Immunzellen im Darm gebildet, was sich negativ auf die Immunantwort beim Impfen auswirken kann.
Ein guter Tierarzt wird vor jeder Impfung den Allgemeinzustand des Pferdes untersuchen und es abhören. Er wird sicherstellen, dass das Pferd fit ist und die Impfung gut überstehen wird. Darauf solltest du auch als Pferdebesitzer achten, damit es nicht zu unerwünschten Nebenwirkungen nach dem Impfen kommt.
Nach der Impfung solltest du das Pferd bis zu drei Tage schonen, also nur leicht arbeiten. So vermeidest du eine Überlastung des Organismus des Pferdes.
Besondere Fälle: Impfungen bei Zuchtstuten und Fohlen
Wann sollten Fohlen geimpft werden?
Fohlen kommen ohne Antikörper auf die Welt. Sie erhalten die Antikörper, die sie zum Aufbau eines eigenen Immunsystems nötig haben, über die Biestmilch ihrer Mutter. Daher benötigen Fohlen bis zum 6. Lebensmonat bzw. bis zum Absetzen keine Impfung. Ein zu frühes Impfen des Fohlens hätte negative Auswirkungen: Die Antikörper der Biestmilch würden die Impfantikörper ausschalten, woraufhin das Fohlen den Rest seines Lebens mit einem mangelhaften Impfschutz leben könnte.
Die Grundimmunisierung bei Fohlen beginnt also mit sechs Monaten. Diese läuft wie folgt ab:
- 1. Impfung: 6. Monat gegen Herpes, Influenza und Tetanus
- 2. Impfung: 7. bis 8. Monat gegen Herpes, Influenza und Tetanus
- 3. Impfung: 12. bis 14. Monat gegen Herpes und Influenza
- 4. Impfung: 19. bis 21. Monat gegen Tetanus
Danach erfolgen die Auffrischungsimpfungen wie bei erwachsenen Pferden - das Impfschema siehst du oben.
Impfungen von Zuchtstuten und trächtigen Stuten
Der Impfschutz ist für Zuchtstuten essenziell, um sowohl sich selbst vor Krankheiten zu schützen als auch gebildete Antikörper über die Muttermilch an ihr Fohlen weiterzugeben. Bei Zuchtstuten spielt vor allem die Impfung gegen Herpes eine wichtige Rolle, da ausgebrochener Herpes zu Aborten und anderen körperlichen Beeinträchtigungen der Stute während der Trächtigkeit führen kann. So kann bei 99 % der Fehlgeburten bei Stuten das EHV1 nachgewiesen werden. Herpesimpfungen bei Zuchtstuten müssen alle 6 Monate aufgefrischt werden. Daher sollten trächtige Stuten hinreichend immunisiert werden:
- Influenza: 4. bis 5. Monat der Trächtigkeit und 10. bis 11. Monat der Trächtigkeit
- Tetanus: 10. bis 11. Monat der Trächtigkeit
- Herpes 1 mit Lebendimpfstoff: 4. bis 5. Monat der Trächtigkeit und 8. Monat der Trächtigkeit oder
- Herpes 1+4 mit toten Erregern: 5., 7. und 9. Monat der Trächtigkeit
➡️ Videotipp: Trächtigkeitsmanagement – Untersuchungen, Haltung & Kontrollen
Was passiert nach der Besamung – und wie bleibt die tragende Stute gesund? Dieses Video zeigt dir, welche Untersuchungen, Haltungsbedingungen und Fütterungsanpassungen während der Trächtigkeit wichtig sind, damit Stute und Fohlen bestmöglich versorgt sind.
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Sind Impfungen für das Pferd sinnvoll?
Impfungen bei Pferden sind wie beim Menschen auch ein häufiges Streitthema. Die Meinungen, ob, welche und wie oft gehen bei Pferdebesitzern auseinander.
Bei der Frage, ob Impfungen für Pferde sinnvoll sind, muss man selbstverständlich das Geflecht der Pharmaindustrie im Hinterkopf haben: Diese wollen am Verkauf der Impfstoffe Geld verdienen. Pferdebesitzer, die ihre Pferde alle sechs Monate impfen lassen, sind natürlich gern gesehene Kunden. Auch muss man erwähnen, dass der Impfschutz meist länger anhält als das vom Hersteller angegebene Impfintervall.
Dennoch sind Impfungen wie Tetanus gesundheits- und lebensschützend für Pferde. Denn die Gefahr, dass Bakterien in unentdeckte Wunden eindringen und das Pferd an einem Wundstarrkrampf stirbt, ist allgegenwertig.
Und wenn du mit deinem Pferd aufs Turnier fährst, ist eine Influenzaimpfung für dein Pferd ohnehin Pflicht.
Letztlich muss jeder Pferdebesitzer selbst entscheiden, wie er die Versorgung und Gesunderhaltung seines Pferdes gestaltet. Impfungen können hier einen wichtigen Beitrag leisten. Dabei muss aber jeder für sich selbst abschätzen, gegen welche Krankheiten er sein Pferd impfen lassen möchte und welche er aussetzt. Denn auch wenn Impfungen schützen, können sie immer auch den Organismus des Pferdes (zeitweise) belasten. Wenn du dir nach wie vor unsicher bist, welche Impfungen für dein Pferd Sinn machen, dann frage am besten deinen Tierarzt und lass dich von ihm beraten.
Impfungen beim Pferd: FAQ
Wie viel Abstand sollte zwischen Wurmkur und Impfung liegen?
Ein parasitenfreies Pferd verträgt die Impfung besser, weshalb die Wurmkur der Impfung vorangehen sollte, wenn sie in ungefähr dieselbe Zeit fallen. Damit das Pferd die vorangestellte Wurmkur besser vertragen kann, sollte ein zeitlicher Abstand von ungefähr 14 Tagen dazwischen liegen.
Wie viele Tage sollten zwischen Impfung und Turnierstart liegen?
Es wird empfohlen, die Pferde mindestens drei Tage nach dem Impfen zu schonen. Für den nächsten Turnierstart hingegen gilt eine Kranzzeit von 7 Tagen, das bedeutet, das Pferd darf erst am 8. Tag nach der Impfung an den Start gehen. Plane also immer ausreichend zeitlichen Puffer ein, damit das Pferd Impfung, Turniervorbereitung und Turniertag ohne Komplikationen meistern kann.
Wie viel kostet eine Impfung für Pferde?
Hat eine einzelne Impfung früher zwischen 30 und 50 € gekostet, hat die neue Tierarzt-Gebührenordnung (kurz GOT) vom 22. November 2022 die Preise in die Höhe schießen lassen. So kann eine Einzelimpfung schnell einmal 140 bis 170 € kosten. Kombi-Impfungen sind preislich noch höher angesetzt. Die Preise variieren von Region zu Region und den einzelnen Tierärzten und können demnach nicht pauschalisiert werden. Bedenke trotz gestiegener Preise: Vorsorge ist die beste Sorge.
Kann ein geimpftes Pferd trotzdem krank werden?
Beim Pferd gelten dieselben Regeln wie beim Menschen: Eine Impfung bietet nie einen hundertprozentigen Schutz vor Ausbruch der Krankheit. Besonders bei Influenza, die höchstansteckend ist, kann das Pferd trotz Impfung infiziert werden. Allerdings fallen bei regelmäßigen Impfungen die Grippesymptome in der Regel milder aus, da das Pferd dank Impfung und Antikörper wenigstens teilweise geschützt ist. Neben der Impfung zählen selbstverständlich auch andere Faktoren wie Hygiene, Haltung und Fütterung eine wichtige Rolle, um die Immunabwehr hochzuhalten.
Bei Herpes dient die Impfung nicht zwingend als Schutz für das geimpfte Pferd, sondern als Schutz für umstehende Pferde. Denn ein gegen Herpes geimpftes Pferd wird weniger Herpeserreger ausscheiden und somit wird es selbst zu einer geringeren Gefahr für andere. Aus diesem Grund machen Herpesimpfungen nur im Gesamtbestand Sinn. Da Pferde jedoch die Herpesviren selbst in sich tragen, können sie auch trotz Impfung an Herpes erkranken. Aber auch hier gilt: Mit einer Herpesimpfung können die Symptome im Falle eines Krankheitsausbruchs gedrosselt werden.