
Pferdehaltung im Winter – so bleibt dein Pferd gesund, glücklich und leistungsbereit
Wenn die Temperaturen sinken, stellen viele Pferdebesitzer sich die Frage, wie sie ihre Tiere im Winter richtig halten. Von artgerechter Pferdehaltung im Winter über Training, Fütterung, Eindecken und Stallklima bis hin zu Hufpflege und Gesundheitsvorsorge: Dieser Leitfaden erklärt, wie du dein Pferd optimal durch die kalte Jahreszeit bringst – egal ob im Offenstall oder in der Box.
Inhaltsverzeichnis
Was bedeutet artgerechte Pferdehaltung im Winter?
Artgerechte Pferdehaltung im Winter bedeutet, den natürlichen Bedürfnissen des Pferdes auch bei Kälte, Nässe und kurzen Tagen gerecht zu werden. Pferde sind keine „Frostbeulen“ – sie sind Steppentiere, deren Organismus hervorragend an Temperaturschwankungen angepasst ist.
Dank ihres dichten Winterfells, der Fettschicht unter der Haut und der Fähigkeit zur Temperaturregulation kommen sie selbst bei Minusgraden gut zurecht. Problematisch wird es erst, wenn Bewegungsmangel, Zugluft, schlechte Luftqualität oder nasse Einstreu hinzukommen.
Eine artgerechte Haltung im Winter setzt sich deshalb aus mehreren Komponenten zusammen:
- ausreichend Bewegung,
- gute Belüftung,
- hochwertiges Raufutter,
- soziale Kontakte,
- und ein trockenes, sauberes Umfeld.
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Pferdehaltung im Offenstall im Winter – natürliche Bewegung trotz Kälte
Die Pferdehaltung im Offenstall im Winter ist die natürlichste Form der Unterbringung. Sie ermöglicht ständige Bewegung, Sozialkontakt und Zugang zu frischer Luft – alles Faktoren, die das Immunsystem stärken.
Damit die Haltung wirklich artgerecht bleibt, müssen allerdings einige Bedingungen erfüllt sein:
1. Wind- und Wetterschutz
Ein trockener, zugfreier Rückzugsort ist Pflicht. Ideal ist ein dreiseitig geschlossener Unterstand mit einer offenen Front, der vor Regen, Schnee und Wind schützt.
2. Trockene Liegeflächen
Feuchtigkeit ist im Winter der größte Feind. Eine ausreichend dicke Einstreuschicht aus Stroh oder Spänen bindet Feuchtigkeit und isoliert gegen Bodenkälte.
3. Rutschfester Boden und Drainage
Pfützen, Eis oder Matsch erhöhen die Verletzungsgefahr. Eine gute Drainage und rutschhemmender Untergrund (z. B. Paddockplatten oder Gummimatten) sind unverzichtbar.
4. Beleuchtung und Sicherheit
Im Winter wird es früh dunkel. Eine Beleuchtung mit Bewegungsmelder erleichtert das Misten, Füttern und Kontrollieren. Reflektoren an Türen und Wegen erhöhen die Sicherheit.
5. Frostsichere Tränken
Pferde müssen auch bei Minusgraden ständig Zugang zu frischem Wasser haben. Ideal sind beheizte Tränken oder Eimer mit Heizspiralen, um das Einfrieren zu verhindern.
Pferdehaltung im Stall – frische Luft statt Wärme
Nicht jedes Pferd lebt im Offenstall – viele stehen im Boxenstall oder in Kombihaltung. Auch hier lässt sich eine artgerechte Pferdehaltung im Winter umsetzen.
Lüftung und Klima
Die Luftqualität ist entscheidend. Ein Stickstoffgeruch oder beschlagene Fenster deuten auf zu wenig Luftaustausch hin. Tägliches Lüften, auch bei Minusgraden, ist Pflicht – frische Luft beugt Atemwegsproblemen vor.
Temperatur und Feuchtigkeit
Der Stall darf kühl sein: Temperaturen zwischen 5 °C und 10 °C sind optimal. Wichtiger als Wärme ist eine niedrige Luftfeuchtigkeit (unter 80 %). Staubarme Einstreu, wie Leinenstroh oder Pellets, hilft, die Atemwege zu schonen.
Auslauf und Sozialkontakt
Auch Boxenpferde brauchen tägliche Bewegung und Sozialkontakt, auf dem Paddock, in der Führanlage oder auf der Weide, dies ist wichtig für Kreislauf, Verdauung und Wohlbefinden.
Trainingsplan im Winter – fit bleiben trotz Frost und Dunkelheit
Viele Reiter reduzieren das Training im Winter stark – dabei profitieren Pferde von einem konstanten Bewegungsrhythmus. Wichtig ist, den Trainingsplan den Bedingungen anzupassen.
Warmreiten und Abkühlen
Im Winter dauert das Aufwärmen länger. Plane mindestens 15 Minuten Schritt ein, damit sich Muskulatur und Sehnen an die Temperatur anpassen. Bei starkem Frost hilft eine Abschwitzdecke, um Verspannungen und Muskelkater zu vermeiden.
Nach dem Reiten sollte das Pferd gründlich getrocknet werden – besonders bei dichtem Winterfell. Am besten nutzt man dazu eine Abschwitzdecke aus Fleece oder Wolle. Erst wenn das Fell wieder trocken ist, darf das Pferd ohne Decke in den Stall oder Offenstall zurück.
Alternative Trainingsformen
Nicht jede Anlage bietet im Winter ideale Bedingungen. Alternativen zum klassischen Reiten sind:
- Bodenarbeit oder Doppellonge zur Gymnastizierung
- Cavaletti-Training in der Halle oder auf griffigem Boden
- Spaziergänge im Gelände, um Herz-Kreislauf und Vertrauen zu stärken
- Longieren in Intervallen, um Kondition zu halten
Fütterung im Winter – Energie, Raufutter und Wasserbedarf
Die richtige Fütterung im Winter ist essentiell für Gesundheit, Thermoregulation und Verdauung. Pferde verbrauchen bei kaltem Wetter mehr Energie, um ihre Körpertemperatur zu halten.
Raufutter als Energielieferant
Die Wärme entsteht im Pferd durch Verdauung von Raufutter – nicht durch Kraftfutter! Das sogenannte „Faser-Fermentationssystem“ im Dickdarm sorgt durch mikrobielle Aktivität für Wärme.
Daher: Heu satt statt Kraftfutter.
Heuqualität:
- trocken, staubfrei und frei von Schimmel
- Spät geschnittenes Heu liefert mehr Energie
- bei Atemwegsproblemen kann Heu bedampft oder leicht angefeuchtet werden
Fütterungshäufigkeit:
Mehrere kleine Portionen über den Tag verteilt sind ideal – Pferde sollten nie länger als vier Stunden ohne Futter bleiben.
Kraftfutter – nur wenn nötig
Leichtfuttrige Pferde brauchen meist kein zusätzliches Kraftfutter. Bei Sportpferden oder schwerfuttrigen Rassen kann Hafer oder Mash in kleinen Mengen Energie liefern.
Mineralstoffe und Spurenelemente
Im Winter ist der Bedarf an Zink, Kupfer, Selen und Vitamin E erhöht. Diese Stoffe unterstützen Fellwechsel, Hautgesundheit und Immunsystem. Ein ausgewogenes Mineralfutter sollte daher nicht fehlen.
Wasseraufnahme sicherstellen
Kalte Tränken führen oft zu verringerter Wasseraufnahme, was das Risiko für Verstopfungskoliken erhöht.
- Wassertemperatur ideal: 8–12 °C
- täglich kontrollieren, ob die Tränken eisfrei sind
- Mash oder feuchtes Heu fördern die Flüssigkeitsaufnahme
Eindecken – ja oder nein?
Die Frage nach dem Eindecken im Winter sorgt jedes Jahr für Diskussionen.
Wann eine Decke sinnvoll ist
- Geschorene Pferde, die regelmäßig trainiert werden
- Ältere Pferde oder solche mit geschwächtem Immunsystem
- Krankheitsbedingte Fälle (z. B. bei Cushing oder Untergewicht)
- Dauerregen oder nasses Fell, das schlecht trocknet
Wann keine Decke nötig ist
Gesunde, ungeschorene Pferde brauchen in der Regel keine Decke. Ihr Fell passt sich über die Haarmuskulatur und die Fettschicht an die Temperatur an. Wird das Pferd zu früh oder zu warm eingedeckt, verliert es diese Fähigkeit – das kann langfristig schaden.
Worauf beim Eindecken zu achten ist
- Atmungsaktivität: Schweiß muss abtransportiert werden
- Passform: Decken dürfen nicht scheuern
- Wärmeklasse: 0–400 g, je nach Fell und Haltung
- Regelmäßige Kontrolle: Unter der Decke kann sich Schmutz oder Feuchtigkeit sammeln
Hufpflege und Ausrüstung im Winter
Hufschutz und Rutschgefahr
Eis und Schnee können sich in Hufeisen festsetzen und gefährliche „Schneeballen“ bilden. Schneeplatten oder Hufgrip-Systeme verhindern das. Barhuf gehende Pferde haben hier oft Vorteile – sie rutschen weniger.
Regelmäßiges Ausschneiden alle 6–8 Wochen bleibt Pflicht, auch im Winter. Zu lange Hufe erhöhen das Risiko für Stolpern und Sehnenprobleme.
Wintertaugliche Ausrüstung
- Reflektierende Ausrüstung und Sicherheitswesten sind Pflicht bei Dunkelheit.
- Winterreitstiefel und Thermoreithandschuhe schützen den Reiter.
- Sattelkontrolle: Durch Fell und weniger Training verändert sich oft die Sattellage.
- Abschwitzdecken und Thermodecken helfen bei Übergängen zwischen Stall und Training.
Gesundheitsvorsorge – Immunsystem und Fellpflege im Winter
Der Winter stellt besondere Anforderungen an die Pferdegesundheit.
- Ausgewogene Fütterung mit Raufutter und Mineralien
- Tägliche Bewegung an der frischen Luft
- Stress vermeiden – Ruhe und Routine helfen, Abwehrkräfte zu stabilisieren
- Bei Bedarf Kräuter oder Hefepräparate zur Unterstützung der Darmflora
Atemwege schützen
Warme, feuchte Luft im Stall fördert Keime. Daher:
- täglich lüften
- keine nassen Decken oder Eimer im Stall aufhängen
- staubarmes Futter verwenden
- Pferde nicht direkt nach Anstrengung in den Stall stellen
Haut und Fellpflege
Winterfell braucht regelmäßige Pflege mit weichen Bürsten, um Talg und Schmutz zu lösen.
- Einmal wöchentlich gründlich striegeln
- Fettige Mähnen und Schweifrüben mit mildem Shampoo reinigen
- Kontrolle auf Scheuerstellen, Mauke und Hautpilz
Fazit: Artgerechte Pferdehaltung im Winter bedeutet Anpassung, nicht Einschränkung
Die richtige Pferdehaltung im Winter erfordert kein „Einpacken“ des Pferdes, sondern Anpassung an natürliche Bedürfnisse.
Mit frischer Luft, ausreichend Raufutter, Bewegung und regelmäßiger Pflege kommen Pferde hervorragend durch die kalte Jahreszeit.
Wer sein Pferd gut beobachtet, erkennt schnell, ob es friert, sich wohlfühlt oder zu warm eingedeckt ist. So wird der Winter nicht zur Herausforderung, sondern zu einer Zeit der Ruhe, Erholung und festeren Bindung zwischen Pferd und Mensch.
Pferdehaltung im Winter: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Wie erkenne ich, ob mein Pferd friert?
Achte auf kalte Ohren, Muskelzittern und eine angespannte Körperhaltung. Meist ist es jedoch nicht Kälte, sondern Nässe, die Pferden Probleme bereitet.
Sollte man Pferde im Winter scheren?
Nur, wenn sie regelmäßig trainiert werden und stark schwitzen. Geschorene Pferde brauchen dann aber konsequenten Decken- und Temperaturausgleich.
Wie verhindere ich gefrorenes Wasser im Offenstall?
Beheizte Tränken oder Thermoeimer sind ideal. Alternativ Wasser häufiger erneuern und lauwarm anbieten.
Kann man Pferde im Winter auf die Weide lassen?
Ja, wenn der Boden tragfähig und nicht zu rutschig ist. Bewegung an der frischen Luft ist immer förderlich.
Wie viel Heu braucht ein Pferd im Winter?
Mindestens 1,5 kg Heu pro 100 kg Körpergewicht, bei Frost oder Wind gerne mehr.
