Rasseportrait Haflinger: Die Blonden Allrounder

Rasseportrait Haflinger: Die Blonden Allrounder

Haflinger im Turniersport? Ja, die gibt es! Sogar in S-Dressuren oder bei den Weltmeisterschaften im Fahrsport kommen die blonden Allrounder zum Einsatz. Wo die Haflinger eigentlich herkommen, welche Zuchtziele es gibt und vieles mehr erfahren Sie in diesem Artikel über die Haflinger-Pferde.

Inhaltsverzeichnis

Die Geschichte der Haflinger Pferde

Der Haflinger ist eine charakteristische Pferderasse, die ihren Ursprung in den österreichischen und italienischen Alpen hat. Die Geschichte des Haflingers reicht zurück bis ins späte 19. Jahrhundert, als man begann, die Rasse gezielt zu züchten.

Die Anfänge der Haflingerzucht liegen in den Südtiroler Bergen in der Region Hafling (daher auch der Name). Die Züchter hatten das Ziel, ein robustes und vielseitiges Pferd zu entwickeln, das für landwirtschaftliche Arbeiten, den Transport in alpinen Gebieten sowie für die Arbeit auf kleinen Bauernhöfen geeignet war. Dafür wurden die Pferde mit arabischem Blut gekreuzt, um die gewünschte Kombination aus Kraft, Ausdauer und Wendigkeit zu erreichen.

Die Zucht des Haflingers erforderte viel Geduld und Selektion, um die gewünschten Eigenschaften zu stabilisieren. Die Pferde sollten nicht nur stark und arbeitsfähig sein, sondern auch ein freundliches und ausgeglichenes Temperament haben. Im Laufe der Zeit entstand eine charakteristische Farbe für die Rasse: ein helles Fell, meistens von cremefarbener bis goldgelber Nuance, mit hellem Langhaar und Mähne.

Während des 20. Jahrhunderts gewann der Haflinger an Popularität, nicht nur in den Alpenregionen, sondern auch international. Aufgrund ihrer kompakten Größe, ihres freundlichen Charakters und ihrer Vielseitigkeit wurden Haflinger als Reit- und Fahrpferde, für Freizeitaktivitäten und sogar im Sport eingesetzt.

Die Rasse hat in den Jahrzehnten viele Fans gefunden, und Haflinger werden heute in verschiedenen Teilen der Welt gezüchtet und gehalten. Sie sind für ihre Stärke, Ausdauer und ihr freundliches Wesen bekannt. In vielen Regionen werden Haflinger auch in therapeutischem Reiten eingesetzt, da sie sich gut mit Menschen verbinden können.

Die Geschichte des Haflingers ist ein Beispiel für die erfolgreiche Züchtung einer Pferderasse, die nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch ansprechend ist. Die Rasse hat sich von ihren bescheidenen Anfängen in den Alpen zu einer international anerkannten und geschätzten Pferderasse entwickelt.

Verwendung und Zuchtziele von Haflingern im Laufe der Geschichte

Ursprünglich wurde der Haflinger als leichtes Arbeitspferd im Hochgebirge eingesetzt. Dort half er bei verschiedenen Aufgaben auf den Bergbauernhöfen, indem er entweder Lasten trug, um entlegene Höfe mit Lebensmitteln zu versorgen, oder als Zugpferd auf den Gebirgsfeldern und im steilen Wald arbeitete.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Verwendung von Pferden im Arbeitsbereich aufgrund der Motorisierung ab. Dennoch wird der Haflinger heute noch für spezielle Aufgaben genutzt, wie beispielsweise die Versorgung von abgelegenen Almhütten, die Holzbringung aus steilen oder weichen Waldgebieten oder auch als Tragtier bei verschiedenen Armeen weltweit. Diese Einsätze sind jedoch begrenzt, daher wurde nach neuen Einsatzmöglichkeiten für den Haflinger gesucht, die seinen inneren Qualitäten wie Ruhe, Gelassenheit und Kinderfreundlichkeit gerecht werden.

Diese Charaktereigenschaften haben dazu geführt, dass der Haflinger zu einem beliebten Freizeitpferd umgezüchtet wurde. Dieser Prozess begann bereits in den frühen 1950er Jahren und wurde in Publikationen und Büchern des Tiroler Zuchtleiters Otto Schweisgut dokumentiert. Dabei wurde der Haflinger zu einem vielseitig einsetzbaren Reit- und Kutschpferd entwickelt, was ein langer, aber erfolgreicher Weg war.

Heutzutage wird der Haflinger als universell einsetzbares Freizeitpferd gezüchtet, wobei Eigenschaften für das Reiten und Fahren im Freizeitbereich besonders wichtig sind. Ein ausgeglichenes Temperament und ein hervorragender Charakter gelten als entscheidend. Das äußere Erscheinungsbild eines Haflingers soll elegant und dynamisch sein, wobei Fuchsfarben bevorzugt werden.

Zuchthengste und -stuten sollen über klare Geschlechtsmerkmale verfügen. Kopfabzeichen sind erlaubt, aber keine Voraussetzung, während Beinabzeichen nicht erwünscht sind. Die Größe des Haflingers liegt zwischen 140 und 155 Zentimetern. Ein harmonischer Körperbau mit einem trockenen Kopf, einem langen Hals und einer muskulösen Kruppe wird angestrebt.

Das Fundament des Haflingers sollte durch klare Gelenke überzeugen und der Gang korrekt, elastisch und taktrein sein. Die Zuchtziele haben sich über Generationen hinweg kaum verändert, aber die modernen Haflinger-Pferde sind heute größer, eleganter und charmanter als je zuvor, dank der kontinuierlichen Weiterentwicklung in der Zucht

Der Edelbluthaflinger: Ob Springen oder Dressur mit ihm ist alles möglich

Die Edelbluthaflinger-Zucht in Deutschland hat klare Zuchtziele vor Augen. Diese Pferderasse soll eine Größe von etwa 144 cm bis 152 cm aufweisen und ihren Ursprung in Deutschland haben. Der ox-Blutanteil sollte dabei zwischen mindestens 1,57 Prozent und maximal 25 Prozent liegen, basierend auf mindestens sechs Generationen von Vorfahren. Was der ox-Blutanteil bedeutet, können Sie hier erfahren.

Im Hinblick auf ihr äußeres Erscheinungsbild sollen die Edelbluthaflinger einen edlen Kopf mit breiter Stirn und einer leicht konkaven Stirn-Nasen-Profillinie haben. Ihre Augen sollen groß, klar und freundlich sein, die Ohren der Größe angemessen und die Nüstern groß und weit. Der Hals soll ausreichend lang, breit und gut bemuskelt sein, sich zum Kopf hin verjüngen und genügend Ganaschenfreiheit bieten.

Der Körperbau der Edelbluthaflinger soll elegant und großlinig im Langrechteckformat sein, mit einer großen, schräg gelagerten Schulter, einem gut ausgeprägten, weit in den Rücken reichenden Widerrist und einem mittellangen, gut bemuskelten Rücken. Die Brusttiefe und -breite sollten bei längsovaler Rippung ausreichend sein, und die Kruppe lang, breit, gut bemuskelt und leicht abgezogen. Das Fundament soll trocken, korrekt gestellt und passend zum Körperbau sein, mit ausreichend großen, klaren Gelenken, mittellangen Fesseln und festen, mittelgroßen Hufen.

In Bezug auf ihre Bewegung sollen die Edelbluthaflinger fleißige, taktmäßige und raumgreifende Grundgangarten aufweisen und beim Springen geschickt, vermögend und überlegt sein.

Was ihre inneren Eigenschaften, Leistungsveranlagungen und Gesundheit betrifft, sollen die Edelbluthaflinger leistungsfähig, unkompliziert, umgänglich, einsatzfreudig, nervenstark, zuverlässig, edel, vielseitig veranlagt, robust, leistungsbereit und leistungsfähig sein. Sie sollen für jegliche Nutzungszwecke im Reiten und Fahren geeignet sein. Außerdem werden Genügsamkeit, robuste Gesundheit, gute physische und psychische Belastbarkeit bei hoher Regenerationsfähigkeit, gute Fruchtbarkeit sowie das Freisein von Erbfehlern angestrebt.

Der Charakter des Haflingers: Sensibel, Arbeitswillig, Kraftvoll, Robust

Haflinger sind nicht nur bekannt für ihren einzigartigen Charakter und ihre Sensibilität, sondern auch für ihre vielseitigen Fähigkeiten und ihren unermüdlichen Arbeitseifer.

In der Landwirtschaft haben Haflinger eine lange Tradition als zuverlässige Zugtiere. Ihre robuste Natur und ihre Kraft machen sie ideal für Arbeiten auf dem Feld oder im Wald. Sie ziehen Pflüge, Wagen und andere landwirtschaftliche Geräte und tragen Lasten über unwegsames Gelände.

Als Sport- und Freizeitpferde begeistern Haflinger mit ihrer Anmut und ihrem Geschick. In Disziplinen wie Dressur zeigen sie oft überraschende Leistungen, und im Voltigieren beweisen sie ihre Stabilität und Ruhe. Auch im Wanderreiten fühlen sie sich wohl, denn ihr ausgeglichenes Temperament und ihre Ausdauer machen sie zu verlässlichen Begleitern auf langen Ausritten durch unterschiedliches Gelände.

Besonders beeindruckend ist jedoch ihr Einsatz als Therapiepferde. Ihre einfühlsame Art und ihre Geduld ermöglichen es ihnen, Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen zu unterstützen und zu motivieren. Durch den Kontakt mit den Tieren können Therapieziele auf spielerische und natürliche Weise erreicht werden.

Der Fahrsport stellt jedoch die Königsdisziplin für Haflinger dar. Mit ihrer Kraft, ihrem Gleichgewichtssinn und ihrer Kooperationsbereitschaft eignen sie sich hervorragend für das Ziehen von Kutschen oder das Lenken von Gespannen. Ob im Zweispänner oder im Vierspänner, Haflinger zeigen hier ihre ganze Eleganz und Leistungsfähigkeit.

Insgesamt sind Haflinger also nicht nur sensible und freundliche Tiere, sondern auch äußerst vielseitige und leistungsfähige Partner in verschiedenen Bereichen der Arbeit, des Sports und der Therapie.

Wie sehen Haflinger aus?

Der Haflinger, ein Kleinpferd von eleganter Erscheinung und kräftigem Körperbau, besticht durch seinen schlanken Hals, den langen Rücken und die muskulöse Lendengegend, die eine kraftvolle Einheit bilden. Seine Beine sind robust und die Hufe hart. Besonders auffällig sind die aufmerksamkeitsstarken Ohren und sein weiter, rhythmischer Gang. Das Stockmaß variiert je nach Geschlecht zwischen 140 und 150 Zentimetern, während das Gewicht zwischen 400 und 600 Kilogramm liegt.

Die Fellfärbung reicht von rotbraun bis golden, wobei Mähne und Schweif in der Regel flachsfarben bis weiß sind. Kopf- und Beinabzeichen sind erlaubt, jedoch nur in beschränktem Umfang. Der ideale Haflinger präsentiert sich als mittelstarkes, edles Pony mit korrekten Formen und einem harmonischen Körperbau. Sein ausdrucksstarker Kopf zeichnet sich durch große Nüstern, bewegliche Ohren und lebhafte Augen aus.

Ein idealer Haflinger besitzt einen nicht zu kräftigen, pyramidenförmigen Hals, der harmonisch in den Rumpf übergeht, sowie einen deutlich ausgeprägten, trockenen Widerrist und eine muskulöse, breite und lange Kruppe. Sein Körperbau sollte rechteckig sein, mit längsovaler Rippung, einer breiten Brust und einer langen, gut geneigten Schulter.

Das korrekte Fundament des Haflingers zeichnet sich durch klare, große Gelenke, nicht zu flache und harte Hufe sowie starke Fesseln und eine sehr muskulöse Hinterhand aus. Ein weiteres markantes Merkmal ist die rassetypische Fellfärbung, bevorzugt in goldfuchsartiger Färbung mit hellem, glattem Langhaar. Stichelhaar sowie Beinabzeichen sind unerwünscht.

Haflinger im Turniersport: Dressur, Springen, Vielseitigkeit und vieles mehr

Alle drei Jahre treffen sich die besten Haflinger und ihre Reiter aus ganz Europa in Stadl-Paula, Österreich, um beim Europachampionat der Haflinger gegeneinander anzutreten. Die Haflinger werden hier in den Disziplinen Dressur, Springen, Vielseitigkeit, Fahren, Western- und Freispringen vorgestellt. Außerdem werden hier auch die sieben besten Hengste prämiert. Das ist einer der vielen Höhepunkte im Haflinger Turniersport. Aber nicht nur in Stadl-Paula können wir die blonden Pferde in den verschiedenen Disziplinen sehen, sondern auch auf den Reitturnieren bei uns um die Ecke stechen die Haflinger hin und wieder zwischen den anderen Turnierpferden hervor.

Haflinger im Dressurreitsport 

Franziska Keth mit dem Haflinger Amani in einer S**-Dressur

In der Dressur sieht man die goldenen Pferde mit heller Mähne relativ oft, grade auch in den unteren Klassen, da sie eine beliebte Rasse für Anfänger sind und oft grade bei jungen Kindern als erstes eigenes Pferd gekauft werden. Aber auch in den höheren Klassen sind die Haflinger mittlerweile vertreten. So zum Beispiel Amani mit Franziska Keth, die sich in den letzten Jahren bis zur S**-Dressurprüfung hochgearbeitet haben und zeigen, dass mit den Haflingern in der Dressur alles möglich sein kann. 

Haflinger im Springsport

Auch im Springreiten sind die Haflinger gut vertreten und wie flink die Haffis durch einen Springparcours sausen können, können Sie hier sehen:

Haflinger im Vielseitigkeitsreiten 

Mit Ponypower durch Gelände, das zeigen die Haflinger aufjedenfall. Auch wenn man den blondschöpfen das zunächst nicht zutrauen mag, fliegen die Haffis mit ihren Reiter*innen durchs Gelände und zeigen sehr wohl, dass sie auch in der Vielseitigkeit von sich überzeugen können. In der Vielseitigkeit müssen die blonden Athleten nicht nur ihr Können im Gelände zeigen, sondern auch in den Dressur und Springprüfungen. 

Haflinger in anderen Disziplinen

Neben den Hauptdisziplinen sind die Haflinger auch im Fahrsport und im Westernreiten aktiv. Dass die Haflinger auch erfolgreich im Fahrsport sein können, zeigt Ivonne Hellenbrand mit ihrem 19-Jährigen Haflinger Anderson. 2023 konnten sie sich in der Einzelwertung der Einspänner an 5. Stelle bei den Weltmeisterschaften im Para Driving platzieren. Hier sehen Sie Ivonne Hellenbrand und Anderson in Aktion:

Ivonne Hellenbrand und Haflinger Anderson bei den Para-Driving Weltmeisterschaften 2023

Haflinger Zucht: Die Zuchtziele

Die Zuchtziele bei der Zucht von Haflingern, hängt davon ab, wo sie gezüchtet werden. In Deutschland sind die Zuchtziele wie folgt:

  • kurzer trockener Kopf, breite Stirn, großes klares Auge, Ganaschen genügend weit & eine leicht konkave Profillinie
  • genügend langer Hals und leicht im Genick
  • Der Körper sollte im Rechteckformat sein mit einem gut ausgeprägten Widerrist, sowie längsovaler Rippung und eine lange, breite, gut bemuskelte,leicht abgezogene Kruppenpartie
  • korrekte, raumgreifende Gänge mit gutem Schub aus der Hinterhand im Bewegungsablauf
  • Größe von 144-152cm
  • Füchse in verschiedenen Abstufungen, helles Langhaar, Abzeichen an den beinen sind nicht erwünscht

In Österreich, wo die Haflinger herkommen sind die Zuchtziele ein bisschen detaillierter:

  • Fremdgenanteile:
    Das angestrebte Pferd darf einen maximalen Vollblutaraberanteil von 1,56 % aufweisen, der über die letzten 6 Generationen berechnet wird. Dieser zusätzliche Vollblutaraberanteil wird auf zwei Dezimalstellen gerundet und sollte hinter dem Namen des Pferdes angegeben werden. Wenn der zusätzliche Vollblutaraberanteil weniger als 0,09 % beträgt, wird er nicht weiter spezifiziert.
  • Kopf:
    Das Pferd zeichnet sich durch einen edlen Kopf aus, der mit einem großen, ausdrucksstarken Auge sowie einer sanft geschwungenen Nasenlinie und einer gut entwickelten Ganaschenfreiheit charakterisiert ist.
  • Hals:
    Der Hals ist ansprechend geformt, von ausreichender Länge und weist eine harmonische Biegung im Genickbereich auf.
  • Vorhand:
    Die vordere Körperpartie besticht durch kräftig bemuskelte, längliche Schultern, die einen markanten Widerrist und genügend Breite in der Brustregion aufweisen.
  • Mittelhand:
    Die Mittelhand des Pferdes ist lang und tief, wobei der Rücken straff, aber dennoch elastisch ist. Eine gute Verbindung zur Vorder- und Hinterhand ist gegeben, und die Rippenwölbung verläuft längsoval. Die Hinterrippe ist ausreichend lang.
  • Hinterhand:
    Die Hinterhand zeigt eine gelungene Formgebung mit guter Muskulatur, angemessener Länge und einer nicht übermäßig breiten oder stark gespaltenen Kruppe.
  • Fundament:
    Das Fundament des Pferdes ist solide und korrekt gebaut, mit gut entwickelten Gelenken und widerstandsfähigen Hufen.
  • Bewegungsablauf:
    Die Bewegungen des Pferdes sind harmonisch und fließend. Es zeigt einen gleichmäßigen Schritt, energische und elastische Trabbewegungen sowie eine gut ausgeprägte Galoppade mit einer Tendenz zum Bergaufgalopp. In allen Grundgangarten bewegt es sich taktsicher und mit korrekter Haltung.
  • Farben:
    Das Pferd kann in verschiedenen Fuchsfarben auftreten, von hell bis dunkel, wobei eine klare und satte Farbgebung bevorzugt wird. Stichelhaare und ein Aalstrich sind unerwünscht, während Kopfabzeichen akzeptiert werden. Beinabzeichen sind nicht erwünscht.
  • Langhaar:
    Idealerweise hat das Pferd helles oder weißes Langhaar, während leicht rötliches Langhaar toleriert wird. Rotes, graumeliertes bis graues Langhaar ist hingegen unerwünscht.
  • Rassenmerkmale:
    Das angestrebte Pferd sollte einen ausdrucksstarken Charakter haben und vielseitig einsetzbar sein, sowohl für Reit- als auch Fahrzwecke für Kinder und Erwachsene. Zudem sollte es gutmütig, genügsam und leistungsfähig sein und auch als Wirtschaftspferd eingesetzt werden können.

Berühmte Haflinger Zuchthengste 

Alle modernen Haflinger stammen von nur sieben einflussreichen Hengsten ab. Die sieben Stammvaterlinien, die sich in den 1920er Jahren bildeten, sind A, B, M, N, S, St und W. Haflinger-Züchter beziehen sich manchmal auf ihre Pferde anhand der Linie ihres Vaters, dann steht auf der Webseite des Züchters oder auf der Verkaufseite des Haflingers zum Beispiel: XY stammt von einem A-Linien Hengst an, aus einer N-Linien Stute. Doch welche Hengste haben diese Linien geschaffen? Welche Hengste waren die Gründer ihrer Linie?

Gründer der A-Linie: 999 Anselmo

Geboren im Jahr 1926, in der 6. Generation Haflinger

Obwohl die A-Linie heute als eine der wichtigsten Hengstlinien in der Haflingerzucht gilt, wurde Anselmo ein Großteil seines Lebens nicht zur Zucht eingesetzt. Als nach dem Zweiten Weltkrieg ein Mangel an Hengsten die Sorge aufkommen ließ, dass die Linie nicht überleben würde, wurde er 1947 im Alter von 21 Jahren von der Haflinger Züchtervereinigung Tirol gekauft, um Stuten aus wertvollen mütterlichen Linien zu decken. Letztendlich zeugte er acht Zuchthengste, von denen vier zur Zucht verwendet wurden.

Gründer der B-Linie: Bolzano

Geboren im Jahr 1915, in der 5. Generation Haflinger

Bei der Trennung Südtirols von Österreich blieb Bolzano einer der wenigen Haflingerhengste dort, und da in Südtirol keine Qualitätslinienzucht betrieben wurde, war die Linie fast verloren. Die Haflinger Züchtervereinigung Tirol rettete die Linie mit dem Kauf seines Enkels, Bozen, im Jahr 1965, und hat seitdem versucht, die Stärke der B-Linie aufzubauen.

Gründer der M-Linie: Massimo

Geboren im Jahr 1927, in der 7. Generation Haflinger

Massimo hatte einen großen Einfluss auf die Rasse mit seinen sechs Söhnen, darunter 1262 Midas, aber im Laufe der Zeit wurde er bekannt dafür, herausragende Töchter zu produzieren.

Gründer der N-Linie: Nibbio 

Geboren im Jahr 1920, in der 6. Generation Haflinger

Eine der stärksten Hengstlinien heute, Nibbio ist bekannt für die Produktion hervorragender Qualität entlang der N-Linie. Seine Linie spaltete sich in zwei Zweige: Naz in Deutschland und Österreich und Nautilus in Italien.

Gründer der S-Linie: Stelvio

Geboren im Jahr 1923, in der 6. Generation Haflinger

Eine weitere weniger bevölkerte und relativ schwache Linie, Stelvios S-Linie hat zu individuell erfolgreichen Pferden geführt, aber keines von überragender Bedeutung. Die Haflinger Züchtervereinigung Tirol hat auch versucht, diese Linie durch gezielte Zucht zu stärken.

Gründer der St-Linie: Student

Geboren im Jahr 1927, in der 6. Generation Haflinger

Student verbreitete die St-Linie in der Welt, insbesondere durch seinen Sohn Stromer. Zunächst fruchtbar, schwächte sich die Linie in den folgenden Generationen ab, obwohl gezielte Zucht in jüngster Zeit eine Verbesserung der Linie gezeigt hat.

Gründer der W-Linie: Willi

Geboren im Jahr 1921, in der 5. Generation Haflinger

Obwohl heute dominant, war Willis W-Linie fast verloren. Er zeugte weit mehr Töchter als Söhne, von denen nur vier zur Zucht behalten wurden. Von diesen starb einer nach minimaler Zucht, einer wurde in einer Gegend mit schlechter Qualität an Stuten platziert, und einer (Willi I) wurde nach Syrien exportiert. Obwohl Willis Linie von seinem Enkel Wieland fortgesetzt wurde, war Wielands Mutter nicht registriert, und deshalb wurde er vermieden. Willis vierter Sohn, Wardein, wurde spät im Leben im Alter von 20 Jahren gekauft, um die Linie zu retten. Ähnlich wie Anselmo wurde er unglaublich einflussreich.

Fütterung, Gesundheit und Haltung von Haflingern

Fütterungsanforderungen für Haflinger

Ähnlich wie Islandpferde, sind Haflinger sehr gute Futterverwerter und können sich mit sehr wenig und spärlichem Futter begnügen. Es ist sehr wichtig bei der Fütterung von Haflingern folgendes zu berücksichtigen:

  • Es sollte eine ausreichend große Menge an qualitativ hochwertigem Heu zur Verfügung stehen und die Grundlage der Haflingerfütterung bilden. Es können auch Netze/ Slow Feeders verwendet werden, um eine langsame aber stetige Heuaufnahme zu gewährleisten.
  • Mineralfutter sollte auch zu gefüttert werden, am besten in Rücksprache mit dem Tierarzt oder einer Futterberatung.
  • Kraftfutter sollte nur in kleinen Mengen gegeben werden, da Haflinger zu Übergewicht neigen.

Besondere Gesundheitsanforderungen oder -probleme bei Haflingern

Ein gesunder Haflinger kann in der Regel eine Lebenserwartung von 30 bis 35 Jahren haben. Wie alle Pferderassen neigen auch Haflinger zu bestimmten Erkrankungen, wie zum Beispiel: Hufrehe, Zahnproblemen, Sommerekzem und Stoffwechselstörungen. Diese Krankheiten können durch eine genetische Veranlagung oder durch falsche Ernährung verursacht werden, was zu einem erhöhten Risiko für Übergewicht führt.

Equines metabolisches Syndrom (EMS)

Das equine metabolische Syndrom (EMS) ist eine Stoffwechselerkrankung, von der grundsätzlich jedes Pferd betroffen sein kann. Besonders anfällig sind jedoch leichtfuttrige Ponys oder Kleinpferde wie der Haflinger. Eine mögliche Ursache für diese Krankheit kann starkes Übergewicht bei Pferden sein. Zu den Symptomen können Leistungsabfall, mattes Fell, übermäßiges und schnelles Schwitzen sowie Hufrehe gehören.

Hufrehe

Hufrehe ist eine Entzündung der Huflederhaut, die zu starken Hufschmerzen führen kann. Die Ursachen für Hufrehe können vielfältig sein, darunter eine übermäßige Belastung der Hufe, eine Fütterung mit zu viel Protein und Kohlenhydraten, Übergewicht, Vergiftungen oder Krankheiten wie das Cushing-Syndrom oder das equine metabolische Syndrom (EMS).

Haltungsformen für Haflinger

Die Auswahl an Haltungsformen ist riesig, ob Box, mit und ohne Paddock, Boxenhaltung mit täglichem Weidegang, Gruppenhaltung, Aktivstall, Offenstall oder Paddock Paradise Haltungssysteme. Jedoch sollte man jedes Pferd als ein eigenes Individuum betrachten, dabei ist die Rasse erst einmal egal. Man sollte bei der Haltung von Pferden, egal ob Haflinger, Trakehner oder Englisches Vollblut, auf eine artgerechte Pferdehaltung setzten, ob nun ein Aktivstall oder eine Box mit genügend Weidegang infrage kommt, ist von Pferd zu Pferd unterschiedlich und muss individuell entschieden werden.

FAQ rund um Haflinger Pferde

Wie teuer sind Haflinger-Pferde?

Der Preis für einen Haflinger variiert vom Alter bis zur Abstammung und Eignung, grundsätzlich kann aber gesagt werden, dass der durchschnittliche Preis meistens ab 3.000 € beginnt und auch weiter nach oben steigen kann.

Ist ein Haflinger für Anfänger geeignet?

Ja, Haflinger können tolle Familienpferde seien und kommen oft gut mit Kindern zurecht. Dennoch können Haflinger auch sehr stur werden und deswegen sollten Sie ihre kleinen Kinder nicht unbeaufsichtigt mit ihnen lassen. Aufgrund ihrer Gelassenheit eignen sich einige Haflinger auch für Anfänger, jedoch bedeutet dies nicht, dass ein erfahrener Reiter mit einem Haflinger nicht umgehen könnte. Ziehen sie in Erwägung, einen Haflinger als ihr erstes eigenes Pferd zu kaufen?

Wie viel Gewicht kann ein Haflinger ziehen?

Abhängig von seinem Eigengewicht und Trainingszustand kann der Haflinger 500kg an Gewicht ziehen. Wichtig ist zu beachten, dass das Zuggewicht nicht dem Gewicht entspricht, dass der Haflinger auf seinem Rücken tragen kann. Grundsätzlich geht man davon aus, das Ponys und Kleinpferde das ein bis zweifache ihres Körpergewichts ziehen (nicht tragen) können.

Autor*in
Nele SchimmelpfennigKlinikenMehr VON CMH.TV

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