Das Hauspferd: Alles Wissenswerte über Rassen, Haltung, Lebenserwartung und Domestizierung

Das Hauspferd: Alles Wissenswerte über Rassen, Haltung, Lebenserwartung und Domestizierung

Das Hauspferd, wissenschaftlich als Equus caballus bekannt, ist eine domestizierte Form des Wildpferdes, die vor etwa 5.000 Jahren in der pontisch-kaspischen Steppe begann. Diese Domestizierung hat bedeutende Auswirkungen auf die Menschheitsgeschichte, da Pferde als Transportmittel, in der Landwirtschaft und im Krieg eingesetzt wurden. Heute sind sie vor allem Sport- und Freizeitpartner, aber auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor im Produktions- und Dienstleistungssektor.

Inhaltsverzeichnis

Zugegeben, der Name ist etwas irreführend. Pferdeliebhaber und Reiter kennen eher die Begriffe Reit-, Fahr- oder Sportpferd. Oder noch etwas spezifischer: Dressur-, Spring-, Vielseitigkeits- oder Freizeitpferd. Das bezieht sich eher auf die (sportliche) Nutzung, der aber viele Tausend Jahre zuvor die Domestizierung vorausgegangen ist. Insofern sind auch diese Pferde "Hauspferde". Die Silbe -Haus- bezeichnet die domestizierte Form von Tieren. Als Domestizierung (auch Domestikation; zu lateinisch domesticus „häuslich“) wird der Veränderungsprozess von Wildtieren durch eine gezielte Züchtung durch den Menschen bezeichnet.

Diesen Domestizierungsprozess finden wir bei allen unseren Nutz- und Haustieren sowie Kulturpflanzen.

Hinweisbox Tipp
Hauspferd oder Wildpferd?
Der Begriff "Wildpferd" ist etwas irreführend, denn es handelt sich hierbei um verwilderte Hauspferde.
Mustangs , die wild lebenden Pferde in Nordamerika, sind die Nachkommen verschiedener europäischer Hauspferderassen, vor allem Berber- und Araber-Pferde, die im 16. Jahrhundert durch die spanischen Konquistadoren nach Amerika kamen.
Brumbies sind das australische Pendant zu den amerikanischen Mustangs. Sie stammen von domestizierten Pferden und Reitpferden ab, die nach dem Goldrausch in der Mitte des 19. Jahrhunderts freigelassen wurden. Die Bezeichnung „Brumby“ soll auf James Brumby zurückgeführt werden, der 1804 seine Pferde und Besitzungen in Mulgrave Place/New South Wales aufgab, zurückließ und nach Tasmanien auswanderte.
Sowohl Mustangs als auch Brumbies sind einerseits Teil des amerikanischen bzw. australischen Kulturerbes, werden aber andererseits für die Schädigung empfindlicher Ökosysteme verantwortlich gemacht. Schutzmaßnahmen für die Wildpferde konzentrieren sich auf die oft umstrittene Kontrolle der Populationsgröße.
In Deutschland gibt es einige frei lebende Rassen, wie die Koniks, Dülmener oder die Senner. Sie erhalten und pflegen durch ihr Fressverhalten unterschiedliche Naturschutzgebiete, wie das Biosphärenreservat Elbtalaue, die Senne oder den Merfelder Bruch. Ihre Lebensweise kann als halbwild bezeichnet werden. Sie kennen zwar keinen Hufschmied und die Fohlen kommen draußen zur Welt, dennoch wird die Zucht und Nachkommenschaft kontrolliert. Dülmener und Senner Pferde stehen auf der Liste alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH).

Domestizierung des Pferdes: vom Wildtier zum Haustier

Die Domestizierung ist DAS entscheidende Phänomen, welches die Menschheit zu dem gemacht hat, was sie heute ist. Die domestizierte Form wird über Generationen hinweg von der Wildtierform genetisch isoliert, um durch eine gezielte Züchtung einen Nutzen für den Menschen zu erzielen. Die Domestizierung des Pferdes gilt als einer der Schlüsselmomente in der Menschheitsgeschichte und es hätte, zusammen mit der Erfindung des Rades, eine fulminante Erfolgsstory geben können. Mit dem Pferd erschuf sich der Mensch neuen Lebensraum. Das Reisen zu entfernten Ländern und Kulturen, die Urbarmachung von Böden, Transport und Handel wären ohne Pferde nicht möglich gewesen.

Schon in der Antike waren sie nicht nur Nutztier, sondern Statussymbol, Gefährte- und Fabelwesen. Mit den Pferden hat der Mensch – neben der zu den Hunden – die wohl intensivste und wichtigste Verbindung. Kaum eine andere Beziehung ist so voll von wunderbaren Erzählungen und Gänsehaut-Momente, fantastischen Mythen und Sagen. Doch die Geschichte und auch die Gegenwart zeigen uns leider ebenso viele dunkle Kapitel im Zusammenleben von Menschen und Pferden. 

Doch fangen wir vorn an:

Das Hauspferd (Equus caballus) ist die domestizierte Form des Wildpferdes (Equus ferus). Lange galt das Przewalski-Pferdes als ursprüngliche Wildform unserer Hauspferde. Doch neueste Forschungen kommen zu anderen Ergebnissen: 

Laut einer DNA-Analyse begann die Pferdezucht bereits vor 5000 Jahren. Ein internationales Forscherteam hatte bereits 2009 das Rätsel vom Beginn der Domestizierung mit modernsten Methoden der Gentechnik gelöst.

Demnach begann die Einflussnahme von Fellfarben mindestens schon vor 5000 Jahren in der ponto-kaspischen Steppe im heutigen Russland, Kasachstan, der Ukraine und Rumänien - also 1000 Jahre früher als zuvor angenommen. Das bedeutete, dass alle heutigen Hauspferde auf Mutationen südlich der Unterläufe des Don und der Wolga um etwa 3000 v. Chr. zurückgehen. 

Die Domestizierung des Pferdes brachte dem Menschen viele Vorteile. Weite Strecken konnten schneller zu überwinden, Herden konnte besser kontrolliert werden und auch die Jagd wurde effektiver. 

Der größte Vorteil zeigte sich auch bei kriegerischer Auseinandersetzung.

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Bogenschützen, Steigbügel und die Chinesische Mauer
Die Mongolen waren nicht nur fantastische Reiter und Bogenschützen, sondern auch die Erfinder der Steigbügel. Die anfangs nur rudimentären Zehenschlaufen ermöglichten den Kriegern, freihändig zu reiten und das Gleichgewicht zu halten. Das Zielen mit Pfeilen und die Verwendung von Schwertern wurde dadurch erheblich erleichtert.
Die Chinesische Mauer, eines der gewaltigsten Festungsanlagen der Menschheitsgeschichte, wurde zum Schutz vor der heranbrausenden mongolischen Kavallerie erbaut. Doch auch der gigantische Wall konnte Dschingis Khan und seine Nachfolger nicht aufhalten. Sie eroberten auf dem Rücken ihrer kleinen, robusten Pferde das (nach dem britischen Empire) zweitgrößte Weltreich aller Zeiten.

Zeitreise: Pferd als Lasttier und "Kriegsgerät"

Durch die Zucht würden Größe, Farbe, Charakter, Leistungsfähigkeit der Pferde im Laufe der Jahrtausende den wechselnden Bedürfnissen der Menschen angepasst. Waren sie in den frühen Großreichen der Assyrer und Hethiter für den Einsatz vor dem Streitwagen eher klein und wendig, braucht man im 9. Jahrhundert schwere Arbeitspferde für die Landwirtschaft.

Später wurde Pferde hauptsächlich für den Kriegseinsatz gezüchtet. Das Augenmerk der Landespferdezucht des 19. Jahrhunderts lag darin, Pferde vornehmlich für militärische Zwecke zu züchten.

Pferde wurden zwar schon immer in militärischen Auseinandersetzungen erfolgreich eingesetzt, aber in der Neuzeit und den Weltkriegen sprechen wir von ganz anderen Dimensionen als all die Jahrhunderte zuvor.

Über 8 Millionen Pferde waren am 2. Weltkrieg teilgenommen. Damit zählt dieser Krieg zur zahlenmäßig größten „Pferdeschlacht“ der Menschheitsgeschichte.

Nicht mitgerechnet sind die Hunderttausende von Pferden, die die Flüchtlingsströme begleiteten. Gerade die letzten Jahrhunderte zeigen, wie eng das Pferd Freund und Leid, Leben und Tod mit den Menschen geteilt hat.

Das Hauspferd als Wirtschaftsfaktor

Heute hat sich dieses Bild gewandelt. Das Pferd ist heute weniger Nutztier, sondern eher Freizeit- oder Sportpartner. Moderne Technologien und Maschinen haben das Pferd in Industrie, Landwirtschaft und Militär ersetzt und ihre Arbeit übernommen. Und das ist auch gut so. In den 1960er-Jahren sah es schließlich so aus, als hätten die Pferde ausgedient. Fast schien das Pferd seinen Nutzen verloren zu haben. Der Reitsport war nur einer kleinen elitären Gruppe zugänglich und das Hauspferd rutschte auf die Liste alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH). Die Zeiten der Wirtschaftskrise und unerschwingliche Treibstoffkosten ließen allerdings vor allem in den ärmeren Gebieten der Erde die Nachfrage nach Last- und Reittieren in die Höhe schnellen.

„Ich glaube an das Pferd, das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung.» 

Dieses Zitat wird dem deutschen Kaiser Wilhelm II.  Ganz so war es nicht, trotzdem geschah in den Industrieländern Erstaunliches. Obwohl das Pferd durch die Massenmotorisierung überflüssig geworden war, erwies sich die lange Verbindung des Menschen mit dem Pferd als ausgesprochen tragfähiger. Als Arbeitstiere verschwanden die Pferde zwar weitgehend, als Freizeitpferde überlebten sie in einer nie geahnten Vielfalt.

Immer mehr Menschen entdeckten das Pferd als Sport- und Freizeitpartner. Inzwischen ist der Reitsport zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden. Hier ein paar Zahlen aus dem Jahresbericht der FN / DOKR von 2023

Wirtschaftsfaktor Pferd / Pferde in Deutschland

  • Laut einer AWA-Studie gaben 2016 rund 14 Millionen Befragte an, Interesse am Reiten zu haben. Rund 4 Millionen interessieren sich sogar ganz besonders für diese Sportart. Es wurden jedoch nur Personen befragt, die älter als 14 Jahre waren.
  • 3,89 Millionen Menschen bezeichnen sich selbst als Reiter. 1,25 Millionen betreiben diese Sportart intensiv. Rechnet man Kinder bis 14 Jahre hinzu, so summiert sich die Zahl auf ca. 1,8 Millionen. Darunter sind 78 % Frauen. Außerdem gibt es etwa 900.000 Pferdebesitzer in Deutschland.
  • Der Umsatz der deutschen Pferdewirtschaft liegt bei geschätzten 7 Milliarden Euro. Darunter fallen 39 % (2,7 Mrd. Euro) der Ausgaben auf den Bereich Pferdehaltung, 61 % (4,3 Mrd. Euro) auf den Bereich Einzelhandel und Dienstleistungen.
  • Mehr als 10.000 Firmen, Handwerksbetriebe und Dienstleistungsunternehmen in Deutschland haben direkt oder indirekt das Pferd als Haupt-Geschäftsgegenstand. Rund 2,6 Milliarden Euro geben Reiter, Fahrer, Voltigierer und Züchter jährlich für laufende Kosten in Pferdesport und -haltung aus.

Hauspferderassen: Über 330 Pferderassen im Überblick

Unter dem Begriff Hauspferd findet sich eine unglaubliche Vielzahl an Pferderassen.
Eine Übersicht findest du hier: Pferderassen von A-Z

Die Zucht war ein wichtiger Faktor in der Domestizierung des Wildpferdes zum Hauspferd. Allerdings konnte man da kaum von einer systematischen Zucht mit Zuchtbuch in heutiger Form sprechen. Gerade die aus entfernteren Gegenden stammende Tiere waren begehrte Handelsware oder Kriegsbeute und wurden mit den einheimischen Pferden gekreuzt. Die meisten Pferde werden heute als Sport- und Freizeitpferde gezüchtet. Zur Zucht zugelassen sind meist nur Pferde, die im Herd- oder Zuchtbuch der jeweiligen Pferderasse aufgenommen sind. Zuchtschauen und Prüfungen dienen dazu, die Spreu vom Weizen zu trennen. Hengste müssen gekört werden, Stuten im Stutbuch aufgenommen sein.

Die Pferdezucht dient inzwischen schwerpunktmäßig dem Erhalt und der Verbesserung der jeweiligen Rasse, sowie der Zucht von erfolgreichen Nachwuchspferden für den Reitsport. Gerade erfolgreichsten Sportpferde, vor allem Hengste mit hohem Leistungsvermögen, sind in der Zucht sehr gefragt. Dementsprechend hoch liegt die Decktaxe.

Form folgt Funktion: Farbe, Form, Bewegung

Die "Urpferde" waren klein und gedrungen, nur braun oder schwarz, mit einem Aalstrich. Fellfarbe und Größe passte sich der damaligen steppenartigen Umgebung an. Knochenfunde von der letzten Eiszeit etwa vor 12.000 Jahren belegten, dass die Pferde ursprünglich nur in den Farben Braun und Schwarz auftraten. Erst der Eingriff des Menschen führte zu einem ebenso plötzlichen wie rasanten Anstieg der Zahl von Fellfarben und Farbmischungen. 

Die Zucht brachte schließlich die Vielfalt in Form, Farbe, Größe und Bewegungspotential unserer heutigen Hauspferde hervor.

Hier einige Beispiele:

Falabellas sind die kleinste Pferderasse. Sie haben aufgrund ihrer geringen Größe natürlich einen hohen Niedlichkeitsfaktor. Im Gegensatz zu anderen Pferderassen haben Falabella-Pferde 17 statt 18 Wirbel und auch einige Rippen weniger. Ihr Herz ist dagegen relativ groß im Verhältnis zum Körper, ähnlich dem eines großen Pferdes. Geritten werden können diese Pferde nicht, sind aber als Therapiepferd in Altenheimen im Einsatz.

Das Shire Horse ist ein Kaltblutpferd und mit einer maximalen Masse von mehr als 1200 kg sowie einer Widerristhöhe von durchschnittlich 1,78 m die größte Pferderasse der Welt. Vermutlich stammt es von den gewaltigen Schlachtrossen der Ritterzeit ab, welche die Normannen nach England brachten und die mit einheimischen Stuten verpaart wurden.

Gangpferde: Pferde mit den Sondergangarten Tölt, Pass, Paso, Foxtrott, Walk, Marcha. Ziel in der Zucht ist immer eine fließende Bewegung, die dem Reiter eine möglichst erschütterungsfreie Fortbewegung ermöglicht. Gangpferde können prinzipiell jeder Pferderasse angehören, es gibt aber auch speziell auf Sondergänge selektierte Rassen. Das Islandpferd ist sind sicherlich die bekanntesten Vertreter der Gangpferde. Eine asiatische Rasse mit Gangveranlagung stellt das Mongolische Pferd dar.
Gangpferde sind genetisch zu ihrem Spezialgang veranlagt, beziehungsweise ist es teilweise auch ein natürlicher Entwicklungsprozess, der dem Gelände geschuldet ist, in dem die Pferde leben.
Zum Rasseportrait: Islandpferd

Sportpferde: Wie bei den Gangpferden ist die Zucht von Sportpferden nicht auf eine Rasse beschränkt. Die Anzahl der sportlichen Disziplinen und damit auch die speziellen Ansprüche werden immer vielfältiger. Zu den bekannten Pferdesportarten wie Dressurreiten, Springreiten, Vielseitigkeitsreiten, dem Fahrsport, Galopp- oder Trabrennen gesellen sich heute unterschiedliche Aktivitäten aus dem Westernreiten oder der Working-Equitation. Ein Sportpferd ist ein speziell für den Wettbewerbssport der jeweiligen Reitdisziplin gezüchtetes Pferd. Es zeichnet sich durch Athletik, Ausdauer und Leistungswillen aus und bringt auch die gewünschten Veranlagungen, wie Schnelligkeit, Sprungkraft und Bewegungspotential, mit.

Zuchtziel von einem Dressur- und/oder Springpferd ist ein rittiges Sportpferd mit viel Potenzial für den Sport, gerne doppelt veranlagt, mit großrahmigen Bewegungen. Ein edles, korrektes, gesundes Pferd mit schwungvollen, raumgreifenden, elastischen Bewegungen, dass aufgrund seines Temperamentes, seines Charakters und seiner Rittigkeit für Reitzwecke jeder Art geeignet ist.

Siehe hierzu auch einige Rasseportraits:

Pferderasse: Oldenburgern
Pferderasse:
Hannoveraner
Pferderasse:
Trakehner
Pferderasse:
Deutsches Reitpony

Welche Hauspferderasse ist in Deutschland am beliebtesten? 

  1. Hannoveraner
  2. Oldenburger
  3. Deutsches Reitpony
  4. Haflinger
  5. Westfale
  6. Isländer
  7. Deutsches Reitpferd
  8. American Quarter Horse
  9. Holsteiner
  10. Shetlandpony

(Quelle: Check24 mit den Daten der Allianz-Tierversicherung)

Gesundheit, Haltung, Fütterung und Pflege von Hauspferden

Haltung von Hauspferden

Pferdehaltung umfasst zuerst einmal die Haltung von Pferden, Ponys, Maultieren und Eseln in menschlicher Obhut. Equiden benötigen, entsprechend ihrer natürlichen Lebensform, sehr viel Bewegungsmöglichkeiten, um gesund zu bleiben. 

Die Frage nach der optimalen Ernährung und Haltung unserer Hauspferde nimmt einen immer höheren Stellenwert ein. War früher die Ständerhaltung, keine oder nur wenig freie Bewegung, eine akzeptierte Haltungsform, haben sich heute die Ansprüche der Pferdebesitzer deutlich verändert.
Das Wohl der Pferde steht im Vordergrund. Viele möchten die natürlichen Bedürfnisse ihrer Pferde nach Licht, freier Bewegung, staubfreier Umgebung, Sozialkontakt und gutem Heu als Grundfutter bestmöglich erfüllen. Was einfach klingt, ist in der Umsetzung leider sehr komplex.

Ein Hauptproblem der modernen Pferdehaltung ist der Bewegungsmangel gepaart mit zu langen Fresspausen. Unsere Hauspferde sind Lauf- und Fluchttiere und Dauerfresser. In dem natürlichen, steppenähnlichen Lebensraum der Wildpferde waren die Herden fast durchgängig auf der Suche nach guten Futter- und Wasserquellen und legten dabei oft große Distanzen von 30 bis 40 km zurücklegen. Auch frei lebende Hauspferd sind 14 -16 Stunden am Tag – meist zur Nahrungsaufnahme – in Bewegung. Typischerweise bewegen sie sich beim Grasen langsam, aber stetig vorwärts.

Dieser hohe Bewegungsbedarf ist auch bei Sportpferden durch das tägliche Training meist nicht zu decken. Immer mehr Pferdebesitzer suchen aus diesem Grund gezielt nach Aktivställen und Offenstallhaltung für ihre Pferde, um möglichst viel freie Bewegungsmöglichkeiten zu gewährleisten. Auch wenn diese Haltung aufwendig, entsprechend teuer und einen enormen Arbeitsaufwand bedeutet, ist sie doch ein wesentlicher Baustein in der Gesunderhaltung der Pferde.

Mehr über Haltungsformen beim Pferd: Die Pferdehaltung - Artgerechte Haltungsformen und gesetzliche Vorschriften bei Pferden

Fütterung von Hauspferden

Eine gute Fütterung ist, neben ausreichender Bewegung, für unsere Pferde die beste Gesundheitsvorsorge. Diese beiden Faktoren gehen Hand in Hand, bedingen und ergänzen sich quasi gegenseitig. Wie bereits erwähnt, waren Wildpferde als Steppenbewohner, fast den ganzen Tag auf Nahrungssuche. Sie fraßen beständig kleiner Mengen, sodass über den Tag, je nach Jahreszeit eine Menge von 50 bis 60 kg Weidegräser, Blüten, Wurzeln, Kräuter zusammen kamen. Berechnet man diese Menge als Trockensubstanz, zieht also den Wassergehalt ab, entspricht das etwa einer Menge von 10 bis 12 kg. Das ist auch heute noch das gängige Maß bei der Berechnung der Heuration, also 2 Kilogramm Heu pro 100 kg Lebendgewicht.  

Hochwertiges und gutes Heu in dieser Menge reicht für ein Pferd bei leichter Arbeit vollkommen aus. Viel hängt von der Raufutterqualität, der Pferderasse, dem Training und den Leistungsanforderungen ab.

Die Futtermenge muss gut auf den Tag verteilt werden, denn der Pferdemagen ist relativ klein. Der Verdauungstrakt der Hauspferde hat sich dem gegenüber dem der Wildpferde nicht wesentlich verändert und ist darauf ausgelegt, beständig kleine Menge zu verdauen. Das gelingt nur, wenn durch eine kontinuierliche Kautätigkeit genügend Speichelmenge produziert wird, die für einen ausgeglichenen pH-Wert im Magen sorgt.

Lange Fresspausen und zu große Futtermengen haben oft fatale Folgen und Koliken, Magengeschwüre, Verhaltensstörungen und Stoffwechselprobleme sind oft die Folgen falscher Fütterung.

Über die Gabe von Ergänzungsfutter und Zusatzstoffe wie Mineralien, Öle, Kräuter und andere Substanzen streiten sich die Gemüter. Es gibt in diesem Bereich kontroverse Diskussionen und Empfehlung, welche und wie viele Zusatzstoffe wichtig und nötig sind. Die Futterindustrie ist in den letzten Jahrzehnten zu einem florierenden Geschäftszweig geworden. Das Angebot an Spezialfutter ist unüberschaubar. Jeder Pferdebesitzer tut gut daran, die Futterrationen für sein Pferd genau zu überprüfen oder von einem unabhängigen Futterberater zusammenstellen zu lassen. Die Fütterung von Hauspferden ist ein Thema für sich, deswegen hier ein kleiner Spickzettel.

  • Wie viel Heu braucht ein Pferd pro Tag? Pferde benötigen regelmäßig Raufutter (Heu und Stroh) für eine gesunde Verdauung, 1,5 bis 2 Kilogramm Raufutter pro 100 Kilogramm Gewicht des Pferdes sind das Minimum. Wichtig: Raufutter vor dem Kraftfutter füttern!
  • Wie sollte Heu gefüttert werden?  Am liebsten fressen Pferde Heu vom Boden. Das ist die natürliche Fresshaltung. Es gibt verschiedenen Modelle und Vorrichtungen, um das Fressen des Raufutters zu verlangsamen und so die Fresszeiten zu verlängern. (Heunetze, -gitter, -tonnen.)
  • Wie oft sollte Kraftfutter gefüttert werden? Kraftfutter sollte auf mindestens drei Mahlzeiten verteilt werden.

Pferdepflege

Regelmäßige und gründliche Pferdepflege ist wichtig für die Gesundheit und das Wohlbefinden deines Pferdes. Sie hilft, Verletzungen und Krankheiten vorzubeugen, fördert die Durchblutung und stärkt die Beziehung zwischen Pferd und Reiter.

Pferd und Mensch

Ein Thema mit vielen Facetten. Wunderschön, aber, so ehrlich müssen wir sein, oft leider auch erschreckend. Für viele von uns sind Pferde der Lebensinhalt, für andere ein teurer Sport", für einige Unternehmer schlicht und ergreifend ein gutes Geschäft.

"Das Pferd war die erste Muse und der letzte Sklave des Menschen" (Stefan Schomann)

Im Laufe der Geschichte waren Pferde für uns Menschen Nahrung, Beute, Waffe, Fortbewegungsmittel, Zugmaschine, Sport- oder Prestigeobjekt, aber oft auch Gefährten, Seelentröster und Freunde fürs Leben. Eine oft große Verbundenheit zwischen Menschen und Pferd, sehen wir heute stärker denn je im Reitsport und besonders im wachsenden Breitensport.

Hauspferde sind die Tröster für unsere kleinen und großen Sorgen, bewährte Therapeuten und Wegweiser. Wir bewundern ihre Schönheit und lieben ihre Sanftmut. Sie lassen uns über uns selbst hinauswachsen, verleihen uns Flügel. Sie können mit und für uns Großartiges leisten. Aber Pferdeliebe hin - Pferdeliebe her. Wir (Sport-) Reiter werden uns auch in Zukunft vielen kritischen Fragen stellen müssen. 

Hinweisbox
Das Wohl der Pferde steht im Vordergrund
Wichtig! Unsere Aufgabe ist es, unseren Hauspferden, basierend auf den Lebensbedürfnissen ihrer wilden Vorfahren, natürliche Haltungs- und Fütterungsbedingungen zu bieten. Dazu gehört auch ein ganzheitliches Gesundheits- und faires und pferdefreundliches Trainingsmanagement.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Hauspferd

Wie alt werden Pferde?

Die Lebenserwartung von Hauspferden liegt zwischen 25 – 30 Jahren.

Wie alt ist das älteste Pferd?

Old Billy ist 1822 im stolzen Alter von 62 Jahren im britischen Dorf Woolston gestorben und gilt als das bis heute älteste Pferd der Welt. Pony "Frieda" ist mit 55 das älteste noch lebende Pony Deutschlands (Stand Februar 2024)

Es ist allerdings eine seltene Ausnahme, die meisten Pferde werden nicht über 35 Jahre alt.

Wie lange ist die Tragzeit bei Pferden?

Die Tragzeit von Hauspferden beträgt 11-12 Monate

Wie teuer ist ein Pferd?

Die Anschaffungskosten sind abhängig von den jeweiligen Ansprüchen. Die Preise variieren stark. Alter, Rasse, Ausbildungsstand und Abstammung sind wichtige Indikatoren für den Preis. Ein ausgewachsenes und bereits ausgebildetes Pferd kann, je nach Ausbildungsstand, durchaus 10.000, 20.000, 30.000 Euro oder mehr kosten. Auf Elite-Auktionen haben aber auch schon Fohlen für 154.000 Euro den Besitzer gewechselt.

Ist es erlaubt, ein Pferd allein zu halten?

Sozialkontakt ist für jedes Pferd ein Muss. Daher brauchen Pferde mindestens Sicht-, Hör- und Geruchskontakt zu Artgenossen. Ein einzelnes Pferd ohne Artgenossen zu halten, ist tierschutzwidrig.

Wie schnell können Pferde laufen?

Im Schritt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 3,5 bis 6,0 km/h. Im Trab zwischen 12 und 18 km/h.

Im Galopp laufen unsere Pferde durchschnittlich mit einer Geschwindigkeit von 21 bis 35 km/h. Jedoch kann ein Quarter Horse zum Beispiel auf eine Kurzstrecke eine Geschwindigkeit von über 80 km/h erreichen.

So gilt das 1764 geborene britische Rennpferd Eclipse als schnellstes Pferd der Welt. Der Hengst soll für die 7190 Meter lange englische Rennstrecke sechs Minuten und vier Sekunden gebraucht haben, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 71,9 km/h entsprechen würde.

Wie lange schlafen Pferden?

Die meisten Pferde schlafen zwischen drei und fünf Stunden pro Tag. Fohlen schlafen sehr viel mehr. Auch bei Pferden gibt es verschiedene Schlafphasen: Leichtschlaf, Tiefschlaf und REM-Schlaf. Im REM-Schlaf liegen Pferde immer, die anderen beiden Schlafphasen verbringen sie im Stehen. 

Was sind die häufigsten Krankheiten bei Hauspferden?

Kolik, Magengeschwüre, Hufrehe, Lahmheiten, Arthrose, Sommerekzem, Mauke.

Autor*in
Dinah HoppenstedtKlinikenMehr VON CMH.TV

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